Digimon Cyber Sleuth™: Hacker´s Memory – „Abenteuer im Cyberspace“

                                                  Getestet und verfasst von General M

„Digimon? Gibt´s die etwa immer noch?“, werden sich einige fragen. Zwar genießen die Monster hierzulande längst nicht mehr die Popularität, welche sie zu Beginn des Millenniums innehatten, besonders aber in Japan stehen sie bis Heute beinahe auf der gleichen Beliebtheitsstufe wie hier die Pokémon. Kein Wunder also, dass auch hier über die Jahre einige Videospielumsetzungen erschienen sind. Im deutschsprachigen Raum mag dem ein oder anderen noch Digimon World ein Begriff sein, welches seinerzeit noch für die erste PlayStation erschien und auch mehrere Fortsetzungen erhielt. „Hacker´s Memory“ stellt dabei die Fortsetzung zum vor drei Jahre exklusiv auf der PlayStation 4 veröffentlichten „Digimon Cyber Sleuth“ dar und entführt den Spieler abermals in virtuelle Welten, wieder exklusiv auf Sony´s aktueller Konsole. Wir haben das Spiel ausführlich getestet. 

Digimon´s Darknet

Abermals schlüpfen wir in die Haut des aus dem Vorgänger bekannten Charakters, dessen Namen man zu Spielbeginn frei wählen kann. In der völlig digitalisierten Gesellschaft, die beinahe eine leicht düstere Zukunftsvision unserer tatsächlichen Gegenwart abzeichnet, wird er Opfer eines massiven Datendiebstahls. Klar, dass man das nicht einfach so hinnehmen kann! Also begibt sich der Spieler zurück in die digitale Welt EDEN, ein gewaltiger virtueller Cyberspace voller Orte, Möglichkeiten…aber ebenso auch Gefahren. 

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                                Eine schlagkräftige Truppe ist der Schlüssel zum Erfolg. 

Zum Glück muss der Protagonist nicht alleine im virtuellen Raum herumschlagen. Zur Seite steht ihm nicht nur die Hackergruppe Hudie sowie eine geheimnisvolle Person, welche bevorzugt im Hintergrund agiert, sondern natürlich auch eine ganze Armada digitaler Monster, kurz Digimon. Von denen lassen sich jederzeit 11 Stück mitführen und drei in rundenbasierten Zufallskämpfen einsetzen, die herrlich old school an ein Final Fantasy X und Kohorten erinnern. Dabei lassen sich die Monster nach einer Weile auch aufleveln, kombinieren und zu neuen Formen weiterentwickeln. Mit insgesamt über 300 verfügbaren Digimon gibt es in Hacker´s Memory mehr Digimon in einem Spiel als jemals zuvor. Sammler werden also ihre helle Freude daran haben. Die Hauptgeschichte lässt sich dabei in gut 20 Stunden problemlos bewältigen, wer jedoch jeden Winkel des Cyberspace erkunden will und auch alle Nebenaufgaben abschließen möchte, kann einiges mehr an Spielzeit draufpacken. Immerhin erhält die Hackergruppe viele Aufträge, ferner kann man abseits der virtuellen Welt auch die liebevoll designten Straßen von Tokyo erkunden und nach Medaillen und Geheiminformationen Ausschau halten. Für Umfang ist also definitiv gesorgt, zumal man sich natürlich auch online mit anderen Leuten messen kann und sich einen Platz auf den Ranglisten erarbeiten darf.  

Ein klassisches JRPG

Grundsätzlich sind keine Vorkenntnisse erforderlich, um der Handlung folgen zu können. Das Spiel nimmt sich auf Wunsch die Zeit und bringt auch Neueinsteiger auf den aktuellen Stand, allerdings verpasst man trotzdem die ein oder andere Referenz und kann ein Wiedersehen mit bekannten Charakteren vielleicht ebenfalls nicht voll auskosten. Es kann also nicht schaden, vorher wenigstens mal einen Blick auf den Vorgänger zu werfen, zumal dieser bereits drei Jahre auf dem Buckel hat und längst gebraucht zum Taschengeldpreis zu haben ist. Geboten wird hier ein klassisches JRPG mit ebenso klassischen Spielmechaniken, aber auch einigen Annehmlichkeiten wie einem Schnellreisesystem und einem einfachen Schwierigkeitsgrad. Beides hat seinen Charme und durchaus einigen Unterhaltungswert, mit großen Neuerungen oder gar besonderen erzählerischen Höhepunkten darf man jedoch nicht rechnen.

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          Der stumme Protagonist wirkt oftmals wie ein Störfaktor in den zahlreichen Dialogen. 

Die meisten Mechaniken sind einfach zu erlernen, auch das Kampfsystem ist verständlich und übersichtlich gestaltet. Ferner verfügen viele Digimon über besonders nützliche Fähigkeiten, welche beispielsweise außerhalb der Kämpfe verschlossene Pfade öffnen und somit neue Gebiete zur Erkundung freischalten oder aber die Häufigkeit der Zufallskämpfe beeinflussen. Es gibt allerdings auch einige Makel. Zum einen will eine Identifikation mit der stummen Hauptfigur partout nicht gelingen, da sie oftmals wie Beiwerk in den zahlreichen Gesprächen wirkt, zum anderen ist die Sprache selbst nebst Deutscher Untertitel nur auf Japanisch verfügbar und dann auch nicht konsequent in ihrer Anwendung. Mal wird gesprochen, mal gibt es nur Text. Mit der Zeit etwas nervig. Störfaktor Nummer 1 bleibt aber der Protagonist, auf dessen Schultern ja normalerweise die Immersion eines RPG liegt. Dass man hier vergeblich danach sucht, ist definitiv ein dicker Minuspunkt, ebenso wie die Tatsache, dass die Entwickler eine Menge aus dem Vorgänger recycled haben.

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          Die virtuelle Welt wirkt altbacken und bietet nur wenig Abwechslung zum Vorgänger. 

Da sich besonders die Technik innerhalb von drei Jahren stark weiterentwickelt hat, wirkt das Spiel in vielerlei Hinsicht altbacken und uninspiriert. Viele Texturen und Umgebungen wirken nicht mehr zeitgemäß, nicht weniger wirkt gar gänzlich repetiv. So bleiben am Ende nur wenige AHA – Momente abseits des gelungenen Soundtracks. Hier wäre definitiv einiges mehr möglich gewesen. Dafür funktioniert die Bedienung mit dem Gamepad gut, auch eine Möglichkeit zur Synchronisierung des Spielstands zwischen PlayStation 4 und PlayStation Vita ist gegeben, wobei der Handheld außerhalb vom asiatischen Raum wohl kaum noch viel genutzt wird. 

Fazit und Wertung 

ava2 „Obwohl Hacker´s Memory die Geschichte seines Vorgängers durchdacht und unterhaltsam fortsetzt, mangelt es an Höhepunkten oder Innovation. Ein RPG im klassischen Gewand ist absolut nichts Schlechtes, sofern man es stimmig umsetzt. Der stumme, oft einfach deplatziert wirkende Protagonist und der oft bemerkenswerte Einsatz von Accessoires des drei Jahre alten Vorgängers verhindern allerdings, dass diese Form der Stimmigkeit irgendwann mal groß aufleuchtet. So ist Hacker´s Memory allenfalls eine grundsolide Fortsetzung, keineswegs aber ein Must Have für JRPG oder Digimon – Fans.“

PRO:

+ Sehr guter Umfang
+ Zahlreiche Nebenbeschäftigungen
+ Hübsch inszeniertes Tokyo lädt zum Erkunden ein
+ Auch für Serieneinsteiger verständlich
+ Zahlreiche Digimon mit nützlichen Fähigkeiten und Kombinationsmöglichkeiten
+ Klassiches, durchdachtes Kampfsystem
+ Solide Mehrspielerkomponente
+ Eingängige Bedienung
+ Stabile Performance
+ Hübscher, passender Soundtrack

CONTRA:

– Im Vergleich zum Vorgänger kaum Neuerungen
– Geschichte ohne nennenswerte Highlights
– Viel Recycling
– Technisch oftmals sehr altbacken
– Stummer Protagonist
– Inkonsequente Sprachausgabe
– Gelegentlich sehr lästige Kameraprobleme

                                                   GESAMTWERTUNG:     75%

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