UHD: „John Carpenter´s Sie Leben – They Live“

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                           Quelle Bildmaterial: „They live – Sie leben, ©1988-2018 STUDIOCANAL. All rights reserved.“ 

                             Ab 8. November 2018 erhältlich als UHD und Remastered Blu-Ray

71JZbCjI9jL. SL1200 Für Carpenter – Fans ist es ein klasse Monat. Gleich drei Klassiker des Filmschöpfers erscheinen diesen Monat in frischer 4K – Abtastung für den Heimkinomarkt. Glücklicherweise haben die sich auch alle bei uns eingefunden und warten nur darauf, auf den Prüfstand gestellt zu werden. Den Anfang wollen wir mit Sie leben – They Live aus dem Jahr 1988 machen, der auch für Wrestlingfans womöglich nicht ganz unbekannt sein könnte, spielt doch niemand geringeres die Hauptrolle als der viel zu früh verstorbene WCW/WWE – Superstar „Rowdy“ Roddy Piper. Der kommt hier mithilfe einer Sonnebrille einer Invasion durch Außerirdische auf die Spur. Klingt verrückt – klappt aber unglaublich gut! 

Der Film

Ohne dauerhaften Job zieht Gelegenheitsarbeiter Nada („Rowdy“ Roddy Piper, †2015) durch die Vereinigten Staaten, immer auf der Suche nach der großen Gelegenheit, es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu etwas bedeutsamen zu bringen. Nun hofft er, im von Arbeitslosigkeit und Not geprägten Los Angeles fündig zu werden. Als er durch Zufall in den Besitz einer geheimnisvollen Sonnenbrille gelangt, erhält er tatsächlich prompt die Gelegenheit, Großes zu leisten. Denn kaum hat er die Brille auf der Nase, sieht er die Welt so, wie sie wirklich ist: Unterwandert von hässlichen Außerirdischen, die längst weite Teile der Gesellschaft unterwandert haben und von gewöhnlichen Menschen optisch nicht zu unterscheiden sind. 

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Nada beschließt, sich den Besatzern in den Weg zu stellen. Hilfe erhält er dazu von Bauarbeiter und Revoluzzer Frank (Keith David, Transformers), der nur auf die erstbeste Gelegenheit wartet, dem Establishment einzuheizen. Doch die Aliens denken gar nicht daran, kampflos das Feld zu räumen. Fortan hat das Duo nicht nur den gesamten Besatzerapparat auf den Fersen, auch in den Reihen der Menschen scheint es Sympathisanten zu geben. Die Zerstörung einer Sendestation soll den Normalos auch ohne Sehhilfe die Augen öffnen. Das Unternehmen gerät zum Himmelfahrtskommando…

Die Rezension

Die Idee zu Sie leben – They live erhielt John Carpenter seinerzeit durch einen Comic, dessen Schöpfer sich vom Kultklassiker Invasion der Körperfresser von 1956 hatten inspierieren lassen. Der fertige Film trägt aber trotz seiner weitestgehenden Vorlagentreue unweigerlich Carpenter´s persönliche Handschrift, der zu der Zeit der zunehmenden Kommerzialisierung unter der Präsidentschaft Ronald Reagan´s immer ablehnender gegenüberstand. Die Aliens stehen dabei symbolisch für die Bosse an den Spitzen der zugehörigen Finanzimperien, die nur darauf aus sind, die Menschen durch TV – Gehirnwäsche zu konsumfreudigen Schäfchen zu erziehen. 

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Drei Millionen Dollar hat die Herstellung letztendlich gekostet, was man angesichts des fantastischen Setdesigns und der herrlich ausgeflippten Alien – Optik kaum bemerkt. Aber wie ich bereits neulich in einem Artikel erwähnte, ist Carpenter eben immer dann besonders brillant, wenn er mit wenigen Geldmitteln arbeiten muss. Piper ist in der Rolle des Nada einfach klasse, markante Sprüche wie „Ich bin gekommen, um Kaugummi zu kauen und in ein paar Ärsche zu treten! Und der Kaugummi ist mir ausgegangen!“ gehören wie die legendäre Schlägerei zwischen Nada und Frank zu den absoluten Glanzmomenten des Films. Auch beim Soundtrack hatte der Regisseur wieder seine Hände im Spiel: Zusammen mit Komponist Alan Howarth erschuf Carpenter einen passenden Synthiescore, der auch heute noch extrem hörenswert ist. 

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Der Rest ist im Grunde Filmgeschichte. Sie leben – They live gehört bis heute zu Carpenter´s besten Filmen. Die Mischung aus gesellschaftskritischer Satire, Action und Sci-Fi – Elementen funktioniert auch heute noch, zumal die Botschaft in unserer Zeit nur noch klarer hervortritt. Und die sollte man beim Ansehen immer im Hinterkopf behalten. Eines ist danach aber ganz klar: Man wird immer ein zweites Mal überlegen, ehe man sich eine Sonnenbrille auf die Nase setzt. Die Freigabe ab 18 Jahren scheint mir mittlerweile persönlich übrigens etwas veraltet zu sein. Klar, der Film hat seine Härten. Aber ich bin mir sicher, bei einer Neuprüfung hätte man sich auch das 16er – Siegel abholen dürfen. So kommen halt weiterhin nur Volljährige offiziell in den Filmgenuss. 

Die UHD

Für die Neuauflage hat man basierend auf dem originalen 35mm – Material einen neuen Transfer in nativem 4K erstellt, der anschließend umfangreich unter der Aufsicht von Kameramann Gary Kibbe in Sachen Farbgebung neu bearbeitet wurde. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen und zeigt einmal mehr, wie lohnenswert es sein kann, Klassiker sorgfältig für eine aktuelle Mediengeneration zu mastern. Nach dem extrem körnigen Vorspann offenbart sich dem Zuschauer ein exzellent aufbereitetes Bild, welches dank des erweiterten Farbraums sowie HDR10/Dolby Vision – Support nie gesehene Farbbrillanz bietet, dabei aber zu jeder Zeit die Natürlichkeit der Gesichter wahrt. Alles wirkt nun etwas kräftiger und leuchtender, gleichzeitig bieten Kleidung und Nahaufnahmen nun deutlich mehr Textur und Details. Auch die Weitaufnahmen sahen nie besser aus. Das alles bei ebenfalls exzellenten Kontrasten. Strahlendes Weiß trifft auf kräftige Schwarzwerte, die das Geschehen auch in den vielen dunklen Szenen wunderbar untermalen, ohne dabei Details zu verschlucken. Zwar gab es einen kurzen Moment, wo die Kontraste sichtbar durcheinander geraten sind, der verfliegt aber ebenso schnell wieder, wie er auf dem Schirm auftaucht. Alles in allem ein hervorragendes Ergebnis, welches die bereits existierenden Veröffentlichungen qualitativ deutlich ablöst, entsprechend also auch ein Upgrade lohnt. 

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Den Aufwand sieht man übrigens auch bei der Remastered Blu-Ray, die allerdings nicht ganz das Level der UHD erreicht. Die beiden Veröffentlichungen unterscheiden sich aber auch abseits davon leicht voneinander. Denn während die Blu-Ray im einfachen Keep Case ausgeliefert wird, darf man sich bei der UHD nicht nur über ein extrem schickes Steelbook freuen, auch der bereits erwähnte Soundtrack wird als Extra mitgeliefert. Gleich geblieben ist dafür allerdings der Ton, der noch immer im DTS – Stereo – Format daherkommt und sich somit der Originalspur im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format geschlagen geben muss. Zwar bieten beide Fassungen klar verständliche Dialoge im Center und solide Effektverteilung links und rechts, der Originalton bietet allerdings zusätzlich dezenten Raumklang und macht zudem auch mal kräftig vom Subwoofer Gebrauch – allesamt Features, die man in der deutschen Fassung leider nicht geboten kommt, die natürlich formatsbedingt komplett frontlastig bleibt. Nicht mehr ganz zeitgemäß, aber trotzdem keine Qualitätsgurke, dass muss man auch deutlich sagen.

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Besser sieht es dafür bei den Extras aus, hier hat sich STUDIOCANAL nämlich auch bei der hiesigen Auflage nicht lumpen lassen und bietet bei beiden Fassungen umfangreiches Bonusmaterial an. Ein Großteil der Featurettes besteht zwar aus bereits bekanntem Material, welches bereits auf der letzten Blu-Ray von 2015 untergebracht wurde, mit der umfangreichen und komplett neuen Retrospektive, die aber absolut sehenswert ist, lässt sich auch ein tolles neues Featurette entdecken, in dem viele Crewmitglieder auf die Entstehung des Films zurückblicken. Auf Carpenter selbst muss man dabei aber verzichten, der kommt dafür in anderen Beigaben ausführlich zu Wort. Das Gesamtpaket kann trotz weniger Neuerungen aber absolut überzeugen, denn hier wird wirklich jeder Aspekt abgedeckt, der das Fanherz höher schlagen lässt. 

Fazit

ava4„Bereits die alte Blu-Ray konnte durchaus überzeugen. Doch erst dank des immensen Aufwands, der in die 4K – Neuabtastung geflossen ist, präsentiert sich der Kultfilm nun endlich auch daheim in fast kritikloser Qualität – wobei die UHD dank ihrer kleinen, aber feinen Features noch ein Stück besser aussieht als die ebenfalls mit dem Remaster bestückte neue Blu-Ray. Beim Ton bleibt dagegen alles beim Alten. Hier hätte man sicher mehr machen können. Hörbar ist die alte deutsche Tonspur aber allemal. Der einzige Trost bleibt, dass auch die Originaltonspur kein Upgrade erfahren hat, die versteht man dafür auch mit mittelprächtigen Englischkenntnissen sehr gut. Ebenfalls lohnt das große Paket an Extras, wenngleich es dort bis auf die sehr sehenswerte neue Retrospektive nichts neues zu bewundern gibt. Doch alleine das klasse Bild lohnt bereits das Upgrade. Fazit: Unbedingt ansehen!“

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