Der Film
Als sich unter denen aber eines Tages dessen Sohn Jeff wiederfindet, den Kirby seit immerhin fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen hat, gerät der Alltag des Mannes, der für seinen Job auch vor Jahren seine Ehe geopfert hat, gehörig aus den Fugen. Jeff, der beim Erlangen seines Offizierspatents gescheitert ist und der sich anschließend kurzentschlossen als regulärer Soldat verpflichten lies, begegnet seinem Vater zunächst kühl und distanziert. Und auch Kirby selbst weiß nicht so recht, wie er mit seinem Sohn umgehen soll.
Als dann auch noch dessen Mutter Kathleen (Maureen O´Hara, Der Sieger) vor Ort auftaucht, um ihren Sohn wieder nach Hause zu holen, ist das Chaos perfekt. Nach anfänglichen Streitereien macht es sich Kirby´s Frau im Fort gemütlich, mit der Zeit nähert sich die entfremdete Familie wieder aneinander an. Nachdem allerdings der lange erwartete Angriffsbefehl eintrifft und die Apachen nach einem Hinterhalt sämtliche Kinder des Forts über die Grenze entführen, steht das fragile Familienglück schnell wieder auf der Kippe…
Die Rezension
Rio Grande ist ein recht untypischer Film in der langen und bekannten Vita von Regisseur John Ford, der in seiner Karriere gemeinsam mit John „The Duke“ Wayne zahlreiche Klassiker des amerikanischen Westernkinos inszenierte. Dabei darf man nicht vergessen, dass sich diese Produktionen generell von den deutlich härteren, kompromisslosen Spaghettiwestern unterscheiden, die inhaltlich und von ihren Figuren her ein weit weniger postives Bild der Wild West – Ära zeichneten. Zur Zeit der Entstehung von Rio Grande, nämlich 1950, war den Amerikanern fünf Jahre nach den Schrecken des zweiten Weltkrieges, aber auch noch lange danach eher nach Friede, Freude, Eierkuchen, ganz gleich wie realitätsfremd das Gezeigte auch sein mochte.
Das merkt man hier ganz besonders, denn statt einem actionreichen Western kann man hier schon fast eher von einer Romanze, bzw. einem Familienfilm sprechen, der seinen Fokus eher auf das Wiederentfachen einer vergessenen Liebe legt und alles andere mehr als Kulisse dafür heranzieht, weniger als handelnden Kern. Wayne und O´Hara, die insgesamt in fünf Kinofilmen miteinander arbeiten sollten (von denen alleine drei unter der Regie von Ford entstanden), spielen hier waren hier erstmals gemeinsam zu sehen, beweisen dafür aber von Anfang an eine wunderbare Chemie. Inhaltlich bleiben Überraschungen allerdings aus, bis zum toll gefilmten Finale bleibt der Film abseits von den wiederkehrenden Auftritten einer für den Film angeheuerten Countrygruppe eher dialoglastig und beschäftigt sich mehr mit seinen Charakteren und deren Problemen. Für einen John Ford – Film geschieht das zudem überraschend oberflächlich und allerhöchstens zweckmäßig.
Was dem Film trotzdem eine Daseinsberechtigung einräumt, sind die fantastischen Bilder. Gedreht wurde seinerzeit in Utah, was für tolle, einprägsame Kulissen sorgt. Besonders in den Panoramaaufnahmen zeigt Ford sein ganzes Können und auch der Showdown am Schluss ist gemessen am Entstehungsdatum meisterhaft inszeniert. Rio Grande bleibt aber abseits davon ein ruhiger, sentimentaler Westerndem etwas mehr Charaktertiefe und Action durchaus gut getan hätten. Nicht unbedingt ein Klassiker also, aber bei dem, was der Film zu sein gedenkt, definitiv auch kein schlechter Beitrag zur Filmbiographie des Dukes.
Die Blu-Ray
Bereits Ende 2017 brachte das Label AL!VE den Film erstmals in High Definition heraus, dementsprechend bietet die neue Blu-Ray im Vertrieb von STUDIOCANAL hier auch keinem Mehrwert beim Bild, denn das Master ist absolut identisch. Der komplett in Schwarz-Weiß gedrehte Film präsentiert sich auch hier im damals üblichen Format 4:3 und besticht mit hervorragenden Kontrasten in sämtlichen Bereichen. Das Bild ist reich an verschiedenen Kontrastnuancen, mit satten Schwarzwerten, strahlenden Weißanteilen und einer sehr schönen Graubalance. In gewissen Momenten erscheint der Film zwar arg dunkel, besonders im Schatten kann man mitunter kaum etwas erkennen, all das ist aber klar dem Alter des Films und der damaligen Technik geschuldet. Davon abgesehen hat die Durchzeichnung positiv überrascht. Auch die Schärfe weiß zu überzeugen, das Bild zeigt sich detailreich und ruhig. Masterschäden wie Kratzer und Verunreinigungen fallen aber immer mal wieder auf. Schlimm ist das aber nicht, sondern trägt eher zu einem angenehm nostalgischen Charme bei.
Auch beim Ton bleiben Überraschungen aus. Rio Grande entstand lange, lange vor Stereoton oder gar Surround Sound, weswegen sowohl der deutsche, als auch der englische Ton lediglich im originalen Monoformat auf der Blu-Ray enthalten sind, den gibt es aber jeweils immerhin im verlustfreien DTS – Format. Vor allem der hörenswerte Soundtrack von Komponist Victor Young zeigt sich hier durch die Bahn sehr präsent und dabei sogar überraschend klar und kraftvoll, gleiches gilt für Effekte wie Pferdegetrampel und das bleihaltige Finale. Die Stimmverständlichkeit ist ebenfalls gut, wenngleich aber auch hier wieder anzumerken bleibt, dass die deutschen Sprecher wie üblich für eine Produktion aus dieser Zeit im Vergleich zum Originalton etwas gedämpft klingen. Davon abgesehen hat man hier aber wohl alles rausgeholt, was möglich war.
Beim Bonusmaterial gibt es aber eine kleine Überraschung. Denn während die alte Blu-Ray von AL!VE noch eine knapp dreiviertelstündige Doku über John Wayne beinhaltete, fehlt diese bei der ARTHAUS – Neuauflage komplett. Dafür gibt es nur hier das originale Making Of von damals zu bestaunen, welches neben der Tatsache, dass es herrlich nostalgisch daherkommt deutlich mehr Hintergründe zum Film liefert, was zumindest so gesehen einen Mehrwert darstellt (wenn auch nicht im Umfang). Den U.S. – Kinotrailer gibt es dafür aber auch hier zu bestaunen, abseits einiger weiterer Trailer zu aktuellen Veröffentlichungen haben es aber letztendlich auch hier nicht auf die Scheibe geschafft.
Fazit
„Das Westerngenre habe ich erst spät über meinen besten Freund kennengelernt, dann aber hat es mich auch bis heute nie so ganz losgelassen. Klar, Rio Grande ist als klassisch-amerikanischer Western eher auf positive Momente aus, hier mit besonderem Fokus auf die ungewöhnliche Zusammenführung einer entfremdeten Familie. Einen Genrebeitrag á la Sergio Leone und Co. sollte man hier also nicht erwarten. Dank toller Darsteller und der bildgewaltigen Regie von Altmeister John Ford können Interessierte aber trotzdem guten Gewissens einen Blick riskieren. Alleine der tolle Soundtrack lohnt bereits die Sichtung. Dank einer mehr als soliden Blu-Ray, die aus dem verfügbaren Material sowohl in Sachen Bild und Ton alles nur mögliche herausholt, kann man hier bedenkenlos zugreifen – auch dank des erstmals veröffentlichten Making Of´s im Bonusmaterial.“
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