Die erste Volume
Als der junge Schüler Kei Nagai eines Tages auf dem Nachhauseweg von der Schule in Gedanken versunken die Straße überquert und von einem Truck erfasst wird, scheint sein Dasein viel zu früh ein jähes Ende gefunden zu haben. Doch kurz darauf richtet sich Kei unverletzt wieder auf und muss feststellen, dass er ebenfalls zu den Ajin gehört. Von diesem Zeitpunkt an unerbittlich von der Regierung und sämtlichen Kopfgeldjägern erbarmungslos gejagt, bleibt Kei nur die Flucht. Zusammen mit seinem einzigen vertrauenswürdigen Freund Kaito flieht Kai in die nahegelegenen Wälder. Doch auch dort sind die beiden nicht sicher, denn die Jäger haben längst Witterung aufgenommen.
Die Rezension
Das Konzept der Unsterblichkeit wird in Filmen, Serien und Comics seit vielen Jahren immer wieder gerne aufgegriffen. Was Ajin: Demi-Human so angenehm vom Rest unterscheidet, ist der interpretative Ansatz. Denn anders als sonst wird die Unsterblichkeit hier als etwas durch und durch negatives dargestellt. Betroffene werden zu Aussätzigen, zu unerbittlich Gejagten, die von jetzt auf gleich ihr komplettes Leben hinter sich lassen müssen, wenn sie die Ewigkeit nicht eingesperrt und in Laboren gequält verbringen wollen. Mit den schwarzen Geistern kommt noch eine übernatürliche Komponente dazu, die sich bisher ganz spannend und interessant entwickelt.
Was im Verlauf der ersten sieben Episoden passiert, erinnert im Kern sehr an den ersten X-Men – Film. Auch dort entdeckt ein junger Mensch, dass er über besondere Kräfte verfügt, wird zur Flucht aus seinem bisherigen Leben gezwungen und läuft schließlich Gefahr, nicht nur von der Regierung, sondern auch von seinesgleichen für böse Zwecke genutzt zu werden. Mit Sato hat man zum Glück einen hervorragenden Ersatz für Magneto gefunden, denn der ergraute Herr entpuppt sich als eiskalter Sadist, der entschlossen ist, die Ajin und ihre schwarzen Geister dazu anzustacheln, sich über die Menschen zu erheben. Mit Kai hat man zudem einen interessanten Protagonisten erschaffen, der sich über die ersten Episoden glaubhaft schwer damit tut, sich selbst als Ajin zu akzeptieren und seine Bestimmung als solcher zu finden.
Ich bin gespannt, wie sich die Serie in den weiteren Episoden entwickeln wird. Ein guter Anfang ist definitiv gemacht. Das Setting ist herrlich düster und trostlos, bisweilen sogar kompromisslos brutal und blutig. Wer auf der Suche nach einer guten Mischung aus Story, Charakteren und Gore ist und dabei dem Übernatürlichen nicht abgeneigt ist, sollte definitiv mal einen Blick auf Ajin: Demi-Human werfen, notfalls nur via Netflix, wo die Serie bereits komplett verfügbar auf Abruf bereit steht. Eine zweite Staffel ist in Japan übrigens bereits erschienen, auch drei Specias in Spielfilmlänge wurden produziert- Für Nachschub ist also bereits gesorgt.
Die Blu-Ray
Wie bereits erwähnt hat KAZÉ sich die Veröffentlichungsrechte für den deutschsprachigen Heimkinomarkt gesichert und die erste Volume mit den Episoden 1-7 bestückt. Da pro Staffel lediglich 13 Episoden produziert worden sind, muss man sich also hier zum Glück nicht auf eine längerfristige Verfütterung in Kleinsthäppchen einstellen. Im Vergleich zu Netflix profitiert die Blu-Ray natürlich in erster Linie von der deutlich höheren Bitrate bei nativ aufgelöstem Full HD und eignet sich somit besonders für jene, die entweder gar kein Netflix besitzen oder einfach über eine sehr schwache Internetverbindung für sauberes Streaming verfügen. Dabei besticht die HD-Auswertung mit einer hervorragenden Bildschärfe, sauberen Konturen und nuancierten Kontrasten. Die bewusst eher ausgewaschene Farbgebung sorgt auch hier für den passenden Look, auch der leichte Cell Shading-Einschlag passt zur Serie und verleiht dem Geschehen etwas Unverwechselbares. Computeranimation spielt hier eine große Rolle, die Effekte fügen sich sauber und ansehnlich in das Gesamterlebnis ein. Auf knapp 3 Stunden Gesamtspielzeit darf man sich übrigens einstellen.
Den Ton gibt´s wie immer bei KAZÉ zweisprachig in Deutsch und Japanisch, dazu gibt es sauber lokalisierte Untertitel für alle, die lieber die Originalsprachausgabe bevorzugen, aber des Japanischen nicht mächtig sind. Im verlustfreien DTS-HD MA 2.0 – Format kodiert, bleibt das Geschehen komplett auf die Front beschränkt und schließt Subwoofer und Rücklautsprecher komplett vom Geschehen aus. Das ist ausnahmsweise sehr schade, denn die Veröffentlichung in den Vereinigten Staaten beispielsweise ist in ihrer Ausstattung deutlich großzügiger und wartet dreisprachig mit ebenfalls verlustfreiem 5.1 – Sound auf und sorgt dadurch für ein deutlich immersiveres Erlebnis. Hier dagegen bleibt die Qualität auf regulärem Fernsehniveau. Zwar sind die Dialoge gut verständlich und ein Effektfeuerwerk darf man bei Ajin: Demi-Human (im Rahmen der ersten sieben Episoden) sowieso nicht erwarten, aber viele gute Raumklanggelegenheiten werden in der hiesigen Veröffentlichung eben einfach nicht ausgenutzt.
Was bleibt, ist eine gewohnt solide Tonqualität. Wenn man aber weiß, dass da draußen noch mehr als das existiert, entsteht natürlich trotzdem automatisch auch eine gewisse Sehnsucht danach – und die bleibt gegenwärtig bei der KAZÉ-Veröffentlichung unerfüllt. Als Ausgleich wartet das knapp 35€ teure Release mit einem Sammelschuber auf, auch ein hochwertig verarbeitetet Booklet mit Episodenguide und Artworks liegt bei. Weitere Extras sucht man aber bis auf die längst obligatorischen In- und Outros ohne Texteinblendungen vergeblich.
Fazit
„Der Einstand in den Anime nach Gamon Sakurai hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Serie stößt einen unmittelbar in eine Welt, in der Unsterbliche gnadenlos von allen gejagt werden und sorgt damit für einen frischen Ansatz abseits der üblichen heroischen Auseinandersetzung mit dem Thema Wiederkehr. Dank interessanten Charakteren auf beiden Seiten, einem coolen Look und der richtigen Mischung aus Action, Gewalt und eher ruhigeren, philosophischen Momenten gehört Ajin: Demi-Human zu den vielversprechendsten Animeserien der letzten Zeit, muss sich aber zumindest darin beweisen, all seine gesponnenen Fäden auch in den kommenden Episoden in logische Richtungen zu führen. Die Blu-Ray bietet eine hervorragende Alternative zum Streaming, ist aber natürlich wesentlich teurer als ein einfaches Monatsabo bei Netflix. Bei Ton und Extras wäre gemessen an der Auslandsveröffentlichung mehr drin gewesen.“
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