Yesterday Origins™ – Sicher nicht von Gestern!

                                                    Getestet und verfasst von General M

Die Unsterblichkeit ist Fluch und Segen zugleich. Aus der Perspektive eines Gamers zumindest. Der würde wohl sagen: „Super, dann erlebe ich noch Half-Life 3!“ Ebenso müsste er aber auch fürchten, noch viele Zukunfts – Call of Duty’s zu erleben. Protagonist John Yesterday plagt sich allerdings mit anderen Problemen. Seit er im 15. Jahrhundert von einem spanischen Mönch transmutiert wurde, wird er nach jedem Ableben wieder zum Leben erweckt, verliert dabei aber auch gleichzeitig sein Gedächtnis. In der Fortsetzung zum 2012 erschienenden „Der Fall John Yesterday“ geht es nun darum, für dieses Problem eine Lösung zu finden, während andere alles tun, um das Geheimnis der Unsterblichkeit in ihren Besitz zu bringen. 

Stehaufmännchen

Das Spiel der aus Spanien stammenden Macher der „Runaway“ – Reihe beginnt inmitten der Spanischen Inquisition. Die sieht es gar nicht gerne, wenn Menschen plötzlich imstande sind, sämtliche Sprachen der Welt zu lesen und zu verstehen. Hexerei! Schwarze Magie! Kurzerhand landet John im Kerker und wartet, nur von einem biersüchtigen Foltermeister bewacht, auf sein Ende. Ein Ausweg scheint nicht in Sicht zu sein, allerdings gibt es Hilfe von unerwartet göttlicher Seite. In der Gegenwart dagegen müssen John Yesterday und seine Freundin, die ebenfalls seit kurzem unsterblich ist und die nicht unter den Problemen des Gedächtnisverlustes leidet, ganz andere Gefahren bewältigen. Die ersten Minuten sind prima dazu geeignet, sich mit dem grundlegenden Gameplay vertraut zu machen.

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Zwar wirkt das Spiel auf den ersten Blick wie ein klassisches Point and Click – Adventure, spielt sich aber überraschenderweise am Besten mit einem Gamepad. Das kommt der Konsolenfassung zwar zugute, macht die PC – Version in Sachen Bedienung allerdings etwas umständlich, da gerade mit Maus und Tastatur die Menüführung und das Inventar samt Optionen unerfreulich fummelig ausfallen. Im direkten Vergleich zu eher klassischen Adventures stellt die PC – Version dahingehend durchaus einen Rückschritt dar. Dafür ist die Bedienung mit Gamepad wieder sehr gelungen und hilft, sich durch die Taschen zu wühlen, Gegenstände und Hinweise miteinander zu kombinieren, Konversation zu betreiben und sich durch Hotspots zu klicken. Trotzdem: Auch hier wirkt die Steuerung hin und wieder überladen und für ein Adventure sehr umständlich. Nach einiger Eingewöhnung geht die Bedienung dann aber gut von der Hand. 

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Yesterday Origins merzt einige Unzulänglichkeiten des vier Jahre alten Vorgängers aus, wenngleich freies Speichern immer noch nicht möglich ist und Spiel neben durchgehend englischer Sprachausgabe ausschließlich entsprechende Untertitel bietet. Dafür wurde die Spielzeit deutlich angehoben und bietet mit knapp 12 Stunden einen für den günstigen Preis von knapp 30€ absolut ausreichenden Umfang für das Genre. Auch der typisch schwarze Humor, der viele deutliche Bezüge zur gegenwärtigen Kultur enthält, strahlt wieder gelungen durch das Spiel. Ohnehin hat man es hier mit einem sehr erwachsenen und düsteren Abenteuer zu tun, welches für jüngere Spieler nur bedingt geeignet ist. Ärgerlich ist die fehlende Balance zwischen Teil 1 und 2. Während ersterer durch die zahlreichen Hilfen viel zu einfach war, ist Teil 2 ganz ohne Hilfen und Hinweise stellenweise knackig schwer. Die zahlreichen Rätsel lassen sich zwar mit gutem Nachdenken stets rational und nachvollziehbar lösen, der Lösungsweg selbst besteht aber oft nur darin, mit allen Charakteren zu sprechen, Informationen zu sammeln und diese dann auf gut Glück miteinander zu kombinieren.  Daraus entwickelt sich durchaus eine spannende und packende Geschichte voller interessanter Charaktere, die sich inhaltlich an einem Dan Brown messen kann, dafür aber nur schwache Bösewichte aufbietet, die im Spielverlauf recht blass wirken. 

Comic und Finsternis

Technisch besinnt sich der Titel auf die gewohnt comichafte Grafik von Entwickler Pendulo, die auch die „Runaway“ – Reihe schon genutzt hat. Die ist stimmig und präsentiert nebenbei viele detailverliebte Umgebungen, die es zu erkunden gilt. Ein grafisches Feuerwerk sollte man aber nicht erwarten. Gerade die Charaktere sind etwas steif animiert und ab und an erinnert das Spiel merklich daran, dass es auf dem Markt mittlerweile hübschere Adventures gibt. Das tut dem Spielspaß aber nur wenig Abbruch.

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Die englische Vertonung wirkt stellenweise etwas „Over the top“ und man könnte eine Deutsche Tonspur vermissen, andererseits ist die Deutsche Übersetzung der Texte sehr gelungen und macht Spaß zu lesen. 

Fazit und Wertung

ava2 „Yesterday Origins ist definitiv ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass gute Adventures nicht nur aus Deutschland kommen, sondern auch aus Spanien. Die Macher der Runaway – Reihe verleihen ihrer John Yesterday – Dualogie einen gelungenen und spannenden Abschluss, der über Stunden unterhält und einen packt. Die teilweise fummelige Menüführung, schwer anzusteuernde Hotspots und ein paar kleine Unzulänglichkeiten trüben den Spielspaß etwas, aber nicht genug, um Adventure – Fans vom Kauf abzuraten. Für knapp 30€ definitiv mehr als nur einen Blick wert!“

PRO:

+ Unterhaltsame Geschichte
+ Erwachsene, düstere Erzählung
+ Ordentlicher Umfang
+ Liebevoll gestaltete Umgebungen
+ Abwechslungsreiche Schauplätze
+ Viel zu entdecken und zu untersuchen
+ Rätsel sind stets nachvollziehbar
+ Gut übersetzte Untertitel
+ Schwarzer Humor
+ Fairer Preis

CONTRA:

– Fummelige Bedienung
– Mit Maus und Tastatur eher umständlich zu bedienen
– Für Nicht – Kenner des Vorgängers inhaltlich eher ungeeignet
– Blasse Bösewichte
– Keine Hilfen
– Technisch eher altbacken
– Steife Animationen
– Schwankende Sprecherqualität

                                             GESAMTWERTUNG:     70%

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