Wie sich der Netflix-WBD-Mega-Deal auf AEW auswirkt: Neue Details, politische Reaktionen und offene Fragen

Foto mit Tony Khan in der Mitte und links das Netflix Logo und rechts das Warner Bros. Logo

Netflix hat die vollständige Übernahme von Warner Bros. Discovery offiziell bestätigt (wir berichteten) und damit eine der bedeutendsten Transaktionen der modernen Medienlandschaft ausgelöst. Nachdem am Donnerstagabend erste Berichte über den erfolgreichen Abschluss des Bieterprozesses veröffentlicht wurden, bestätigten beide Unternehmen am Freitagvormittag den Kaufpreis von 82,7 Milliarden US-Dollar. Der Wert pro Aktie liegt bei 27,75 US-Dollar und umfasst die Studiosparte von Warner Bros., DC Studios, HBO, HBO Max sowie die umfangreichen Film- und Fernseharchive des Konzerns. Bestandteil des Vertrags ist zudem eine Breakup Fee in Höhe von 5,8 Milliarden US-Dollar, die im Falle eines Scheiterns der Transaktion fällig wird.

Reaktionen aus der Politik und Ankündigung einer vertieften Prüfung

Nach Bekanntwerden des Deals sorgten Äußerungen des US-Präsidenten für zusätzliche Aufmerksamkeit. Donald Trump erklärte am Wochenende bei einem öffentlichen Auftritt in Washington, dass der Zusammenschluss seiner Ansicht nach eine kartellrechtlich relevante Größenordnung erreichen könnte. Er verwies darauf, dass Netflix bereits über eine erhebliche Marktpräsenz verfüge, und stellte in Aussicht, persönlich Einfluss auf den Prüfungsprozess zu nehmen. Seine Aussagen unterstreichen, dass die Übernahme nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch im Fokus steht. Fachleute gehen davon aus, dass die Aufsichtsbehörden den Vorgang besonders intensiv prüfen werden.

Hintergrund des Bieterprozesses und die Rolle von Paramount

Paramount hatte zuvor mehrere weitreichende Angebote abgegeben und versuchte bis zuletzt, den Zuschlag zu erhalten. Trotz zusätzlicher Schreiben, in denen das Unternehmen die Konkurrenz kritisch bewertete, konnte sich Paramount nicht durchsetzen. Beobachter erwarten, dass Paramount nun versuchen könnte, direkt auf seine Aktionäre einzuwirken, um zumindest politischen Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben. Aus regulatorischer Sicht sieht sich das Unternehmen in einer Position, die weniger Hürden mit sich bringen würde. Der Netflix-Deal gilt jedoch schon allein wegen seines Umfangs als besonders komplex.

Welche Behörden den Zusammenschluss prüfen müssen

Da die Kabelsender von Warner Bros. Discovery in ein neues Unternehmen ausgelagert werden, spielt die FCC im Prüfprozess keine Rolle. Die Verantwortung liegt beim US-Justizministerium, das die Transaktion kartellrechtlich bewertet. Auf internationaler Ebene ist die Zustimmung der Europäischen Union erforderlich. Berichte deuten darauf hin, dass die EU keine Blockade anstrebt, jedoch Auflagen zu Lizenzregelungen möglich sind, um wettbewerbsrechtliche Bedenken zu mindern.

Was die neue Struktur für AEW bedeutet

Für AEW bleibt die Lage zunächst stabil. Die Sender TBS und TNT, auf denen AEW Dynamite und AEW Collision ausgestrahlt werden, werden nicht Teil des Netflix-Konzerns, sondern in das neue Unternehmen Discovery Global überführt. Netflix übernimmt hingegen die Filmstudios und die Streamingplattformen, einschließlich HBO Max. Diese Trennung verhindert, dass Netflix unmittelbaren Einfluss auf die aktuelle TV-Heimat von AEW erhält.

Netflix ist seit Januar 2025 Medienpartner der WWE. Der zehnjährige Vertrag im Wert von fünf Milliarden US- Dollar umfasst RAW, SmackDown, NXT und alle Premium Live Events. Da AEW weiterhin bei Discovery Global verbleibt, entsteht kurzfristig kein direkter Wettbewerb um dieselbe Plattform.

Warum sich kurzfristig nichts an AEWs Vertragssituation ändert

AEW verfügt über einen gültigen Medienvertrag mit Warner Bros. Discovery, der bis 2027 Bestand hat. Da der Übergangsprozess zwischen Netflix und WBD frühestens im dritten Quartal 2026 abgeschlossen sein wird, bleibt AEWs Platz in der Programmstruktur vorerst unberührt. Zudem hatte Tony Khan erklärt, dass HBO Max bisher einen prozentualen Anteil an den PPV-Einnahmen von AEW erhält. Sollte HBO Max künftig enger in die Netflix-Infrastruktur eingebunden werden, könnte die technische Umsetzung komplexer werden. Der Wrestling Observer Newsletter weist darauf hin, dass solche Schritte erst nach Abschluss aller Prüfungen relevant werden.

Netflix hat in der Vergangenheit ein stärkeres Interesse an großen Einzel-Events signalisiert als an wöchentlichen Live-Shows, was für AEW langfristig eine Rolle spielen könnte. Bis 2027 ergeben sich aus dem bestehenden Vertrag jedoch keine Änderungen.

Tony Khan reagiert auf die Entwicklung

Tony Khan hatte zuvor erläutert, dass HBO Max einen prozentualen Anteil an den Pay-Per-View-Einnahmen von AEW erhält. Diese Vertragsgestaltung ist ein wichtiger Faktor in der aktuellen Situation. Khan machte deutlich, dass bestehende Modelle vorerst unverändert bleiben, solange die organisatorische Struktur nicht vollständig verteilt ist. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass eine stärkere technische Verbindung zwischen HBO Max und der Netflix-Plattform den Übergang komplexer gestalten könnte. Diese Punkte verdeutlichen, dass AEW die Entwicklung beobachtet, jedoch keine Notwendigkeit sieht, kurzfristige Entscheidungen zu treffen.

Netflix hat mehrfach betont, dass das Unternehmen ein größeres Interesse an einzelnen hochkarätigen Live-Events als an wöchentlichen Live-Shows hat. Für AEW könnte diese Information in Zukunft relevant sein, im aktuellen Vertragszeitraum hat sie jedoch keine unmittelbare Bedeutung.

Reaktion von AEW nach den ersten Meldungen

Fightful Select berichtete, dass Personen innerhalb von AEW den Ausgang des Bieterprozesses bereits im Vorfeld erwartet hätten. Konkrete Informationen über Auswirkungen auf die Zukunft der Zusammenarbeit mit WBD gibt es allerdings nicht. Viele Mitarbeiter gehen davon aus, dass sich kurzfristig nichts ändern wird und wichtige Entscheidungen erst nach Abschluss der behördlichen Prüfungen getroffen werden können.

Mögliche Veränderungen im Streaming und Pläne von Discovery Global

Discovery Global plant eine neue TNT Sports App, mit der der Sportbereich künftig eigenständig auftreten soll. Eine Ausstrahlung von AEW auf dieser Plattform wäre möglich, wurde bislang aber nicht bestätigt. Der Wrestling Observer Newsletter verweist darauf, dass HBO Max eine größere Reichweite besitzt, was für AEW von Bedeutung sein könnte.

+++ UPDATE: Paramounts überraschendes Mega-Gebot gegen Netflix: Warum der milliardenschwere Übernahmekampf die TV-Zukunft von AEW gefährdet

8 Kommentare

  1. Ja, soweit so klar… wie schon an anderer Stelle erwähnt, Übernahme hin oder her, Vertrag ist Vertrag.

    Januar 2028 ist der Vertrag zu Ende… das dann eine weitere Zusammenarbeit zu Stande kommt wäre höchst überraschend. Egal ob das nun unter „Discovery“ geführt wird… schlussendlich ist das alles unterm Dach von Netflix, und man wird sicher nicht AEW und WWE unter einem Dach weiterführen.

    Wäre für die weiterentwicklung von AEW auch ungünstig da man sicher eher WWE priorität einräumen würde. Man wird sich ohne Zweifel nach einem neuen Sender umsehen.

    So oder so… für AEW sind das alles schlechte Nachrichten, da die eigene Verhandlungsposition auch extrem geschwächt wird dadurch. Das man noch mal einen so guten Vertrag mit solchen Konditionen anderswo bekommt ist doch eher unwahrscheinlich.

    • Die TV-Sender sind davon nicht betroffen. Wie bereits mehrfach erwähnt, betrifft das höchstens den Deal rund um HBO Max, und dort muss man abwarten, wie es weitergeht. Da Amazon und AEW immer enger zusammenfinden, würde es mich nicht wundern, wenn ein Deal zwischen den Parteien zustande kommt. Tony Khan ist nicht dumm und wird sehr genau wissen, wohin die Reise geht. Denn einen Vorteil gegenüber TNA und WCW hat AEW: Tony Khan versteht das Geschäft – etwas, das den beiden anderen damals leider gefehlt hat.

    • Ganz so einfach ist es nicht.
      Deine Argumentation basiert auf der Annahme, dass „alles am Ende unter dem Dach von Netflix landet“ – und genau das stimmt faktisch nicht.

      TNT und TBS wechseln nicht zu Netflix, sondern bleiben bei Discovery Global, einem komplett separaten Unternehmen. Netflix übernimmt nur Studios, HBO/HBO Max und Archive. Die TV-Heimat von AEW ist davon überhaupt nicht betroffen.

      Damit fällt der zentrale Punkt deiner Aussage weg: AEW und WWE werden eben nicht im selben Konzern geführt.
      Kein gemeinsames Management, keine gemeinsame Strategie, keine Priorisierung.

      Der bestehende Vertrag läuft bis 2027/28 und wird durch die Transaktion nicht angefasst. Und für die Zeit danach ist die Situation nicht so negativ wie du sie zeichnest:
      Streaminganbieter wie Amazon, Apple, Peacock oder ESPN suchen händeringend nach regelmäßigem Live-Content. Gerade weil WWE exklusiv bei Netflix ist, werden andere Plattformen um AEW eher konkurrieren – nicht weniger.

      Kurz gesagt: Der Deal hat kurzfristig 0 Einfluss auf AEW, mittel- und langfristig sogar eher Chancen als Risiken.

      Die pauschale „schlechte Nachrichten“-Einschätzung greift hier deutlich zu kurz.

  2. Da ist die letzte Messe noch nicht gesungen. Paramount hat eben sein Angbot auf 108 Mrd. Dollar erhöht – anders als bei Netflix wären hier die TV Sender mit inbegriffen. Bevor hier endgültig Vollzug gemeldet werden kann wird es wohl noch hin und her gehen

      • das stimmt so nicht. Es müssen erst noch die Behörden zustimmen, und Paramount ist ja an die Aktionäre herangetreten. Wenn es gelingt diese auf Ihre Seite zu ziehen, kann der Deal mit Netflix sich ordentlich in die Länge ziehen usw.

    • Jo hab das gar nicht so exakt verfolgt, hätte ich mal tun sollen… normal schau ich mir mehrere Quellen zu nem Thema an.

      Also ja das hier ist alles noch total offen, entschieden ist da noch gar nix. Und sollte Paramount den Zuschlag kriegen sieht die Situation für AEW auch plötzlich ganz anders und vermutlich besser aus da man ja nicht unter dem gleichen Dach wie WWE hocken würde.

      Hat sich hier halt echt so gelesen als wäre das alles schon durch, dem ist aber gar nicht so.

      • Paramount versucht eine feindliche Übernahme. Das ist quasi der absolute Verzweiflungsakt und ist definitiv nicht das was Warner möchte. Warner möchte zu Netflix, das Kartellamt wird da nichts sagen, denn mit Disney und Paramount Skydance ist der Markt weit weg von einem Monopol durch den Deal.

        Was Paramount gerade versucht ist schlicht und ergreifend mit Geld die Aktionäre zum Verkauf zu bewegen und so auf eine feindliche Art und Weise die Mehrheit an Warner zu erlangen. Da müssen aber die Aktionäre mitspielen.

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