UHD/Blu-Ray: „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“

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                                                         Getestet und verfasst von General M 

                                                    Quelle Bildmaterial: „©2020 Universal Pictures. All rights reserved.“ 

                                             Ab sofort erhältlich als 4K UHD, Blu-Ray und DVD

71TGjS08HAL. SL1200 Pünktlich zum hundersten Geburtstag der klassischen Literaturvorlage aus der Feder von Hugh Lofting hat sich Hollywood an eine filmische Neuinterpretation der Abenteuer des legendären Dr. John Dolittle gewagt. Schließlich begeistern die Abenteuer um einen Tierarzt, der die Sprache seiner Patienten versteht, seitdem viele Generationen. Trotz hohem Budget und namhafter Besetzung ist der Film allerdings bei Kritikern wie Kinobesuchern gleichermaßen durchgefallen. Woran das gelegen haben könnte, wollen wir wie immer zuverlässig auf Basis von UHD und Blu-Ray klären. Für alle, die unsere Rezension nicht abwarten wollen und sich stattdessen selbst von der Qualität des Films überzeugen wollen, erwähnen wir natürlich dennoch gerne, was eigentlich nicht erwähnt werden muss: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ist ab sofort im Handel erhältlich.

Der Film

England, in den Anfängen des Viktorianischen Zeitalters: Einst galten der walisische Arzt Dr. John Dolittle (Robert Downey Jr., Avengers: Endgame) und seine Frau Lily als Koriphäen auf dem Gebiet der Veterinärmedizin. Das lag nicht nur an deren Tierliebe, sondern vor allem an John´s einzigartiger Fähigkeit, mit seinen Patienten kommunizieren zu können. Ratsuchende aus aller Welt brachten vom Kleintier bis zum Exoten sämtliche Arten vor die Tore des herrschaftlichen Landsitzes und selbst die Königin vertraute dem Ehepaar blind. Doch seit Lily während einer waghalsigen Expedition auf See verstarb, hat sich der brillante Arzt vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und auch seine Praxis komplett dichtgemacht. Nur seine tierischen Begleiter sind ihm noch geblieben. 

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Das alles ändert sich schlagartig, als erst der Knabe Tommy Stubbins mit einem verletzten Eichhörnchen im verwahrlosten Haus des Doktors auftaucht und wenig später auch noch die junge Lady Rose mit schlechten Nachrichten vor der Türe steht: Irgendjemand hat die Königin vergiftet! Weil deren Ableben das Wohnrecht von Dolittle beenden würde, reist der Arzt nach einigem Widerstand schließlich zum Buckingham Palace, wo dessen ewiger Rivale Dr. Müdfly (Michael Sheen, Die Queen) als königlicher Leibarzt keine Gelegenheit auslässt, seinen alten Studienkameraden als verrückten Spinner darzustellen. Aber der welterfahrene Doktor weiß glücklicherweise Rat. Die magische Frucht von Eden könnte die Königin erfolgreich kurieren. Dummerweise wusste nur aber nur Lily, wo sich die gut verborgene Insel mit dem Zauberobst verbirgt.

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Während sich Dolittle mit einer ganzen Schar unterschiedlichster Tiere auf den gefährlichen Weg zur fernen Heimat seiner Frau aufmacht und dabei hofft, die Dämonen seiner Vergangenheit endlich hinter sich lassen zu können, nimmt Müdfly angestachelt vom intriganten Lord Thomas Badgley (Jim Broadbent, Paddington) an Bord eines Kriegsschiffes die Verfolgung auf. Doch das ist längst das kleinste Übel auf der ungewissen Odyssee, denn auch Dolittle´s Schwiegervater König Rassouli (Antonio Banderas, The Expendables 3) hat mit dem Tierflüsterer noch das ein oder andere Hühnchen zu rupfen. Auf Mensch und Tier wartet ein Abenteuer, welches sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen können…

Die Rezension

Basierend auf dem zweiten Buch der erfolgreichen Kinderreihe und mit stolzen 175 Millionen Dollar Budget inszenierte der für Syriana Oscar©-nomierte Regisseur Stephen Gaghan sein kunterbunt bebildertes, effektreiches Abenteuer um den wohl berühmtesten Tierarzt der Literaturgeschichte. Dafür konnte nicht nur Robert Downjey Jr. als Hauptdarsteller und Produzent gewonnen werden, sondern auch Unmengen bekannter Namen, die den computeranimierten Tieren im Original ihre Stimmen leihen. Ob Emma Thompson, Rami Malek, Tom Holland oder Ralph Fiennes, die Liste der Sprecher liest sich wie das „Who is Who“ von Hollywood. Aufmerksame Wrestlingfans erkennen möglicherweise sogar John Cena in der Rolle des Eisbären Yoshi. Aber auch die synchronisierte Fassung wartet mit hochwertigen Sprechern auf und muss sich der englischen Originalversion qualitativ nie unterordnen.

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Warum ist Die fantastische Reise des Dr. Dolittle trotzdem kein guter Film geworden? Zunächst hetzt Gaghan einen in gerade mal hundert Minuten Laufzeit von einer Location zur nächsten. Zeit zur Akklimatisierung bleibt dem Zuschauer damit nie, statt angemessenem Tempo fühlt man sich eher permanent gehetzt. Die zweite große Schwäche des Streifens ist seine konsequente Inhaltsleere. Die wenigen Momente mit Substanz sind jene, in denen Dolittle über Verlust und anhaltende Trauer resümiert. Alle anderen Charaktere bleiben blass und werden allzu rasch und oberflächlich abgefrühstückt. Viel zu sehr in den Vordergrund gerückt hat man dagegen die technisch höchstens mittelprächtig computergenerierten Tiere, von denen es einfach viel zu viele gibt. Papagei, Gorilla, Vogelstrauß und und und…die sorgen zwar noch am ehesten für Komik, so richtig frisch wirken die Gags aber nie. Aus all dem entstanden ist schlussendlich ein völlig überladenes, überraschungsarmes Abenteuer, welches höchstens noch seine jüngsten Zuschauer abzuholen vermag.

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Mit unter fünfzig Millionen Dollar Reingewinn gilt Die fantastische Reise des Dr. Dolittle als einer der großen Flops des aktuellen Kinojahres, was ausnahmsweise nicht an Corona liegt, da der Start Anfang Januar und damit noch vor der anhaltenden Krise stattfand. Für Hauptdarsteller und Produzent Robert Downey Jr., der sich sichtbar müht, seine längst ikonische Rolle als Superheld abzuschütteln, muss diese Tatsache besonders enttäuschend sein. Ein Amerikaner mit schlecht imitiertem Waliserakzent in der Rolle einer DER klassischen britischen Literaturfiguren? Dieses Vorhaben ist durch und durch gescheitert, zumal Downey Jr. hier in seinem Spiel genau das vermissen lässt, was er als Tony Stark/Iron Man immer so wunderbar an den Tag gelegt hat, nämlich unermüdliche Energie. Dieser Doktor ist definitiv schneller vergessen als seine Kollegen Klenk und Best. Bei denen bekommt man wenigstens was für sein Geld. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Gedreht wurde vollständig digital und zwar ausschließlich mit der Red Monstro 8K. Davon profitieren nicht nur die menschlichen Darsteller, sondern auch sämtliche realen Kulissen. Ein Großteil des Films wird allerdings von CGI dominiert und davon letztendlich so viel, dass man sämtliche digitalen Effekte nur in üblichem 2K erstellt und implementiert hat. Deswegen bleibt es auch beim typischen 2K Digital Intermediate, was natürlich besonders für UHD-Enthusiasten eine kleine Enttäuschung darstellen dürfte. Weniger wäre in diesem Fall eindeutig mehr gewesen, denn so beißen sich die messerscharfen Shots der Monstro immer wieder mit den sichtbar niedriger auflösenden Computerlandschaften und Kreaturen. Bereits die reguläre Blu-Ray, obwohl noch weiter herabskaliert, arbeitet diesen Umstand klar heraus.

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Abseits davon bekommt man aber schon hier eine Menge geboten. Das blitzsaubere Bild ist fast durchgehend blitzsauber und gerät lediglich bei komplexeren Feintexturen immer wieder etwas ins Straucheln. Brillant ist allerdings, wie gut die Blu-Ray das Farbmanagement handhabt. Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ist ein wahnsinnig farbenfroher Film, der weit über die Primärpalette hinaus agiert. Dass es trotzdem gelingt, selbst Nuancen im Rahmen einer Standard Dynamic Range so eindrucksvoll darzustellen, ist definitiv eine respektable Leistung. Nicht ganz so gut gelungen sind dafür die Kontraste. Die Blu-Ray neigt immer wieder zu Überstrahlungen, präsentiert sich insgesamt etwas zu hell und verirrt sich nicht selten in einem milchigen Look. Ohne diesem Umstand hätte Universal hier absolutes Referenzmaterial abliefern können. Was bleibt, ist aber dennoch wirklich eindrucksvoll. 

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Die UHD dagegen wartet nicht nur mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 auf, sondern vereint unter ihrem Dach auch noch Support für Dolby Vision, HDR10 und HDR10+. Weil wir es hier aber nicht mit nativem Material in 4K zu tun haben, sondern lediglich mit einem Upscale, ist der Zugewinn bei den Details sehr gering ausgefallen. Während im Vordergrund kein sichtbarer Unterschied zur Blu-Ray auszumachen ist (einmal abgesehen davon, dass die UHD das Problem der Bildruhe bei feinen Texturen komplett behebt), wirken Hintergründe dann doch etwas detaillierter. Wer seine Augen aber nicht permanent auf den Background richtet, wird das wahrscheinlich kaum bemerken. Ihrem Gegenstück deutlich überlegen zeigt sich die hochpreisigere Version dann aber bei Farben und Kontrasten.

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Was sich auf der Blu-Ray schon extrem farbenfroh dargestellt, wird über die UHD nochmals intensiviert. Lediglich bei den Hauttönen wurden Gelbanteile zugunsten von mehr Natürlichkeit reduziert. Generell gilt aber: Wem die Blu-Ray schon etwas zu bunt vorkommt, wird mit dem großen Bruder erst Recht keine Freude haben. Zum Setting des Films passt der Look meiner Meinung nach aber sehr gut. Wo die UHD dagegen absolut überragt, ist die Kontrastgebung. Dank wesentlich kräftigerer Schwarzanteile wirkt das Bild um ein Vielfaches dreidimensionaler und überstrahlt auch nicht mehr. Die nebelige Optik der Blu-Ray weicht einem homogenen Bild mit optimaler Durchzeichnung. Egal ob HDR10 oder das hauchfein intensivere Dolby Vision, ein Mehrwert ist stets gegeben. HDR10+ dagegen offenbart sich einmal mehr als Lachnummer ohne irgendeinen visuellen Unterschied zur statischen Kontrastdarstellung. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Immer wieder schön, wenn alles so einfach ist wie in diesem Fall. Egal ob Deutsch oder Englisch, beide hochauflösenden Formate liefern jeweils Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD-Kern. So und nicht anders sollte es auch sein. Anders als die Filmbeschreibung vermuten lässt, ist Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ein sehr dialoglastiger Film. Glücklicherweise ist die Stimmverständlichkeit im Center durchgehend makellos, generell muss man am Reciever nie nachjustieren, um einen Referenzpegel zu erreichen. Die grundlegende Abmischung ist also absolut vorbildlich. Während der Soundtrack von Danny Elfman ausschließlich über die reguläre Ebene ausgegeben wird und auch bei den vielen Hintergrundgeräuschen von Flora und Fauna durchgehende Aktivität an den Tag legt, kommen die Heights besonders bei tierischen Szenen zum Einsatz.

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Dadurch hat man tatsächlich öfter mal das Gefühl, einen kleinen Zoo im Raum zu haben, was definitiv zu gefallen weiß. Generell sind die Höheneffekte gut durchdacht und sorgfältig platziert worden. Wesentlich zurückhaltender agiert dagegen der Subwoofer, der unter seinen Möglichkeiten fährt und nie den Druck liefert, den man sich in entsprechenden Szenen erhofft hätte. Nicht falsch verstehen, Aktivität gibt´s auch hier oft. Der mangelt es dafür einfach an Aha-Momenten. Andererseits ist mir auch nach langem Grübeln kein speziell für ein junges Publikum gemachter Film eingefallen, der im Heimkino mit großer Basswut glänzt. Verstehe ich gar nicht. Ich bin mir sicher, dass auch Kinder auf Bass stehen. Wie sollten sie denn sonst je anständig den Swag™ aufdrehen können? WIE?! 

Die Extras

Gerade einmal zwanzig Minuten Bonusmaterial verteilt auf insgesamt sechs Featurettes, mehr liegt dem Film an Zusatzinformationen leider nicht bei. Jeweils nur ganz wenige Minuten entfallen auf nähere Betrachtungen der jeweiligen Rollen von Robert Downey Jr. und Antonio Banderas, was aber hauptsächlich in den üblichen Lobeshymnen für deren Darstellungen resultiert und dementsprechend hauptsächlich Promocharakter hat. Etwas informativer verhalten sich da schon die Featurettes über Lehrling Tommy, hier porträtiert von Nachwuchsdarsteller Harry Collett und den fiesen Dr. Müdfly. Letzteres macht nochmal deutlich, wie unterbesetzt Martin Sheen als erster und einziger Wunschkandidat für die Rolle eigentlich ist. Zu guter letzt darf man den Originalsprechern bei der Vertonung ihrer tierischen Charaktere über die Schulter blicken, ehe es mit einer knapp bemessenen Führung durch das Dolittle-Anwesen auch schon dem Ende zugeht. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 oEs grenzt schon an einen Fluch: Einhundert Jahre hat der berühmteste Tierarzt der Literaturgeschichte in diesem Jahr auf dem Buckel und trotzdem hat es Hollywood in all der Zeit nie geschafft, einen brauchbaren Film dazu umzusetzen. Ob als Filmmusical in den späten Sechzigern, kernfremde Adaption mit Eddie Murphy oder jetzt eben mehr auf die Vorlage fokussierte Verfilmung – allesamt scheitern sie auf ganz eigene Art und Weise. Die fantastische Reise des Dr. Dolittle will zu viel in zu kurzer Zeit, verliert dabei aber völlig die Balance zwischen Tempo und Aufbau. Im kunterbunten Bilderrausch und den viel zu vielen, nur mäßig animierten Tieren gehen Story und Realcharaktere schneller unter als die Titanic. Wer sich trotzdem an den Film wagen will, wird dank guter Blu-Ray und besserer UHD aber dennoch prima bedient. Höchstens das viel zu kurze Bonusmaterial enttäuscht noch mehr als der Film selbst.“ 

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