UHD/Blu-Ray: „Bloodshot“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                        Quelle Bildmaterial: „©2020 Sony Pictures Entertainment. All rights reserved.“ 

                                         Ab sofort erhältlich als 4K UHD, Blu-Ray und DVD

814oKCsrclL. SL1500 Unglaublich, aber wahr: Es existieren auch noch andere Verleger von Comicheften abseits von Marvel und DC. Einer davon ist Valiant Comics, der seine zugegeben nicht ganz so bekannten Helden nun ebenfalls nach und nach auf die Kinoleinwände der Welt bringen will. Den Anfang dazu machte im März der Hightech-Kämpfer Bloodshot. Der Film um einen mithilfe von Nanotechnologie wieder zum Leben erweckten Soldaten, der von seinen Schöpfern manipuliert wird, will mit den ganz Großen mithalten, scheitert aber an vielen Ecken und Enden an seinem Drehbuch sowie einer laschen Inszenierung. Ob sich die Sichtung trotzdem lohnt, klären wir anhand von UHD und Blu-Ray pünktlich zum Heimkinostart. 


Der Film

Gerade hat U.S. Marine Ray Garrison (Vin Diesel, Fast & Furious 9) unter Einsatz seines Lebens noch eine erfolgreiche Geiselrettung im fernen Mombasa durchgeführt, jetzt steht endlich der wohlverdiente Urlaub mit Ehefrau Gina an der italienischen Küste an. Umgeben von Strand und Meer wartet aber eine böse Überraschung auf das Paar, denn nach kurzem (aber heftigen) Kampf findet sich Ray in der Gewalt des durchgeknallten Söldners Martin Axe (Toby Kebbell, Warcraft) wieder, der nur zu gerne wissen möchte, woher das Militär die Infos über den Einsatz in Kenia gehabt hat. Ray, der über diese Information nicht verfügt, muss schließlich mitansehen, wie seine Frau mit einem Bolzenschussgerät hingerichtet wird, ehe er selbst eine Kugel in den Kopf geschossen kriegt. 

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Im nächsten Augenblick erwacht Ray wie durch ein Wunder im gut gesicherten Gebäudekomplex von Rising Spirit Tech, einer Firma mit besonderem Fokus auf die körperliche Wiederherstellung von schwerstverwundeten Militärangehörigen durch modernste Prothesen. Deren Boss Dr. Emil Harting (Guy Pearce, Iron Man 3) offenbart Ray eine unglaubliche Wahrheit: Mittels Nanotechnologie von den Toten wiedererweckt, verfügt er nun über übermenschliche Kraft und Regenerationsfähigkeiten. Nach und nach findet der ehemalige Soldat Gefallen an seinen neuen Taleten und findet in der ebenfalls modifizierten KT (Eiza González, Alita: Battle Angel) sogar eine fragile Vertraute. Deutlich schwieriger gestaltet sich dagegen das Auskommen mit dem ehemals beinlosen Jimmy Dalton, der nun auf Metallstelzen unterwegs ist.  Als jedoch nach und nach die Erinnerungen an den Tod von Gina und seinen Peiniger zurückkehren, begibt sich Ray gegen den Willen von Harting auf einen grausamen Rachefeldzug und schafft es schließlich, seine Vendetta unter Einsatz all seiner Kräfte erfolgreich zuende zu bringen. 

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Zu spät bemerkt Ray, dass all seine Erinnerungen von Harting manipuliert worden sind und er nur als Spielball dazu benutzt wurde, nach und nach all dessen ehemalige Forschungskollegen – darunter auch Martin Axe – auszuschalten, um die Nanitentechnologie ganz alleine an den Meistbietenden verkaufen zu können. Die wiederkehrenden Albträume, sogar die Erinnerung an den Tod seiner Frau, all das war von Anfang an eine einzige große Lüge. Die Schöpfung beginnt, sich gegen ihren Schöpfer zu wenden. Zusammen mit dem exzentrischen Hacker Wilfred und der mittlerweile zu Ray übergelaufenen KT will Ray Harting endgültig aufhalten. Doch der hat noch das ein oder andere Ass im Ärmel und hetzt dem Trio seine verbliebenen Schergen entgegen, darunter auch den nochmals nachgerüsteten Jimmy Dalton…

Die Rezension

Auf dem Papier bietet Bloodshot eigentlich eine Menge gutes Potenzial für etwas unter zwei Stunden Popcornkino in bester Tradition von Marvel und Co. In der Praxis schaut es leider nicht ganz so rosig für den Film von Regiedebütant Dave Wilson aus. Der große Twist, nämlich die Manipulation von Ray, wurde bereits in jedem veröffentlichten Trailer offenbart, was einem im Vorfeld komplett jedweden Überraschungsmoments beraubt. Hätte man das Geheimnis bewahrt, wäre sicher sowas wie Spannung aufgekommen. So begeht Hollywood einmal mehr den klassischen Fehler, in den mittlerweile minutenlangen Trailern viel zu viel der eigentlichen Handlung zu verraten. Sogar ein Querschnitt durch sämtliche Actionszenen ist dort bereits enthalten, weshalb sich der Film selbst höchstens noch wie eine umfangreiche Erweiterung aller inhaltlichen und visuellen Essentials anfühlt, welche über die Vorschau bereits vorab preisgegeben worden sind. 

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Und selbst wenn dem nicht so wäre, mangelt es Bloodshot konstant an Überraschungen. Nach über einem Jahrzehnt Marvel und Co. hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, unverbrauchte oder gar völlig neue Ideen präsentiert zu kriegen. Lediglich der visuell sehr schön in Szene gesetzte Shootout inmitten von tonnenweise Mehl besitzt einigen Erinnerungswert, der Rest agiert dagegen leider konsequent nach Schema F. Auch mangelt es dem Film an der Härte sowie dem düsteren Grundsetting der Vorlage. Wieder mal ist hier eine gute Vorlage zugunsten einer möglichst niedrigen Altersfreigabe und Massenkompatibilität verwässert und damit seiner Seele beraubt worden. Dabei haben Deadpool und Logan längst gezeigt, dass sich Mut zur Härte absolut auszahlen kann. Solche Schauwerte hätten das gelegentlich arg wirre Drehbuch definitiv bereichert, dem es gleichzeitig an interessanten Charakteren mangelt. Vin Diesel mimt Ray Garrison mit der gewohnt überzeugenden physischen Präsenz, agiert dafür aber gewohnt wortkarg und einfach zu cool, um die emotionale Seite der Figur glaubhaft rüberbringen zu können. Nach all den Fast & Furious-Filmen scheint es ihm aber unmöglich zu sein, die Jahre andauernden Machogehabes hinter sich zu lassen. Guy Pierce erinnert dagegen in seiner Rolle als böser Wissenschaftler etwas zu sehr an seine Darstellug in Iron Man 3, die sich lediglich durch weniger Selbstbräuner und mehr graue Haare zu unterscheiden scheint. Auch Eiza González ist leider am Ende mehr Blickfang als eine gut geschriebene Figur. An denen mangelt es dem Film einfach durch und durch. 

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Gerade mal knapp dreißig Millionen Dollar Einspielergebnis bei Produktionskosten von geschätzt fünfundvierzig Millionen verpassen Bloodshot letztendlich auch finanziell den Status eines Flops, woran Corona aber wahrscheinlich ebenfalls nicht ganz unschuldig ist, lief der Film doch gerade in dem Moment in den Kinos an, als die aufgrund des sich rasch verbreitenden Virus reihenweise ihre Pforten schließen musste. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann glaube ich nicht, dass es ohne Corona sehr viel besser gelaufen wäre. Neue Franchises zu etablieren ist momentan extrem schwer, da die Zuschauer ihr Geld in den letzten Jahren viel lieber in die x-te Fortsetzung bekannter Reihen investieren und dementsprechend auf Bewährtes bauen. Gemessen daran stehen die Chancen auf ein neues Cinematic Universe eher schlecht, auch wenn sich zum Zeitpunkt dieser Rezension immer noch neue Filme auf Basis der Valiant Comics in der Produktion befinden. Wenn die allerdings auf dem gleichen Niveau abliefern, sind weitere Flops quasi garantiert. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Für den komplett digital abgedrehten Actioner bediente man sich der Panavision Millennium DXL2, die satte 8K am Output anlegt. Das fertige Material resultierte später in einem 4K Digital Intermediate, welches in einer nativen UHD sowie einer auf übliche 1K herabskalierten Blu-Ray resultiert. Was nach optimalen Voraussetzungen für eine gelungene Heimkinoauswertung klingt, entpuppt sich nach ausführlicher Sichtung beider Formate aber leider als die gleiche Vergeudung guter Möglichkeiten wie der Film selbst.

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Das Material wurde stellenweise nämlich derart stark in Sachen Farbgebung nachbearbeitet, dass man meinen könnte, er spielt gleich nebenan von Bad Boys For Life – mit dem Unterschied, dass die aggressiv warme Kolorierung dort wunderbar zum Setting passt. Sämtliche Außenszenen bei Tag ersaufen förmlich in Grün und Gelb, was dem Bild jedwede Natürlichkeit raubt. Hier ist den dafür Verantwortlichen teilweise völlig das Maß der Vernuft abhanden gekommen. Auf der damit völlig überforderten und wohl zusätzlich massiv aufgehellten Blu-Ray resultiert das immer wieder in drastischer Artefaktbildung und extrem unansehnlichen Bildrauschen. Geht es dann dunkler und farbneutraler zu, wie beispielsweise in den Innenräumen von Rising Spirit Tech, präsentiert sich der Film wieder blitzsauber und knackscharf. Lediglich in ganz finsteren Momenten saufen immer mal wieder einige Details im Schwarz ab. Ein gutes Bild sieht einfach ganz anders aus, zumal der gewählte Look einfach nicht mit dem Setting des Films harmonieren will. Hier zeigt sich dann doch die Unerfahrenheit von Regisseur Dave Wilson, der sich bei seinem Debüt wohl etwas zu sehr von Michael Bay und dem verstorbenen Tony Scott hat inspirieren lassen.

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Sämtliche Hoffnungen liegen also komplett bei der UHD, die neben dem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auch mit Support für HDR10 aufwartet. Zunächst fällt einem dort die generell dunklere Bildabmischung auf, was den heftigen Unruhen der Blu-Ray bereits entgegenwirkt, ohne diese aber je gänzlich zu beseitigen. Dass man es hier mit einem vierfach höher aufgelösten, nativen Bild zu tun hat, merkt man ebenfalls sofort. Feine Details, egal ob in Nahaufnahmen oder nur unscheinbar im Hintergrund, kommen definierter rüber. Die überzogen warme Farbgebung bleibt auch über die UHD erhalten, wird aber zum Glück nicht noch weiter blind intensiviert, sondern gewinnen ausschließlich in passenden Situationen etwas an Kraft hinzu. Der größte Unterschied entsteht durch die besseren Schwarzwerte samt Verzicht auf die allgemeine Aufhellung, wie man sie bei der Blu-Ray vorgenommen hat. Das Ergebnis ist ein homogeneres, dreidimensionaleres, aber immer noch weitweg von natürlichen Maßstäben agierendes Bild. Die UHD macht manches besser als ihr kleiner Bruder, richtiges Referenzmaterial bekommt man trotz nativem Quellmaterial aber auch hier nicht geboten. Für den Mehrpreis gibt´s dieses Mal leider nicht genug, um eine überzeugte Empfehlung aussprechen zu können.

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Die letzten aktuellen Veröffentlichungen aus dem Hause Sony kamen alle mit IMAX Enhanced-Zertifikat auf den Markt, was allerdings nicht ausschließlich vorteilhaft zu bewerten war. Ausgerechnet Bloodshot fehlt diese Zertifizierung und damit auch die Möglichkeit, von den hochentwickelten Algoritmen zur Rauschreduzierung Gebrauch zu machen, dafür gibt es aber nach langer Zeit mal wieder eine englische Tonspur im Format Dolby Atmos, zumindest für Käufer der Blu-Ray. Der deutsche Ton präsentiert sich dagegen wie immer als verlustfreie Masterspur ohne zusätzliche Deckenebene. Gleich vorneweg: Die Erweiterungen der Hights beim O-Ton sind eher gering ausgefallen und liefern nur in ganz wenigen Momenten ein paar schön platzierte Highlights.

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Der Großteil der Action spielt sich auch dort komplett auf der regulären Ebene ab, im direkten Vergleich zur DTS-HD MA 5.1 – Synchronfassung allerdings über sämtliche Speaker und sogar den Subwoofer einen Ticken kraftvoller, was definitiv überrascht. Trotzdem muss man sich der hiesigen Tonspur nicht schämen, denn was bleibt, ist immer noch ein mehr als solides Effektfeuerwerk mit guter Grundabmischung und damit einhergehend bester Stimmverständlich im Center. Dynamische Schusswechsel, satte Explosionen und ein gut mitgehender Soundtrack…trotz kleinerer Abstriche bekommt man immer noch genau das geboten, was man sich von einem waschechten Actioner auch erwarten darf. 

Die Extras

Sämtliche Extras wurden wie immer bei Sony komplett auf der Blu-Ray untergebracht, welche der UHD natürlich auch beiliegt. Viel ist es aber nicht, was einem hier angeboten wird. Eine Handvoll erweiterter bzw. komplett herausgeschnittener Szenen eröffnen das überschaubare Bonusmaterial, dazu gibt´s noch einige Pannen vom Set. Die größeren Featurettes widmen sich in erster Linie der Comicvorlage und deren Adaption durch Dave Wilson sowie den Effekten des Films. Zum Abschluss darf man etwas über zehn Minuten Interviews mit dem Cast lauschen, wobei die jeweiligen Darsteller auch nochmal etwas näher auf ihre jeweiligen Rollen eingehen. Nichts davon ist großartig spannend oder gar essentiell wichtig für das Verständnis des Films. Mittelmäßige Extras zu einem mittelmäßigen Film, die eine mittelmäßige Heimkinoveröffentlichung abschließen. So und nicht anders sieht´s aus.

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Bloodshot soll den Anfang eines ganz neuen Cinematic Universe auf Basis der Comics von Valiant darstellen, legt aber alles andere als einen soliden Grundstein für zukünftige Planungen. Weder nutzt das Drehbuch seine Charaktere richtig aus, noch agiert die Story auf durchgehend nachvollziehbarem Niveau. Da hilft es auch nicht, dass der eine große Twist in der Handlung bereits zuvor in allen Trailern verraten wurde. Hauptdarsteller Vin Diesel setzt leider zu sehr auf seine physische Präsenz, kann die emotionale Seite seiner Figur aber nicht glaubhaft rüberbringen. Es bleibt schlussendlich bei wenigen guten Momenten, denen viel zu viel uninspirierte Standardkost gegenübersteht. Die Heimkinoveröffentlichungen schlagen dank zu aggressiver Farbgebung und einigen daraus resultierenden Problemen sowie schwachen Extras leider in die gleiche, vergessenswerte Kerbe.“

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