Der Film
Nur durch Zufall gelangt in der Gegenwart der Stadtpfarrer Malone (Hal Holbrook, Lincoln) in den Besitz eines uralten Tagebuchs, welches die grausame Wahrheit über die Gründung von Antonio Bay offenbart. Und auch die Toten haben nicht vergessen, was man ihnen einst angetan hat. Begleitet von dichten Nebelschwaden erheben sich die Ermordeten als ruhelose Geister und machen Jagd auf die Nachkommen derer, die sie einst ins Verderben stürzten. Während die Bewohner ausgelassen das hundertjährige Stadtbestreben feiern und das junge Pärchen Elizabeth (Jamie Lee Curtis, Halloween) und Nick versucht, dem Geheimnis um die Ertrunkenen auf die Spur zu gelangen, schreiten die Toten bereits fleißig zur Tat…
Die Rezension
Auch The Fog – Nebel des Grauens ist Carpenter in Reinkultur. Angefangen beim Cast, der sich aus vielen Regulars des Regisseurs zusammensetzt und nebenbei auch die mit Halloween als Scream Queen berühmt gewordene Jamie Lee Curtis wieder in einer Hauptrolle präsentiert, bis hin zum Setting und natürlich auch dem Soundtrack, für den sich Carpenter ebenfalls erneut verantwortlich gezeigt hat. Die Kombination aus subtil-treibenden Klängen kombiniert mit den beklemmenden Lichtstimmungen und Effekten funktioniert auch heute noch, wenngleich man auch hier kaum in der Lage ist, über den Nostalgiefaktor hinweg zu sehen. Da der Film aber weniger durch offensive Gewalt lebt, sondern seine Spannung viel mehr aus dem bezieht, was man nicht, bzw. noch nicht sieht, darf man sich auch heute noch über 90 Minuten bestes Spannungskino freuen.
Doch Hollywood hat natürlich immer seine ganz eigenen Ansichten darüber, wann ein Film eine Neuauflage vertragen könnte. So entstand 2005 ein Remake unter gleichem Titel, hier mussten sich Smallville – Star Tom Welling 96 Hours – Darstellerin Maggie Grace mit den rachsüchtigen Geistern herumschlagen. Carpenter und seine Partnerin Debra Hill fungierten als Produzenten, zeigten sich mit dem Endergebnis aber ebenso unzufrieden wie Kritiker und Zuschauer. Nicht ganz unbegründet, denn das Remake gehört tatsächlich zu den schlechtesten und gleichzeitig überflüssigsten Neuauflagen aller Zeiten, welches dank billiger Computereffekte nicht ansatzweise an das handgemachte Original heranreichen konnte. Das beweist abermals, dass man manche Dinge lieber einfach so lässt, wie sie sind.
UHD und Blu-Ray
Wie schon für die vorherigen Neuauflagen hat Rechteinhaber STUDIOCANAL sich große Mühe gegeben, den Klassiker möglichst naturbelassen für eine neue Generation Heimkino zu kultivieren. Dafür fertigte man einen neuen 4K – Transfer vom 35mm – Originalnegativ an, der UHD und Remastered Blu-Ray als Basis dient, wie immer herabskaliert auf Full HD für die Remastered Blu-Ray und in unveränderter Form für die UHD, die hier also natives 4K bietet. Die Neuauflagen stellen aber keineswegs Premieren dar, denn bereits 2008 erschien der Film als Blu-Ray, konnte aber in dem Zustand kaum begeistern. Nicht nur, dass das Master voller Verschmutzungen war, auch die Farbgebung war ein Graus: Dank Übersaturierung und heftigen Überstrahlungen ging der alten Fassung jede Form von Natürlichkeit und natürlich auch Atmosphäre verloren. Glücklicherweise behebt bereits die Remastered Blu-Ray nahezu alle Probleme der Urversion und bietet dabei sogar einen größeren Bildausschnitt. Da man für die neuen Fassungen nicht nur ein neues Master erstellt hat, sondern dieses in akribischer Kleinarbeit auch Frame für Frame von allen Verschmutzungen bereinigt hat, präsentiert sich „The Fog – Nebel des Grauens“ in dieser Form erstmals wunderbar sauber. Referenzmaterial stellt die neue Blu-Ray aber trotzdem nicht dar, das gibt die Quelle auch einfach nicht her. Dank natürlicherem Color Grading wirkt das Geschehen hier aber schon deutlich homogener und macht alleine die reguläre HD – Veröffentlichung zu einem deutlich lohnenswerten Upgrade, zumal auch die Kontraste im Rahmen der Möglichkeiten sehr stimmig sind und nichts offenbaren, was nicht offenbart werden soll, dafür viele neue Details bieten, die von der Urversion gnadenlos verschluckt worden sind.
Und genau mit diesem Problem schlägt sich leider auch die UHD herum, die deutlich dunkler daher kommt als ihr Gegenstück. Hier schlägt das Ergebnis nämlich wieder leicht ins Negative um. Wirklich begeistern kann der Film hier besonders in allen Szenen, die bei Tag spielen. Dort macht sich nicht nur der erweiterte Farbraum am deutlichsten bemerkbar, auch die Kontraste stimmen hier zufrieden. Da ein Großteil des Films aber eben im Dunkeln spielt, wird die UHD in ihrer Bildqualität spätestens dann extrem abhängig von den jeweiligen Lichtquellen, welche die Szenerie ausleichten. Und da es von denen relativ wenige gibt, verliert die UHD in diesen Szenen auch oft eine Menge Umgebungsdetails. Besonders die Szene im Leuchtturm verkommt dadurch leider zur schwarzsumpfigen Angelegenheit, die kaum noch etwas erkennen lässt. Wie sehr das neue Medium mit dem Ausgangsmaterial zu kämpfen hat, erkennt man immer wieder, denn in 4K zeigt sich The Fog – Nebel des Grauens extrem anfällig für Artefaktbildung, was die unterstützten Formate HDR10 und Dolby Vision hier eher zum Nachteil geraten lässt – und viel Atmosphäre raubt. In diesen Belangen schneidet die Blu-Ray drastisch besser ab und ist daher im Grunde auch erste Wahl. Doch dafür bietet die UHD auch ihre Vorteile. Zum einen erstrahlen die Gesichter in angenehm natürlichem Glanz, auch die wenigen Farben bieten deutlich mehr Punch, was man zum Beispiel wunderbar an Jamie Lee Curtis´ Pullover sehen kann. Auch die deutlich höhere Auflösung hat Vorteile, denn in Sachen Details und Texturqualität zeigt sich die UHD nochmal ein gutes Stück vor der Remastered Blu-Ray. Trotzdem bleibe ich dabei: Die reguläre HD – Veröffentlichung bietet insgesamt das bessere Bild.
Selbst beim Ton gibt es ausnahmsweise Neues zu vermelden. Die englische Fassung kommt im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format daher und nutzt entsprechend denselben Upmix, der bereits für frühere Veröffentlichungen erstellt worden ist. Die Raumklangfeatures beschränken sich hier auf wenige Umgebungsgeräusche und heben vor allem den Soundtrack sowie die Festszenen der Stadtbewohner etwas besser hervor. Bässe sind eher selten zu vernehmen, insgesamt zeigt sich der Originalton eher frontlastig, bietet dabei aber jederzeit gute Stimmverständlichkeit im Center. Interessant wird es aber bei der deutschen Synchronfassung, die hier erstmals ein Upgrade erhält und sich im gleichen Format präsentiert wie die Originalspur. Das ist aber theoretisch schon die einzige Neuerung, denn in der Praxis ist der Unterschied zwischen alter und neuer Abmischung kaum hörbar. Im direkten Vergleich zur englischen Spur merkt man schnell, dass die Hintergrundgeräusche hier deutlich präsenter wahrnehmbar sind, was allerdings nicht immer zum Vorteil gerät, denn wenn gleichzeitig Dialoge zu hören sind, wirken die künstlich erstellten Raumklangeffekte eher etwas störend, weil viele Effekte hier sehr dominant aus der Front kommen, wo sonst natürlich auch das gesprochene Wort beheimatet ist. Die Synchronisation an sich ist typisch der damaligen Zeit entsprechend und erinnert oft an den ersten Rambo, der auch vieles überspitzt und überbetont wiedergegeben hat. Wer mit dem nicht ganz idealen Raumklang Schwierigkeiten hat, kann aber glücklicherweise auch die originale Stereospur anwählen. Die ist zwar qualitativ insgesamt hörbar schlechter ausgefallen, bietet aber in unveränderter Form immer noch eine sehr authentische Alternative. mit Vorteilen.
Auf ganzer Linie begeistern konnten mich die Extras, die allesamt komplett auf der Blu-Ray untergebracht worden sind. Denn für die Neuveröffentlichung wurde mit „Vergeltung“ eine aufwendige Retrospektive produziert, die mit knapp 90 Minuten Laufzeit beinahe solange läuft wie der eigentliche Film und viele interessante Infos über die Produktion bietet, die wirklich keine Fragen offen lässt. Käufer des UHD – Steelbooks bekommen übrigens auch hier wieder eine CD mit dem kompletten Soundtrack obendrauf. Szenenanalyse, die obligatorische Bildergalerie samt Trailer sowie eine Reihe hörenswerter Audiokommentare von Darstellern und Crew runden den Film neben weiteren, bereits bekannten Featurettes in Standardauflösung ab. Alleine aber die Retrospektive ist bereits die Neuanschaffung mehr als wert.
Fazit
„Ich finde es immer wunderbar, wenn sich ein Label darum bemüht, Klassiker für eine neue Generation interessierter Cineasten zu remastern. Würde man dafür Preise verleihen, dann hätte STUDIOCANAL diese nach den meist sehr gelungenen Neuveröffentlichungen in diesem Monat wohl mehr als sicher in der Tasche. The Fog – Nebel des Grauens ist da theoretisch keine Ausnahme und präsentiert sich alleine schon dank seines Bonusmaterials und der aufwendigenden Aufbereitung des Bildes als würdevolle Neuauflage des Carpenter – Klassikers. Da die UHD allerdings deutlich mit dem oft extrem dunklen Bild zu kämpfen hat, empfiehlt sich hier die neue Remastered Blu-Ray ausnahmsweise als die bessere Wahl, zumal die Extras ja sowieso alle dort untergebracht worden sind und auch beim Ton keine Unterschiede zur 4K – Version vorhanden sind. Zwar bietet diese mehr Details und die schöneren Tagesszenen und Farben, aber was nützt es, wenn im Dunkeln fast alles ohne Lichtquelle in tiefstem, undurchsichtigen Schwarz versinkt? Das ist für mich hier eher der wahre Nebel des Grauens.“
Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.