UHD/BD: „Hellboy: Call of Darkness“

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                                                  Getestet und verfasst von General M 

                  Quelle Bildmaterial: „Hellboy: Call of Darkness, ©2019 Universum Film GmbH. All rights reserved.“

                                          Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

71QE5JdE2hL. SL1200 Schon seit Jahrzehnten beweisen findige Studios und Filmemacher: Es muss nicht immer Marvel oder DC sein, coole Helden lassen sich auch abseits finden. Ein solcher ist Hellboy definitiv. Der erstmals 1993 im gleichnamigen Comic von Schöpfer Mike Mignola erschienende Dämon ist ein klassischer Antiheld und genießt zusammen mit den restlichen Helden und Schurken seines Kosmos seither Kultstatus. Zwei erfolgreiche Filme folgten. Nun sollte jener Erfolg unter neuer Regie und Besetzung fortgeführt werden, dieses Mal als Reboot – und scheiterte katastrophal. Warum Hellboy: Call of Darkness so geschasst wird und was UHD und Blu-Ray zum Film auf dem Kasten haben, haben wir für euch geklärt.

Der Film

Im sechsten Jahrhundert gelang es König Artus mithilfe seines magischen Schwertes Excalibur, der fiesen Blutkönigin Vivienne Nimue (Milla Jovovich, Resident Evil) endlich Einhalt zu gebieten. Doch sie gänzlich zu töten, das gelang selbst dem Anführer der legendären Tafelrunde nicht. Also wurde die Hexe in handliche Teile gehackt und anschließend gut versiegelt über die entferntesten Stellen Englands verteilt. In der heutigen Gegenwart kümmert sich vor allem einer darum, die Kreaturen der Unterwelt im Zaum zu halten: Hellboy (David Harbour, Suicide Squad). Einst aus der Hölle selbst beschworen, um den Nazis im aussichtlosen Kampf gegen die Allierten doch noch zum Sieg zu verhelfen, wuchs die Rothaut unter Professor Trevor „Broom“ Bruttenholm (Ian McShane, American Gods) aber zu einem Streiter für das Gute heran. Nicht mit den besten Manieren zwar, dafür aber mit übermenschlichen Kräften ausgestattet. 

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Nach einer handfesten Auseinandersetzung mit einem Vampir, der Hellboy mit seinen letzten Atemzügen das Ende der Welt ankündigt, geht es nun vom sonnigen Mexiko weiter ins eher wohltemperierte England. Dort hat das warzenschweinähnliche Wechselbalg Gruagach unter Anweisung der Oberhexe Baba Yaga damit begonnen, die verstreuten Teile von Nimue wieder zusammenzufügen, damit die Blutkönigin einmal mehr Tod und Pestilenz über die Welt bringen kann. Nach einem nicht ganz so glücklichen Ausflug mit einer Handvoll mordlustiger Jagdclubmitglieder landet Hellboy schließlich im Appartment der medial begabten Geisterbeschwörerin Alice (Sasha Lane, Daniel isn´t real), die dem Riesem mit den abgefeilten Hörnern einiges zu verdanken hat und sich bereit erklärt, bei der Suche nach dem letzten noch fehlenden Körperteil Nimues zu helfen. 

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Doch trotz aller Bemühungen können Hellboy und sein Team, darunter der erfahrene Soldat Ben Daimio (Daniel Dae Kim, Hawaii Five-O) nicht verhindern, dass Nimue zu neuem Leben erwacht. Die ist aber gar nicht daran interessiert, den für das Gute kämpfenden Dämon zu vernichten, sondern will diesen viel mehr auf den Weg seiner wahren Bestimmung zurückführen, nämlich an ihrer Seite die Apokalypse über die Menschheit zu bringen. Kann Hellboy seiner angeborenen Natur widerstehen, oder entschließt er sich am Ende doch dazu, die Erde in Feuer und Vernichtung zu tauchen? 

Die Rezension

Wie bereits erwähnt, bekam der ikonische Antiheld bereits zwei größere Leinwandauftritte spendiert, nämlich 2004 und 2008 unter Regie von Oscar©-Preisträger Guillermo del Toro und mit Ron Perlman in der Hauptrolle. Beide Filme liefen mit gutem Erfolg in den Kinos, 2014 begann Mike Mignola dann endlich mit den Arbeiten an einem Drehbuch für den angedachten dritten Teil, der als direkte Fortsetzung fungieren sollte. Weil del Toro aber lieber seine eigene Geschichte erzählen wollte und auch keine Lust hatte zu produzieren, verließ er schließlich nach langen kreativen Differenzen das Boot und nahm Buddy Perlman gleich mit, der ohne del Toro ebenfalls kein Interesse mehr zeigte, erneut unter die dicke Maske der Hauptfigur zu schlüpfen. Stattdessen ging die Regie für Hellboy: Call of Darkness an Neil Marshall, der sich zuletzt hauptsächlich Episoden für die gefeierten Serien Westworld und Lost in Space inszenierte. Als Hellboy verpflichtete man David Harbour, der demnächst in Marvel´s Black Widow zu sehen sein wird und auch die Nebenrollen sind mit Milla Jovovich und Ian McShane nicht schlecht besetzt.

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Und trotzdem fiel der Film bei Kritikern und Fans gnadenlos durch. Die Gründe dafür sind gar nicht mal so sorgfältig versteckt, sondern ziehen sich durch die knapp zwei Stunden Laufzeit wie ein dicker, schwarzer Faden. Das Reboot gibt sich einfach keine Mühe, die Welt von Hellboy auf die gleiche komplexe und charakterbezogene Weise zu inszenieren wie einst Guillermo del Toro. Da hat man so viel geniales Material, sei es basierend auf den vorherigen Filmen oder natürlich den Comics und trotzdem weiß Hellboy: Call of Darkness über seine gesamte Spieldauer nicht wirklich irgendwas Brauchbares zu erzählen. Stattdessen hat man das Gefühl, dass einen die hauchdünne Handlung nur von einer Actionszene zur nächsten geleiten soll und nur dem Zweck dient, dazwischen nicht zu viele Fragen aufkommen zu lassen. Die Schurken: Generisch und zigfach in ähnlicher Weise schonmal dagewesen. Die Helden: Blass und oberflächlich. Wo ist der furztrockene, aber nie aufgesetzt wirkende Humor eines Ron Perlman? Wo die jederzeit spürbare Beziehung zwischen Hellboy und Ziehvater Broom? Wo ist Liz Sherman, wo ein Antagonist im Kaliber eines Karl Ruprecht Kroenen? Die Liste an guten Dingen, die Hellboy: Call of Darkness bietet ist so viel kürzer als die Liste von Dingen, die der Film NICHT bietet und die man doch so verzweifelt sucht, dass man gar nicht glauben mag, dass all diese Ansammlung an Einfalls- und Trostlosigkeit gerade aus der Feder des Schöpfers selbst stammt.

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David Harbour ist zwar absolut kein schlechter Hellboy, wirkt anders als Vorgänger Perlman aber optisch wie ein mittelpreisiger Cosplayer auf Abwegen und schafft es alleine deswegen schon nicht, die großen Fußstapfen von Ron Perlman angemessen auszufüllen. Auch die Tricks sind bei weitem nicht auf aktuellen Spitzenniveau. Immerhin geht der Film angenehm kompromisslos zur Sache und verdient sich seine hiesige Freigabe ab 16 Jahren definitiv. Das aber ist eben einfach nicht genug, wenn alles andere fehlt. Deshalb: Entweder lieber die Vorgänger einmal mehr sichten und Spaß haben, oder riskieren, dass das Reboot einen so wie mich tief enttäuscht zurücklässt. 50 Millionen Dollar hat der „Spaß“ gekostet, kaum mehr als das konnte er weltweit wieder einspielen. Sollte das Duo del Toro/Perlman nicht irgendwann doch wieder zurück zu den Wurzeln gehen, sieht die Zukunft von Hellboy zumindest auf der Leinwand verdammt finster aus. 

UHD und Blu-Ray

Gedreht wurde wenig überraschend vollständig digital, zum Einsatz kamen Arri ALEXA Mini- sowie ALEXA SXT – Kamerasysteme mit einem maximalen Output von 3.4K. Statt wie üblich auf ein 2K Digital Intermediate zu setzen, skalierte man hier von Werk aus auf 4K hoch, weswegen sich UHD – Enthuasiasten über einen fast nativen Scan freuen dürfen. Support für Dolby Vision und HDR10 gibt es obendrauf, dazu natürlich wie immer den erweiterten Farbraum nach Rec.2020. Wie das alles in der Praxis wirkt, klären wir gleich, denn zunächst gilt der Blick erstmal der Blu-Ray. Bereits dort bekommt man zumindest in Sachen Bildschärfe richtig was geboten. Nahaufnahmen offenbaren besonders auf Hellboy´s Gesicht und freiliegendem Oberkörper Unmengen an feinen Details, aber auch abseits der Titelfigur bleibt das Bild stets zeigefreudig und profitiert bereits in dieser Form immens von dem guten Ausgangsmaster. Dazu gesellen sich knallige Farben, besonders Primärtöne erstrahlen in sattem Glanz, wovon die Titelfigur natürlich einmal mehr profitiert. Die Mischung aus je nach Szene eher ausgeblichenen Tönen sowie farbenfrohen Momenten funktioniert bestens und sorgt immer für angemessene Untermalung des gegenwärtigen Geschehens. Deutlich wankelmütiger sind dafür die Kontraste. Gibt es genügend Lichtquellen, bekommt man richtig gutes Schwarz mit exzellenter Durchzeichnung geboten. Wird es dann aber nach der ersten halben Stunde fast konsequent finster, verliert die Blu-Ray nicht nur konsequent jedwede Durchzeichnung, sondern versumpft auch beinahe völlig in Grautönen.

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Schafft die UHD dieses Problem aus der Welt? Zumindest nicht unter HDR10, denn hier wird es bisweilen in besagten Szenen sogar noch schlimmer. Die Stärke des Formats lag seit jeher eher in der Hervorhebung hellerer Bereiche, was sich leider auch hier einmal mehr zeigt. Mangelt es an Licht, versumpft die UHD in dunklen Szenen ebenso im Matsch wie der kleine Bruder. Differenzierungen bei der Farbgebung sind dann kaum noch auszumachen, die sonst so kräftige Farbgebung erinnert an eine schlecht ausgemalte Seite in einem Kindermalbuch. Schön ist das nicht. Auf sensationelle Weise Abhilfe schafft hier einmal mehr Dolby Vision. Der Grauschleier verschwindet wie durch Zauberhand, bringt die Farben wieder unterscheidbar zur Geltung und grenzt dadurch auch Objekte wieder klasse voneinander ab. Satteres Schwarz und um Welten bessere Resultate bei der Durchzeichnung gibt es obendrauf. Wer also über kein 4K – Gerät mit Support für Dolby Vision verfügt, sollte sich dringend überlegen, bei der regulären Blu-Ray zu verweilen. Die liefert nämlich gemessen an HDR10 immer noch bessere Ergebnisse, wobei man von Referenzqualität natürlich trotzdem weit entfernt ist. Wovon die UHD aber so oder so profitiert, ist die höhere Auflösung. Die arbeitet selbst feinste Details heraus, die man so auf der Blu-Ray gar nicht zu sehen bekommt. Vor allem bei Panoramaszenen kommt das deutlich zur Geltung. Zu guter letzt bieten die Farben noch mehr Punch und wirken nuancierter, weshalb die UHD insgesamt wärmer wirkt, ohne dabei aber je ins Unnatürliche abzudriften. 

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Kompromisslos loben kann man Universum Film dieses Mal für die Ausstattung. Sowohl UHD als auch Blu-Ray warten mit deutschem und englischem Sound im Dolby Atmos – Format auf, der mit verlustfreiem TrueHD-Kern bestückt wurde. Im direkten Vergleich der beiden Tonspuren fällt aber negativ auf, dass der deutsche Ton auf allen Ebenen viel leiser daherkommt als der englische. Hier muss also ordentlich am Pegel geschraubt werden. Dann aber darf man sich über eines der effektreichsten Heimkinospektakel des bisherigen Jahres freuen, denn was hier für ein Feuerwerk auf den Zuschauer losgelassen wird, verdient definitiv Anerkennung. Vor allem die Bässe werden einem so massiv um die Ohren gehauen, dass uninformierte Nachbarn wahrscheinlich beim permanenten Bodenbeben nervös unter dem Esszimmertisch Deckung suchen. Aber selbst abseits davon strotzt der Film nur so voller Dynamik, bietet durch und durch hervorragend platzierte, kraftvoll ausgegebene Effekte mit allerbestem Immersionspotenzial, dass sich gerade chronisch dynamikarme Anbieter wie Disney beschämt in die Ecke stellen müssen. Die Stimmen im Center sind bestens verständlich und gehen bei all dem nie unter. Selbst der Score arbeitet sich mit grandioser Dynamik zwischen dem Geschehen durch. Und das alles findet bereits auf der regulären Ebene statt. Schaut, bzw. hört man mal rauf an die Decke, bekommt man von dort zusätzlich viele passende Zusatzeffekte geboten, besonders der Kampf mit den Riesen wirkt dadurch alleine noch epischer. Zwar wirkt gerade von oben ausgegebene Musik dann etwas schwach im Vergleich zum Rest, aber angesichts der schieren Effektgewalt aus allen Richtungen kann man darüber dann doch absolut hinwegsehen. Klasse! 

Die Extras

Die Basis des Bonusmaterials, welches sich auch bei der UHD ausschließlich auf der beiliegenden Blu-Ray befindet, bilden drei relativ kurze Deleted Scenes sowie weitere drei Previsualisierungen mit eher behelfsmäßigen Effekten. Spannend wird´s mit dem Kernstück der Featurettes. Das auf drei Teile (für die Zahl muss irgendwie eine besondere Leidenschaft vorhanden sein) gesplittete, insgesamt knapp siebzigminütige „Tales of the wild hunt: Hellboy Reborn“ befasst sich mit allen relevanten Facetten der Filmproduktion. Dabei kommt besonders Mike Mignola selbst oft zu Wort, aber auch die Charaktere des Films werden nochmals ausgiebig vorgestellt, ehe der Fokus dann auf Masken- und Effektarbeit gelegt wird. In zwei abschließenden, extrem kurz gehaltenen Featurettes geht es dann nochmals um die Maskenbildner, ebenso aber auch um Mignola´s Comics. Aufschlussreicher und vielschichtiger als so manches Making Of ist das Gebotene auf jeden Fall. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Hellboy: Call of Darkness, dass muss ich leider in aller Härte sagen, zählt für mich zu den wohl schlechtesten Reboots, die ich je gesehen habe. Sämtliche Stärken von Guillermo del Toros Erstverfilmungen werden hier komplett ohne die Beteiligung der ehemals Verantwortlichen zugunsten einer zweistündigen Effektorgie geopfert, die sich abseits davon permanent zu fragen scheint, wie viele Oneliner man in den kurzen Verschnaufpausen dazwischen noch unterbringen kann. Der Höllenkreatur fehlen im dritten Auftritt Herz und Seele der Vorgänger. Besser sieht es dafür bei UHD und Blu-Ray aus, besonders der Ton ist richtig stark und auch die Extras sind interessant ausgefallen. Ein wirklich gutes Bild liefert aber nur die UHD unter Dolby Vision, alles andere schwächelt stark beim Kontrast. Buyers beware!“  

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