UHD/BD: „Brightburn: Son of Darkness“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

           Quelle Bildmaterial: „Brightburn: Son of Darkness, ©2019 Sony Pictures Entertainment. All rights reserverd.“ 

                                  Ab 30. Oktober 2019 erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

91SQwaESLqL. SL1500 Wer sagt, dass Superkräfte einen automatisch zum Superhelden verklären? In Brightburn: Son of Darkness geht es genau um diese Frage. Hinter dem ungewöhnlichen Mix aus Helden- und Horrorfilm verbirgt sich niemand geringeres als James Gunn, der Macher der Guardians of the Galaxy, während das Drehbuch aus der Feder seiner zwei Brüder Mark und Brian stammt. Im Regiestuhl nahm Kumpel David Yarovesky Platz, der bisher hauptsächlich Director von Musikvideos in Erscheinung getreten ist. Was die Zusammenführung von Freunden und Familien am Ende ergeben hat und wie gut das Konzept des Films funktioniert, klärt wie immer unser Review.  


Der Film

Schon lange hat das im ländlichen Kansas lebende Ehepaar Tori (Elizabeth Banks, Power Rangers) und Kyle Breyer sich vergebens um Nachwuchs bemüht. Als jedoch eines Nachts ein Raumschiff im Garten der Breyers abstürzt, in dessen Inneren sich ein Säugling befindet, beschließt man, den Jungen bei sich aufzunehmen und wie den eigenen Sohn zu erziehen. Die Jahre vergehen und der auf den Namen Brandon getaufte Knabe wächst zu einem auf den ersten Blick ganz normalen Kind heran, welches zwar eher still im Umgang mit seinen Mitmenschen ist, dafür aber über herausragende Intelligenz verfügt. Erst an seinem zwölften Geburtstag erfährt Brandon die Wahrheit über seine Herkunft, nachdem das von den Breyers im Keller der Scheune versteckte Raumschiff sich aktiviert und den Jungen zu sich ruft. 

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In der Folgezeit entdecken Tori und Kyle mehr und mehr seltsame Auffälligkeiten an ihrem Adoptivsohn aus dem All. Erst finden sie neben Bildern von Bikinimodels auch detaillierte Aufnahmen von Innereien, dann werden sämtliche Hühner tot im Stall aufgefunden und Brandon bricht seinem Schwarm Caitlyn mit unglaublicher Leichtigkeit die Hand, nachdem diese ihn vor den Augen seiner Mitschüler düpiert hat. Während Kyle längst ahnt, dass mit dem immer aggressiver auftretenden Brandon etwas nicht zu stimmen scheint, verteidigt Tori ihren Sohn weiterhin energisch. Als das Raumschiff einmal mehr ruft und dieses Mal niemand zugegen ist, um Brandon vom Betreten abzuhalten, kommt es zur Katastrophe. Denn Brandon wurde nicht zufällig auf die Erde geschickt, sondern soll sich diese im Auftrag einer außerirdischen Macht untertan machen. 

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Ausgestattet mit Hitzeblick und unmenschlichen Kräften macht Brandon sich nun, getarnt mit einer unheimlichen roten Maske daran, seine „Arbeit“ auszuführen. Nachdem erst Caitlyn´s Mutter verschwindet, die ihrer Tochter den weiteren Umgang mit Brandon verboten hat, erwischt es später auch den eigenen Onkel Noah, der auf brutale Weise bei einem Autounfall um´s Leben kommt, nachdem er seinen Neffen beim nächtlichen Streunern in dessen Haus erwischt hat und im Begriff war, seinen Eltern alles zu erzählen. Doch die Lügen werden schnell aufgedeckt, die grausame Wahrheit ans Tageslicht gebracht. Spätestens jetzt muss auch Tori einsehen, dass ihr geliebter Sohn zu einer tödlichen Gefahr geworden ist. Aber lässt die sich überhaupt aufhalten? 

Die Rezension

Die Parallenen zur Entstehungsgeschichte von Superman sind offensichtlich und gewollt. Anders als die von Joe Shuster und Jerry Siegel erschaffene Heldenfigur schlägt Brandon in Brightburn: Son of Darkness aber einen gänzlich anderen Weg ein und entpuppt statt gütigem Heilsbringer schnell als Todesengel aus dem All, der bei seiner Mission alles andere als zimperlich zur Sache geht. Und obwohl die Idee als solche erstmal richtig vielversprechend klingt, verschenkt der Film bei deren Umsetzung leider an allen Ecken und Enden Potenzial. Als klassischer Horrorfilm funktioniert Brightburn: Son of Darkness noch am ehesten, setzt dabei bis zum Finale aber etwas zu sehr auf das altbewährte Element weniger, aber auch nicht immer schlecht platzierter Jumpscares.  Als Charakterstudie bzw. düstere Satire auf das so schillernde Heldengenre á la Marvel scheitert der Film dagegen am Mangel einer klaren Marschrichtung.

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Dabei müsste Ideengeber James Gunn nach seinen Streitereien mit Disney und der Regie an den zwei immens erfolgreichen Guardians of the Galaxy – Filmen doch eigentlich mehr als genug Einblick in Hollywood´s Heldenzirkus gewonnen haben, um nahezu mühelos ein dunkles Abbild davon erschaffen zu können. Nicht zu vergessen, dass ihm eben das bereits Jahre zuvor mit dem fantastischen Super gelungen ist, zu dem hier auch einige Parallelen gezogen werden. Letztendlich verlässt Brightburn: Son of Darkness bereits nach dem ersten Drittel der knapp 90 Minuten Gesamtlaufzeit den interessanten Pfad der Charakterentwicklung und wendet sich dann bis zum Ende nur noch möglichst effektiven Schockmomenten zu. Von denen gibt es dann aber einfach zu wenig, um das entstehende Vakuum füllen zu können. Die vielen guten Ansätze des Films vergisst man darüber viel zu schnell, was mit Euphorie beginnt endet schließlich in Enttäuschung und lässt einem mit vielen offenen Fragen zurück, woran auch die guten Darstellerleistungen von Elizabeth Banks und Newcomer Jackson A. Dunn als Brandon nur sehr wenig ändern. 

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Das man hier nicht durchgehend auf Effekthascherei und monumentale Tricks setzen kann, verbietet bereits das eher kleine Produktionsbudget von gerade einmal sechs bis zwölf Millionen Dollar. Aber über die letzten Jahre haben so viele, eher klassisch gestrickte Genrevertreter gezeigt, dass man effektiven Horror und gut gezeichnete Charaktere auch mit wenig Geld effektiv kombinieren kann. Dennoch lief der Film im Kino ganz ordentlich, erst recht weil inmitten der öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten zwischen James Gunn, seinen uralten Tweets und Disney auf dem Höhepunkt der #MeToo – Debatte seitens Sony auch kaum Werbung für den Film gemacht wurde. Gut 33 Millionen Dollar spülte der Film weltweit in die Kassen, was eine Fortsetzung trotz sehr gemischter Kritiken recht wahrscheinlich macht. Da der mittlerweile rehabilitierte Gunn aber momentan mitten in den Arbeiten an Suicide Squad 2 steckt und anschließend wahrscheinlich den dritten Guardians umsetzen wird, ist zumindest unter dessen Verantwortung vorerst nicht mit einem Nachfolger zu rechnen. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Brightburn: Son of Darkness wurde vollständig digital unter Einsatz von Arri ALEXA XT und ALEXA Mini – Kamerasystemen gedreht, also mit einer Maximalauflösung von 3.4K am Output. Daraus entstand dann später ein 2K Digital Intermediate, weshalb die UHD einmal mehr mit einem Upscale Vorlieb nehmen muss und keine native Auswertung spendiert bekommen hat. Vergleicht man die allerdings mit der in Full HD performenden Blu-Ray, hätte man sich die UHD trotz erweitertem Farbraum nach Rec.2020 und Support für HDR10 im Grund eigentlich komplett sparen können. Dies nämlich deswegen, weil die Unterschiede zwischen den beiden Medien einfach verschwindend gering sind. Die reguläre Blu-Ray liefert bereits einen sehr soliden Job und bietet abseits gelegentlich auftretender (aber immerhin kaum wahrnehmbarer) Randunschärfen eine exzellente Stabilität und besticht gleichzeitig mit hoher Bildschärfe, die sowohl in Nah- wie in Fernaufnahmen viele Details auf den Bildschirm zaubert.

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Anders als man es bei einem Horrorfilm normalerweise erwartet, präsentiert sich Brightburn: Son of Darkness in mit einer überraschend warmen Farbpalette. Die sorgt aber auch für einen leichten Gelbstich, der vor allem auf die Hauttöne eine etwas ungesunde Wirkung hat, aber auch abseits davon etwas Neutralität raubt. Deutlich harmonischer zeigen sich die Kontraste, die mit soliden Schwarzwerten punkten und auch in dunkleren Szenen für gute Durchzeichnung sorgen. Dafür kommt es besonders in helleren Augenblicken einmal mehr zu kleineren Überstrahlungen – ein Problem, an dem das Format zuletzt immer öfters zu leiden scheint. 

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Und genau dieser Punkt scheint gefühlt der Einzige zu sein, an dem die UHD wirklich einen Mehrwert bieten kann. Denn was man in Sachen Schärfe, Laufruhe und Kontrastgebung über die Blu-Ray sagen kann, gilt ebenso wie die Farbgebung auch für die UHD, die in all diesen Bereichen identisch performt. Dank HDR10 werden die Schwarzanteile geringfügig angehoben, wodurch nicht nur die Überstrahlungen der Blu-Ray verschwinden sondern auch die Farben noch einen Ticken intensiver rüberkommen, richtige Highlights mit einer klaren Unterscheidbarkeit zur Blu-Ray sucht man aber vergeblich. Dementsprechend ist die teurere UHD hier fast komplett zu vernachlässigen, weil dem höheren Preis einfach kein annehmbarer Zugewinn gegenübersteht. Dann lieber zum guten Preis eine solide Blu-Ray kaufen, als für das Doppelte bei einer enttäuschenden UHD zu landen. Brightburn: Son of Darkness bietet am Ende nämlich genau das. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Sehr viel konsequenter als beim Bild zeigt sich der Film beim Sound. Bereits der zweisprachig in Deutsch und Englisch angebotene verlustfreie DTS-HD MA 5.1 – Sound der Blu-Ray geht bei der Abmischung richtig in die Vollen und liefert neben jederzeit bestens verständlichen Dialogen auch angenehm satte Bässe und eine Vielzahl hörenswerter, korrekt platzierter Effekte aus allen Richtungen. Dadurch entsteht alleine an der regulären Ebene gemessen schon eine schöne Immersion. Die UHD legt da allerdings dann doch noch einen drauf, denn hier kommt man in den Genuss einer Dolby Atmos – Spur mit verlustfreiem TrueHD – Kern, die zwar auf regulärer Ebene abseits geringfügig mehr Dynamik identisch gut wie die Blu-Ray klingt, dafür aber nochmal jede Menge Action über die Hights auffährt. Und dabei handelt es sich zum Glück nicht einfach nur um kleinere Erweiterungen zur Erschaffung einer allgemeinen Daseinsberechtigung der Tonspuren.

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Stattdessen hat man bereits in der Anfangssequenz, wenn das Raumschiff bei den Beyers im Garten aufschlägt, einen genialen Effekt eingebaut, denn anders als auf der Blu-Ray schießt das Ding auf der UHD wahrnehmbar und mit jeder Menge Schmackes von oben herunter. Was anschließend folgt ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr eine guter Horrorfilm stets von seiner Klangkulisse abhängig ist. Neben vielen kleinen Umgebungsgeräuschen werden nämlich auch die Einflüsterungen des Raumschiffs komplett über den Deckenbereich getragen, was im heimischen Wohnzimmer für richtige Beklemmungen sorgen kann. Die Möglichkeiten des Soundformats nutzen die beiden Atmosspuren definitiv klasse aus. Und das machen sie so gut, dass man am Ende doch fast wieder zur UHD raten möchte, denn erst in der Form und mit einem passenden Soundsystem entsteht Horror in seiner Reinform. 

Die Extras

Mit ausnahme des hörenswerten Audiokommentars von Regisseur David Yarovesky, der den Film mit ordentlicher Verstärkung aus dem Produktionsbereich verstärkt, wurde sämtliches Bonusmaterial zum Film ausschließlich auf der Blu-Ray untergebracht. Große Highlights lässt die Ausstattung aber vermissen. So gibt es gerade mal drei kurze Featurettes, die sich jeweils mit der Idee zum Film sowie den Dreharbeiten selbst befassen und an deren Ende noch eine ein paar Interviews mit dem Cast und Crew warten. Mehr als rudimentäres Standardmaterial wird hier also nicht geboten. 

Fazit 

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Die dunkle Seite von Superman wurde ja über die Jahre immer wieder genauer erforscht und dient als Ausgangslage für einige der besten Arcs im DC-Universums. Was aber passiert wäre, wenn Clark Kent schon kurz vor der Pubertät den Pfad zur bösen Seite eingeschlagen hätte, daran hat scheinbar bisher niemand gedacht. Und genau davon handelt Brightburn: Son of Darkness, was zwar bis zur ersten halben Stunde auch dank interessanter Einblicke in das Seelenleben der Figuren gut funktioniert, sich anschließend aber zu sehr in klassischen Horrorelementen verliert und dann bis zu seinem enttäuschenden Finale nicht mehr zu seinen Charakteren zurückkehrt. Und das eine funktioniert ohne das andere in diesem Fall nur mittelmäßig. Der guten Blu-Ray steht eine qualitativ fast identische Veröffentlichung gegenüber, die nichts aus ihren Vorzügen zu machen weiß und nur beim Ton wirklich einen absoluten Mehrwert liefert. Ausleihen sollte man sich den Film definitiv mal, eine unbedingte Ergänzung für die Horrorsammlung stellt Brightburn: Son of Darkness aber gewiss nicht dar.“ 

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