UHD/BD: „Batman Forever“

                                                Getestet und verfasst von General M 

         Quelle Bildmaterial: „Batman Forever, ©1995 Warner Bros. Pictures. All rights reserved.“ 

                                           Voraussichtlich erhältlich ab August 2019 

7en3ea5wWir schreiben das Jahr 1995. Während immer unsinnigere Musik- und Modetrends die Welt heimsuchen und alles immer bunter zu werden scheint, muss sich auch Batman dem Zeitgeist anpassen. Nach drei Jahren kreativer Pause und dem guten, aber nicht über alle Maßen erfolgreichen Batmans Rückkehr sollte der nächste Batman nicht nur bunter werden, sondern vorallem eines: Etwas jungendfreundlicher und damit in der Lage, möglichst viel Merchandising an den Mann zu bringen. Joel Schumacher übernahm die Regie, besetzte die Hauptrollen durchgehend mit A-Prominenz und verpasste den Heldenkostümen Latexnippel. Das Ergebnis, nämlich Batman Forever, spaltet die Fans bis heute – und darf natürlich nicht in unserem Wochenspecial zur Blu-Ray/UHD – Neuveröffentlichung fehlen. 

Der Film

Neuer Ärger für Gotham City: Nachdem der einstige Generalstaatsanwalt der Stadt, Harvey Dent (Tommy Lee Jones, No Country for Old Men), bei einem Säureanschlag schwerste Verätzungen der linken Gesichtshälfte erlitten hat, entwickelte der einst beste Freund Bruce Wayne´s in Folge eine gespaltene Persönlichkeit und begeht seitdem als Two-Face ein Kapitalverbrechen nach dem anderen. Doch nicht nur Batman hat alle Hände voll damit zu tun, die Ordnung in Gotham aufrecht zu erhalten, auch dessen Alter Ego Bruce Wayne (Val Kilmer, Top Gun) bekommt es plötzlich mit einem neuen Gegenspieler zu tun.

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Als dem Wayne Enterprises – Angestellten Edward Nigma (Jim Carrey, Sonic: Der Film) vom Firmenchef höchstpersönlich die Mittel für sein umstrittenes Projekt zur Gehirnwellenmanipulation gestrichen werden, verfällt der ohnehin nicht ganz normale Wissenschaftler endgültig dem Wahnsinn. Unter der Identität des Riddlers will er nun nicht nur selbstständig sein Projekt in weltweitem Ausmaß verwirklichen, sondern gleichzeitig auch Rache an Wayne nehmen. Um an Kapital für seine Pläne zu gelangen, tut sich der Rätselfan kurzerhand mit Two-Face zusammen und verspricht im Gegenzug, zusammen mit dem Zweigeteilten das größte Rätsel aller Zeiten zu lüften, nämlich die wahre Identität Batmans.

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Das tödliche Duo zu besiegen ist keine leichte Aufgabe für den Dark Knight, der nicht nur mehr und mehr den Avancen der attraktiven Psychologin Dr. Chase Meridian (Nicole Kidman, Aquaman) zu erliegen droht, sondern gleichzeitig noch immer unter den Erinnerungen am Mord seiner Eltern leidet. Als Wayne dann auch noch den nach einem Terroranschlag Two-Face´s zum Waisen gewordenen Zirkusartisten Dick Grayson (Chris O´Donnell, NCIS L.A.) bei sich aufnimmt, der nichts anderes als Rache im Sinn hat, ist das Chaos perfekt – erst Recht, als der Hitzkopf die Bathöhle unter Wayne Manor entdeckt… 

Die Rezension

Batman Forever hat nur noch wenig mit Tim Burton´s eher dunklem Ansatz der Legende vom dunklen Ritter zu tun. Statt überwiegend düsterem Setting wurde es unter Regisseur Joel Schumacher knallbunt, laut und überwiegend schrill. Das Ergebnis ist ein bis heute unter Fans heftigst diskutierter Beitrag zur Reihe, den manche als gelungene Fortsetzung betrachten, der vom Großteil aber als Anfang vom vorläufigen Ende des Kinofranchises betrachtet wird. Und das leider nicht ganz ohne Grund. Um mehr Geld in die Kinokassen zu spülen, ließ Warner den Film familienfreundlicher als seine Vorgänger gestalten (komisch, das kennen wir doch irgendwoher, oder?) und beraubte den Film fast vollständig der bisher so düsteren Atmosphäre eines Batman und Batmans Rückkehr. Dass man den Heldenkostümen dann auch noch Latexnippel verpassen musste, gilt angesichts der völlig enthemmten Neonoptik des Films noch als das kleinste der daraus resultierenden Übel.

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Stellenweise muss man sich fragen: Ist Batman Forever noch ein ernstzunehmender Film aus dem Dark Knight – Universum, oder schlicht ein knapp zwei Stunden langer Werbespot für Spielzeug? Von dem gab es damals natürlich reichlich. Egal ob in Form von Actionfiguren (von denen sich manche übrigens noch immer sicher verwahrt in meinem Keller befinden, nebst zwei-drei vergessenen Kriegsgefangenen), Stickeralben und vielem mehr – das Marketing zum Film war letztendlich weitaus größer als der Film selbst. Der konnte dank seiner aggressiven Vermarktung aber weltweit immerhin stolze 336 Millionen Dollar einspielen und gilt damit kommerziell erfolgreicher als sein Vorgänger, was Tim Burton, der hier immerhin als Produzent an Bord blieb, sicher die ein oder andere schlaflose Nacht beschert haben muss. 

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Auch über Val Kilmer als Nachfolger von Michael Keaton lässt sich sicherlich streiten. Das Verhältnis zwischen Hauptdarsteller und Regisseur soll zumindest derart schlecht gewesen sein, dass Schumacher für die geplante Fortsetzung abermals auf eine Neubesetzung pochte, oder die Regie abgeben würde. Es sollte damit Val Kilmer´s einziger Auftritt als Batman werden. Aber auch Nichole Kidman wurde danach nie wieder gesehen. Schlimm ist das allerdings nicht, denn die konsequent unterwürfige Anbiederung ihrer Figur an Batman hat schon damals mehr genervt als manches andere. Natürlich musste auch Robin irgendwann sein Debüt in den Filmen geben, was letztendlich hier ebenfalls umgesetzt worden ist. Mit Chris O´Donnell als abwechselnd plapperndem oder schreiendem Sidekick hat man sich aber auch hier kaum einen Gefallen getan.

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Zu guter letzt wurde vor allem Tommy Lee Jones für seine Auslegung des Two-Face kritisiert, der den in den Comics so vielschichtigen Ex-Generalstaatsanwalt als völlig überdrehten und hohlen Psychopathen verkörpert, dessen Look zudem mehr als gewöhnungsbedürftig wirkt. Der einzige Lichtblick auf der Schurkenseite ist Jim Carrey, der herrlich diabolisch zu Werke geht und sein humoristisches Talent gleichzeitig dennoch ausspielen kann. Alles in allem ist Batman Forever ein sehr gewöhnungsbedürfiger Film, der nicht gänzlich frei von Qualitäten ist und durchaus mit einer tollen Ausstattung punkten kann, dafür aber anders als seine Vorgänger im stetigen Effekt- und Farbgewitter völlig vergisst, sich auch mal Zeit für seine Charaktere zu nehmen – auch oder gerade weil es von denen viel zu viele gibt.

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Wer die letzten Tage über unsere Rezensionen zu den Vorgängern verfolgt hat, stößt auch hier nicht auf große Überraschungen, was aber zum Glück eine richtig gute Sache ist. Auch für Batman Forever ließen die Verantwortlichen einen nativen 4K – Transfer vom 35mm – Originalnegativ anfertigen, welcher im deutschsprachigen Raum voraussichtlich im August als UHD und Remastered Blu-Ray aufschlagen wird. Batman Forever präsentiert sich also zumindest als UHD in nativer Auflösung. Aber selbst als frische Blu-Ray bietet der Film in neu gemasterter Form schon teils deutlichen Mehrwert gegenüber der Erstauflage von 2009. Bereits ab den ersten Momenten bemerkt man einen hohen Zugewinn bei der Bildschärfe, der bis zum Abspann anhält und somit einen ganz neuen Blick auf den Film offeriert. Sämtliche Texturen kommen nun viel stärker zur Geltung als bisher, ganz gleich ob Hautporen, einzelne Haare oder feine Details an Kleidung, Kostümen oder Hintergründen. Die Kontraste punkten dagegen durch kräftigere Schwarzwerte und entfernen endgültig den lästigen Grauschleier der alten Blu-Ray, gleichzeitig wirkt die allgemeine Farbpalette kräftiger, während Hauttöne eine angenehme Natürlichkeit wahren. Auch hier ist also schon mit der regulären HD-Neuauflage jede Menge Grund zum upgraden gegeben. 

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Noch besser macht es die UHD, die zwar dank vierfach höherer Auflösung nochmals ein schärferes und detailliertes Bild bietet, besonders aber dank des erweiterten Farbraums und dem Support für HDR10 angesichts des knallbunten Settings immer wieder in Referenzbereiche vorstößt. Die besonders auf Neontöne fokussierte Farbpalette erstrahlt in derart nuanciertem und prachtvollen Glanz, dass man sich als Zuschauer wie im Märchenland fühlt. Man mag vom Look des Films halten was man will, aber in dieser Form und Umsetzung ist das vorhandene Material einfach ideal, um die Stärken des Mediums eindrucksvoll darzustellen. Der Boost bei der Auflösung hat aber den Nachtteil, dass die in deutlich geringerer Auflösung gerenderten Computertricks als solche auch jederzeit zu erkennen sind. In diesen Momenten büßt das Bild erwartungsgemäß auch etwas an Schärfe ein und präsentiert sich insgesamt etwas weicher, was sich aber unmöglich vermeiden lässt, zumal sich die digitale Tricktechnik zum Zeitpunkt der Entstehung noch in einem eher frühen Stadium  befand.

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Dafür wird auch bei der Kontrastdarstellung nochmals eine Schippe draufgelegt. Die Schwarzanteile sind abermals kräftiger und offerieren in den von Dunkelheit bestimmten Momenten bessere Abstufungen und eine im Vergleich zur Remastered Blu-Ray bessere Durchzeichung, die nochmal das ein oder andere Detail mehr offenbart. Kristallklare Weißanteile heben besonders helle und bunte Momente nochmals an. Die UHD bleibt auch hier die definitive Wahl und zeigt sich der Erstveröffentlichung qualitativ weit überlegen.

UHD und Blu-Ray: Der Ton 

Es bleibt ärgerlich: Während Warner sowohl Remastered Blu-Ray als auch UHD mit einem neuen Dolby Atmos – Mix unter Einsatz eines verlustfreien TrueHD – Kerns für den Originalton spendiert haben, werden deutschsprachige Zuschauer auch bei Batman Forever mit uraltem, stark komprimierten Dolby Digital 5.1 – Sound aus dem DVD – Zeitalter abgespeist. Dem mangelte es schon damals an Dynamik und Kraft: Tatsächlich verbleibt die deutsche Tonspur meist hartnäckig im Frontbereich und bietet kaum immersive oder gar erinnerungswürdige Raumklangmomente. Auch die Bässe fallen eher lasch aus, zudem sind die Dialoge im Center sehr leise abgemischt. Heute fallen all diese Makel nur noch negativer ins Gewicht. Fakt ist, die deutsche Abmischung von Batman Forever zählt zu den traurigsten und gleichermaßen schlechtesten, die Warner je abgeliefert hat. Umso größer wiegt die Schande, dass man hier nach knapp 25 Jahren immer noch konsequent auf ein Upgrade verzichtet.

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Schaut man sich stattdessen die englische Atmos – Spur an, fühlt man sich plötzlich in eine ganz andere Welt versetzt. Alleine auf der regulären Ebene wird bereits ein Effektspektakel sondergleichen abgefeuert, welches tolle und kraftvolle Effekte mit wuchtigen Bässen kombiniert und auch im Center mit kristallklarer Dialogqualität daherkommt. Besonders hervorzuheben ist hier der geniale Score von Elliot Goldenthal, dessen surrealer Stil den Film inklusive Setting bestens untermalt. Anders als beim deutschen Ton wird der Raum konsequent mit Geräuschen gefüttert, seien es sich tummelnde Menschenmengen, Explosionen oder schlichtweg der coole Hall inmitten der riesigen Gemäuer Wayne Manors. Die neu hinzugefügte Deckenebene erweitert all das auf sinnvolle Weise. Zwar kommt von oben nicht permanent Action, die dargebotenen Effekte, allem voran auch hier wieder die des Soundtracks, können definitiv als immersive Bereicherung angesehen werden. Wer der englischen Sprache halbwegs mächtig ist und über einen gewissen Anspruch beim Klang verfügt, sollte die deutsche Tonspur links liegen lassen und den Film möglichst in dieser Form genießen. Glaubt mir, dazwischen liegen Welten. 

UHD und Blu-Ray: Die Extras

Auch Batman Forever wartet mit den zu bisherigen Veröffentlichungen identischen Extras auf, die sich abseits des Audiokommentars von Regisseur Joel Schumacher allesamt auf der Remastered Blu-Ray befinden, welche der UHD zumindest beim von uns getesteten U.S. – Release beiliegt. Ob Warner bei der geplanten deutschen Auswertung wie schon bei Matrix auf diesen Bonus verzichten wird, ließ sich leider nicht in Erfahrung bringen. Die abermals knapp über 2 Stunden langen, in Standardauflösung verfügbaren Extras bieten mehr von dem, was bereits die vorherigen Filme begonnen bzw. fortgesetzt haben. Helden und Schurken werden nochmals intensiver betrachtet, es gibt knapp 15 Minuten Deleted Scenes, den Trailer zum Film und das passende Musikvideo von Seal darf natürlich auch nicht fehlen. „Shadows of the Bat“ setzt sich dieses Mal intensiv mit der Neuinterpretation des titelgebenden Helden nach der Burton-Ära auseinander, während es sich bei  „Riddle me this: Why Batman Forever?“ um ein waschechtes Making Of handelt, welches neben Einblicken in Cast und Crew auch einen Blick hinter die Kulissen offeriert. 

Fazit

ava7„Jugendorientierter, kommerziell besser zu vermarkten und allgemein mehr dem Zeitgeist der Neunziger entsprechen sollte der neue Batman. Über das Ergebnis kann man streiten. Fakt ist, was sich Batman Forever vornahm, hat er letzendlich auch erreicht, auch wenn die Neuinterpretation in Neontönen ganz sicher weit von dem entfernt agiert, was sich treue Anhänger des Dark Knight wohl gewünscht hätten. Über den wirklich tiefen Fall, der diesem Höhenflug folgen sollte, war aber wohl niemand gefasst. Immerhin, die Remastered Blu-Ray, vor allem aber die UHD heben den kontrovers diskutierten Film wieder mal auf ein ganz neues Level in Sachen Bildqualität, lassen eines hinsichtlich des schlechten deutschen Tons jedoch abermals auch enttäuscht, wütend und ratlos zurück. Die Extras sind weiterhin identisch zum bisher bekannten Material der DVD.“


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