Der Film
Fünf Jahre später hat sich die Erde allmählich von den gewaltigen Verlusten erholt. Die ehemaligen Avengers haben sich mehr oder weniger mit den Tatsachen abgefunden und gehen allesamt neuen Tätigkeiten nach. Während Tony mit Pepper sesshaft geworden ist und als Vater der gemeinsamen Tochter Morgan endlich etwas überfällige Ruhe genießt, leitet „Captain America“ Steve Rogers (Chris Evans, Snowpiercer) eine Selbsthilfegruppe für die überlebenden Opfer Thanos´, während sich Donnergott Thor (Chris Hemsworth, Men in Black: International) sich mit den verbliebenen Asen in Norwegen niedergelassen hat und massiv Gewicht zugelegt hat. Die Avengers und ihr Kampf für das Gute scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören. Da erscheint plötzlich „Ant-Man“ Scott Lang nach einer unfreiwillig langen Reise aus dem Mikrokosmos wieder auf der Bildfläche der Gegenwart – und taucht wenig später mit tollkühnen Zeitreiseplänen im Hauptquartier der letzten Rächer um „Black Widow“ Natascha Romanoff (Scarlett Johansson, Girls Night Out) auf, die sich noch immer energisch um Schadensregulierung bemühen. Sollte es doch noch möglich sein, die von Thanos angerichteten Schäden wieder rückgängig zu machen? Ja, sagt zumindest „Hulk“ Bruce Banner (Mark Ruffalo, Die Unfassbaren), der mittlerweile seine zwei ungleichen Persönlichkeiten zu einer Erscheinung verschmelzen konnte.
Nach einigen widerwilligen Rekrutierungen reisen die verbliebenen Avengers schließlich getrennt in unterschiedliche Punkte der Vergangenheit, um die Infinitysteine aus allen bekannten Teilen der Zeit zu sammeln. Zwar gelingt es unter einigen Mühen, mehr und mehr der legendären Kraftsteine zusammenzutragen, doch der zu diesen Zeitpunkten noch quicklebendige Thanos bekommt durch die Gefangennahme Nebula´s ebenfalls Wind von den Plänen und bewegt seine Armada direkt auf die Erde der Gegenwart zu. Hoffnungslos in der Unterzahl erwartet die größten Kämpfer des Universums eine erneute, verheerende Niederlage. Doch zum Glück sind die Infinitysteine nicht das Einzige, was im rechtigen Augenblick zurück auf der Bildfläche erscheint. Der finale Kampf zwischen Gut und Böse beginnt, und verlieren ist dieses Mal für keine Seite eine Option. Das Endspiel hat begonnen…
Die Rezension
Wenn ganze Kinosääle immer wieder in schallenden Jubel ausbrechen, beim Abspann schier endloser Applaus zu hören ist und überall im Saal weinende Männer in den armen anderer weinender Männer Trost finden, kann das nur zwei Dinge bedeuten: Gina Wild hat ein Comeback gefeiert oder die Avengers haben sich zum großen Finale versammelt. Nach 22 Filmen und elf immer erfolgreicheren Jahren (ich hoffe ihr wisst, dass wir hier WIRKLICH von den Avengers sprechen!) sagt die originale Riege Goodbye und entlässt seine Zuschauer ganz ohne Bonusszenen im Abspann. So muss am Ende jedem klargeworden sein: Das war´s. Vorbei. Finito. Und die Reaktionen sagen so vieles über das gewaltige Marvel Cinematic Universum aus. Es ist längst mehr, als nur eine riesengroße Filmsaga. Nein, das Ende fühlt sich tatsächlich wie ein Ende an. Für die Helden und Schurken, die wir über mehr als ein Jahrzehnt gefeiert haben ebenso wie für uns selbst. Es ist das kombinierte Star Wars, das Star Trek, das Harry Potter und der Herr der Ringe einer ganzen Generation von Menschen. Viele sind mit Iron Man & Co. aufgewachsen. Manche sogar damit alt geworden.
Ich glaube nicht, dass ich mich am Ende eines Films je gleichzeitig so leer und doch so erfüllt gefühlt habe. Und mehr noch, jemals so viel geweint habe wie in den letzten dreißig Minuten des Films. Und doch fühlt sich alles richtig an, alle Fragen sind beantwortet worden. Der Abschied von den Avengers wie wir sie bisher kannten ist ein unendlich gelungener. Alleine das epische Finale ist wie ein feuchter Traum, die gerechte Belohnung für Jahre der Unterstützung. Endlich sind alle an einem Ort. Dass sich der Weg bis dahin nie überladen oder gehetzt anfühlt, verdankt man nicht nur der klugen Entscheidung, das Finale auf insgesamt zwei Filme zu splitten, sondern auch den knapp über drei Stunden Laufzeit. Und es ist trotzdem einer der ganz seltenen Fälle, in denen ein Film auch gerne vier, fünf oder sechs Stunden hätte laufen können und doch wäre man nie gelangweilt oder versucht, mal fix für einige Minuten die Toilette aufzusuchen. Die Brüder Joe und Anthony Russo, die nach Infinity War auch die Regiestühle für das Endspiel besetzt haben, verstehen es meisterhaft, die vielen Charaktere aus elf Jahren Marvel Cinematic Universe Stück für Stück zusammenzubringen und den Zuschauer doch immer noch neue Aspekte an seinen Lieblingen finden zu lassen. Jeder bekommt genügend Zeit und einen letzten, angemessen großen Auftritt.
Ich glaube, darin liegt ein bisschen auch das Erfolgsgeheimnis des MCU verborgen. Toll aufspielende Darsteller, handverlesene Regisseur, ein hervorragendes Skript sowie das stetige Bemühen, den Fans zu geben, was sie wollen – all das findet sich hier. Egal, ob man Tony Stark, Black Widow oder Thanos feiert: Endgame verschafft allen einen angemessenen Abschied und ermöglicht so auch dem Zuschauer, sich von seinem ganz persönlichen Favoriten anständig zu verabschieden. Es ist, worauf wir alle gewartet haben. Und wir haben bekommen, was wir erwartet haben, nämlich eine fantastisch getrickste Achterbahnfahrt der Emotionen, die in drei Stunden all das schafft, was Filme sonst kaum mehr schaffen, eben ganz einfach, Leute zum Lachen, zum Weinen und zum Applaudieren zu bringen. Dafür wurde Kino gemacht. Avengers: Endgame ist der weltweit erfolgreichste Film aller Zeiten. Und er wird es wohl noch lange bleiben. Viel mehr ist nicht mehr zu sagen.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Für das große, natürlich vollständig digital gefilmte Finale wurde das seinerzeit bestmögliche Equipment herangeschafft, nämlich die Arri ALEXA 65, die ihre Zahl deswegen verliehen bekommen hat, weil sie durchaus stolze 6.5K am Output bietet und das bei Support für das IMAX-Verfahren. Aufgrund der enormen Effektlast war aber abzusehen, dass in der Postproduktion dennoch lediglich ein 2K Digital Intermediate erstellt werden würde, was letztendlich auch genau so geschehen ist. Für die UHD bedeutet das also wie schon bei Infinity War lediglich einen Upscale, während die Blu-Ray wie immer mit einem weiter auf Full HD herabskalierten Master Vorlieb nehmen muss. Das sind die Fakten, aber wie sieht all das denn nun in der Praxis aus? Was generell sofort auffällt ist, dass Endgame anders als sein Vorgänger deutlich düsterer daherkommt und sich auch optisch entsprechend präsentiert. Statt kunterbunten Farbpaletten dominiert gezielt eingesetztes Grau nahezu jede Szene. Die Trostlosigkeit der Jahre nach Thanos´ Wüten wird so direkt an den Zuschauer getragen und untermalt das Setting dementsprechend absolut passend. Lediglich die in der Vergangenheit spielenden Szenen setzen wieder auf mehr Farbe und heben sich dadurch angenehm vom Rest ab. Das soll aber nicht bedeuten, dass Avengers: Endgame eine dreistündige Etüde in Grau ist. Denn auch in der Trostlosigkeit gibt es Farbe, nur eben sehr sparsam eingesetzt und immer im Rahmen der gewünschten Dystopie. Wenn man Blu-Ray und UHD nur daran messen will, lassen sich trotz HDR10 – Support der UHD kaum sichtbare Unterschiede zwischen den Formaten ausmachen. Das aber eben auch, weil bereits die Blu-Ray einen sehr guten Job abliefert, der bei der Farbwiedergabe längst nicht endet.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Ein Sorgenkind war die Veröffentlichung in Sachen Bild ohnehin nie. Wo es aber bei Disney immer wieder schwierig wird, ist der Ton. Leider haben sich die Verantwortlichen auch beim größten Effektfeuerwerk der letzten Jahre dazu entschieden, den deutschen Ton sowohl auf der Blu-Ray als auch der UHD nur im stark komprimierten Dolby Digital Plus – Format anzubieten. Den Originalton gibt es auf der Blu-Ray immmerhin noch als verlustfreie DTS-Masterspur, während man auf der UHD einen Dolby Atmos – Mix mit unkomprimiertem TrueHD-Kern untergebracht hat. Zum Glück (!) klingt der deutsche Sound am Ende dann doch wesentlich besser, als es die schlappen Zahlen befürchten lassen. Was hier im Rahmen der Möglichkeiten an Effektdynamik geboten wird, lässt einen dann doch gleichermaßen ehrfürchtig wie überrascht aufhorchen.
Die museumsreife Audioausstattung eines Black Panther oder zuletzt leider auch Infinity War ist bereits nach den ersten Minuten völlig vergessen (aber nicht verziehen, denn Strafe muss sein). Dazu gesellen sich beste Stimmverständlichkeit im Center, die selbst im Dauerfeuer des Finales nie untergeht, ein toll auf die einzelnen Lautsprecher verteilter Score und zu guter letzt auch richtig satte Bässe. Der englische Masterton der Blu-Ray klingt legt zwar in Sachen Kraft und Dynamik dann doch noch ein Schippchen mehr an allen Ecken und Enden zu, allerdings müssen beide Tonspuren trotzdem wieder einen Ticken nach oben justiert werden, um auf einer wirklich perfekten Klangebene anzukommen. Auch hier ist man aber trotz anhaltender Schwächen weit von den frappierenden Sünden der Vergangenheit entfernt.
Nimmt man nun die englische Atmos – Spur der UHD dazu, bekommt man auf der regulären Ebene auch nahezu identische Resultate auf die Ohren, wie sie die Masterspur der Blu-Ray bietet. Dazu gesellt sich aber noch eine Deckenebene, die natürlich in einem Fall wie diesem mit immensen Erwartungen leben muss. Erfüllen kann sie die nur bedingt, denn abseits einiger weniger sinnvoll platzierter 3D-Effekte in der ersten Dreiviertelstunde herrscht vor allem im Mittelteil langer Leerlauf bei den Hights. Erst im großen Schlagabtausch kommen die dann wieder zurück, dann aber mit solchem Karacho und einer so alles erfüllenden Immersion, dass man sich mitten im Geschehen fühlt. Zwar hätte auch hier noch ein wenig mehr im Feindetail rausgeholt werden können, was man aber letztendlich unter Verfügbarkeit einer passenden Anlage samt Lautsprechern zu hören kriegt, ist dennoch absolut mitreißend und verwandelt das heimische Wohnzimmer mal eben in den Austragungsort der Schlacht um das Schicksal des Universums. Ist doch auch nett, oder? Zumindest bei toleranten Nachbarn.
Die Extras
Eine knappe Stunde an Bonusmaterial gibt es, also deutlich weniger als so ein kolossaler Film eigentlich hätte vermuten lassen. Untergebracht wurde all das mit Ausnahme des Audiokommentars der Gebrüder Russo auf einer separaten Blu-Ray, die beiden Veröffentlichungen beiliegt. Was man letztendlich geboten kriegt, hat eher Retrocharme. Man merkt, dass man hier anders als sonst weniger daraus abgezielt hat, einen Blick in die Zukunft zu werfen, sondern ganz bewusst Gegenwart und Vergangenheit in den Fokus rückt. Ob man sich nun zu den Anfängen der Reihe zurückbewegt und mehr darüber erfährt, wie Robert Downey, Jr. vom Megarisiko zum unverzichtbaren Megastar mutierte, oder nochmal die separaten Leistungen von Captain America und Black Widow für den Erfolg des MCU würdigt, all das findet sich hier. Dazu gibt es noch ein separates Featurette zu der Arbeit der Russo´s, ohne die das Finale wohl nie in dieser Form hätte realisiert werden können und wer sich immer schon gefragt hat, wie der fette Thor entstanden ist, bekommt darauf ebenfalls Antworten. Sechs Deleted Scenes, Pannen vom Dreh und ein wunderbarer Tribut an den leider noch vor Fertigstellung des Films verstorbenen Stan Lee runden die eher konservativ gehaltenen Extras ab.
Fazit
„Am Ende dieses Artikels fühlt es sich für mich so an, als wäre ich nach der ersten Sichtung des Films abermals am Ende einer Reise angelangt. Denn schließlich begleite ich die Heimkinoveröffentlichungen von Marvel bereits seit Jahren. So gemein es sein mag, sich all den Emotionen und Erlebnissen, vor allem aber den ganzen Erinnerungen einmal mehr auf so direkte Art aussetzen zu müssen, so schön fühlt es sich gleichzeitig auch an. Denn mit Avengers: Endgame haben die Macher ein fulminantes und absolut angemessenes Finale abgeliefert, an das man sich wohl noch sehr lange erinnern wird. Die Zukunft wird anders, so viel steht fest. Aber wer weiß, vielleicht schaffen es die Macher ja, eine neue Generation von Helden irgendwann erneut an diesen epischen Punkt zu bringen. Verdient wäre es allemal. Dank durchweg gelungenen Heimkinoveröffentlichungen darf man sich das Finale auch guten Gewissens zu den übrigen Filmen ins Regal stellen, lediglich die Extras hätten etwas umfangreicher ausfallen können.“
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