The Outer Worlds – „Abenteuer in Halcyon“

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                                                      Getestet und verfasst von General M

81SrH9Nmf9L. SL1500 Wer sich je gefragt hat, warum sich jedes neue Action-RPG mit dystopisch-futuristischem Setting am bereits neun Jahre alten Fallout: New Vegas messen muss, hat den kongenialen Titel von Obsidian, den Urschöpfern der Reihe, wahrscheinlich nie gespielt. Während Bethesda anschließend unter Eigenregie weitergemacht und sich zuletzt immer tiefer in die Nesseln gesetzt hat, ist Obsidian eigene Wege gegangen und kehrt nun mit The Outer Worlds zurück zu den Wurzeln. Das Ergebnis ist nicht perfekt, bietet aber dennoch alles, was sich Fans eines klassischen Fallout gewünscht haben. Und hier und da sogar noch etwas mehr. Wir sind für Euch durch Halcyon gereist und klären, wo noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist und wie viel Spaß der Ausflug an den Rand des Universums eigentlich macht. 

               Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX One X aufgenommen. 

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Lost in Space

The Outer Worlds beginnt mit der Frage, wie sich die Welt wohl entwickelt hätte, wenn William McKinley, der 25. Präsident der Vereinigten Staaten, im Jahre 1901 nicht von einem Anarchisten erschossen worden wäre. Dessen Wirtschaftspolitik ebnet so den Weg für gewaltige Firmenkonglomerate, die in der Zukunft zur alles dominierenden Macht heranwachsen und sich letztendlich auch daran machen, den Weltraum in ihrem Namen zu kolonialisieren sowie auch zu kommerzialisieren. Als einer von vielen neuen Kolonialisten wurden wir einst von der Erde ausgesandt, um neue Gebiete am Rande der Galaxie mit Namen Halcyon in Besitz zu nehmen. Aufgrund eines defekten Sprungantriebes kommt das Raumschiff aber stolze 60 Jahre zu spät  in der schönen neuen Welt an, wo wir vom verrückten Wissenschaftler Phineas Welles aus dem Kälteschlaf befreit werden und uns wenig später inmitten einer handfesten Verschwörung wiederfinden, die das Schicksal von Halcyon für immer verändern könnte. 

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Das versprochene Paradies erwartet uns auf den zahlreichen kleinen und großen Planeten von Halcyon allerdings nicht. Stattdessen leben die meisten Menschen in Armut, fröhnen der Drogensucht oder schließen sich Plündererbanden und seltsamen Religionen an. Außerhalb der Mauern lauern Flora und Fauna nur darauf, den Leuten das Licht auszulöschen. Überwacht und reguliert wird all das vom geheimnisvollen Vorstand, der scheinbar auch für das Verschwindenen unseres Raumschiffs und der darin befindlichen restlichen Kolonisten verantwortlich ist. Auf Terra 2 dem Startpunkt unserer Reise, werden wir auf der Suche nach dem Verbleib unserer Crew schnell Zeuge des grausamenen und trostlosten Alltags inmitten von Ausbeuterbetrieben, riesigen Reklametafeln und allgegenwärtigen Konzernstreitigkeiten. Statt futuristischen Wohnanlagen leben die meisten Menschen wieder auf dem Existenz- und Komforstandard des Wilden Westens, wo der Totengräber noch zu den meistbeschäftigsten Einwohnern zählt. 

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Obsidian ist es gelungen, mit The Outer Worlds eine visuell interessante Mischung aus Dystopie und futuristischem Setting zu schaffen, die einen schnell in ihren Bann zieht und vor allem neugierig macht. Hier kommt die besten Elemente aus drei Welten zusammen, nämlich die Mechaniken und der Witz eines Fallout: New Vegas, das Setting eines Mass Effect: Andromeda sowie eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik nach Stanley Kubrick. Die Mischung funktioniert fantastisch und bietet am Ende genau das, was Fallout 4 noch vor dem völlig verkorksten Fallout 76 ebenso gerne gewesen wäre wie der bereits genannte Weltraumshooter von BioWare. Knapp 20 Stunden dauert ein Spieldurchgang unter Einbeziehung aller Nebenmissionen, was auf den ersten Blick für ein Action-RPG nicht nach allzu viel klingt, allerdings stand den Machern auch kein so üppiges Produktionsbudget zur Verfügung, wie man vielleicht annehmen würde. Deswegen fühlt sich das Spiel auch kompakter und etwas linearer als der geistige Vorgänger von 2009 an. Trotzdem und selbst aufgrund der Tatsache, dass sich im Missionsablauf immer mal Wiederholungen und wenig inspirierte Aufträge einschleichen, hat mich The Outer Worlds wunderbar unterhalten und lädt außerdem dank toller Dynamik bei der Entwicklung von Story und Charakter zum Wiederspielen ein. 

Spiel, wie du willst

Fünf Fraktionen kämpfen erbittert um die Kontrolle über Halcyon, die allesamt ganz eigene Ziele verfolgen. Weil sich die Aktionen oft gegeneinander richten, können wir uns dementsprechend auch nicht überall beliebt machen, sondern müssen abwägen, mit wem wir am Ende gegen den Vorstand kämpfen wollen und wer dabei auf der Strecke bleibt. Unsere im Rahmen der Geschichte getroffenen Entscheidungen haben darauf maßgeblichen Einfluss. Doch bevor die Reise überhaupt beginnt, gilt es zuallererst, den eigenen Charakter zu erstellen. Dazu bietet das Spiel dank umfangreichen Editors auch ausreichend Möglichkeiten. Wesentlich interessanter ist aber die grundlegende Verteilung der ersten Attributspunkte, die maßgeblichen Einfluß darauf nimmt, wie The Outer Worlds letztendlich gespielt wird. Löst ihr Konflikte am liebsten mit Gewalt, sind eure Punkte in Nahkampf- und Schusswaffenfertigkeiten bestens investiert. Bevorzugt ihr dagegen heimliches Vorgehen, seid ihr bei Tarnung, Schlösserknacken und Co. am richtigen Ort. Kluge Köpfe nutzen lieber ihre Fachkenntnisse in Wissenschaft und Medizin, um Probleme aus der Welt zu schaffen, während versierte Redner durch Überreden, Einschüchtern und Notlügen zum Ziel gelangen können. Alle zwanzig Stufen erhaltet ihr jeweils besondere Spezialisierungen für den gewählten Entwicklungspfad. Leidenschaftliche Einbrecher verbrauchen so beispielsweise weniger Dietriche, Nahkämpfer können mit aufgeladenen Angriffen mehr Schaden anrichten und charismatische Redner sorgen alleine durch ihre bloße Anwesenheit bei vor Angst zusammenzuckenden Gegnern. 

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Das System ist überaus vielseitig ausgefallen und öffnet je nach Spezialisierung immer neue Wege zur Bewältigung einer Mission. Alleine deshalb lohnt sich schon ein zweiter oder dritter oder sogar noch ein weiterer Durchgang. Es macht viel Spaß, mit den verschiedenen Talenten und Kombinationen zu experimentieren, zumal die Maximalstufe 30 nicht zulässt, dass ihr zum Hansdampf in allen Gassen mutiert. Als solider Allrounder kommt man generell gut durch die Welten, drastische Nachteile entstehen euch bei eurer Skillung auch dank eurer Gefährten nie. Insgesamt sechs davon rekrutiert ihr im Spielverlauf, wobei ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr alleine, mit einem Partner oder dem Maximum von zwei Kameraden durch das Abenteuer laufen wollt. Da die Kameraden aber bei der richtigen Auswahl eure eigenen Schwächen perfekt ausgleichen können und ferner mächtige Spezialfertigkeiten bieten, sollte man sich definitiv auf etwas Gesellschaft einlassen – selbst, wenn daraus am Ende ausnahmsweise mal keine Romanzen erblühen können. Fallout – Veteranen erinnern sich eventuell daran, dass die chronische Vernachlässigung von Intelligenz die Option eröffnet, im Rahmen von Dialogen besonders dumme Antworten geben zu können, was auch hier möglich ist und neben extrem viel Spaß auch dazu führen kann, dass ihr euer Raumschiff nicht zum nächsten Ziel lenkt, sondern mitten in die Sonne. Witzige Momente wie diese lassen sich aber auch abseits davon überall finden. Es gibt zahlreiche Anspielungen an andere Titel und die vielen frechen Dialogoptionen sorgen immer wieder mindestens für ein dickes Schmunzeln. 

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Ohne gute Ausrüstung kommt ihr im Spiel allerdings trotz aller Fertigkeiten nicht sehr weit. Deswegen bietet The Outer Worlds auch eine fette Palette™ Rüstungen und Waffen für jede Gelegenheit, wobei neben Pistolen, Schrotflinten und einem großen Arsenal an Spreng- sowie Elementarwaffen auch eine Menge ausgeflippter Items wie der Schrumpfstrahler geboten werden. Die nutzen sich aber mit der Zeit ab und müssen genau wie die vielen Rüstungsgegenstände regelmäßig gewartet werden. Kluge Köpfe können das bequem unterwegs erledigen, alle anderen müssen zu den überall auffindbaren Werkbänken wandern. Was nicht gebraucht wird, kann entweder bei Händlern verkauft werden oder einfach in wahlweise Waffen- oder Rüstungsteile zerlegt werden, die dann zur Reparatur verwendet werden. Eigenes Equipment könnt ihr zwar nicht craften, dafür gibt es aber eine Vielzahl von Mods, die zum Beispiel die Schadensart einer Waffe ändern, Munitionskapazitäten erweitern oder mehr Präzision bieten. Via Tüfteln könnt ihr auch den allgemeinen Schaden eurer Waffen gemessen an eurem gegenwärtigen Level erhöhen, das kostet allerdings mit jeder Stufe mehr Geld und empfiehlt sich erst, wenn ihr euch im späteren Spielverlauf auf ein paar Lieblinge festgelegt habt. Übrigens könnt ihr jederzeit auch das Equipment eurer Begleiter anpassen, die zudem auch über gesonderte Talentbäume verfügen, welche aber deutlich kleiner und überschaubarer ausgefallen sind als euer eigener, in den ihr alle zwei Level einen neuen Punkt investieren könnt. Dort lassen sich zum Beispiel Tragekapazitäten, Bonusgesundheit und bessere Preise bei den Händlern freischalten. 

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Gelangt ihr irgendwann an einen Punkt, indem ihr mit eurer bisherigen Charakterentwicklung nicht mehr zufrieden seid, könnt ihr auf eurem Schiff einen kompletten Reset vornehmen. Der wird aber mit jeder Nutzung teurer, weshalb ihr gut darauf achten solltest, euren Charakter gleich von Anfang an in die richtige Richtung zu führen. Was The Outer Worlds hier insgesamt an Möglichkeiten bietet, kann man nur als vorbildlich bezeichnen. Andere Genrevertreter kosten in der Entwicklung deutlich mehr und bieten trotzdem nicht einmal ansatzweise soviel spielerische Freiheit. Wer ihr seid bestimmt maßgeblich, wie ihr spielt. Ihr könnt als Retter von Halcyon in die Geschichte eingehen, der fast überall gerne gesehen wird und viel Gutes für die Menschen tut, oder als verlogenes Arschloch in universalen Maßstäben euren Fußabdruck hinterlassen. Und selbst dazwischen existieren so viele Nuancen und Möglichkeiten, dass man hinsichtlich Angebot und Implementierung all dieser Mechaniken nur den Hut ziehen kann. 

Viel zu tun, wenig zu entdecken

Aufmerksame Leser werden festgestellt haben, dass bisher immer mal wieder nebenbei das Wort „Raumschiff“ gefallen ist. Damit und was wir damit alles anstellen können, wollen wir uns nun mal etwas ausführlicher beschäftigen. Das Kommando über die Unrealiable (dt. Unzuverlässig) bekommt ihr bereits nach Abschluss der ersten großen Missionen auf Terra 2 verliehen und dient anschließend für den Rest des Spiels als zentraler Hub für Euch und eure wachsende Crew. Überwacht und gesteuert von der eigenwilligen K.I. ADA findet ihr an Bord neben einer Werkbank und Crewquartieren auch eine eigene Kabine, in der sich neue Nachrichten am Terminal abrufen und mit der Zeit auch überall auffindbare Erinnerungsobjekte ausstellen lassen. Die Normandy lässt grüßen. Das Schiff ist zwar nicht wirklich riesig, erfüllt aber seinen Zweck, nämlich das Reisen zu neuen Planeten und allgemeinen Zielen. Die schalten sich erst nach und nach frei, wobei der Reisefortschritt nicht selten mit der Hauptquestlinie zusammenhängt. 

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Die optischen Unterschiede halten sich allerdings bis auf wenige Alleinstellungsmerkmale bei Flora und Fauna eher in Grenzen. Am ehesten einzigartig wirkt noch die Groundbreaker, ein gewaltiger Frachter mitten im All, der Schmugglern, Gaunern und Unterhaltungssüchtigen als zentraler Anlaufpunkt in Halcyon dient und auf den wir uns während der Geschichte immer wieder für zahlreiche Begleiter- und andere Nebenmissionen zurückbegeben. Auf den Planetenoberflächen selbst begeistern vor allem die wunderschönen Panoramen, auch dynamischen Tag- und Nachtwechsel gibt es, dafür muss man aber auf verschiedene Arten von Wetter verzichten, denn in Halcyon scheint es immer trocken bei klarem Himmel zu sein, was dann doch ein bisschen schade ist. Dichte, teils turmhohe Pflanzen durchziehen die von Kreaturen und abtrünnigen Humanoiden bevölkerten Gebiete außerhalb der verbarrikadierten Städte, was auf den ersten Blick alles sehr stimmig und auch farbenfroh wirkt, auf den zweiten Blick aber schnell offenbart, dass beim Enviromental Design ebenso wenig Abwechslungsherrscht wie bei der Gegner-, bzw. Artenvielfalt. Viele Orte wirken leer und belohnen motivierte Entdecker höchstens mit ein paar Items, große Aha – Effekte bleiben diesbezüglich aber aus. Anders als die vielen interessanten Charaktere hat die Welt selbst nur wenig Interessantes zu erzählen. Hier ist viel Potenzial auf der Strecke geblieben. 

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Schließlich treibt einen ja auch die Frage um, was in den letzten 60 Jahren unseres unfreiwilligen Aufenthaltes im Tiefkühler passiert ist, um das versprochene Paradies zu einer solchen Dystopie verkommen zu lassen. Zwar werden viele dieser Fragen über Gespräche und vor allem die Hauptgeschichte beantwortet, betrachtet man aber mal ein The Witcher 3: Wild Hunt oder Red Dead Redemption II merkt man, wie sehr auch Umgebungen ins Storytelling eingebunden werden können. Das ist dann weniger eine Frage des Geldes, sondern einfach eine Frage des allgemeinen Designs. Ein bisschen weniger hier, dafür ein bisschen mehr dort, eben einfach eine bessere Verteilung von handlungsrelevanten Inhalten. Und eben das will The Outer Worlds einfach nicht optimal gelingen. Spätestens, wenn ihr auf einem Planeten mehrere Landezonen und Schnellreisepunkte freigeschaltet habt, genügt es völlig, einfach nur noch über das System hin- und herzureisen. Dass man auf regulärem Wege irgendwas Spannendes verpasst, ist nahezu ausgeschlossen. 

Herausforderung nach Maß

Vier verschiedene Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl. Wer entspannt die Story genießen will, kann das ebenso tun wie alle, die nach einer waschechten Survivalherausforderung suchen. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist das Spiel immer noch gut zu bewältigen, während ihr im harten Modus bereits deutlich mehr Schaden kassiert und regelmäßiger zu Heilstimulanz oder den vielen kurzzeitig statusverbessernden Items greifen müsst. Noch kniffliger ist der Supernova – Modus, der eure Gefährten nicht nur permanent aus dem Spiel nimmt, wenn die erstmal gestorben sind, sondern Euch auch dazu zwingt, regelmäßig zu essen und zu schlafen. Eine frustfreie Erfahrung ist dieser Modus keineswegs, weshalb es sich anbietet, das Spiel erstmal auf einem der regulären Herausforderungsstufen durchzuspielen, um nicht permanent zwischen Ärger und Frustration zu pendeln. Genießt die Story, lernt die Mechaniken und die besten Wege durch die Handlung kennen und nutzt all das dann am Ende für euren Durchgang auf Supernova. 

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So fordernd die Kämpfe dann auch sein mögen, so sehr schwächelt die K.I. über alle Modi hinweg. Ob es nun die eigenen Begleiter sind, die gerne mal an der Umgebung hängenbleiben oder Durchgänge versperren, oder die Gegner, die statt Deckung zu suchen und taktisch vorzugehen blindlings auf Euch zustürmen, über viel mehr als Kanonenfutterqualitäten gelangt die Schläue von Freund und Feind nie hinaus. Wenn es dann aber doch mal eng wird, könnt ihr bei aufgeladener Leiste jederzeit die Zeit verlangsamen und neben dem gezielten Attackieren von gegnerischen Schwachpunkten auch gleich Informationen über euren aktuellen Feind einholen. Das Prinzip funktioniert sehr identisch zum V.A.T.S. in Fallout und ist in seiner Effektivität auch ebenso von euren Attributen abhängig. Auch ist das Spiel relativ inkonsequent beim Bestrafen illegaler Aktionen. Diebstahl ist oft viel zu leicht, generell wird der unbefugte Zugang zu Gebäuden nur selten bestraft. Mit Ausnahme der gut gesicherten Sperrgebiete, in denen ihr euch ohne passende Identitätskarte für eure zeitlich begrenzte Holotarnung sofort beschossen werdet, verhält sich das Spiel bei der Ahnung von Vergehen aller Art viel zu gutmütig. 

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Ihr könnt problemlos mit gezogener Waffe durch die Stadt wandern, ohne dass die Bewohner groß darauf reagieren, sofern ihr nicht auch das Feuer eröffnet. Wer also nicht gerade an einem Genozid interessiert ist, kann sich – sofern man doch mal ertappt wird – besonders mit hohen Dialogfertigkeiten mühelos aus jeder Misere reden und kommt ungeschoren davon. Weil aber auch Bestechung möglich ist, die jeder Skillung offensteht, muss man sich nie vor unschönen Konsequenzen fürchten. Generell ist es enttäuschend, dass die vielen Charaktere in The Outer Worlds nie sowas wie Autonomie an den Tag legen. Egal ob Tag oder Nacht, man findet die NPC´s immer dort, wo man sie auch zuvor und überhaupt angetroffen hat. Versunken in immer gleichen Gesprächen, still ausharrend hinter Ladentresen oder einfach dumm wie drei Sack Reis in der Gegend herumstehend. Auch das machen andere Genrevertreter mittlerweile viel besser. Die Immersion leidet darunter auf jeden Fall. 

Zukunftstechnik 

The Outer Worlds fußt auf der Unreal Engine 4, was sich vor allem durch toll ausgeleuchete Areale und (bis auf ganz wenige Ausnahmen) hübsch detaillierte Texturen und Partikeleffekte zeigt. Weniger überzeugen kann dafür vor allem die allgemeine Charaktermimik nicht, die weniger lebendig sondern viel eher steif und ausdruckslos wirkt. Wenigstens hat Obsidian es hinbekommen, das Spiel in einem wesentlich fehlerfreieren Zustand auszuliefern als seinerzeit noch Fallout: New Vegas. Die ganz großen Bugs bleiben aus, viele kleinere dagegen wie Probleme bei der Kollisionsabfrage und der bereits erwähnten K.I. sind auch hier vertreten und werden hoffentlich über die kommenden Wochen und Monate noch ausgebessert. Für ein Spiel wie dieses präsentiert sich The Outer Worlds aber schon zum Launch überraschend rund, da habe ich über die Jahre schon DEUTLICH schlimmere Sachen erlebt. Dafür könnte die Performance allgemein besser sein. Am besten schneidet hier die PC – Version ab, die bei entsprechend leistungsstarker Hardware ein angenehm flüssiges Erlebnis mit unbegrenzter Bildrate in nativem 4K bei maximalen Settings bietet. Unsere mit Geforce RTX 2080ti bestückte Warmachine hat die angepeilten 60 Frames fast durchgehend halten können, aber auch für etwas schwächere Hardware werden ausreichend Optionen zur Feineinstellung geboten, auch wenn der Preis dafür natürlich Abstriche in der grafischen Gesamtqualität sind. 

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Gemessen an der grafischen Qualität belegt die XBOX One X im Konsolensegment mit Abstand den ersten Platz, denn nur hier wird natives 4K mitsamt entsprechendem Texturpaket geboten, was für ein Erlebnis sorgt, dass dem PC beinahe ebenbürtig ist, auch wenn das Spiel dort immer noch in allen Aspekten einen Ticken schöner aussieht. Dafür gibt es hier nur maximal 30 Frames pro Sekunde und selbst die werden nicht durchgehend gehalten. In besonders effektreichen Momenten, aber auch beim Betreten neuer Gebiete sind kleinere Einbrüche keine Seltenheit. Gerade dann werden auch Texturen erst spät nachgeladen, in großen Arealen kommt es dafür immer wieder zu auffälligen Pop Up´s. Probleme, unter denen übrigens sämtliche Plattformen leiden, wobei es die Konsolen da deutlich härter trifft als Hochleistungsrechner. Seltsamerweise driftet gerade in der Inventar- und Charakterverwaltung die Bildrate extrem ab und sorgt für störende Ruckler und träge Eingaben. Die PlayStation 4 PRO performt bei der Bildrate nur minimal stabiler, bietet dabei aber lediglich 1440k und skaliert nur auf 4K hoch. Kein Vergleich zur knackscharfen XBOX One X, aber immer noch ein ordentlicher Zugewinn im Vergleich zu den Standardmodellen. Auf der regulären PlayStation 4 wird in nativem Full HD aufgelöst, die XBOX One S dagegen muss sich mit 900p begnügen. Auch hier gilt: Das Basismodell von Sony liefert stabilere Framerates als sämtliche XBOX – Modelle, außerdem sieht das Bild über die Einsteigerkonsolen von Microsoft doch sehr matschig aus. Was dem Spiel auf den erweiterten Modellen völlig fehlt, ist ein Performancemodus als Alternative. Viele Gamer bevorzugen schnellere Bildraten und opfern dafür gerne hohe Auflösungen und Detailqualität. Eine solche Wahl bietet einem The Outer Worlds aber leider nicht. Eine Portierung für die Nintendo Switch befindet sich übrigens in Arbeit, wird aber erst im kommenden Jahr aufschlagen, dann werden wir dazu separat einen Nachtest reichen. 

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Der Soundtrack zum Spiel ist sehr gelungen und fängt die geheimnisvolle, bedrohliche Atmosphäre von Halcyon ebenso gekonnt ein wie den Alltag der Städter. Vorbildlich: Sämtliche Dialoge im Spiel wurden stimmig besetzt vertont, sind dafür aber ausschließlich in englischer Sprache verfügbar. Wirklich gut übersetzte deutsche Untertitel gibt es zwar, wer allerdings nicht gerade zu den lesefreudigsten Spielern gehört und/oder der englischen Sprache nicht mächtig ist, sollte den Kauf lieber gründlichst überdenken. Übrigens sind die Dialoge leider nicht immer lippensynchron geraten, was mal mehr, mal weniger stark auffällt. Auch hier muss nachgebessert werden. Wunderbar von der Hand geht allerdings die Bedienung. Egal ob mit Maus und Tastatur oder via Gamepad, das Kontrollschema geht schnell in Routine über und sorgt dann für ein zugängliches, gut spielbares Erlebnis über sämtliche Plattformen. 

Fazit und Wertung

fallout new vegas desktop wallpaper the vault others„Ich kann mich nicht erinnern, jemals so ein blödes Spiel gezockt zu haben. Fallout ist viel besser, besonders Fallout 76 mit seinen tollen, neuen Premiuminhalten, die gerade mal mit 100€ pro Jahr zu Buche schlagen. The Outer Worlds ist nichts anderes als ein Plagiat, eine schlechte Kopie unseres großartigen Unternehmens. Gepriesen sei Todd Howard, gesegnet sein Name und gelobt seine unfehlbaren Entscheidungen….“

 
                                          AHEM!!!! 

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Entschuldigung, wir hatten gerade wohl sowas wie einen Virus im System. Man merkt sofort, dass hinter The Outer Worls jene kreativen Kräfte am Werk waren, die einst Fallout erfunden und zu wahrer Größe gebracht haben. Mechanisch bietet das Spiel all das, was Spieler seit Fallout: New Vegas zuletzt so schmerzlichst an der seitdem strauchelnden Reihe vermisst haben, nämlich komplexe aber gleichzeitig zugängliche Rollenspielmechaniken mit großen Auswirkungen auf die Art, wie man spielt sowie gelungenem Witz und einem umfangreichen Dialogsystem. Das kleine Budget macht sich allerdings bemerkbar, denn die Welt(en) von Halcyion präsentiert man im Vergleich zur Konkurrenz eher kompakt und ereignislos, auch mangelt es an Lebhaftigkeit. Zahlreiche kleinere Bugs müssen noch ausgemerzt werden, das K.I. – Verhalten ist alles andere als zeitgemäß und auch technisch reicht die Liste von Kritikpunkten von nicht durchgehend optimaler Konsolenperformance bis zu schwachen Mimiken und Probleme bei der Lippensychronität noch sehr weit. Wer das aber gegenwärtig akzeptieren kann, bekommt spielerisch das wohl beste RPG des Jahres geboten, dem ich wirklich nur Erfolg wünschen kann. Die Basis für ein tolles neues Franchise ist in jedem Fall vorhanden, über alles andere entscheiden die Verkaufszahlen und das Budget einer möglichen Fortsetzung.“ 

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PRO:

+ Visuell interessanter Mix aus Wilder Westen und Zukunftsszenario
+ Schöne Beleuchtungs- und Partikeleffekte
+ Teilweise coole Designs bei Flora und Fauna
+ Wunderschöne Panoramen
+ Funktionelles Fraktionssystem mit spürbaren Konsequenzen
+ Hohe spielerische Freiheit bei der Charakterentwicklung
+ Viele nützliche Perks
+ Praktische Zeitlupenfunktion
+ Hohe Auswahl an Mods und Erweiterungen
+ Motivierend vorangetriebene Hauptgeschichte
+ Zahlreiche, fraktionsbedingte Nebenmissionen
+ Begleiter mit nützlichen Spezialfertigkeiten…
+ …die mit individueller Ausrüstung und Talenten versehen werden können
+ Vielseitiger Charaktereditor
+ Holomantel als cooles Gadget
+ Umfangreiches Dialogsystem mit typischem Witz
+ Viele NPC´s mit eigener, ausführlicher Lebensgeschichte
+ Lustige Wissenschaftswaffen
+ Drei verschiedene Schwierigkeitsgrade plus Hardcoremodus
+ Amüsante Dialogoptionen für besonders dumme Charaktere
+ Übersichtlich gestaltete Menüs
+ Komplett lokalisierte Dialoge mit guten englischen Sprechern
+ Sauber lokalisierte deutsche Untertitel
+ Passender Soundtrack
+ Zugängliche Bedienung über alle Plattformen

CONTRA:

– Schwankende Performance, besonders auf XBOX One – Systemen
– Beim Betreten neuer Gebiete immer wieder Texturnachlader
– Schwache Charaktermimiken
– Gelegentlich repetiv inszenierte Nebenmissionen
– K.I. hat höchstens Kanonenfutterqualität…
– …und leidet in den eigenen Reihen oft an Wegfindungs- und Kollisionsproblemen
– Wenig dynamische Spielwelt, die Entdecker nicht ausreichend belohnt
– Geringe Gegner- und Artenvielfalt
– Planeten ähneln sich teilweise sehr
– Insgesamt sehr rudimentäres Waffenarsenal
– Kleinere Bugs sind vorhanden
– Keinerlei Wettersystem
– Erst ab hartem Schwierigkeitsgrad wirklich angenehm fordernd
– Nahrungsmittel abseits des Hardcoremodus so gut wie überflüssig
– Vergehen werden nicht konsequent genug bestraft
– NPC´s ohne jedwede Form von Autonomie
– Keine deutsche Sprachausgabe
– Keine Weiterspieloption nach dem finalen Boss
– Kein New Game+ 

                                            GESAMTWERTUNG:    8.2/10

                 MRTIEFE     MRATMOS

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