Feuer gefällig?
Das erste Abenteuer führt bereits alleine durch sechs große Schlüsselwelten mit jeweils unterschiedlichen Thematiken, denen sich die meisten gängigen Feinde zunächst nur optisch unterordnen. Später lernen die Gegner aber auch einige Tricks dazu und lassen sich nicht mehr ganz so einfach mit Feuer und Rammattacke außer Gefecht setzen. Wer jede der sechs Welten zu 100% absolviert, darf sich zudem am Ende noch über einen kleinen Bonuslevel freuen. Diese grundlegenden Elemente ziehen sich durch die gesamte Trilogie. Bereits bei dem Urdesign haben die Spyro – Schöpfer von Insomniac, die zuletzt mit dem fantastischen Spider-Man tolle Erfolge feiern durften, ihr Können in Sachen Leveldesign zeigen können. Schade nur, dass man die Entwickler hier mit keinem Wort erwähnt, denn obwohl die jeweiligen Neuauflagen komplett vom Entwicklerstudio Toys for Bob verantwortet worden sind, wäre eine kleine Erwähnung mehr als fair gewesen – trotz der Tatsache, dass Insomniac seit geraumer Zeit exklusiv für SONY programmiert. Alles in allem ist der erste Spyro nämlich in seiner Grundform schon ein kleines Stück Videospielgeschichte. Dass man die hier bei allen drei Teilen so unter den Teppich kehrt, finde ich grundsätzlich falsch. Dafür muss man auch Toys for Bob großes Lob aussprechen, die es geschafft haben, den kunterbunten Charme der drei Abenteuer toll einzufangen und diesen für eine aktuelle Generation von Gamern zu präservieren.
Zwar wirken die beiden Fortsetzungen eher wie mehr vom selben und verzichten abseits neuer hübscher Level und Schurken darauf, die Grundmechaniken zu sehr zu erweitern – und das, obwohl ab dem zweiten Teil dann auch neue spielbare Charaktere wie Känguruh Sheila oder ein Pinguin mit ganz eigenen Fähigkeiten dazukommen, dennoch bleiben die beiden hier enthaltenen Fortsetzungen qualitativ auch nach dem ersten Teil auf hohem Niveau, nur eben mit etwas weniger Überraschungs- und Überwältigungsgarantie. Da selbst die altbekannten Cheats wieder mit an Bord sind, dürfen sich Achievement- und Trophäenjäger über tonnenweise neue Auszeichnungen freuen, aber selbst ohne Mogelei ist die Spyro Reignited Trilogy keineswegs auch nur ansatzweise unfair ausgefallen, sondern bietet vielmehr einen angenehm steigenden Schwierigkeitsgrad beim Bewältigen von Sprung- und Gegnerencountern. Und auch in Sachen Story wird im Grunde immer nur gerade genug geboten, um der Kristall- und Eierhatz halbwegs Sinn zu verleihen. Dafür gibt es alleine dank der teils abstrusen Nebencharaktere immer auch Grund für Gelächter…und im FInale der Trilogie sogar ein klitzekleines bisschen Herzschmerz! Zudem ist die Trilogie ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht immer eine bis ins letzte Detail ausgeschriebene Geschichte braucht, damit ein Spiel Spaß macht. Denn der Spielspaß kommt grundsätzlich nicht zu kurz, wobei die drei Spiele kombiniert mindestens Beschäftigung für 30 Stunden versprechen, was angesichts des eher kleinen Preises sehr angemessen erscheint.
Bunt, bunter, Spyro!
Wer sich die bisherigen Artikelbilder angesehen hat, wird wahrscheinlich sofort gemerkt haben, dass es sich bei der Reignited Trilogy nicht einfach nur ein paar fix hingeklatschte Basisversionen mit höheren Auflösungen handelt, sondern um waschechte Remaster in völlig neuem Gewand, nämlich der Unreal Engine 4. Und die überträgt das damals schon farbenfrohe und knudellige Setting samt Helden und Schurken derart schön in die Moderne, dass es einem fast die Freundetränen in die Augen treibt. Neben Shadow of the Colossus gehört die Reignited Trilogy zu den technisch eindrucksvollsten Remastern des Jahres, die dabei aber nie die Essenz dessen verliert, was die Vorlagen so erfolgreich gemacht hat. Gelegentlich darf man sich also auch hier in die Lüfte erheben – wozu haben Drachen schließlich Flügel?
Während die Reihe seinerzeit eindrucksvoll demonstrierte, dass sich die Hardware der ersten PlayStation keineswegs vor der des Nintendo 64 verstecken musste, sind die dazugehörigen Spiele leider nicht sonderlich gut gealtert, obwohl Spyro nach heutigen Maßstäben immer noch zu den schönsten Titeln für die Kultkonsole zählt. Erst bei der etwas unpräzisen und fummeligen Bedienung merkt man, wie sehr sich neben der Technik auch unsere gegenwärtigen Ansprüche an Videospiele verändert haben. Und diesen Ansprüchen trägt der Traditionsentwickler Toys for Bob hier voll und ganz Rechnung. Die Reignited Trilogy ist so farbenfroh und schön geworden, wie man es sich als Fan nur wünschen kann. Die Charaktermodelle sind wunderschön animiert und untermalen den farbenfrohen Comiclook perfekt. Kurze, gut kaschierte Ladezeiten sorgen auch heute dafür, dass sich die Übergänge zwischen den einzelnen Welten angenehm flüssig anfühlen, auch die Bedienung ist viel sauberer und flüssiger (wenngleich gelegentlich auch etwas zu sensibel) ausgefallen und bietet darüberhinaus allerbeste Zugänglichkeit. Alleine die freie Kameraführung stellt einen gewaltigen Pluspunkt dar, leidet aber trotzdem immer mal wieder unter störenden Aussetzern, die einem die Sicht nach vorne erschweren können.
Auch am Ton hat man gearbeitet, denn für die Neuauflage wurde der komplette Soundtrack neu eingespielt, wer aber lieber den Originalton von früher hören möchte, kann jederzeit bequem zwischen beiden Fassungen hin- und herschalten. Während die Reihe also auch dank hervorragender deutscher Sprecher wunderbar klingt und ebenso wunderbar aussieht, gibt es zwischen den einzelnen Konsolenmodellen immer noch gewisse Unterschiede und Probleme, mit denen wir uns natürlich ebenso befassen müssen. Fangen wir an bei der Auflösung, wo die XBOX One S mit 900p Standardauflösung das Schlusslicht bildet, was bereits für ein etwas matschigeres Bild sorgt als auf der Standard PlayStation 4, die in nativem Full HD auflöst, aber ein ähnlich weiches Bild mit nur minimal mehr Schärfe bietet. PlayStation 4 PRO und XBOX One X lösen dagegen bei 1440p auf und skalieren dann jeweils auf 4K hoch, sofern ein entsprechender Fernseher angeschlossen ist. Natives 4K bietet also selbst die derzeit leistungsstärkste Konsole der Welt nicht. Dementsprechend sehen beide Versionen identisch aus, bieten aber ein spürbar saubereres Bild gegenüber den Standardmodellen.
Und auch HDR – Support gibt es nicht, was sehr schade ist, da die ohnehin schon gute Farbgebung so sicher noch mehr Punch geboten hätte. Aber was ist nicht ist, kann ja noch werden. Viel gravierender ist dagegen die Tatsache, dass alle Plattformen nur 30 Frames pro Sekunde bieten und selbst dann immer mal wieder teils gravierende Schwierigkeiten damit haben, diese konstant zu halten. Das kommt zwar sehr selten vor, denn insgesamt bleiben die jeweiligen Konsolen immer sehr nahe bei der angepeilten Bildrate, störend ist das aber dennoch. Um dennoch ein gutes Geschwindigkeitsgefühl zu vermitteln, kommt hier einfach Motion Blur zum Einsatz. Über die Profite von flüssigen 60 Frames pro Sekunde, wie sie Crash Bandicoot zuletzt geboten hat, kann man streiten. Aber die Unreal Engine 4 stellt eben ganz andere Ansprüche an die Hardware und es bleibt abzuwarten, ob die mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit später erscheinende PC – Version dieses Nachteil auszugleichen weiß. Das werden wir zu gegebener Zeit natürlich nachträglich klären. Eine Version für die Nintendo Switch sollte man aber nicht erwarten…
Zu guter letzt sollte jeder interessierte Käufer darauf hingewiesen werden, dass die Trilogie leider nicht komplett auf den jeweiligen Discs zu finden ist, sondern nur jeweils grundlegende Daten. Bevor man also loslegen kann, müssen zunächst zusätzliche 40GB via Internet heruntergeladen werden, was natürlich für alle mit kurzer Leitung eher supoptimal gelöst ist. Die Disc muss dann zum Spielen natürlich trotzdem im Laufwerk liegen.
Fazit und Wertung
„Die ersten drei Abenteuer von Spyro in dieser Weise neu erleben zu können fühlt sich ein bisschen so an, als würde man Nachhause kommen. Denn das gleiche augenöffnende Gefühl, welches die Reihe damals auf der PlayStation One bot, bietet sie in neuem Gewand auch auf den Konsolen der gegenwärtigen Generation. Zwar ist das Gameplay für heutige Verhältnisse fast etwas ZU simpel ausgefallen und auch der spielerische Anspruch hält sich die meiste Zeit über in Grenzen, trotzdem stellt die erste Trilogie immer noch einen der besten und unterhaltsamsten Plattformer der Spielgeschichte dar. Und deren Kern wurde wunderbar in die Moderne befördert, nur eben noch schöner und bunter als bisher. Zwar enttäuscht der Output der Hochleistungskonsolen ein wenig, auch kleinere Bildratenprobleme fallen auf und gelegentlich könnte die Steuerung etwas weniger sensibel ausfallen, davon abgesehen bietet die Spyro Reignited Trilogie aber nicht nur Nostalgikern, sondern auch Neueinsteigern genug, um positiv aus der Masse von Remastern hervorzustechen. Außerdem ist der lila Drache einfach unendlich knudellig! Für Genrefans definitiv Pflicht.“
Pay-2-Win/Miktrotransaktionen: Die Spyro Reignited Trilogy ist ein reiner Einzelspielertitel und bietet keinerlei Möglichkeit, sich gegen Echtgeld spielerische Vorteile erkaufen zu können. Eine Abwertung nehmen wir dementsprechend nicht vor.
PRO:
+ Drei wunderschöne Remaster…
+ …die trotz neuer Grafik die Kernessenzen der Vorlagen bewahren
+ Abwechslungsreiche, kunterbunte Welten
+ Zeitlos liebenswerter Protagonist
+ Zugängliches Gameplay
+ Angenehm steigender Schwierigkeitsgrad
+ Sehr guter Gesamtumfang
+ Jederzeit freie Wahl zwischen alter und neuer Vertonung
+ Sehr gute deutsche Sprecher
+ Saubere Bedienung
+ Fairer Preis
CONTRA:
– Steuerung besonders in Geschicklichkeitspassagen mitunter etwas zu sensibel
– Teils störende Kameraaussetzer
– In Sachen Mechaniken und Story nicht mehr ganz zeitgemäß
– Teil II und III warten inhaltlich mit nur sehr wenigen Neuerungen auf
– Trotz Disk sind 40GB Zwangsdownload erforderlich
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