
Saraya ist in der Wrestling-Welt längst mehr als nur ein Name. Ihre Karriere – vom britischen Nachwuchstalent zur WWE-Divenrevolutionärin, vom Rücktritt wegen Verletzungen bis zur Rückkehr ins Rampenlicht bei AEW – war in jeder Phase von intensiven Höhen und extremen Tiefen geprägt. All das wollte sie in ihrer Autobiografie Hell in Boots verarbeiten. Doch ein besonders dunkles Kapitel aus ihrer Vergangenheit fehlt darin komplett: ihre einstige Beziehung zu Alberto Del Rio. Warum sie ihn bewusst ausgeschlossen hat, erklärte sie nun in ihrem Podcast. Parallel dazu ging sie in einer emotionalen Episode offen mit ihrer Suchtvergangenheit um und offenbarte, wie Drogen, Alkohol, familiäre Prägung und Abstürze ihr Leben beinahe zerstört hätten.
Kein Platz für Del Rio in „Hell In Boots“ – aus einem klaren Grund
In einer „Ask Me Anything“-Episode ihres Podcasts Rule Breakers wurde Saraya von Fans auf das Fehlen von Alberto Del Rio in ihrem Buch angesprochen. Ihre Antwort war klar und begründet: Sie wolle nicht, dass dieses Kapitel die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Inhalt ihres Werks ablenke. „Eine Beziehung hat es nicht in das Buch geschafft, weil ich das Gefühl habe, dass die Leute sich mehr auf diese Beziehung konzentrieren würden als auf die Gesamtheit meines Buches“, sagte Saraya. Für sie stehe ihre persönliche Entwicklung im Vordergrund – nicht die mediale Ausschlachtung eines bereits vielfach dokumentierten Albtraums.
Tatsächlich fehlen in Hell In Boots alle direkten Hinweise auf Del Rio, obwohl sie in dem Buch auf ihr Leben in Texas anspielt, wo sie zur Zeit ihrer Beziehung mit ihm lebte. Auch auf den öffentlich gewordenen Vorfall am Orlando International Airport im Jahr 2017, bei dem Del Rio wegen eines mutmaßlichen häuslichen Gewaltvorfalls festgenommen wurde, geht sie nicht ein. Damals war Saraya, damals noch unter ihrem WWE-Namen Paige bekannt, in einen lautstarken Streit mit Del Rio verwickelt. Augenzeugen berichteten, dass Del Rio sie angeschrien habe. Obwohl er später von den Anklagen freigesprochen wurde und Saraya keine Anzeige erstattete, galt das Ereignis als Wendepunkt – sowohl für ihre Beziehung als auch für ihr öffentliches Image.
Bereits im Jahr 2020 hatte Saraya erklärt, dass sie Del Rio emotional abgeschlossen habe. Sie verglich ihn mit „Voldemort“ – der literarischen Figur, deren Name nicht genannt werden darf und kündigte an, nie wieder öffentlich über ihn sprechen zu wollen. Ihre Entscheidung, ihn auch aus dem Buch auszuklammern, ist Ausdruck dieser Haltung.
Schreiben als seelische Konfrontation: Erinnerungen, die zurückkommen
Trotz dieses bewussten Auslassens war das Schreiben des Buches für Saraya eine emotional herausfordernde Erfahrung. In ihrem Podcast erklärte sie, wie viele Erinnerungen plötzlich wieder an die Oberfläche kamen – auch solche, die sie längst verdrängt hatte. „Ein Buch zu schreiben ist wirklich verdammt schwer. Du vergisst eine Menge Dinge, die in deinem Leben passiert sind“, sagte sie. Erst im Gespräch mit Freunden oder beim Durchgehen von alten Notizen sei ihr vieles wieder eingefallen. „Dann sprichst du mit jemandem und denkst dir, ‚Heiliger Strohsack, ja, daran erinnere ich mich.’“
Nicht alles fand Platz in ihrem Buch und nicht alles wollte Saraya zum jetzigen Zeitpunkt öffentlich machen. Doch sie machte deutlich, dass ihre Geschichte damit noch nicht beendet ist. Somit ist klar: Sie allein entscheidet, wann und wie es weitergeht.
Drogen, Alkohol und Kontrollverlust: Saraya über ihre Zeit im freien Fall
Nur wenige Wochen nach Veröffentlichung ihres Buches sprach Saraya in einer weiteren Folge von Rule Breakers über eines der schwersten Themen ihres Lebens: ihren jahrelangen Kampf mit Drogenmissbrauch und Alkoholabhängigkeit. Gemeinsam mit Disturbed-Bassist John Moyer teilte sie in einem intensiven Gespräch ihre Erfahrungen – ohne Filter, ohne Schutzmechanismus, ohne PR-Fassade.
Saraya beschrieb offen, wie sehr ihr Verhalten eskalierte, sowohl in beruflicher als auch privater Hinsicht. „Ich liebte Drogen“, sagte sie zunächst provokant, bevor sie ins Detail ging. „Ich war in so viel Ärger verwickelt, landete ständig auf TMZ, ruinierte Beziehungen und Karrieren. Geschäftlich und privat – ich habe so viel zerstört.“ Es sei wie ein Kreislauf gewesen, aus dem sie kaum noch herauskam.
Besonders erschütternd war ihre Beschreibung des Alkoholmissbrauchs. Saraya erklärte, dass sie nie in der Lage gewesen sei, „nur einen Drink“ zu nehmen. Einmal begonnen, habe sie so lange weitergetrunken, bis sie in einen Blackout fiel. „Ich komme aus einer Familie von Alkoholikern. Es war immer da. Es ist wie eine Familienkrankheit.“ Aufgewachsen in einem Umfeld, in dem Alkohol alltäglich war, sei ihr Verhalten zunächst nie als gefährlich wahrgenommen worden, weder von ihr selbst noch von ihrem Umfeld.
Kokain als „Ausgleich“ – ein neuer Teufelskreis begann
Doch es blieb nicht beim Alkohol. In den schlimmsten Momenten griff Saraya zu Kokain – nicht, um sich zu berauschen, sondern um nach dem Trinken wieder „klarzukommen“. Der Gedanke: Das eine gleicht das andere aus. Tatsächlich rutschte sie damit nur tiefer in die Abhängigkeit. „Ich wollte Koks, weil ich dachte, ich müsste nüchtern werden“, sagte sie. Das Zusammenspiel beider Substanzen sei für sie besonders gefährlich gewesen – ein Balanceakt auf Messers Schneide, der sie mehrfach fast alles gekostet hätte.
Moyer konnte vieles davon nachvollziehen. In einem Moment großer Offenheit beschrieb er den emotionalen Zustand während seiner eigenen Sucht: „Du läufst in einer Wolke aus Verlegenheit und Dunst herum, in der du nicht einmal mehr klar denken kannst. Und du enttäuschst alle, die sich auf dich verlassen.“ Saraya nickte und ergänzte: „Genau das ist es.“
Hinweis für Betroffene und Angehörige: Hilfe ist möglich
Die Themen, die Saraya in ihrem Buch und Podcast anspricht – psychische Gewalt, Sucht, Trauma und der Weg aus persönlichen Abgründen – betreffen viele Menschen. Wenn du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der Unterstützung braucht, bist du nicht allein. Es gibt Anlaufstellen, die helfen können – anonym, kostenfrei und vertraulich.