PGA Tour 2K21 – „Shooter McGavin gefällt das.“

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                                                      Getestet und verfasst von General M 

71E56L15B8L. SL1500 Spätestens seit Tiger Woods und Happy Gilmore ist klar: Golfsport ist nicht nur etwas für alte Menschen. Über viele Jahre hinweg lieferten unterschiedliche Entwickler dazu auch passende Games, wobei das Genre selbst beinahe so lange existiert wie die Videospielbranche selbst. Trotzdem wurde es in den letzten Jahren eher ruhig um das virtuelle Grün. Nun hat sich 2K der Sache angenommen und lässt interessierte Golfer sowie alle die es noch werden wollen erstmals und über alle gängigen Plattformen wieder selbst zum Schläger greifen. Ob PGA Tour 2K21 bereits bei seinem Debüt zum Hole-In-One über alle Kurse geraten ist oder der Ball im ersten Anlauf im Rough versumpft? Diesen und anderen Fragen sind wir wie immer zuverlässig nachgegangen. 

                           Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf dem PC aufgenommen. 

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Bekanntes, neu verpackt

So manch einem wird auffallen, dass PGA Tour 2K21 visuell und inhaltlich stark an The Golf Club 2019 featuring PGA Tour erinnert. Das ist natürlich kein Zufall, denn trotz neuem Namen haben wir es hier quasi mit dessen offizieller Fortsetzung zu tun. Schon damals bewies das kanadische Studio HB Games ein gutes Händchen für eine möglichst realistische aber dennoch möglichst einsteigerfreundliche Umsetzung des Golfsports. Fast genau zwei Jahre später will man an diese Stärken anknüpfen, was zum Glück über weite Strecken wunderbar gelingt. Denn was manch einem auf den ersten Blick als dröges Ballschlagen vorkommen mag, entpuppt sich in Wirklichkeit als eine Kunst für sich, die neben einer ruhigen Hand auch Gespür für taktisches Überlegen sowie Wind und Bodenbeschaffenheit voraussetzt. All das und mehr verlangt euch auch PGA Tour 2K21 ab, sofern ihr es denn wünscht. 

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Ob ihr nun zum ersten Mal das Green betretet oder längst ein unentdeckter Tourprofi seid, dank zahlreicher frei konfigurierbarer Hilfen wird jeder Spieler optimal bedient. Wer einfach ein paar Bälle schlagen will, ohne sich dabei groß um alles andere sorgen zu müssen, kann nahezu sämtliche Simulationselemente einfach deaktivieren. Mögt ihr es lieber realitätsnahe, ist auch das selbstverständlich kein Problem. Dank des gut verständlichen Tutorials sollte niemand unter die Räder kommen. In Sachen Zugänglichkeit macht das Spiel also alles richtig. Anschließend steht es euch frei, ob ihr direkt in die PGA Tour einsteigen, oder euer Geschick lieber erst im schnellen Spiel verbessern wollt. Für welchen Pfad ihr euch auch immer entscheidet, beschritten wird er ausschließlich mit eurem eigenen Charakter. Der präsentiert sich euch entweder in vorgefertigter Form, wobei der umfangreiche Editor bereits eine anständige Auswahl von Presets offeriert, oder aber dank großer Fülle an Feineinstellungsmöglichkeit ganz den eigenen Präferenzen entsprechend. 

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Obwohl ihr wahlweise in die Haut eines männlichen oder weiblichen Golfers schlüpfen könnt, bekommt ihr es während des gesamten Spiels aber ausschließlich mit den männlichen Profis des gegenwärtigen PGA-Kaders zu tun. Die Lizenz für die LPGA, also die Golfliga der Frauen, hat man nämlich nicht erworben. Deswegen mutet es leider etwas seltsam an, sich als einzige Frau auf der Rangliste wiederzufinden, wenn man sich denn für eine solche als Charakter entscheidet. Ob männlich oder weiblich spielt aber für das Spiel selbst keine Rolle. Trotzdem überrascht es natürlich, dass 2K gerade in Zeiten anhaltender Geschlechter- und Gleichberechtigungsdiskussionen nicht daran interessiert gewesen zu sein scheint, auch den talentierten Golferinnen dieser Welt eine angemesse Plattform zur Repräsentation einzuräumen. Mindestens ebenso negativ fällt der Umstand auf, dass trotz zwölf lizensierter PGA-Profis kein einziger davon auch selbst gespielt werden kann. Stattdessen fungieren Spieler wie Coverstar Justin Thomas ausschließlich als Kontrahenten eures eigenen Avatars. 

Das richtige Werkzeug

Anders als in den meisten anderen Sportspielen verfügt PGA Tour 2K21 weder über Fertigkeitenbäume noch über die Möglichkeit, irgendwelche Attribute steigern zu können. Entscheidend ist alleine, wie gut ihr den Ball über das Green schlagt. Lediglich das umfangreiche Arsenal an verschiedenen Schlägern verfügt über Wertigkeitsstufen, wobei aber selbst die besten Schlaggeräte nur sehr minimale Auswirkungen auf das allgemeine Gameplay haben. Schläger und ebenso die Unmengen an kosmetischen Anpassungen werden ausschließlich über im Spiel verdiente Währung erworben. Leider konnte 2K einmal mehr dem Drang nicht widerstehen, das Spiel mit Mikrotransaktionen zu versehen. Besagtes Kapital lässt sich nämlich optional auch gegen Echtgeld erwerben, wodurch man den Weg zu den besten Schlägern massiv abkürzen kann. Dadurch entsteht vor allem im kompetiven Wettbewerb zumindest ein kleiner Vorteil gegenüber Spielern, die beispielsweise noch mit Standardequipment ans Loch treten. Das ist nichts anderes als das Erkaufen von Vorteilen via Abkürzung und wird von uns dementsprechend mit 5 Punkten Abzug von der Gesamtwertung geahndet. 

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Relativ umfangreich ist auch die Anzahl an Parcouren ausgefallen. Stolze 49 verschiedene Golfkurse stehen euch von Anfang an zur freien Verfügung, davon 15 reelle Schauplätze mit Lizenz. Gleichzeitig liefert euch das Spiel einen zusätzlichen Editor, mit dem ihr jederzeit und mit relativ wenig Aufwand eigene Kurse basteln könnt. Diese lassen sich dann kostenlos mit den verschiedenen Communities über sämtliche anderen Plattformen teilen. Das ist dann aber leider auch schon alles, was ihr mit Besitzern anderer Systeme anstellen könnt. Crossplay ist nämlich nicht möglich, auch Progress lässt sich nicht von einer auf eine Plattform übertragen. Ärgerlich ist das allemal, denn PGA Tour 2K21 verfügt bei weitem nicht über die Spielerschaft eines FIFA, weshalb es umso wichtiger sein sollte, die weitaus kleinere Klientel möglichst zusammenzuhalten. Dementsprechend war auf den jeweiligen Servern während unseres Testzeitraums auch nicht wirklich viel los. Schade, denn die sonst so gelungene Mehrspielerkomponente mit der Möglichkeit, sich in Clubs zu organisieren und dann in Turnieren gegen Kontrahenten anzutreten, macht wirklich Spaß! 

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Habt ihr es dagegen in der Karriere weit genug gebracht, könnt ihr euch um Sponsoren bemühen und euch in immer neue Rivalitäten mit anderen Profis stürzen. Beides kratzt aber nur an der Oberfläche seiner Möglichkeiten, denn beides erfüllt ausschließlich den Zweck, den Spieler am Ende mit ein paar neuen kosmetischen Extras zu entlohnen. Besonders bei den Rivalitäten wäre mehr dringewesen. Schlagabtausche finden ausschließlich auf dem Grün statt und nicht abseits davon, hat man einen Konkurrenten geschlagen aktiviert das Spiel umgehend den nächsten. Weil die Reihenfolge immer gleich ist, weiß man spätestens nach einem kompletten ersten Durchgang, wie der kommende abläuft. Generell hat man außerhalb der Partien nichts anderes zu tun, als sein Preisgeld zu verbraten. Auch hier lässt PGA Tour 2K21 viel ungenutztes Potenzial auf der Strecke liegen. 

Lauschig, aber nicht mehr zeitgemäß

Ein visuelles Feuerwerk liefert das Spiel erwartungsgemäß nicht. Golf ist eben kein effektreicher Sport. Was bleibt, ist aber ebenfalls mehr zweckdienlich als zeitgemäß. Das grafische Grundgerüst liefert in diesem Fall die Unity Engine, die in letzter Zeit hauptsächlich für Adventures und Software für Mobilgeräte zur Anwendung gekommen ist. Diese zeigt sich zwar relativ genügsam in ihrem Anspruch, wirklich schön ist PGA Tour 2K21 aber abseits der idyllisch in Szene gesetzten Schauplätze nicht. Abseits davon wirkt alles viel zu statisch und steril, als dass es einen optisch auch nur ansatzweise vom Hocker hauen könnte. Während die Standardmodelle der PlayStation 4 und XBOX One dementsprechend keine Probleme damit haben, bei 1080p flüssige Bildraten abzuliefern und die erweiterten Modelle samt PC auch nativen Support für 4K bei gleichbleibend guter Performance liefern, sieht es dagegen auf der Nintendo Switch gänzlich anders aus. 

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Um dort auf ansatzweise spielbare Bildraten zu kommen, musste das Spiel massiv Federn lassen. Nicht nur, dass die Darstellungsqualität sämtlicher Umgebungsobjekte teils drastisch reduziert erscheint (was besonders im Dock einfach extrem unschön aussieht), auch das Publikum am Rand wurde ersatzlos entfernt. Trotzdem braucht das Spiel eine gefühle Ewigkeit, bis Replays abgespielt werden. Bedenkt man, dass sogar Spiele wie das anspruchsvolle DOOM gut auf die Konsole von Nintendo portiert werden konnten, kann man sich die komplett versaute Umsetzung von PGA Tour 2K21 wirklich nur noch mit menschlichem Versagen erklären. Bedienung über Touchpad? Fehlanzeige. Verzögertes Registrieren der Eingaben runiert einem komplett den Schlag, hinzu kommt der Umstand, dass der Titel beim Umstieg von Dock auf Handheld oder umgekehrt ohne Neustart komplett seinen Dienst verweigert, weil er die geänderte Controllerkonfiguration nicht zu erkennen vermag. Will man dagegen online gehen, befindet sich mit der Konsole aber noch im Flugmodus, regnet es neben Fehlermeldungen auch noch E-Mails an das mit dem Konto verbundene Postfach. Weil hier so viel Schlechtes zusammenkommt, bewerten wir die Switch-Version separat. Gegenwärtig können wir Besitzern einer solchen Konsole nur dringend vom Kauf abraten. 

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Insgesamt gar nicht so schlecht agieren dagegen die Kommentatoren, auch wenn diese das Geschehen lediglich auf Englisch begleiten. Einen deutschen Kommentar sucht man dementsprechend vergeblich. Dafür haben mit die intuitiven Analysen von Rick Beem und Luke Elvy sehr gut gefallen. Die können nämlich, was sämtliche anderen Kommentatoren im virtuellen Sport nicht können, nämlich Fehleinschätzungen korrigieren! Dadurch entsteht eine schöne Dynamik, die mehr als alles andere an tatsächliche Partien erinnert. Abseits der Partien hört man übrigens weiterhin die markante Stimme von John McCarthy, die sich immer wieder direkt an den Spieler wendet und damit sogar ein wenig die vierte Wand durchbricht. Was man dagegen nicht hört, ist ein guter Soundtrack. Mehr als ein bisschen Gedudel in Fahrstuhlqualität in den Menüs gibt es nicht, auch in dem Segment ist PGA Tour 2K21 von den übrigen Vertretern der 2K-Sportfamilie noch meilenweit entfernt. Dafür stimmt´s bei der Bedienung: Egal ob via Gamepad oder Maus und Tastatur, wer nicht gerade auf der Switch spielt, darf sich über eine angenehm zugängliche, präzise Bedienung freuen – lediglich am PC verweigert einem das Spiel jedwede Möglichkeit zur freien Tastenbelegung. 

Fazit und Wertung 

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Kein anderer Sport bewegt sich auf einem so schmalen Spagat zwischen Entspannung und Nervenkitzel wie Golf. Dank der realitätsnah umgesetzten Simulationselemente kann man all das jetzt auch auf der heimischen Couch erleben, wobei Einsteiger dank umfangreicher Hilfestellungen ebenso auf ihre Kosten kommen wie erfahrene Veteranen. Was das angeht, setzt PGA Tour 2K21 auch unter neuem Namen die Tradition seines Vorgängers fort. An anderer Stelle häufen sich dafür die Mängel: Weder lassen sich die lizensierten Profis steuern, noch gibt es eine Frauenliga. Rivalitäten und Sponsoring bieten keinerlei Tiefgang und abseits des Spielgeschehens ist einfach nichts los. Grafisch kommt der Titel kaum über Zweckmäßigkeit hinaus, besonders auf der Switch ist das Geschehen mehr als unansehnlich. Und dann sind da auch noch die überflüssigen Mikrotransaktionen. Während beim Gameplay alles stimmt und der Editor plus Mehrspielerkomponente viel Spaß auf dem Grün garantieren, muss sich die Reihe zukünftig in fast allen anderen Belangen deutlich mehr in Richtung Gegenwart bewegen.“ 

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PRO:

+ Mechanisch realitätsnahe umgesetzte Simulation des Profigolfsports
+ Volle PGA-Lizenz
+ Große Auswahl an kosmetischen Inhalten und Schlägern
+ 49 verschiedene Kurse…
+ …inklusive Importfunktion aller Karten des Vorgängers (sofern im Besitz)
+ Charaktereditor mit zahlreichen Presets und Feinanpassungsmöglichkeiten
+ Umfangreiches, aber zugängliches Kartentool…
+ …dessen Kreationen über alle Plattformen kostenlos geteilt werden können
+ Zahlreiche optional zuschaltbare Hilfen…
+ …die das Spiel sowohl für Anfänger als auch für Veteranen tauglich machen
+ Gute (englische Kommentatoren)…
+ …die Fehleinschätzungen korrigieren
+ Gelungene Mehrspielerkomponente mit Clubs und Turnieren
+ Zugängliche Bedienung (mit Ausnahme der Nintendo Switch)

CONTRA:

– Steif animierte Charaktere
– Unansehnliches Publikum
– Sterile Landschaften
– PGA-Profis können nicht selbst gespielt werden
– LPGA nicht enthalten…
– …dementsprechend je nach Geschlechterwahl nur eine Frau im Tourroster
– Rivalitäten und Sponsoring ohne Tiefgang
– Außerhalb der Partien in der Karriere gibt´s nichts zu tun
– Belanglose Musikuntermalung in den Menüs
– Mikrotransaktionen mit Pay-2-Win/Pay-2-Shortcut – Charakter
– Crossplay bei Spielen mit eher kleiner Zielgruppe eigentlich verpflichtend
– Tastatursteuerung lässt sich nicht frei belegen (PC)
– Grafisch massiv abgespeckte Switch-Version…
– …mit gravierenden Eingabeproblemen…
– …teilweise langen Wartezeiten…
– …Problemen beim Wechsel zwischen Dock und Portable Modus…
– …und elendig nervigen Mailbombardements im Flugmodus

                      GESAMTWERTUNG:     6.5/10 (PC, PS4, XB1)
                                                3.5/10 (NS)

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