Marion Tennis Aces­™ – „…and talk it up like yeah.“

                                                Getestet und verfasst von General M 

                                                Ab sofort erhältlich für Nintendo Switch

91qf06akQ3L. SL1500 Tennisspiele sind mittlerweile rar gesät. Während man vor vielen Jahren besonders durch Titel wie „Top Spin“ und die lange fortgesetzte „Virtua Tennis“ – Reihe regelmäßig den Court betreten durfte, ist von all dem mittlerweile kaum etwas geblieben als eine blasse Erinnerung. Schade, denn Tennis gehörte bis dato zur Videospielwelt wie das alljährliche FIFA, hatte also einen festen Platz im Veröffentlichungskalender sicher. „Mario Tennis Aces“ ist nun seit geraumer Zeit ein erster Versuch, das Genre auch auf der gegenwärtigen Konsolengeneration abermals fest zu etablieren, hier mit Mario und Co. auf dem Platz und alles exklusiv auf der Nintendo Switch. Aber kann das Spiel denn überhaupt funktionieren, wenn man statt mit Rafael Nadal den berühmten Klempner samt seinen Freunden über den Platz hetzt? Nun, der berühmte Tennisspieler hat im Rahmen eines besonderen Trailers zum Spiel zumindest seinen Segen gegeben, was ja durchaus einem kleinen Ritterschlag gleicht. Fehlt eigentlich nur noch eine ordentliche Wertung von M-Reviews! Und um genau die dreht sich natürlich auch heute wieder unser Review.  

Berufsschläger

Anders als der eher mittelprächtige Vorgänger „Ultra Smash“ von 2015 bietet „Aces“ dieses Mal einen vollwertigen und abwechslungsreichen Einzelspielermodus, der uns im Test gute sechs bis sieben Stunden zu begeistern wusste. Und darum geht´s: Während eines Tuniers entfesseln Waluigi und Wario ganz nach den Regeln des Un-Fairplays mithilfe eines verfluchten Schlägers kurzerhand den uralten Dämon Luzius, der den armen Luigi prompt in eine Art Zombie verwandelt. Nun liegt es wieder mal Mario, nicht nur seinen Bruder zu retten, sondern auch Luzius samt seiner Schergen aufzuhalten, die sich anschicken, nicht nur die Courts zu erobern, sondern gleich die ganze Welt. Eine Menge Arbeit also, die vor dem knuffigen Klempner liegt. Was auf den ersten Blick nach einer derart hanebüchenen Geschichte klingt, dass selbst die Leute der SchleFaZ verwundert aufhorchen könnten, funktioniert im Rahmen des Geschehens aber überraschend gut und liefert zudem Erklärungen für die besonderen Power – Moves, die Mario im Verlauf der zahlreichenden folgenden Matches nutzen kann, um seinen Gegnern auf dem Platz mächtig einzuheizen.

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In abwechslungsreichen Szenarios, darunter ein alter Wüstentempel sowie ein gruseliger Wald, warten immer neue Herausforderungen, Minispiele sowie sogar imposante, extrem unterhaltsame Bosskämpfe. Ob sich kleine Bomben auf der Spielerseite tummeln, oder ein großer Holzmast das Spielgeschehen erschwert, jedes Areal erfordert eine bestimmte Taktik, um siegreich gemeistert werden zu können. Das sorgt leider gelegentlich auch für Frust, da es wirklich einige Zeit benötigen kann, bis die richtige Vorgehensweise gefunden ist. Bis dahin möchte man den Controller gelegentlich auch mal wütend in die Ecke ballern. Die Geschichte selbst wird dabei zu großen Teilen in Form von Panelen und Sprechblasen vorangetrieben, ab und an darf man sich sogar über hübsch in Szene gesetzte Videosequenzen freuen, die aber im direkten Verhältnis viel zu selten vorkommen, was wohl auch der begrenzten Speicherkapazität der Switch geschuldet ist.

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Alles in allem ist die Kampagne aber ein hervorragender Einstieg in alles, was anschließend folgt. Denn je weiter man im Einzelspielergeschehen voran schreitet, desto mehr kann man für Mehrspieler- und Arcadegefechte freischalten. Ferner gewinnt man mit jedem Match, ganz gleich ob Sieg oder Niederlage, an Erfahrung hinzu, die man nutzen kann, um Mario´s Statuswerte zu erhöhen. Glücklicherweise ist die Ausschüttung fair gestaltet und nötigt einen nicht zu übermäßigem Grinding. Zudem hat die Kampagne auch einen gewissen Trainingscharakter, führt sie einen doch nach und nach in all die Mechaniken ein, die „Aces“ zu einem überraschend komplexen Tennisspiel machen, für den mauen Wiederspielwert aber dennoch kaum einen Zugewinn darstellen. 

Exzellentes Gameplay mit überraschend komplexen Spielmechaniken 

Wie schon erwähnt, steckt hinter „Aces“ weit mehr als ein reiner Arcade – Titel, wenngleich man hier auch nicht von einer waschechten Simulation sprechen darf, sondern eher von einem Hybriden, der anspruchsvolles, dynamisches Tennis mit abgefahrenen Power – Moves verbindet und hier auch genau die richtige Mischung findet, um bestens zu unterhalten. Gut gesetzte oder geblockte Schläge laden die Power – Leiste des jeweiligen Charakters auf und bieten so die Möglichkeit, in speziellen Momenten mächtige Moves auszuführen, um den Gegner ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Und die sind essentieller Bestandteil des Gameplays, denn zwischen den vielen Standardaktionen, die bereits überraschend umfangreich ausgefallen sind, liegt der Schlüssel zum Sieg fast immer im geschickten Einsatz der Power – Moves.

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Ab einem gewissen Level darf man den Zielschlag einsetzen, der intuitiv und mit wenig Aufwand auf den Weg gebracht werden kann und es ermöglicht, einen Ball präzise abzulegen. Bei einer komplett gefüllten Leiste wird sogar ein mächtiger Spezialangriff verfügbar, der je nach Charakter variiert. Natürlich macht auch der Gegner von diesen Mechaniken Gebrauch, glücklicherweise lassen sich mit etwas Übung und Energie aber auch diese Attacken mithilfe einer Zeitlupenfunktion kontern. Doch Obacht, wer zu oft seine Konter vermasselt, riskiert den Bruch seines Schlägers. Und sollten die mal alle aufgebraucht sein, ist das Spiel automatisch verloren, ob man nun vorne liegt oder nicht. So wird das Geschehen nie unfair, was angesichts der Tatsache, dass sich die 16 verfügbaren Charaktere allesamt unterschiedlich spielen, eine beträchtliche Leistung darstellt. 

Schwacher Online – Modus, starker Party – Charakter

Wer sich durch die Kampagne gespielt hat, bekommt natürlich auch im Anschluss daran einiges geboten. Dazu gehört neben der Möglichkeit, kleinere Turniere zu veranstalten, auch der sogenannte Real – Modus. Hier setzt hauseigenene Entwickler Camelot voll und ganz auf die Bedienung mit dem Joy Con, der in diesem Fall als Tennisschläger herhalten muss und von der Bewegungssteuerung der Switch Gebrauch macht. Maximal vier Spieler dürfen hier an einer Konsole gegeneinander antreten. Das klingt auf dem Papier ganz gut und weckt Erinnerungen an Wii – Zeiten, funktioniert in der Umsetzung leider nur unzuverlässig und sorgt schnell für Frust. Denn Kontrolle über den Charakter hat man hier nicht, die Bewegung auf dem Court folgt automatisch. So kann man sich zwar voll auf seine Abschläge konzentrieren, diese werden aber oftmals nicht präzise erfasst, was in dem Fall natürlich eine mittlere Katastrophe darstellt. Mitunter kann man sich hier abstrampeln, wie man will und trifft den blöden Ball trotzdem nicht. Das hat Kinect Sports 2 bereits vor Jahren auf der XBOX 360 um ein Vielfaches besser hinbekommen. 

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Sehr viel unterhaltsamer ist das lokale Vier – Spieler – Geschehen ausgefallen. Schnappt euch ein paar Freunde, öffnet euch ein kühles Bier und findet euch auf der Couch zu einem Turnier ein – dann besteht die gute Chance, den Spaß eures Lebens zu haben, der sich sogar vor der Unterhaltungsgranate „Mario Party“ keineswegs verstecken muss. Spielt man über drahtlose Verbindung, bleibt es aber leider bei maximal zwei Spielern. Schade. Gleiches gilt auch für manch andere Unzulänglichkeit, bei der man hier „Typisch Nintendo!“ rufen will. Vollwertige Turniere mit allen Charakteren gibt es nicht, auch Einzelmatches laufen nicht über volle Distanz, sondern sind lediglich stark verkürzt verfügbar. Wenige Möglichkeiten bietet momentan auch der Online – Modus. Neben (auch hier verkürzten) Einzelmatches darf man sich im Turniermodus hier auf der Rangliste nach oben arbeiten und sich mit Spielern auf aller Welt messen. Da die Rangerfassung aber lediglich über Siege und Niederlagen arbeitet und dem Spieler nicht mal einen eigenen, darauf basierenden Rang zuweist, besteht hier kaum Motivation, sich an die Spitze zu kämpfen. Blöd ist auch, dass man mangels regionsspezifischer Realmpools auch gerne mal einem Gegner am Arsch der Welt begegnet. Und dann kommt es leider unweigerlich zu störenden Lags. „Aces“ bleibt hier leider weit unter seinen Möglichkeiten und vergeudet auch dank weniger Personalisierungsoptionen massig Potenzial. Auch Sprachunterstützung sucht man vergeblich. Hoffentlich kommt da zukünftig noch etwas mehr. 

Tennis – Technik

Ein Grafikfeuerwerk kann man basierend auf der Switch – Hardware zwar nicht erwarten, dennoch ist es den Entwicklern gelungen, eine kunterbunte, effektvolle Spielumgebung zu erschaffen, die zu jeder Zeit mit flüssigen Bildraten punkten kann. Die Charaktermodelle können sich absolut sehen lassen und bewegen sich allesamt geschmeidig über den Court. Die einzelnen Schauplätze wirken lebendig und punkten mit teilweise sehr schönen Lichteffekten. Doch auch hier gibt es gelegentliche Schwächen. So wirkt vor allem das Gras in Nahaufnahmen wie eine Ansammlung zerschredderter Teppichproben, die mitunter extrem auffällig flimmern. Auch die Schattengebung kann nicht wirklich überzeugen, besonders die Ränder wirken im Fokus extrem unsauber, was der Immersion wenigstens ein bisschen schadet. Insgesamt bewegt sich die grafische Qualität nicht immer auf hohem Niveau. Davon abgesehen funktioniert „Aces“ auf technischer Ebene aber sehr gut, sowohl daheim am Dock, als auch unterwegs. 

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In Sachen Ton kommt das Spiel ebenfalls gut weg und bietet gewohnte Nintendo – Qualität, die das Geschehen prima untermalt. Das gilt allerdings weniger für die Kommentatoren, die blass und wenig energiegeladen fungieren. So sehr, dass man sich diese eigentlich komplett hätte sparen können. Wer sich je bei einem WWE – Spiel über den repetiven Kommentar geärgert hat, wird hier vertrauten Boden betreten. Zu guter letzt muss man aber wieder der Bedienung (mit Pad oder Controller) aussprechen, hier wird trotz der teilweise komplexen Spielmechaniken jederzeit für eine intuitive, zugängliche Bedienung gesorgt, die im Rahmen der Kampagne schnell gemeistert werden kann. 

Fazit und Wertung

ava3„Mit ´Mario Tennis Aces´ weht endlich mal wieder etwas Wind im so lange totgeglaubten Genre der Tennisspiele. Die ausgewogene Mischung aus Arcade – Elementen und einer Vielzahl  unterschiedlicher Standardaktionen funktioniert bestens, wenngleich der Fokus sich im zunehmenden Spielverlauf mehr und mehr auf die zentralen Power – Aktionen richtet. Die Kampagne dient dazu nicht nur als Einstieg in die jeweiligen Mechaniken, sondern wartet zudem mit einer unterhaltsamen Story auf, die allerdings keinerlei Wiederspielwert bietet. Während man lokal mit bis zu vier Spielern großes Vergnügen bei Couch – Turnieren haben kann, sieht es abseits davon besonders Online mau aus. ´Aces´ bietet viele gute Ansätze, um das Genre auch auf der gegenwärtigen Konsolengeneration wieder zu einer Größe zu machen, ist nach hinten raus aber oft inkonsequent im Rahmen seiner Möglichkeiten, von denen es wenigstens momentan einfach zu wenige gibt. Auch stören ärgerliche Beschränkungen sowie kleinere Aussetzer bei der Technik das Gesamtgeschehen. Ein besseres Spiel als ´Ultimate Smash´ ist es aber allemal. Darauf kann man aufbauen. Für einen Award reicht es aber dieses Mal noch nicht.“ 

Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: Mario Tennis Aces enthält weder Mikrotransaktionen noch fragwürdige Pay-2-Win – oder Lootbox – Mechaniken. Eine Abwertung gibt es daher diesbezüglich nicht. 

PRO:

+ Ausgewogene Mischung aus Arcade- und Sportmechaniken
+ Hübsch anzusehende Power – Moves
+ Unterhaltsame Kampagne, die auch Stück für Stück an die Spielmechaniken heranführt
+ Geniale Bosskämpfe
+ Hübsch animierte Charaktere
+ Flüssige Bildrate
+ Abwechslungsreiche, lebendige Areale
+ Zugängliche Bedienung
+ Akzeptabler Gesamtumfang
+ Sechzehn Charaktere, die sich allesamt unterschiedlich spielen
+ Lokal extrem unterhaltsamer Mehrspieler – Modus

CONTRA:

– Enorm komprimierte Turniere und Einzelspielermatches
– Manche Herausforderungen mit zu viel Try-and-Error
– Frustrierende, unpräzise Steuerung im Real – Modus
– Nervige Kommentatoren
– Kaum Individualisierungsmöglichkeiten
– Online – Features bleiben weit hinter den Möglichkeiten zurück
– Nerviges Rasenflimmern
– Grafische Qualität gelegentlich sichtbar schwankend
– Unsaubere Schatten

– Kampagne bietet keinerlei Wiederspielwert

                                               
                                                     GESAMTWERTUNG:     76%

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 

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