L.A. Noire™ – „Spiel´s noch einmal, Cole…“

                                        Getestet und verfasst von General M

Gut sechs Jahre ist es her, da erschien mit L.A. Noire ein sehr ambitionierter Titel für PC, PlayStation 3 und XBOX 360. Dem von Problemen und internen Unstimmigkeiten begleiteten Entwicklungsprozess folgte dennoch ein Achtungserfolg, welcher von Spielern und Kritikern vor allem aufgrund des gelungenen Settings und der seinerzeit revolutionären Face Scan – Technologie gelobt wurde. Danach wurde es still um Entwickler Team Bondi, mittlerweile gibt es das Studio nicht mehr. Publisher und Markeneigner Rockstar Games jedoch lässt Detective Cole Phelps nun auch nochmal auf PlayStation 4, XBOX One und der Nintendo Switch ermitteln, jeweils mit aufpolierter Technik und kleineren Änderungen in der Spielmechanik. Aber ist das auch für Besitzer des Originals Grund genug, nochmal die Polizeischule zu besuchen? 

Stadt der Engel

Wir schreiben das Jahr 1947. Der zweite Weltkrieg ist seit zwei Jahren vorbei und hat tiefe Spuren bei alljenen hinterlassen, die an den Fronten des Pazifiks oder Europa gekämpft haben. Das Bild der gesamten U.S.A. wandelt sich. Das Automobil wird immer mehr zum Zeichen des Wohlstandes, auch die Filmindustrie entwickelt sich mehr und mehr. Einer der Kriegsheimkehrer ist Cole Phelps. In den Schuhen des hochdekorierten Veteranen beginnen wir unsere Karriere als kleiner Streifenpolizist in den Straßen von Los Angeles und arbeiten uns nach ersten Lorbeeren stetig auf der Karriereleiter der Einsatzbehörden nach oben. Ob Verkehrsdelikte, Mord, Drogen oder Brandstiftung…im Verlaufe der gelösten Fälle sticht der idealistische Beamte auf einen immer tieferen Sumpf aus Korruption und Betrug, der bis in höchste Kreise reicht. Kreise, die sogar ins Polizeirevier reichen und den hartnäckigen Ermittler zunehmend als Bedrohung erachten…

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  Das Verhör mutmaßlicher Verdächtiger gehört zu den essentiellen Komponenten des Spiels.

Während man der Hintergrundgeschichte mehr und mehr nebenbei auf die Spur kommt, befasst man sich zumeist aber eher mit der essentiellen Substanz der Polizeiarbeit. Wir untersuchen Tatorte, sammeln Hinweise und befragen Verdächtige. Dabei gilt es, die Gesichtsregungen des Gegenübers genau zu beobachten, im richtigen Moment nachzuhaken und gegebenenfalls mit Beweisen nachzuhelfen. Wer mal aufgeschmissen ist, kann mithilfe der überall verdienbaren Intuitionspunkte zusätzliche Hilfen nutzen, um den jeweiligen Fall zu einem sauberen und logischen Abschluss zu bringen. Sämtliche Hinweise und Interaktionsmöglichkeiten laufen dabei stets über Phelps Notizbuch ab, welches ebenfalls dabei hilft, sicher von Ort zu Ort zu gelangen. Zwar gibt nicht jeder Überführte einfach so auf, aber zur Not darf Phelps auch Fäuste oder seinen Dienstrevolver sprechen lassen, wenngleich mancher Verdächtiger auch erst noch im fahrbaren Untersatz durch die halbe Stadt gejagt werden muss. Am Ende eines Falles darf man sich dann die Abschlussbewertung einholen und erfährt so, ob man nicht vielleicht doch den ein oder anderen Hinweis übersehen und somit den Falschen eingelocht hat. Nebenbei darf man natürlich auch abseits der großen Fälle insgesamt 40 Straßenverbrechen aufklären, die hier als Nebenmissionen fungieren und oftmals in kleinen Schießereien oder Verfolgungsjagten enden. Auch das gab es so bereits im Original.  

Komplettpaket mit wenigen inhaltlichen Neuerungen

L.A. Noire präsentiert sich auf allen drei Systemen in der Complete Edition, enthält also sämtliche einstmals plattformexklusiven Fälle, ebenso aber auch alle DLC´s, sprich neue Fälle, Outfits und Fahrzeuge, welche automatisch in den natürlichen Spielfluss eingebunden sind und nicht extra angewählt werden müssen. Genug Spielspaß ist also vorhanden. Die neuen Editionen enthalten zudem zwei neue Outfits mit neuen Fähigkeiten sowie einige neue Collectibles, welche zusätzlich zu den bisher bekannten Zeitungen und Filmrollen überall in der Stadt versteckt sind. Ob man sich nun abseits der Hauptgeschichte als Entdecker von Wahrzeichen, versteckten Fahrzeugen und Sammelgegenständen aller Art betätigen möchte oder nicht, insgesamt bietet L.A. Noire auch heute noch einen gelungenen Gesamtumfang, der über viele Stunden gut unterhält, aber für Besitzer der Originalversion keinerlei tragende Neuerungen zu bieten hat. Schließlich war auch die Last Gen – Version schon gut für die Technik der Vorläuferkonsolen optimiert und bot abseits der weniger gelungenen PC – Version nur wenig Anlass zur Kritik. Leider bleibt der PC auch dieses Mal gänzlich außen vor und erhält weder die neue Umsetzung, noch ein Update, welches sie auf den Stand des Remasters hebt. 

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Mit den neuen Outfits macht Cole Phelps einiges her. Nützliche Fähigkeiten gibt es obendrein.

Das externe Entwicklerstudio, welches sich um das Remaster auf allen Plattformen gekümmert hat, hat dennoch einige Änderungen implementiert, welche den Spielfluss insgesamt etwas verbessern. Dazu zählen zwei neue Kameraperspektiven, mit denen man entweder einen gut 20% größeren Bildausschnitt für mehr Übersicht erhält, oder aber einen direkten Schulterblick über Phelps erhaschen kann. Auch wurden zahlreiche Hinweise und Beschreibungen überarbeitet, um das Lösen der Fälle etwas einfacher zu gestalten. Der Fallablauf selbst bleibt aber gleich zum Bekannten, ebenso leider auch manche sehr skurril wirkende Mimiken. Zu guter letzt musste das bekannte System aus Wahrheit, Lüge und Beweis neuen Kennzeichnungen weichen. Wer glaubt, dass ein Zeuge oder Verdächtiger die Wahrheit sagt, drückt jetzt „Guter Cop“, bei Zweifeln mimt man den „Bösen Cop“ und wer lügt, darf mithilfe von Beweisen „Beschuldigt“ werden. Ob das jetzt so notwendig war, sei dahingestellt. 

Tücken der Technik

Spannend bleibt natürlich die Frage, inwiefern sich der Titel technisch weiterentwickelt hat. Auf der PlayStation 4 und XBOX One sieht der Titel erwartungsgemäß am Schönsten aus. Die Grundmodelle bieten natives Full HD bei flüssigen, jederzeit stabilen Bildraten und annehmbar kurzen Ladezeiten. Auf der neuen One X sowie der PlayStation 4 Pro wird natives 4K geboten. Aber auch die Switch – Version muss sich nicht groß verstecken. Im Dock werden ebenfalls 1080p geboten, unterwegs wird auf 720p aufgelöst, auch hier gibt es in Sachen Bildrate wenig zu meckern, zumal auch die Bedienung hier gut von der Hand geht, ganz gleich, ob man nun auf die Sticks vertraut, oder den Controller nutzt. Die Vorzüge beider Bedienungsmöglichkeiten werden hier hervorragend ausgenutzt, aber auch bei Sony und Microsoft geht die Bedienung prima von der Hand.  

LAN PS4 XBO 16 preview    Technisch kann sich das Spiel auf allen Systemen sehen lassen. Mankos gibt es dennoch.

Stark verbesserte Reflektionen sind neben einer sichtbar erweiterten Weitsicht ebenfalls an Bord, auch die Texturqualität wurde ordentlich aufgemotzt, wenngleich dennoch hin und wieder einige matschige Texturen ins Auge fallen, besonders die Switch – Version kommt technisch nicht ganz an XBOX One und PlayStation 4 heran. Probleme gibt es dennoch auf allen Plattformen. So kämpft L.A. Noire stark mit Pop – Ups, die besonders drastisch bei Flora und Fauna wahrnehmbar sind, die meisten Sträucher ploppen oftmals einfach aus nächster Nähe ins Bild, aber auch zahlreiche Details wie beispielweise Häuserfassaden und mehr bauen sich viel zu spät auf. Gleiches gilt auch für die Fahrzeuge im Straßenverkehr. Erst, wenn sich ein anderes Auto nähert, taucht wie von Geisterhand plötzlich auch der Fahrer dazu auf. Auch ferne Objekte werden so spät ins Bild geladen, dass man die Augen kaum davon abwenden kann. In technischer Hinsicht hätte die Optimierung also insgesamt besser ausfallen können, auch der mit 13 GB umfangreich ausgefallene Day One – Patch konnte diese Probleme nicht aus der Welt schaffen. Und dennoch schafft es das Spiel abermals, den Spieler in ein atmosphärisches, detailverliebtes Los Angeles der späten Vierziger Jahre zu befördern, das Art Design überzeugt ebenso wie die musikalische Untermalung und präserviert so wenigstens spielerisch den zeitlosen Charakter von L.A. Noire. Dafür werden auf PlayStation 4 und XBOX One knapp 35€ fällig, was ich als absolut fair für das Gebotene erachte. Auf der Switch muss man allerdings gut 15€ mehr auf die Ladentheke legen, dafür funktioniert der Titel dort auch unterwegs hervorragend. Wie man es auch dreht und wendet, am Ende müssen Besitzer/Kenner des Originals aber dennoch abwägen, ob die technischen Verbesserungen und inhaltlichen Überarbeitungen einen Neukauf wirklich rechtfertigen. Neue Fälle gibt es wie bereits erwähnt nicht. 

Fazit und Wertung

Download 3 „Rein erzählerisch ist L.A. Noire auch gut 6 Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch ein spannendes Kriminalabenteuer in einem wunderbaren, unverbrauchten Ambiente. Zwar haut einen das Spiel trotz grafischer Verbesserungen technisch nicht mehr vom Hocker und kommt zudem mit heftigen Pop – Ups daher, ist für Freunde klassischer Krimis mit leichten Actionmechaniken aber dennoch eine Empfehlung auf allen Plattformen wert. Wer bisher noch keinen Abstecher ins Los Angeles von 1947 gewagt hat, kommt dank des fairen Preises nicht um einen Besuch herum. Aber auch Kenner des Originals bekommen das Spiel selbst auf dem PC gegenwärtig nicht schöner präsentiert. Eine spielerische Herausforderung wird aber auch hier nicht geboten.“ 

PRO:

+ Detailverliebte Umsetzung des frühen L.A. mit vielen berühmten Sehenswürdigkeiten
+ Lizensierte Originalfahrzeuge
+ Spannende Fälle nach tätsächlichen Begebenheiten
+ Saubere Bildrate
+ Im Vergleich zum Original optisch sichtbar verbessert
+ Sehr gute (englische) Sprecher
+ Atmosphärischer Soundtrack
+ Interessante Charaktere
+ Kleinere, meist sinnvolle inhaltliche Erweiterungen/Veränderungen
+ Exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis
+ Zugängliche Bedienung
+ Angenehme Lernkurve

CONTRA:

– Leidet massiv unter Pop – Up´s und Fade – In´s 
– Technisch insgesamt etwas altbacken

– Hauptgeschichte nimmt erst spät Fahrt auf
– Spielerisch kaum fordernd
– Repetive Ermittlungsverfahren mit meist immer gleichem Ablauf
– Manchmal nahezu menschenleere Areale
– Nicht immer gelungene Mimiken

                                                                                                                                                              GESAMTWERTUNG:     81%

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