Im November 2021 traf Nia Jax ein schwerer Schicksalsschlag: Sie wurde aus der WWE entlassen. Für viele überraschend, bedeutete dies einen tiefen Einschnitt im Leben der Wrestlerin. Im Podcast No Contest Wrestling spricht sie offen über diese Zeit, die sie rückblickend als Phase der Selbstentfremdung beschreibt. Statt die Zeit zur Erholung zu nutzen, verlor sie zunächst den Bezug zu sich selbst.
„Ich will nicht lügen, ich bin ein bisschen zusammengebrochen. Ich war traurig, ich habe viel gegessen, um meine Traurigkeit loszuwerden. Ich war so in das Geschäft vertieft, in die dummen Dinge wie Gewinnen, Verlieren und das Booking, anstatt zu erkennen, wie gesegnet ich eigentlich war.“
Inmitten der Enttäuschung, des Selbstzweifels und der Unsicherheit war es nicht der Ring, der ihr Halt gab, sondern ihr privates Umfeld, insbesondere zwei Frauen, mit denen sie eine enge Freundschaft verbindet.
Die Bella Twins als Wendepunkt: „Sie haben Carrie für mich engagiert“
Nikki & Brie Bella, zwei ehemalige WWE-Superstars und persönliche Freundinnen, spielten eine zentrale Rolle beim emotionalen Comeback von Nia Jax. In einem Moment der Offenheit wandte sich Jax an die beiden, und sie handelten sofort. Sie vermittelten ihr den Kontakt zu einer Lebensberaterin namens Carrie, die ihnen selbst bereits in schwierigen Zeiten geholfen hatte.
„Ich erinnere mich, dass Nikki Bella sagte: ‚Ich habe erzählt, dass ich eine schwere Zeit durchmache.‘ Und sie haben einen Life Coach für mich engagiert, der Carrie hieß. Diese Sitzungen haben mir wirklich geholfen, wieder zu mir selbst zu finden.“
Die therapeutische Arbeit half Jax dabei, zu reflektieren, was sie als Mensch ausmacht, abseits von Titelgewinnen, Storylines und TV-Zeit. Sie erkannte, dass sie ihr Glück nicht mehr im Wrestling selbst, sondern wieder in sich suchen musste.
Spiritualität, Selbstfindung und eine neue Perspektive
Neben der professionellen Unterstützung hat Nia Jax auch im Glauben Halt gefunden. Als entscheidend für ihr persönliches Wachstum beschreibt die ehemalige Championesse ihre Rückbesinnung auf Gott. Sie begann, wieder regelmäßig in die Kirche zu gehen, sich spirituell zu öffnen und sich selbst zu vergeben: „Ich habe meinen Glauben wiedergefunden, mich Jesus Christus hingegeben. Ich habe gemerkt, dass ich immer noch zu dem stehen muss, was ich bin. Die Auszeit hat mir wirklich geholfen, wieder zu mir selbst zu finden, und das hat mich auch im Ring besser gemacht“.
Das Comeback beim Royal Rumble: Eine zweite Chance mit neuer Kraft
Anfang 2023 kehrte Nia Jax beim WWE Royal Rumble zurück, und zwar stärker als je zuvor. Was für viele einfach ein weiterer Auftritt war, bedeutete für sie eine symbolische Rückkehr zu sich selbst. In der Folgezeit etablierte sie sich erneut als feste Größe in der Women’s Division und gewann schließlich die WWE Women’s Championship, bevor sie Anfang Januar 2025 den Titel an Tiffany Stratton verlor: „Das war eine weitere Chance für mich. Ich wollte einfach wissen, ob ich es noch einmal schaffen kann und ja, ich konnte.“
Blick hinter die Kulissen: Wie steht es wirklich um den Women’s Locker Room?
In einem Interview mit US Weekly gewährte Nia Jax auch seltene Einblicke in das Miteinander der WWE-Frauen im Backstage-Bereich. Auf die provokante Frage, ob sich wirklich alle vertragen, antwortete sie mit einem charmanten Lächeln: „Ja. Ist das die politisch richtige Antwort? Soll ich dir die Wahrheit erzählen? Es gibt vielleicht ein paar Mädels, zu denen wir sagen: ‚Yo, setzt euch draußen hin. Wir möchten euch nicht wirklich hier drin haben.’“
Doch hinter dem Scherz steckt eine klare Botschaft: Der Womens Locker Room sei in weiten Teilen von Zusammenhalt geprägt und gegenseitiger Support sei nicht die Ausnahme, sondern die Regel: „Wenn eine von uns sagt: ‚Hey, ich habe gleich ein Match, eine Promo und einen Brawl – ich brauche etwas zu essen‘, dann sagen die anderen sofort: ‚Was brauchst du? Wir helfen dir.‘ Wir sind wirklich füreinander da.“
Für Jax ist dieser Zusammenhalt essenziell. Die Frauen würden so viel Zeit miteinander verbringen, dass sie zwangsläufig zu einer Art Ersatzfamilie werden: „Ich bin 90 Prozent der Zeit bei diesen Frauen. Wir müssen uns aufeinander verlassen können. Wenn ich jemals verraten dürfte, was backstage wirklich passiert, dann wäre das die beste Reality-Show aller Zeiten.“
Nia Jax hat in den vergangenen Jahren nicht nur eine sportliche, sondern vor allem eine tief persönliche Reise hinter sich. Ihre Geschichte steht exemplarisch für die Kraft von Unterstützung, Glauben und Selbstreflexion, aber auch für den Wert wahrer Freundschaften in einem Business, das oft kalt erscheinen kann.