Catherine: Full Body – „Gut gereifte Beziehungsängste“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

81ELyHhgHrL. SL1500 Gelegentlich gibt es Spiele, die sich kaum in ein bestimmtes Genre einsortieren lassen. Catherine, erstmals 2011 für die PlayStation 3 sowie die XBOX 360 veröffentlicht, ist genau so ein Kandidat. Der experimentelle Mix aus kniffligem Puzzleplattformer, erwachsenem Beziehungsdrama und erotischem Adventure ist ganz sicher nicht für Jedermann geeignet, gilt aber aufgrund seiner einzigartigen Erzähl- und Spielweise dennoch längst als modernes Kultspiel. Mit Catherine: Full Body hat Publisher ATLUS nun eine überarbeitete und stark erweiterte Version des Originals vorgelegt, die weder Remaster noch Remake ist und damit einmal mehr gegen sämtliche Konventionen verstößt. Klar, dass der passende Test dazu nicht fehlen darf. 

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Vincent will mehr

Willkommen im Leben von Vincent Brooks, 32 Jahre jung und von Beruf Systemingenieur. Chronisch unzufrieden mit seinem öden Job und völlig überfordert mit dem Leben als Erwachsener und den damit einhergehenden Verantwortungen, verbringt er seine Freizeit hauptsächlich in der Stammkneipe Stray Sheep. Daheim wartet Langzeitfreundin Katherine (mit „K“) endlich darauf, dass Vincent nach fünf gemeinsamen Jahren endlich den großen Schritt geht und den Weg zum Altar wagt. Doch Heiraten steht so gar nicht auf der Agenda des Mannes, der nicht einmal seine eigene Bude sauber halten kann. Zu groß sind die süßen Verlockungen eines entspannten, schnellen Lebensstils ohne Rücksicht auf Verluste und dem Gedanken, was Morgen sein könnte. 

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Als Vincent sturzbetrunken eines Abends in der Bar die hübsche Catherine (mit „C“) kennenlernt und sich mit ihr nach einer gemeinsamen Nacht auf eine Affäre einlässt, ahnt der chronische Leichtfüßler nicht, welche Konsequenzen der Ausrutscher mit sich bringen wird. Nachts wird Vincent von grausamen Albträumen heimgesucht, in denen er sich gemeinsam mit anderen Männern immer neuen, immer kniffligeren Herausforderungen stellen muss. Wer daran scheitert, stirbt auch unweigerlich in der Wirklichkeit. Ist das etwa die Strafe für seine Affäre? Nach einer Weile steht fest: Mit Katherine muss Schluss sein. Doch abgesehen von Vincent scheint die freigeistige Dame von keinem anderen Gast im Stray Sheep je bemerkt worden zu sein. 

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Ist Vincent längst dem Wahnsinn verfallen? Gibt es überhaupt eine Chance, den Albträumen erfolgreich zu entkommen? Und wird Catherine am Ende herausfinden, dass ihr Verlobter fremdgegangen ist? Wie auch immer die Geschichte für den Spieler ausgehen wird, eines steht ganz eindeutig fest: Jede Tat hat ihren Preis. Zum Glück gibt es da noch die Barpianistin Rin, die zufälligerweise auch noch gleich gegenüber von Vincent wohnt und zu der er schnell ein inniges, vielleicht zu inniges Verhältnis aufbaut. Doch ist die begabte Tastenartistin wirklich, was sie zu sein vorgibt? 

Aller Aufstieg ist schwer

Wie bereits erwähnt ist es schwer, Catherine einem bestimmten Genre zuzuordnen. Der auf den ersten Blick etwas krude Mix aus stetig schwereren Geschicklichkeitsprüfungen vor der Kulisse eines waschechten Beziehungsdramas bleibt auch mit dem Beinamen Full Body ein Unikat, auf dass man sich gleichermaßen einlassen muss wie einlassen will. Doch hinter offensichtlichen und weniger offensichtlichen sexuellen Anspielungen, welche sich durch die gesamte, überraschend umfangreiche und komplexe Handlung ziehen, verbirgt sich noch deutlich mehr. Catherine: Full Body ist ein Spiel voller Metaphern, über die Schwierigkeiten des Erwachsenendaseins, der Unfähigkeit, seiner Kindheit zu entsagen und nicht zuletzt auch über Ängste, Reue und Unsicherheit. All das findet man in der Figur des Vincent Brooks wieder, der für sein andauerndes Lotterleben nun einen verheerenden Preis bezahlen muss. 

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Dabei stehen auch die jeweiligen Herzensdamen für bestimmte Wege, die man als Vincent einschlagen kann. Da wäre zum einen Verlobte Katherine, die bodenständige, aber etwas konservative Gefährtin als Verkörperung konsequenten Erwachsenendaseins und einer verantwortungsvollen festen Bindung. Auf der anderen Seite wartet mit Catherine das genaue Gegenstück dazu. Kurzlebig, unkompliziert und das Symbol für Vincent´s gegenwärtig bevorzugten Lebensstil. Es liegt am Spieler, durch seine Handlungen abseits der Albtraumwelt zu entscheiden, wen man am Ende bevorzugt. Denn abseits der Puzzles muss man als Vincent tagsüber im Stray Sheep den sozialen Kontakten fröhnen, sich in zahlreichen Dialogen für bestimmte Antworten entscheiden und nebenbei auch in Form von Textnachrichten kommunizieren. Die dort getroffenen Entscheidungen haben maßgeblichen Einfluss auf das Spielende. Dadurch ertappt man sich nach dem Finale vielleicht sogar selbst dabei, ein kleiner Vincent zu sein. Oder sogar ein großer. Oder etwas gänzlich anderes. Und genau darin liegt die wahre Challenge des Spiels, die auch acht Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch die gleiche, gruselige Sogwirkung ausübt. 

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Für Full Body haben die Persona 5 – Macher von Studio Zero das bisher bekannte Spiel nochmal ordentlich aufgemotzt und erweitert. Alleine durch den brandneuen Charakter Rin, der sich perfekt ins Spielgeschehen einfügt, bekommen Kenner des Originals nochmal ein paar Stunden mehr Gameplay und Story obendrauf. Dank Rin hat nun ein beruhigender Ausgleich zu Katherine und Catherine den Weg ins Spiel gefunden, der auch in der Albtraumwelt eine wichtige Rolle spielt. Dort muss man abermals im Kampf gegen die Zeit Blöcke richtig verschieben, Passagen schaffen und rechtzeitig die Spitze des Turms erreichen, ehe einen die von unten nahende Dunkelheit verschlingt oder man selbst durch einen Fehler in den Tod stürzt. Auch Klettern und Hangeln zählen zu den fordernden Spielmechaniken. Das eigentlich simple Lösungsprinzip entpuppt sich aber in der Praxis als extrem fordernde, dafür nie unfaire Herausforderung an die grauen Zellen des Spielers. 

Wie schwer darf es denn sein? 

Dass westliche Spieler sich an japanischen Titeln und deren hohen Schwierigkeitsgraden oft den Kopf zerbrechen, müssen wohl auch die Entwickler gemerkt haben. Deshalb darf man sich als solcher in Catherine: Full Body nun über ein paar optionale Hilfen freuen. Während im schweren Modus alles wie gehabt bleibt und Fehler unweigerlich mit dem Tod bestraft werden, kann man auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nun von einer Rückspulfunktion Gebrauch machen und versuchen, das eben begangene Missgeschick wieder aus der (Albtraum-)Welt zu schaffen. Unbegrenzt verfügbar ist diese Hilfe aber nicht, weswegen man weiterhin einen wachen Geist braucht, um es sicher ins Ziel zu schaffen. Wem das immer noch zu anspruchsvoll ist, kann sich auch an den leichten Modus wagen. Der bietet nicht nur die Möglichkeit, unendlich oft zurückzuspulen, sondern verfügt sogar über eine Autoplay-Funktion, bei der Aktivierung sich Vincent ganz alleine durch die Türme arbeitet. Da einem das aber natürlich jede Menge Spielspaß raubt, eignet sich der einfache Modus wirklich nur für Leute, die sich einfach zurücklehnen wollen und ganz entspannt die tolle Story genießen wollen.

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Es geht aber auf der anderen Seite noch härter, denn im brandneuen Remix-Modus haben die Macher die Schwierigkeit nochmals ordentlich angehoben, um selbst hartgesottene Denksportartisten ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Hier sorgen neue Blocktypen auch für neue Herausforderungen, die einen beim Voranschreiten zu komplett neuen Lösungswegen zwingen. Dadurch steigt die Gesamtzahl der im Spiel verfügbaren Albtraumwelten auf über 500 an, bietet also neben ausreichend Beschäftigung für Neueinsteiger auch viele neue Challenges für Kenner des Originals. Neu ist auch das Colosseum, in dem man sich abseits der Story online mit Spielern aus der ganzen Welt messen darf, während man im gesonderten Babelmodus entweder alleine oder sogar zu zweit zusätzliche Herausforderungen absolvieren kann. Es wird also nicht nur für jeden Anspruch etwas geboten, sondern auch für jeden Spieltyp. Viel mehr kann man sich nicht wünschen, denn Catherine: Full Body erweitert das bisher bekannte Spiel an allen Ecken und Enden sinnvoll und bietet darüber hinaus auch bezogen auf die Haupthandlung jede Menge neuen Content. 

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Das hat aber auch seinen Preis, denn im Gegensatz zum für gebraucht unter 20€ erhältlichen Original muss man für Catherine: Full Body den Vollpreis blechen. Zwar erscheint das gemessen am gebotenenen Content nicht zuviel, für eine Überarbeitung eines bereits bekannten, acht Jahre alten Spiels hätte man aber eigentlich einen fairen Preis festlegen müssen. Dafür bekommt ihr hier aber alleine in der Hauptgeschichte knapp 15 Stunden Spielspaß geboten, der sich kombiniert mit allen weiteren Modi nochmals drastisch erhöht. 

Zeitlos gruselig

Bereits das Original von 2011 bestach durch seinen visuell zeitlosen Look, die Mischung aus vier verschiedenen Animestilen und einer ansehnlichen Comicgrafik mit Cel Shading – Einschlag hat sich auch heute noch gut gehalten. Abnutzungserscheinungen gibt es nur ganz wenige. Immerhin haben die Macher das komplette Spiel in die hauseigene Persona 5 – Engine transfertiert, was zumindest für einen frischeren Quellcode sorgt. Gleichzeitig wird dadurch garantiert, dass Catherine: Full Body in bestmöglicher Performance und Auflösung auf der PlayStation 4 aufschlägt. Schon auf der regulären PlayStation 4 wird nicht nur in nativem 1080p ausgegeben, sondern auch mit durchgehend geschmeidigen 60 Bildern pro Sekunde. Flüssiges Klettern ist damit also garantiert. Gleiches findet man auch auf der PlayStation 4 PRO, hier aber dank Support für echtes 4K nochmals deutlich schärfer. Man merkt aber, dass es die Verantwortlichen bei Studio Zero zum Glück nicht einfach dabei belassen haben. 

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Denn nebenbei gibt es eine Vielzahl neuer Animationen, verbesserte Beleuchtung und auch über eine Vielzahl neuer Effekte darf man sich freuen. Nicht alles davon auf Spitzenniveau zwar, dennoch resultieren die Erweiterungen in einem oft sichtbaren Unterschied zu den Versionen der Last Gen, was die allgemeine Grafik definitiv mehr in Richtung Gegenwart hievt. Dazu trägt aber eben auch der weiterhin zeitlose Look einiges bei. Selbst der Soundtrack wurde komplett remastered, während man sämtliche englischen und japanischen Originalsprecher zurückgeholt hat, die ihren schon damals erstklassigen Job allesamt wiederholen. Wenn alle Remaster nur mit solcher Sorgfalt und Beflissenheit erstellt werden würden, könnte man meinetwegen viel mehr davon produzieren. 

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Unverändert gut von der Hand geht dafür die Bedienung, die einfach nur prädestiniert für ein Gamepad ist und das hier auch zeigt. Das Manövrieren zwischen den Blöcken funktioniert noch genauso gut wie damals. Die Reaktionsgeschwindigkeit ist hervorragend, die Umsetzung der Eingaben präzise. Auch hier gibt es wirklich gar nichts zu meckern. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Es bleibt dabei: Selbst acht Jahre nach seiner Erstveröffentlichung zieht einen der einzigartige Mix aus Beziehungsdrama, Erotik und Knobelspiel immer noch völlig in seinen Bann. Wer sich an die erwachsene, von Metaphern durchzogene Story heranwagt und gewillt ist, hinter die Kulissen zu blicken, wird definitiv belohnt. Catherine: Full Body ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Neuaufbereitung, die nicht nur technisch sauber abliefert, sondern auch inhaltlich an den richtigen Stellen zulegt. Dank neuer Schwierigkeitsgrade, Hilfen und vielen zusätzlichen Herausforderungen eignet sich das Spiel deutlich mehr als das Original nun gleichermaßen für Einsteiger wie für Profis. Wer auf der Suche nach einer ungewöhnlichen, aber extrem belohnenden Challenge ist, wird hier allerbestens bedient. Kleiner Tipp: Wer sich selbst nach dem Review noch unsicher ist, ob das Spiel für ihn geeignet ist, kann sich kostenlos im PSN-Store die knapp einstündige Demo herunterladen.“ 

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PRO: 

+ Fantastisches Storytelling mit herausragender Charaktertiefe
+ Handlung und Gameplay werden durch die neue Figur Rin sinnvoll erweitert
+ Handlungen wirken sich spürbar auf das Ende aus
+ Weiterhin einzigartig in Genremix und Design

+ Saubere Performance und verbesserte Technik dank neuem Grafikgerüst
+ Dank Remix-Modus insgesamt über 500 Herausforderungslevel
+ Funktionelle, unaufdringliche Mehrspielerfeatures
+ Gleichermaßen für Einsteiger als auch Profis geeignet
+ Umfangreiche Tutorials

+ Exzellente englische und japanische Sprecher
+ Sauber lokalisierte deutsche Untertitel

+ Vollständig remasterter Soundtrack
+ Präzise, zugängliche Bedienung

CONTRA:

– Kleinere technische Alterserscheinungen trotz neuem Grafikgerüst weiter spürbar
– Abseits der Bar sind so gut wie keine anderen Schauplätze besuchbar
– Keine deutsche Sprachausgabe
– Für ein Remaster recht teuer

                                         GESAMTWERTUNG:     9.0/10

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