BD: „The Happytime Murders – Kein Sesam. Nur Straße.“

                                   Getestet und verfasst von General M 

                     Quelle Bildmaterial: „The Happytime Murders, ©2018 Universum Film GmbH. All rights reserved.“ 

                                           Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

71MLZkSVLjL. SL1200 Bisher haben uns sämtliche Filme mit Puppen in den Hauptrollen stets das Konzept quietschfideler, bunter und heiler Welten vermittelt, in denen alle (zumindest irgendwann) fröhlich singen und tanzen. Mal abgesehen vielleicht von Team America: World Police. Dass es aber auch noch eine Stufe härter geht, zeigt The Happytime Murders. Hier wird geflucht, gesoffen und gehurt bis sich die Balken biegen. Vergesst also alles, was ihr bisher über Muppets und Co. geglaubt habt – die wirklich wahre Realität sieht nämlich GANZ anders aus. Wir haben pünktlich zum Heimkinostart für euch die Blu-Ray zum Film auf den Prüfstand geschickt.

Der Film

In einer alternativen Realität, das heutige Los Angeles: Schon immer haben Puppen und Menschen miteinander gelebt und gehen sogar bisweilen Beziehungen und Freundschaften untereinander ein. Allgemein werden die Plüschkreaturen aber als Bürger zweiter Klasse behandelt. Probleme, mit denen sich auch der ehemalige Detective Phil Phillips herumschlagen muss, der im Dienst einst versehentlich einen Zivilisten erschoss und anschließend nicht nur seine Marke abgeben musste, sondern auch dafür verantwortlich war, dass Puppen via Gesetz aus der Polizei ausgeschlossen worden sind.

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Auch das Verhältnis zu seiner ehemaligen Partnerin Connie Edwards (Melissa McCarthy, Ghostbusters) hat darunter extrem gelitten – zumal die seinerzeit gegen Phillips ausgesagt hat und so maßgeblich zu dessen Misere beigetragen hat. So ist Phil gezwungen, sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv durchzuschlagen. Nur die treue Sekretärin Bubbles (Maya Rudolph, Kindsköpfe), die schon seit längerem insgeheim ein Auge auf ihren Boss geworfen hat, hält noch zu ihm. 

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Nach einer grausamen Mordserie an mehreren Puppen, die einst allesamt zur Darstellerriege der abgesetzten Puppenserie Happytime gehörten (darunter auch Phil´s Bruder), ermittelt der Privatdetektiv entgegen aller Gesetze in eigener Sache – und gerät dabei prompt mit seiner übermäßig zuckersüchtigen Ex – Partnerin aneinander. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten rauft sich das ungleiche Duo zusammen und geht gemeinsam auf Mörderjagd. Nymphomanische Puppen und vor der Kamera abgemolkene Pornokühe sind da nur der Anfang…

Die Rezension

„ACHTUNG: Dieser Film ist nur für Erwachsene!“ – so prangert ein dicker Schriftzug auf der Plastikhülle des Films. Ganz unrecht haben die Macher damit sicher nicht, denn was in The Happytime Murders alles gezeigt wird, hat gute Chancen, die heile Welt kinderfreundlicher Puppenunterhaltung á la Muppets gehörig zu beschädigen.  Für ein jüngeres Publikum ist der Film definitiv nicht geeignet. Junge Erwachsene werden aber mit dem satirischen Ansatz einigen Spaß haben – sofern man auf derben Humor steht. Denn der durchzieht den Film von Anfang bis Ende. Zwar nicht immer klug pointiert und meist auf derbe Zoten und Sprüche aus, aber definitiv mit einigen Lachern. Wer eher auf nuancierte, subtile Komik steht, sollte um den Film einen großen Bogen machen. Wer dagegen Spaß daran hat, wenn unter anderem eine völlig heruntergekommene Puppe für ein paar Cents Oralverkehr anbietet, um ihre Zuckersucht stillen zu können, ist hier genau richtig. 

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Von der Geschichte kann man im Grunde halten, was immer man will, denn die Story ist weder neu, noch besonders innovativ, sondern über weite Strecken extrem vorhersehbar. Im Vordergrund stehen eher die Puppen, die vom Team um Puppenveteran und Regisseur Brian Henson meisterhaft und auf ganz altmodische Weise zum Leben erweckt worden sind. Statt CGI übernahm diesen Job eine ganze Armee klassischer Puppenspieler, die man dann später via Greenscreen einfach aus dem Bild entfernt hat, sofern nötig. Ein gehöriger Aufwand also, über den man zumindest die völlig fehlbesetzte Melissa McCarthy gelegentlich vergessen kann, die übrigens bei der diesjährigen Verleihung der goldenen Himbeere ganze sechs Mal für ihre Teilnahme an diesem Film nomiert wurde. Wir sagen Herzlichen Glückwunsch! 

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Was bei all dem harten Humor komplett untergeht, ist der leichte Ansatz unterschwelliger Rassismuskritik. Aus dem Aspekt der Zweiklassengesellschaft zwischen Menschen und Puppen hätte man deutlich mehr herausholen können. Stattdessen streift der Film das Thema nur sachte an der Oberfläche. Was bleibt, geht zwischen den Gags einfach nicht tief genug, um groß wahrgenommen zu werden. An diesem Unterfangen ist der Film gescheitert, bietet aber an anderer Stelle abseits der Tricks immer noch genug, um Freunden herber Komik über die gesamte Laufzeit das ein oder andere Lachen abzugewinnen. 

Die Blu-Ray

The Happytime Murders präsentiert sich in seiner Heimkinopremiere insgesamt sehr gut. Zwar geht in dunkleren Momenten ein wenig Durchzeichnung flöten und auch die Kontraste können dann etwas milchig ausfallen, abseits davon kann sich der Transfer aber sehen lassen. Die Farbpalette ist bewusst eher düster gesetzt, lediglich die teils knallbunten Puppen stechen da ein wenig hervor. Die Mischung funktioniert und passt gut zur Inszenierung des Films. Dank exzellenter Detaildarstellung kommen die Texturen allesamt super zur Geltung, besonders den Puppen kann man in Nahaufnahme selbst kleinste Flusen ansehen. Über den Mischmasch zwischen Bunt und Finster gehen die natürlichen Hauttöne der menschlichen Darsteller nie unter. Die Kontraste fallen ebenfalls sehr gut aus, zudem untermalt unaufdringlich hinzugefügtes Filmkorn die Szenerie. Mit kleinen Abstrichen also eine sehr sehenswerte HD – Veröffentlichung. 

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Typisch Universum Film liegt der Ton zweisprachig sowohl in Deutsch als auch in Englisch im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format vor. Leider nutzt der Film seine Raumklangmöglichkeiten erst sehr spät aus, erst nach knapp einer Stunde passiert mal etwas, dass sich wirklich über den gesamten Raum verteilt, dann erwacht auch der Subwoofer aus dem Tiefschlaf und kann zeigen, was in ihm steckt. Bis es aber endlich soweit ist, bleibt der gesamte Ton extrem frontlastig. Dort überzeugt zwar die gute Stimmverständlichkeit im Center, aber das war es dann auch schon. Schade, denn mit einer ordentlichen Abmischung wäre hier sicher deutlich mehr möglich gewesen. Es mangelt einfach an Highlights, selbst der generische Soundtrack dudelt sehr leise vor sich hin und kann sich kaum akkurat ins Geschehen auf dem Bildschirm einbringen. 

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Etwas besser sieht es da schon bei den Extras aus, deren Highlight primär der Audiokommentar des Regisseurs sowie Puppenspieler Bill Barretta darstellt – letzter hat nicht nur die Puppe von Phil Phillips bewegt, sondern diesem auch seine Stimme geliehen. Sechs Deleted Scenes mit knapp 15 Minuten Gesamtlaufzeit gibt es obendrauf, außerdem Outtakes, alternative Einstellungen und jeweils kurze Überblicke über die Produktion des Films, hier mit besonderem Fokus auf dem Puppenspiel und den Effekten. Zwei Trailer bringen die kombinierte Laufzeit der Featurettes auf eine gute halbe Stunde, was zwar nicht ganz für den enttäuschenden Ton entschädigt, aber zumindest interessante Einblicke in die Herstellung von The Happytime Murders gibt. 

ava5„Genrespezialist Brian Henson hat hier einen dieser Filme abgeliefert, den man entweder mag oder ganz einfach hasst. Ein Mittelding erscheint angesichts der kompromisslosen Mischung aus Puppenkomödie, Buddymovie und Copthriller ausgeschlossen zu sein. Die derben Zoten sind sicher nicht Jedermann´s Geschmack, zumal viele Gags recycled wirken und auch Melissa McCarthy macht im Grunde nichts weiter als ihr Standardrepertoire abzuspulen. Wen das alles nicht abschreckt, sollten ruhig mal einen Blick riskieren: Fans derben Humors werden hier gut bedient und alleine die tolle Arbeit der Puppenspieler fasziniert hier nicht minder als im x-ten Muppet – Abenteuer. Die solide Blu-Ray enttäuscht lediglich beim Ton, Bild und Extras gehen absolut in Ordnung.“

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

 

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