Der Film
Nach sechs Jahren gelingt dem mittlerweile zum Teenager gereiften Mädchen schließlich die Flucht, auch dank tatkräftiger Unterstützung der Ärztin Cate Connor (Mandy Moore, This is Us), die mit Ruby allerdings ganz eigene Pläne zu haben scheint. Verängstigt und abermals auf der Flucht gerät die Telepathin wenige später an eine Gruppe bunt gemischter Flüchtlinge, darunter den telekinetisch begabten Liam (Harris Dickinson, Postcards from London). Diesem schließt sich Ruby schließlich auf der Suche nach einem legendären und gut versteckten Ort an, an dem die jungen Begabten mit all ihren Kräften allesamt frei leben können sollen. Verfolgt von Kopfgeldjägern und Regierungsagenten gelingt es den Flüchtenden tatsächlich, das scheinbare Paradies zu erreichen. Doch auch dort ist die Gefahr nicht weit entfernt…
Die Rezension
Der von Kung Fu Panda 3 – Regisseurin Jennifer Yuh Nelson inszenierte Young Adult – Film beginnt extrem vielversprechend und präsentiert seine Welt zu Anfang in dystopischen Bildern. Doch spätestens nach der erfolgreichen Flucht ebben diese Qualitäten zugunsten einer zu sehr auf Nummer Sicher inszenierten Buchverfilmung nach Schema F ab. Wirklich düstere Bilder zu zeigen traut sich The Darkest Minds – Die Überlebenden dann nicht mehr, worunter das Setting sehr zu leiden hat, da es dadurch eine Menge Glaubwürdigkeit und Immersion verliert. Auch Action gibt es so gut wie keine. Stattdessen tischt man dem Zuschauer eine viel zu vorhersehbare Lovestory und einen Bösewicht auf, der in seinem Wesen sehr an den Antagonisten aus Flubber erinnert. Lediglich die Young Adult – Veteranin Amandla Stenberg vermag es, mit ihrer gut porträtierten Hauptrolle der Ruby Daly dafür zu sorgen, dass man als Zuschauer trotz aller Vorhersehbarkeiten und der weitgehend schieren Ereignislosigkeit über große Teile des Films doch am Ball bleiben möchte.
Einen Gastauftritt hat zudem auch die Game of Thrones – Darstellerin Gwendoline Christie als erbarmungslose, zuerst kaum erkennbare Kopfgeldjägerin. Aber auch das alles reicht letztendlich nicht aus, um den unstetigen Film zu retten. So sahen das nicht nur die Kritiker, sondern auch die Kinogänger. Bei einem Budget von geschätzt 34 Millionen Dollar spülte The Darkest Minds – Die Überlebenden weltweit gerade mal etwas über 41 Dollar in die Kassen. Viel zu wenig, um auch nur ansatzweise an eine Fortsetzung denken zu können. Nach dem extrem offenen Ende des Films bleibt daher für Interessenten wohl auch nur die Möglichkeit, sich die Fortsetzungen in Buchform zu besorgen. Schade, denn grundlegend bietet die Story eine tolle Basis für ein spannendes und actionreiches Young Adult – Drama, scheitert aber an seiner eigenen Identitätsfindung als lediglich nächster Beitrag in einer langen Kette von lustlosen Versuchen, das nächste große Franchise für die Zielgruppe 12+ zu erschaffen.
Die Blu-Ray
Zuallererst ist es schade, dass FOX hierzulande auf eine 4K – Auswertung verzichtet hat und die Blu-Ray dementsprechend die hiesige Krone der Schöpfung darstellt. Das vorhandene 2K Digital Intermediate nutzt diese aber natürlich ebenfalls, wenn auch in auf 1080p herabskalierter Form. Das Ergebnis kann trotzdem überzeugen. Denn zum einen präsentiert sich das Bild der Blu-Ray angenehm detailreich und offenbart knackig scharfe Texturen bei Gesichtern und Kleidung und auch die Umgebung zeigt sich stets von ihrer besten Seite, zum anderen stimmt die Qualität der Farbgebung. Die ist meistens sehr warm gewählt und passt somit eigentlich weder in das dystopische Setting noch zum klassischen Young Adult – Film, die meistens bewusst auf kühlere Saturierung setzen (wie sie der Anfang des Films bietet), dafür kann man sich über wunderbar satt wirkende Panoramen bei stets natürlichen, gesund aussehenden Gesichtern freuen. Auch die Kontraste stimmen dank guter Schwarzwerte und einer guten Durchzeichnung in dunklen Szenen zufrieden, während bei Tag exzellente Weißwerte erreicht werden. Alles in allem also eine sehr gute Veröffentlichung.
Der deutsche Ton liegt typisch FOX im DTS 5.1 – Format vor, ist also nicht verlustfrei sondern auf 768 kbps kodiert. Gleiches gilt für die französische Tonspur, lediglich der Originalton liegt in höherer Bitrate vor, nutzt aber ebenfalls das gleiche Format. Selbst hier muss man also Abstriche machen, denn die in Übersee veröffentlichten Blu-Ray – Fassungen haben hier immerhin DTS 7.1 – Support an Bord, unterstützen also auf der regulären Ebene zwei Lautsprecher mehr. Die UHD bietet dann sogar Dolby Atmos. Lässt man die ganze Fachsimpelei aber mal außen vor, findet man auch auf der deutschen Veröffentlichung nichts, was man groß bemängeln müsste – auch wenn wirkliche Überraschungen ausbleiben. Die vielen Szenen auf dem Land und in den Wäldern bieten viel Potenzial für dezenten Raumklang, den der Ton hier auch ausnutzt. Auch die wenigen actionlastigen Momente kommen gut und nachvollziehbar direktional zur Geltung. Gelegentlich darf auch der Subwoofer mal ein bisschen die Muskeln spielen lassen, während die Stimmen jederzeit klar verständlich bleiben. Der hörenswerte Score von Benjamin Wallfisch untermalt das Geschehen bestens, ohne dabei je aufdringlich zu wirken.
Nicht gespart hat FOX dafür bei den Extras, zumindest in Sachen Quantität. Nicht nur, dass man den wichtigsten Charakteren kleinere Featurettes widmet, auch darf man sich über ein umfangreiches Profil der Regisseurin selbst freuen. Letzteres stellt mit etwas über 17 Minuten Laufzeit dann auch das Extra mit der meisten Laufzeit dar. Dazu gibt es diverse Kommentare, eine Bildergalerie, den Trailer zum Film sowie verschiedenste Einblicke hinter die Kulissen. Alles recht informativ und sehenswert. Dementsprechend stimmt dann ausnahmsweise auch mal die Qualität. Insgesamt wird hier knapp eine Stunde an Bonusmaterial geboten.
Fazit
„Dass einer guten Buchvorlage auch hervorragende Filme entstehen können, muss wohl längst nicht mehr bewiesen werden. Das Problem ist nur: The Darkest Minds – Die Überlebenden ist kein hervorragender Film. Nicht mal ein guter. Dafür gibt sich der Film viel zu zahm und tut sich außerdem extrem schwer damit, seine eigene Identität zwischen Dystopie, Drama und Abenteuerfilm konsequent zu erfassen. Kurzum: Es wird einfach nichts geboten, was man in dieser Form nicht schon viele Male auf ähnliche Weise gesehen hat. Maze Runner, The Hunger Games…all das folgt gleichen, aber besseren Prämissen. Dank einer guten Hauptdarstellerin, teils schönen Bildern und einer soliden Blu-Ray trotzdem einen kleinen Blick wert.“
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