Der Film
Die Rezension
Das Van Damme sich in den letzten Jahren vermehrt als Charakterdarsteller versucht, ist gar nicht mal schlecht. Denn seit dem exzellenten JCVD, in dem er sein Image als abgehalfteter Actionstar so meisterhaft parodiert hat, konnten die „Muscles from Brussels“ in guten Formaten wie unter anderem der ironischen Amazon Prime – Serie Jean-Claude Van Johnson überzeugen. The Bouncer führt Van Damme zurück nach Brüssel und entstand dort mit passendem Team auch in französischer Sprache, ist also keine typische U.S. – Produktion. Das ist dahingehend immer eine gute Sache, da Van Damme nach all den Jahren in Hollywood noch immer mit einem relativ stark ausgeprägten Dialekt spricht und in seiner nativen Sprache deutlich sicherer ist. In der deutschen Synchronfassung hört man davon allerdings nicht viel, denn hier leiht Stammsprecher Charles Rettinghaus dem Belgier wieder seine markante Stimme.
Und nun natürlich einige Worte zum Film, der gar nicht mal schlecht ist. Im Gegenteil, die Rolle des vergangenheitsgeplagten Türstehers und liebevollen Vaters nimmt man Van Damme wunderbar ab. Alles im Rahmen einer zwar etwas vorhersehbaren und actionarmen Story sowie weitgehend blassen Nebendarstellern samt Schurke, dafür glänzt der Film durch sein herrlich düsteres Setting. Das Nachtleben von Brüssel wurde von Kameramann Robrecht Heyvaert in stimmungsvoll bedrückenden Bildern eingefangen und präsentiert sich gleichermaßen lebendig wie geheimnisvoll und bedrohlich. Also ein tolles Settting für einen auf gleiche Weise angelegtes Drama aus der Feder von Jérémie Guez. Regie führte Julien Leclerq, der gerade ein Biopic über die Formel 1 – Legende Alain Prost vorbereitet. Alles in allem eines der besseren Spätwerke von Van Damme, der definitiv einen Blick wert ist.
Die Blu-Ray
Die HD-Veröffentlichung zu The Bouncer ist rundherum gelungen. Alleine die eher kühle, blau- und silberlastige Kolorierung verleiht dem düsteren Setting einen passenden Look, erhält sich dabei aber die Natürlichkeit bei den Hauttönen und verliert selbst in dunklen Szenen nichts von seiner durchgehend sehr guten Bildschärfe und dem damit verbundenen Detailreichtum des Bildes. Feinheiten wie Van Damme´s Bartstoppel beispielsweise lassen sich in Nahaufnahme beinahe zählen. Gute Kontraste sorgen zudem für kräftige Schwarzwerte bei gleichzeitig hervorragende Durchzeichnung. Da es zudem weder Artefakte noch andere störende Probleme gibt, gibt es beim Bild des doch recht günstig hergestellten Films gar nichts zu meckern.
Auf eine englische Tonspur müssen Filmfans dieses Mal aber verzichten, da es sich bei The Bouncer wie bereits erwähnt um eine europäische Produktion handelt. Dementsprechend gesellt sich zur deutschen Synchronfassung auch lediglich der französische Originalton, beide wurden im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format auf die Scheibe gepresst. Und beide bieten zuallererst eine sehr gut abgemischte Stimmverständlichkeit im Center. Wenn es mal laut wird, kann dann auch der Subwoofer zeigen, was er kann. Zudem entsteht besonders in den überfüllten Clubszenen eine gute Immersion, der dann guten Einbindung der Rücklautsprecher sei Dank. Die sorgen aber auch abseits von musikalischem Getöse und den Clubszenen dafür, dass viele Hintergrundgeräusche gut zur Geltung kommen. Alles in allem zeigt sich die Front aber grundsätzlich etwas lauter und kräftiger, dafür stimmt die Direktionalität bei der Effektverteilung, wenngleich The Bouncer auch kein Film ist, der auf Schusswechsel am laufenden Band setzt.
Die sonst so gute Ausstattung fordert aber spätestens bei den Extras ihren Tribut. Auf die hat man nämlich bedauerlicherweise komplett verzichtet. Schade, einen noch tieferen Einblick in das Nachtleben Brüssels erhält man somit nur, wenn man selbst dorthin reist.
Fazit
„Der mittlerweile 58 Jahre alte Van Damme ist tatsächlich wie ein guter Wein: Mit dem Alter wird er immer besser. Klar, der Spagat sitzt immer noch. Aber während beispielsweise ein Steven Seagal nur noch als unbewegliche Kampftonne durch osteuropäische Billigprügler mit tingelt und sich trotzdem abseits davon für den Größten auf Erden hält, spielt Van Damme gekonnt mit seiner nicht immer erfolgreichen Laufbahn und bringt diese Erfahrungen gekonnt in seine Charakterdarstellungen eher gebrochener Männer ein. Das Konzept geht auch in The Bouncer prima auf, der nicht nur einen gut aufgelegten Hauptdarsteller bietet, sondern auch richtig tolle Bilder. Wer also Fan des Belgiers ist oder einfach ein schnörkelloses Drama sucht, wird hier definitiv fündig.“
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