Do you even Smash?!
Inhaltlich vereint das Spiel dabei erstmals alle Kämpfer aus vergangenen Ablegern, fügt gleichzeitig aber auch viele neue hinzu und bietet so unglaubliche 76 Kämpfer, von denen 12 erstmals im Kampf mitmischen, darunter Simon aus Castlevania und Isabelle aus Animal Crossing. Dass die Macher seit Brawl längst nicht mehr nur gänzlich hauseigene Schöpfungen in die Arenen schicken, sondern auch den Support anderer namhafter Firmen und deren Charakteren genießen, tut der Reihe unglaublich gut und sorgt für nur noch mehr Vielseitigkeit. Bis das Roster jedoch komplett freigeschaltet ist, werdet ihr eine ganze Menge Spielstunden investieren müssen, denn gerade mal eine kleine Handvoll Kämpfer wie Kirby, Donkey Kong und andere Nintendo – Veteranen stehen euch von Anfang an zur Verfügung. Und genau darin liegt abseits der Action auch stets der eigentliche Reiz der Reihe: Das Roster zu komplettieren und wirklich alles freizuschalten, was man nur irgendmöglich freischalten kann. Dazu zählen ja nicht nur die vielen unterschiedlichen Kämpfer, sondern mit allen verschiedenen Varianten auch über 300 Arenen!
Doch das Spiel bietet weitaus mehr, als nur den größten Umfang seit Serienbestehen, sondern auch noch komplette Neuerungen von zentraler Bedeutung und natürlich viele, viele unterschiedliche Spielmodi für jeden Geschmack. Dazu aber später mehr, denn es soll ja Leute geben, die noch nie mit der Reihe in Kontakt gekommen sind, weil die Nintendo Switch vielleicht die allererste Nintendokonsole im Wohnzimmer darstellt, oder weil man die effektreiche Klopperei einfach nicht auf dem Schirm hatte. Und für all diese Leute möchten wir das Grundprinzip des Spiels gerne noch einmal erklären. Anders als beispiesweise bei Tekken besteht das Ziel hier nicht darin, die Energie eures Gegners auf Null zu bringen, sondern eure eigene Energie durch Angriffe soweit zu steigern, dass man die Gegner möglichst ohne Rettung aus den nach links und rechts geöffneten Arenen werfen kann. Was auf dem Papier extrem simpel klingt, kann aber in der Praxis zu einem hochdynamischen und spannenden Geplänkel, bzw. WIRD zu einem solchen Geplänkel führen. Da versuchen sich Spieler dann verzweifelt vor dem tiefen Sturz zu retten, indem sie ihre Moves geschickt einsetzen oder sich mit einfachen Sprüngen doch gerade nochmal an der Kante festhalten können, nur um danach erbarmungslos zurückzuschlagen. Besonders, wenn man mit mehreren Freunden (das Spiel unterstützt bis zu acht Spieler an einer Konsole) vor dem Bildschirm hockt, kommt garantiert absolute Spannung auf! Das war schon immer die große Stärke der Reihe, das ist sie auch im neuesten Teil!
Quantität UND Qualität
Dieses einfache Prinzip unterhält nur deswegen so grandios, weil das Balancing der vielen Charaktere seit jeher am Rande der Perfektion agierte. Abgesehen weniger Kopien, die sich nahezu identisch zu anderen Charakteren im Roster spielen, verfügt jeder Charakter über eigene Animationen, Moves und vor allem unterschiedliche Sprungfertigkeiten. Die machen viel aus, denn gerade das geschickte Ausweichen und Manövrieren zeigt sich im Kampf um den letzten verbliebenen Charakter in der Arena als überlebenswichtig.
Bei so vielen Charakteren ist Balancing natürlich eine Mammutaufgabe, welche die Macher aber absolut klasse bewältigt haben. Jeder verfügt über eigene Stärken und Schwächen, niemand ist unterlegen oder überlegen. Dadurch wird der Spieler eingeladen, sich mit jeder Figur zu beschäftigen, jede Figur kennenzulernen und sich danach seine Favoriten herauszupicken. Gelegenheit dazu bieten die zahlreichen verschiedenen Modi. Angefangen natürlich beim Classic Smash, der nichts anderes beinhaltet als klassische Gefechte gegen die K.I. oder sieben weitere Mitspieler an der gleichen Konsole – eine entsprechende Anzahl von Controllern wird natürlich vorausgesetzt. Wer mag, kann auch gleich ein ganzes Turnier abhalten, dass sogar Platz für insgesamt 32 Spieler bietet. Dafür muss man natürlich den Raum erstmal vollkriegen und dann auch die Gamepads gelegentlich aus der Hand geben, möglich ist es aber trotzdem. Und funktionieren tut es auch! Eine leichte Abwandlung dazu stellt der Smash-Marathon dar. Der funktioniert zwar nach gleichem Ablauf, sperrt aber einmal gepickte Charaktere für den Rest der Verantstaltung aus.
Richtig verrückt wird es im Special Smash, der die Defintion des Begriffes Arcade durch eine Vielzahl an abgefahrenen Mutatoren auf ein ganz neues Level hebt. An Regeln gelten nur jene, die der Spieler vorher nach eigenem Belieben festgelegt hat. Bewegungsgeschwindigkeit und Größe lassen sich hier ebenso frei konfigurieren wie die Stärke der jeweiligen Attacken. Zahlreiche Vorgaben stehen dafür parat und warten nur darauf, miteinander kombiniert zu werden. Auch das ist ebenso wie alle vorherigen Modi mit mehreren Spielern möglich, oder als Solist gegen die K.I. Und dann sollte man auch nicht das Squad Smash außen vor lassen, wo die Spieler in Teams gegeneinander antreten. Friendly Fire kann man hier nach Wunsch bequem an- und ausschalten. Manche Modi richten sich allerdings auch speziell an Einzelspieler, darunter das Trainingsareal, in dem ihr mit einem Kämpfer eurer Wahl daran arbeiten könnt, eure Fertigkeiten zu perfektionieren, sogar eine Art Horde – Modus ist vorhanden. Dort müsst ihr dann unzählige Gegner im typischen Nintendo – Avatarlook von der Plattform hauen. Oder aber einfach so lange durchhalten, bis es euch letztlich selbst aus der Arena fegt. Schließlich könnt ihr euch aber auch im klassischen Arcade – Modus in 1 gegen 1 – Kämpfe stürzen. Eine Menge zu tun gibt es also alleine schon dadurch, das wahre Kernstück jedoch haben wir euch dabei noch gar nicht vorgestellt.
Die Kampagne schickt euch auf eine knapp 15-22 Stunden lange Reise über eine gewaltige Weltkarte, die auf vielen bekannten Welten des Nintendo – Universums basiert. Die Handlung der Stern der irrenden Lichter getauften Geschichte ist dabei simpel erklärt: Kyra, die alles Licht verschlingendes Wesen, ist über die Smash World hergefallen und hat sämtliche Helden und Schurken in Geister verwandelt. Nur der saugstarke Kirby wurde als einziger verschont und muss nun Freunde und Feinde von ihrem finsteren Dasein befreien. Und das geht natürlich am besten durch einen kräftigen Satz Ohrfeigen. Dabei stellt sich die kultige rosa Kugel als perfekter Einstiegsheld dar, der nicht nur sehr agil ist, sondern mit seiner Saugattacke auch die Fertigkeiten seiner Gegner kopieren kann. Dementsprechend also beste Lernbedingungen für angehende Smash – Experten! Bis ihr euch allerdings mit Endgegner Kyra in der Kartenmitte messen könnt, gilt es zunächst, auf dem wie ein Rollenspielbrett aufgebauten Kartensystem nach vorne zu gelangen. Dabei warten stets neue Encouter mit den in Geister verwandelten Charakteren, wobei sich euch zuerst niemand geringeres in den Weg stellt als Mario persönlich. Die vielen, vielen Encouter sind aber weit mehr als nur einfache Auseinandersetzungen á la Carte, sondern funktionieren ähnlich den Regeln im Special Smash. Erstmals besiegte Geister schaltet ihr gleichzeitig sofort in ihrer Normalform für euer Roster frei und können zudem auch in der Kampagne genutzt werden. Wobei, was heißt werden…letztendlich öffnen sich bestimmte Wege auf der Weltkarte erst nach dem Einsatz charakterspezifischer Fertigkeiten, sind also für den Progress essentiell. Gleiches gilt für das Skillboard, mit dem ihr die Werte eurer Helden weiter verbessern könnt.
Dazwischen warten aber noch zahlreiche andere Geister darauf, von euch eingesackt zu werden. Und zwar nicht als spielbare Charaktere, sondern in Form von Karten. Die gibt es in verschiedenen Seltenheitsstufen und bieten euch einzigartige Perks, von denen ihr in späteren Kämpfen kräftig Gebrauch machen könnt und müsst. Je seltener die Karte, desto besser das Upgrade für eure Kämpfer. Funktionieren tut das System ähnlich dem Schere-Stein-Papier – Prinzip, weshalb manche Karten ideale Konter zu anderen Karten darstellen und umgekehrt. Weit über eintausend (!) Karten gibt es im Spiel, alle versehen mit den Abbildern zahlreicher bekannter Charaktere der Videospielwelt. Die Jagd danach gerät schon nach kurzer Zeit zum süchtigmachenden Zeitfresser. Und das Experimentieren damit lässt einen blitzschnell vergessen, dass man stattdessen auf die Trophys früherer Ableger verzichtet hat. Und selbst hier stimmt das Balancing – eine irre Leistung! Super Smash Bros. Ultimate bietet nicht nur Quantität, sondern auch Qualität. Zwar bleibt die Handlung nach der fantastischen CGI – Eröffnung eher Nebensache, der motivierende Progress auf der Weltkarte entschädigt aber mehr als ausreichend für die banale Rahmenhandlung. Um wen das noch nicht ausreicht, kann auf der Geistertafel in jeweils zehn aufeinanderfolgenden Kämpfen verschiedener Schwierigkeitsgrade um weitere Geister kämpfen. Pro Stunde ist garantiert ein neuer dabei, weshalb es sich lohnt, regelmäßig von der Kampagne dorthin zu wechseln. Bei der Kartenverteilung solltet ihr aber gut aufpassen: Denn je besser die Werte einer Karte sind, desto mehr Slots belegen sie auch. Das soll garantieren, dass man durch deren Einsatz nie übermächtig wird.
Ultimative Performance?
Bei allem, was im Spiel steckt, ist natürlich auch von zentralem Belang, wie gut die Technik funktioniert, auf der all das aufbaut. Selbst hier haben die Macher von Bandai Namco und Sora Ltd. unter Leitung von Serienschöpfer Masahiro Sakurai ganze Arbeit geleistet. Statt einer einfachen Portierung der Wii U – Technik wird eine taufrische Engine geboten, die nicht nur für bildschöne Areale und geschmeidige Animationen sorgt, sondern zudem auch noch für eine blitzsaubere Performance, die sogar bei maximaler Auslastung mit neun Kämpfern gleichzeitig nicht mal ansatzweise einbricht – sogar unterwegs im Handheld – Modus! Besser kann man die Hardware der Switch kaum ausnutzen, zumal selbst die Steuerung mit allen erdenklichen Eingabemöglichkeiten gut von der Hand geht, egal ob Joy Con´s oder Controller. Denn viele Knöpfe braucht man gar nicht, um die Kräfte seines Charakters auf dem Bildschirm entfesseln zu können. Schlagen, springen oder der Einsatz des Ultimates gehen problemlos von der Hand und auch die Benutzung der zufällig spawnenden Items (von denen es an sich bereits einhundert Stück gibt) oder das Werfen von Objekten machen überhaupt keine Probleme. Kurzum, die Reihe sah nie besser aus, hat sich nie besser spielen lassen und hat nie mehr Spaß gemacht als in dieser fürwahr ultimativen Form. Kleine Abstriche muss man aber bei den teils unübersichtlichen Menü´s hinnehmen.
Das gilt aber leider gegenwärtig nur für die lokalen Modi. Denn sobald man den Mut aufbringt, auch online gegen Spieler aus aller Welt an den Start zu gehen, zeigt sich das momentan größte Problem von Super Smash Bros. Ultimate – und das liegt im Onlinemodus selbst. Unser Rezensionsmuster traf einen Tag vor der weltweiten Veröffentlichung bei uns ein. Zu diesem Zeitpunkt war der Onlinemodus bereits nutzbar und eigentlich problemlos spielbar. Spätestens SEIT dem Tag der Veröffentlichung jedoch zeigt sich der Modus unter dem heftigen Ansturm der Spielerschaft sehr zickig. Das Spielgeschehen lebt von seiner Geschwindigkeit. Wenn aber nun ein Spieler im Match ist, dessen Internetverbindung eher langsam ist, weil er vielleicht in Bangladesch wohnt oder in Bayern (was im Grunde ja ein und dasselbe ist), kommt es prompt zu hässlichen Lags, die das Spielgeschehen nahezu vollständig ruinieren. Auch das Matchmaking bereitet momentan Kopfzerbrechen. Denn zum einen dauert die Suche nach einem Gegner mitunter recht lange, zum anderen ignoriert das Spiel nach einiger Zeit der erfolglosen Suche sämtliche Parameter und schickt einen womöglich in ein Match, dass man nach den dortigen Bedingungen überhaupt nicht spielen wollte. Und nur aufgrund dieser Tatsache ist es momentan unmöglich, dem Spiel die eigentlich verdiente Wertung im 9.0+ – Bereich zu verleihen. Das heißt aber nicht, dass nach einigen Patches dafür keine Möglichkeiten gegeben sind, sofern die Verantwortlichen hier schnell nachbessern. Die Nominierung für den M-Reviews´ Year End Award für das beste Spiel wollten wir ihm aber dennoch nicht vorenthalten, wenn auch nur mit viel gutem Willen.
Beim Ton stimmt dafür wieder alles. Nicht nur, dass nahezu jedes Musikstück aus der gesamten Reihe hier implementiert worden ist, was immerhin einer stolzen Zahl von etwa 900 verschiedenen Tunes entspricht, auch können diese auf Wunsch allesamt in der Jukebox gehört und genutzt werden. Während sich das Intro in der Kampagne noch in englischer Sprache präsentiert, werden sonst sauber lokalisierte deutsche Texte geboten und auch der Ansager spricht Deutsch. Ebenso hat man daran gedacht, die zahlreichen Pokémon ausschließlich ihre hiesigen Namen aussprechen zu lassen. Und die klingen dann auch noch genau wie in der Serie. Mehr Fanservice geht nicht.
Fazit und Wertung
„Wäre da nicht der momentan extrem zickige Onlinemodus, könnte sich Super Smash Bros. Ultimate in der Spielspaßwertung locker mit den Jahrestitanen God of War und Red Dead Redemption II messen. So jedoch muss das Spiel vorerst einige Punkte Abzug hinnehmen – schließlich ist das Nichtfunktionieren einer bedeutsamen Spielkomponente keine Lapaille. Abseits davon macht das Spiel aber so gut wie alles richtig. Nirgendwo sonst gibt es mehr unterschiedliche Helden, nirgendwo sonst präsentiert sich ein Genrevertreter derart umfangreich und nirgends bekommt man eine so umfangreiche Auswahl an Modi, Musikstücken und derart gut durchdachten und ausbalancierten Mechaniken geboten. Dank enorm motivierendem und fairem Progresssystem, welches ganz ohne Miktrotransaktionen, Lootboxen oder sonstigen Mist auskommt, stellt Super Smash Bros. Ultimate die wenigstens momentan definitive Serienerfahrung dar. Was hier alleine an Umfang drinsteckt, ist der schiere Wahnsinn. Und dabei sieht das Spiel auch noch von vorne bis hinten fantastisch aus und performt butterweich. Egal ob Solisten oder mit Freunden, so viel puren Spaß bei gleichzeitig so unberechenbarer Spieldynamik (positiv gemeint) gab es seit Jahren nicht mehr – wenn überhaupt! Für Switch – Besitzer ein Pflichtkauf. So wie das Spiel selbst die Konsole zum Pflichtkauf macht, nur um einfach mal erlebt zu werden. Denn eine ähnliche Erfahrung bietet momentan keine andere Plattform.“
Pay-2-Win/Miktrotransaktionen: Super Smash Bros. Ultimate bietet keinerlei Möglichkeiten, sich gegen Echtgeld spielerische Vorteile zu verschaffen. Ferner lassen sich alle gegenwärtigen Inhalte via fairem Progress freischalten. Eine Abwertung findet diesbezüglich also nicht statt.
PRO:
+ Fantastisches Art Design
+ Tolle, rundherum neu gestaltete Grafik
+ Geschmeide Animationen
+ Hervorragende Performance (lokale Modi)
+ Gewaltiges Roster voller bekannter und unbekannter Helden der Spielegeschichte…
+ …die sich bis auf wenige Ausnahme allesamt verschieden spielen…
+ …und die detailverliebt ihren Vorlagen nachempfunden wurden
+ Zugängliches und doch extrem dynamisches und komplexes Gameplay…
+ …welches dafür sorgt, dass sich jede Partie anders spielt
+ Umfangreiche, motivierende Kampagne
+ Viele verschiedene Modi, sowohl Off- als auch Online
+ Für Solisten ebenso geeignet wie für Partyplayer
+ So gut wie perfektes Balancing
+ Extrem faires, motivierendes Progresssystem
+ 1300 Geisterkarten mit Sammelsuchtpotenzial
+ Über 100 Standardkarten (über 300, rechnet man die Variationen dazu)…
+ …900 Musikstücke…
+ …sowie tonnenweise Random Items
+ Saubere Bedienung, egal ob mit Joy Con´s oder Controller
+ Vorbildliche deutsche Lokalisierung
CONTRA:
– Momentan von vielen Problemen behafteter, beinahe unspielbarer Onlinemodus
– Eher banale Kampagnenhandlung
– Unübersichtliche Menüs
GESAMTWERTUNG: 8.8/10
Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.