BD: Papillon (2017)

                                Getestet und verfasst von General M 

                   Quelle Bildmaterial: „Papillon, ©2017 Constantin Film. All rights reserved.“ 

                           Seit dem 28. November 2018 erhältlich als Blu-Ray und DVD 

717GrmLltBL. SL1200 Nachdem über die Jahre so gut wie jeder Versuch gescheitert ist, dem Publikum Filmklassiker in Form von Neuverfilmungen schmackhaft zu machen, sind die sogenannten Remakes FAST vollständig aus der Programmplanung der Filmstudios verschwunden. Aber auch nur fast, denn mit Papillon, der gleichnamigen Neuauflage des Klassikers von 1973, hat sich der Däne Michael Noer in diesem Jahr trotzdem an ein solches Projekt gewagt. Die jeweiligen Rollen von Steve McQueen und Dustin Hoffmann haben Charlie Hunnam und Rami Malek übernommen, alles andere dagegen ist nahezu identisch geblieben. Reicht das auf einer wahren Geschichte basierende Remake an das Original heran, schneidet es schlechter ab oder sogar besser? Finden wir es heraus! 

Der Film

In den Dreißiger Jahren wird der locker durchs Leben wandelnde Safeknacker Henri Charríere (Charlie Hunnam, Arthur: Legend of the Sword), genannt Papillon, unschuldig eines Mordes beschuldigt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch landet er schließlich in der berüchtigten Strafkolonie St. Laurent auf Französisch-Guayana. Auf dem Weg dorthin lernt er den prominenten Fälscher Luis Dega (Rami Malek, Bohemian Rhapsody) kennen, der sich bereit zeigt, jeden Ausbruchsversuch von Charriére zu finanzieren, solange dieser ihn nur vor dem Zugriff seiner Mitinsassen schützt.

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Unter großen Qualen endlich am Ziel angelangt, entpuppt sich das Arbeitslager als Vorhölle auf Erden, dessen unbarmherziger Direktor Barrot jeden Fluchtversuch mit jahrelanger Isolationshaft bestraft und gelegentlich auch von der Guillotine Gebrauch macht. Trotz der grausamen Bedingungen und dem unendlichen Bestreben der Wärter, die Häftlinge vollständig zu brechen, gibt Papillon nie seinen großen Traum von der Freiheit auf. Über die Jahre wagen er und Dega, die sich mit der Zeit angefreundet haben, immer wieder neue Fluchtversuche. Und erleben dabei die ganze Grausamkeit eines grausamen Systems…

Die Rezension

Dass das Remake nicht um einen Vergleich mit dem Kultklassiker von 1973 herumkommt, wird den Verantwortlichen sehr wohl klar gewesen sein. Auch für mich bietet sich dies an, immerhin ist es noch gar nicht so lange her, seit ich das Original für eine Rezension sichten durfte. Was schnell auffällt ist, dass sich die Neuauflage nicht groß darum bemüht, zu viele Dinge anders zu machen oder auf neue Weise zu erzählen. Zwar wird hier ein wenig mehr von Charríere´s Vorgeschichte gezeigt, also genau den Part, der im Original nur aus Erzählungen hervorgeht, dafür spart er an anderer Stelle deutlich mehr Geschichte aus und kombiniert sogar manche Elemente miteinander, um den Film etwas kürzer zu halten. Daraus entsteht eine zeitliche Differenz von gerade mal 17 Minuten zwischen Original und Remake (gemessen an der im Heimkino angebotenen Langfassung), trotzdem fühlt sich letzterer besonders im letzten Drittel deutlich flotter an, was wohl auch eher den Sehgewohnheiten der gegenwärtigen Kinogänger entspricht. Wirklich gutes Timing entsteht dadurch allerdings noch nicht. Denn gerade die intensiv beleuchtetere Vorgeschichte hätte man sich im Grunde völlig sparen können. Stattdessen wirkt der finale Fluchtversuch extrem komprimiert und verliert dadurch viel der so intensiven Ruhe des Originals. Auch das Ende rauscht dann gefühlt nur so an einem vorbei.

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Das ist eines von insgesamt drei Problemen, unter denen das Remake in meinen Augen leidet. Das zweite Problem liegt nämlich unweigerlich in der Tatsache, dass Kenner und Fans des Originals im Grunde den gleichen Film präsentiert bekommen, nur eben in neuem Gewand, dafür aber teils mit exakt denselben Dialogen und Schauplätzen. Und das führt auch gleich zum dritten Problem, denn der Neuauflage mangelt es in erster Linie an Ausdruckskraft. Franklin J. Schaffner´s Meisterwerk von 1973 hat den Gefängnisalltag in so mächtigen und eindruckvoll brutalen Bildern gezeigt, auch die zahlreichen Fluchtversuche so meisterhaft in Szene gesetzt, dass das Remake dagegen eher wie eine Theateraufführung wirkt, die anders als seine Vorlage viel mehr auf Nahaufnahmen setzt und weniger auf weitläufige Panoramen. Dadurch entsteht zwar auch ein leicht klaustrophisches Gefühl, welches hier aber forciert wirkt und dementsprechend eher dazu dient, den im Vergleich zum Original deutlich schwächeren und sauberen Look zu kaschieren. Keine Frage, auch der neue Papillon ist dreckig und brutal. Aber nie so sehr, dass man so intensiv ins Geschehen eintauchen kann, um wirklich mit den Häftlingen und ihrem Alltag mitzufühlen. In diesen drei Punkten zeigt sich das Remake einfach extrem unterlegen, da dieses trotz Mut zum Expliziten am Ende doch zu sehr auf Massentauglichkeit getrimmt wirkt und sich dabei nie traut, seine Grenzen zu sehr zu überschreiten. 

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Dafür stimmen die darstellerischen Leistungen. Charlie Hummam ist gegenwärtig einer der vielversprechendsten britischen Jungschauspieler, der zwar nicht ganz in die großen Fußstapfen von Steve McQueen passt, seinem Charakter aber trotzdem die nötige Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht. Den Rebellen nimmt man ihm zu jeder Zeit ab, auch die Motivation der Figur wird klar rübergebracht. Rami Malek agiert dagegen mit angenehmer Zurückhaltung und stellt so als eher schmächtiger Luis Dega, der große Startschwierigkeiten mit dem Lagerleben hat, ein exzellentes Gegengewicht zum eher draufgängerischen Charríere dar. Die optische Ähnlichkeit zu McQueen und Hoffman ist teils verblüffend. Umso mehr hätte ich mir gewünscht, dass der Film sich gerade ab der zweiten Hälfte nicht so sehr zurückhält und mehr darauf bedacht ist, schnell und geschmeidig zu einem Ende zu kommen. Dadurch haben die beiden Hauptcharaktere kaum noch Zeit, sich zu entfalten. Trotzdem ist das Remake kein schlechter Film geworden. Notwendig wäre er angesichts der zeitlosen Qualität des Originals aber nicht gewesen. Das sahen wohl leider auch die Cineasten so, denn Papillon entpuppte sich wenigstens finanziell als Flop. 

Die Blu-Ray

Da der Film zu größten Teilen mit Arri ALEXA – Kamerasystemen gedreht wurde und dementsprechend mit großer Wahrscheinlichkeit als 2K Digitial Intermediate gemaster wurde, ist es umso mehr verwunderlich, dass die Verantwortlichen dem Film weltweit lediglich eine DVD sowie eine Blu-Ray – Auswertung im Heimkino spendiert haben. Das macht Papillon zu einem der wenigen aktuellen Blockbusterproduktionen, die nicht als UHD veröffentlicht worden sind. In herabskalierter Form liefert die Blu-Ray als Maß aller Dinge aber trotzdem teils erstaunlich gut ab. Die Eröffnung in Paris wirkt eher etwas unruhig, hier kommt das (scheinbar künstliche) Filmkorn teils etwas zu präsent rüber und zeigt sich minimal rauschanfällig.

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Davon ist aber danach überhaupt nichts mehr zu sehen. Denn nach Paris zeigt sich die Bildqualität durchgehend problembefreit und besticht mit einer exzellenten Bildschärfe und tollem Detailreichtum. So offerieren Nahaufnahmen nicht nur feinste Falten, Poren und Schmutzpartikel, auch die Umgebung punktet in gleichem Maße, was dem Film eine tolle Räumlichkeit verleiht. Die Farbgebung wirkt bewusst leicht ausgewaschen, bietet aber dennoch eine insgesamt immer noch sehr natürliche Kolorierung. Besonders die Szenen im Dschungel punkten mit sattem, lebendigem Grün, während man sich zum Ende hin auch an kräftigen Blau- und Gelbtönen erfreuen kann. Und auch die Kontraste sind gelungen. Zwar neigt der Film in ganz dunklen Szenen leicht zur Milchigkeit, dafür stimmen Durchzeichnung sowie Weißanteile milde. Alles in allem eine gute HD-Veröffentlichung mit nur minimalen Makeln.

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Der Ton wird bei der Blu-Ray jeweils auf Deutsch und Englisch im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format angeboten und punktet mit guter Effektplatzierungen in den wenigen nutzbaren Momenten des kammerspiellastigen Spektakels sowie ab und an kraftvollen Bässen. Zwar könnte der Raumklang insgesamt bei den Nebengeräuschen etwas immersiver sein, dafür zeigt sich der gelungene Soundtrack von David Buckley hübsch präsent von allen Seiten, verweilt aber stets angenehm untermalend und nie aufdringlich. Die Stimmverständlichkeit im Center ist hervorragend. Während der Ton durchgehend überzeugen kann, enttäuschend an anderer Stelle die Extras, denn neben einer Handvoll Deleted Scenes und dem Filmtrailer haben es leider keine weiteren Boni auf die Scheibe geschafft. Da hat das Original zuletzt deutlich mehr interessante Hintergründe geboten.

Fazit

ava5„Das Original von 1973 hat mich zuletzt tief bewegt und begeistert zurückgelassen. Dem Remake von Michael Noer ist das nicht ganz so gut gelungen. Denn abseits von einigen unglücklichen Erweiterungen auf der einen sowie eher fatalen Straffungen auf der anderen Seite entfaltet die Neuauflage nur ganz selten die beklemmende Ruhe des Vorbildes. Darunter leiden nicht nur die Charaktere, sondern auch das Pacing. Die gezeigten Bilder sind dann auch nie so aussagekräftig, wie sie hätten sein können. Trotz guter Schauspielleistungen bleibt Franklin J. Schaffners Ansatz der deutlich bessere. Dadurch gerät das Remake zu einem Film, den man eigentlich gar nicht gebraucht hätte, der aber trotzdem nicht schadet, wenigstens mal angeschaut zu werden. Die Blu-Ray überzeugt mit guter Bild- und Tonqualität, bleibt dafür aber in Sachen Extras deutlich hinter den Erwartungen zurück. Schade ist auch, dass man hier nicht die Vorzüge einer 4K – Veröffentlichung ausgelotet hat. Der Film schreit in seiner Optik geradezu danach.“ 

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