BD: „Look Away“

                                   Getestet und verfasst von General M 

                     Quelle Bildmaterial: „Look Away, ©2018 Splendid FIlm. All rights reserved.“ 

                      Ab 22. Februar 2019 erhältlich als Blu-Ray, DVD und Digital Purchase 

81CcnbUAtL. SL1500 Wenn du lange genug in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund irgendwann zurück – basierend auf diesem wunderbaren alten Sprichwort hat The Debt – Regisseur Assaf Bernstein Look Away erschaffen, einen unkonventionellen Film über die verborgenen dunklen Seiten in jedem von uns. Dass sich hinter der Geschichte aber mehr verbirgt, als die Prämisse auf den ersten Blick vermuten lässt, erschließt sich erst spät. Bis dahin aber will der Regisseur, Autor und Produzent die Spannungskurve aber konsequent oben halten und den Zuschauer durch eine Tour de Force führen, die gleichzeitig auf ein wenig widerliche Weise auch ein wenig Genugtuung für alle jene bringen soll, die in ihrem Leben schonmal unter Mobbing gelitten haben. Dazu zähle ich mich übrigens auch.

Der Film

Mit dem 18. Geburtstag, so glauben viele, ändert sich im Leben eines Menschen einiges. Für Maria (India Eisley, I am the Night) bleibt der Alltag aber unverändert. In der Schule wird sie von Fiesling Mark gemobbt und ihr großer Schwarm ist ausgerechnet glücklich an ihre einzioge Freudin Lily vergeben. Auch zuhause läuft es nicht besonders gut. Vater Dan (Jason Isaacs, Der Patriot) ist ein erfolgreicher Schönheitschirurg, gleichzeitig aber auch ein unnachgiebiger Perfektionist und zudem notorischer Fremdgänger. Mutter Amy (Mira Sorvino, Modern Family), die sich konsequent weigert, die Wahrheit über ihre desaströse Ehe anzuerkennen, hat sich längst ihren Depressionen ergeben. 

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Als Maria zufällig auf einen alten Ultraschall stößt und auf dem Bild Zwillinge erkennt, beginnt die leidgeplagte Schülerin plötzlich, Stimmen zu hören. Die entstammen ihrem plötzlich quicklebendig gewordenen Spiegelbild, welches sich nur als Airam zu erkennen gibt und eine deutlich aggressivere und selbstbewusstere Natur ist. Als solche bietet sie Maria an, die Rollen vor und hinter dem Spiegel zu tauschen, damit Airam all die Probleme lösen kann, unter denen Maria so sehr zu leiden hat. Gesagt, getan. Doch als Airam sich auf einen brutalen Rachefeldzug gegen Maria´s Peiniger begibt, der schnell erste Tote fordert, droht der Rollentausch auf´s Schlimmste zu eskalieren…

Die Rezension

Spieglein, Spieglein an der Wand…Look Away beginnt als ambitionierter Thriller, der aber unter einem großen Problem leidet: Er ist nie wirklich spannend. Spätestens, wenn der Rollentausch richtig Fahrt aufnimmt, fragt man sich, ob Regisseur Bernstein den Film nicht lieber in ein anderes Genre hätte vefrachten sollen. Als Drama über die Folgen von Mobbing hätte der Film wahrscheinlich deutlich besser funktioniert, so aber bewegt sich der Film schnell vom dramatischen Aspekt weg und endet letztendlich als anspruchsloser Teeniehorror, der es kaum vermag, all die Fragen zufriedenstellend zu beantworten, die vor allem in Maria´s familiären Umfeld aufgeworfen werden. Ich mag die Idee, mit dem bösen Spiegelbild die Rollen zu tauschen. Das ist zwar nicht neu (eine ähnliche Geschichte habe ich sogar schon vor vielen Jahren in einem Micky Maus – Comic gelesen), aber in Filmform blieb das Thema zumindest zuletzt eher unangetastet. 

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Nur in der Umsetzung will die Idee einfach nicht zünden. Zwar hat mir India Eisley als Hauptdarstellerin zugesagt und überzeugt vor allem in den Momenten, wo sie sich als Maria mit ihrer aufgezwungenen Einsamkeit arrangieren muss, da dies aber einen eher kleinen und anfänglichen Teil des Films ausmacht, geht dem Geschehen spätestens danach hemmungslos die Luft aus. Das liegt auch daran, dass Look Away an einem sehr unglücklichen Tempo leidet, welches seine ganz wenigen Highlights, darunter die Szene auf der Eisbahn, derart langsam aufbaut, dass man im finalen Moment des Impacts gefühlt längst wusste, was passieren würde. Dieses Problem zieht sich mehr oder weniger durch die gesamte Laufzeit von 104 viel zu langen Minuten, in denen ich mich hauptsächlich mit der Frage beschäftigt habe, ob ich mir nach dem Abspann eher Schinken oder Eiersalat auf mein Brötchen packen soll. 

Die Blu-Ray

Immerhin, die technische Seite der Blu-Ray überzeugt. Splendid Film hat hier einen nahezu makellosen HD – Transfer abgeliefert, der kaum Wünsche offen lässt und der den oft kühlen Look des Films gut transportiert. Dank der wirklich exzellent ausbalancierten Bildschärfe bekommt man bereits in den ersten Momenten einen tollen Eindruck von der anschließend toll weitergeführten Detaildarstellung, die in Nahaufnahmen kein Detail unerkannt lässt. Das gilt besonders bei den helleren Einstellungen. In dunkleren Szenen kommt die Gesamtqualität zwar immer noch gut zur Geltung, dafür könnten die Schwarwerte hier kräftiger ausfallen. Eine leichte Tedenz zu Grau ist wahrnehmbar. Dafür präsentiert sich das Bild auch in diesen Momenten sehr sauber und neigt weder zu Aliasing noch zu Bildrauschen. 

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Den Ton hat man wenig überraschend zweisprachig in Deutsch und Englisch auf der Blu-Ray untergebracht, und zwar jeweils im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format. Bis der aber von seinen Raumklangfeatures wirklich Gebrauch macht, vergeht Zeit. Erst mit der Begegnung zwischen Maria und Airan füllt die Stimme der Spiegelschwester den Raum mit einem herrlich immersiven Klang. Und auch später gibt es immer mal wieder Momente, in denen der Raumklang mit gut platzieren Effekten punktet. Recht präsent zeigt sich auch der Soundtrack, in diesen Momenten darf dann auch der sonst kaum genutzte Subwoofer mal ans Werk gehen. Dennoch: Gemessen an der Gesamtlaufzeit bietet der Klang ebenso wenige wirkliche Highlights wie der Film selbst. Und auch der Center könnte in der detuschen Synchronfassung kräftiger sein – hier schneidet der Originalton etwas besser ab. Traurig sieht es dafür an der Bonusfront aus: Mehr als ein paar Trailer zu anderen Produkten aus dem Hause Splendid Film gibt es nicht. 

Fazit

ava5„Look Away erinnert mich sehr an das Remake von Carrie. Hier verlor der Film seine Glaubwürdigkeit vor allem deswegen, weil Chloe Grace Moretz als Darstellerin eines Mobbingopfers im Grunde viel zu hübsch gewesen ist. Da klappte es dann auch mit der Vergeltung am Ende nicht so gut, wie im legendären Original. Assaf Bernstein´s Film schlägt in ähnliche Kerben, begeht aber noch weitere Fehler. Spannung sucht man vergebens, die Schlüsselelemente werden so quälend langsam aufgebaut, dass deren tatsächlicher Ablauf nicht mehr überrascht. Und auch der Schwenk vom Drama hin zum Horror für die Generation Abitur funktioniert nicht. Dann lieber noch hundert Mal Sissy Spacek blutüberstömt auf dem Abschlussball erleben. Immerhin: Die Blu-Ray bietet ein gutes Bild und soliden Ton. Aber dank kompletter Abwesenheit von Extras braucht man die Blu-Ray im Grunde ebenso wenig wie den Film. Abseits von einer gut abliefernden India Eisley zumindest. Und das reicht am Ende eben einfach nicht aus, um eine Empfehlung aussprechen zu können.“ 


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