BD: „Genocidal Organ“

                                               Getestet und verfasst von General M

                                  Quelle Bildmaterial: „Genocidal Organ, KAZE, Blu-Ray“

71xEzVzlsBL. SY445  Jemanden mit der bloßen Macht der Stimme zu töten…das ist nicht nur die Spezialität von Helene Fischer, sondern auch das Thema dieses im Jahr 2017 unter der Regie von Shuko Murase entstandenen Anime – Films. Basierend auf dem vom mit 34 Jahren viel zu früh verstorbenenen Kreativkopf Satoshi Ito verfassten Manga entführt „Genocidal Organ“ den Zuschauer in eine Welt nicht allzuferner Zukunft, deren Bürger ihre persönlichen Freiheiten zugunsten der Sicherheit totalitärer Überwachungsstaaten weitestgehend aufgegeben haben, plötzlich aber einer neuen Bedrohung gegenüberstehen, welche von einem geheimnisvollen Feind auszugehen scheint…

Der Film

Alles begann im Jahre 2015, als eine schmutzige Atombombe die Hauptstadt von Bosnien und Herzegovina, Sarajevo, in Schutt und Asche gelegt hat. In Folge dessen verwandelten sich die reichen Länder der Welt in immer totalitärere Regime, welche die Sicherheit der Bürger dadurch wahren, dass persönliche Freiheiten nahezu nicht mehr existieren. Die Bürger haben sich damit arrangiert, fühlen sie sich doch so ein ganzes Stück sicherer. Überwachung jedweder Art ist omnipräsent, ohne ID – Scan kann man nicht mal mehr eine simple Pizza bestellen. Doch in den ärmeren Ländern der dritten Welt, welche nicht imstande waren, ein solches System finanziell umzusetzen, toben dafür seitdem umso schwerere Bürgerkriege, welche bereits unzählige Tote gefordert haben.

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                Der modifizierte Soldat Shepherd führt seine Befehle ohne Hinterfragen aus. 

Clavin Shepherd ist Teil einer amerikanischen Spezialeinheit, welche versucht, als Weltpolizei agierend jene Kriegstreiber auszuschalten, die für all dies Leid verantwortlich waren und noch sind. Die Aufgaben werden gewissenlos und brutal durchgeführt, dafür verantwortlich ist eine umfangreiche mentale Konditionierung, welche die Soldaten nahezu jedweden Mitgefühls beraubt und sie so zu beinahe willenlosen Werkzeugen der U.S. Regierung machen. Dabei beschäftigt sich der junge Soldat außerhalb seiner Missionen intensiv mit philosophischen Fragen und ist zudem ein großer Bewunderer der Arbeiten von Franz Kafka – eine ungewöhnliche Mischung. Als mit der Figur des ominösen John Paul plötzlich eine bisher unbekannte Figur auf dem Spielfeld auftaucht, welche scheinbar in der Lage ist, lediglich durch den Einsatz seiner Stimme Menschen in gewalttätige Tiere zu verwandeln, scheint der Urheber sämtlicher Bürgerkriege ausgemacht worden zu sein. Shepherd wird auf eine in Prag lebende Sprachtrainerin angesetzt, die gute Kontakte zum Gesuchten haben soll. Dabei gerät er immer tiefer in einen Sumpf aus Verschwörungen und moralischen Gewissensbissen. 

Die Rezension

Die dritte Verfilmung eines Ito – Mangas, welche allesamt unter seinem Pseudomym „Project Ito“ erschienen sind, sollte eigentlich wesentlich früher fertig werden. Doch dann ging das verantwortliche Studio plötzlich pleite und die Mitarbeiter mussten sich unter neuer Fahne erst wieder reorganisieren, ehe es mit der Produktion endlich weitergehen konnte. Das Ergebnis ist ein etwas unausgegorener Anime, welcher über seine Laufzeit von knapp 2 Stunden zwar eine glaubhafte und oft sehr detaillierte (gleichermaßen angsteinflößende) Zukunftsvision präsentiert, diese aber kaum mit interessanten Charaktere zu füllen vermag. Zwischen teilweise kaugummiartigen Dialogen und starken Philosophieeinschlägen bleiben lediglich die extrem harten Action- und Gewaltpassagen in Erinnerung. Das ist schade, weil die Manga – Vorlage hier wesentlich mehr Potenzial bietet, welche die Verfilmung zu keinem Zeitpunkt richtig ausnutzt. Als kritische Abrechnung mit der Entwicklung der Welt nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 konzipiert, liegt der Fokus der Geschichte eigentlich in einem „Was wäre wenn“ – Szenario, welches einem solchen Anschlag im schlimmsten Fall folgen könnte und in der Wirklichkeit ja auch tatsächlich ein wenig so eingetreten ist. Die Überwachung hat weltweit neue Ausmaße angenommen, Soldaten erfüllen angetrieben von falscher Propaganda gewissenlos Befehle im Rahmen einer scheinbar gerechten Sache. 

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       John Paul möchte die ganze Welt nur durch Stimmmanipulation in den Abgrund stürzen. 

Davon lenkt die Verfilmung oftmals viel zu sehr ab und kratzt allenfalls an der Oberfläche besagter Thematik. Keiner der dargestellten Charaktere vermag es wirklich, zu überzeugen, zu marionettenhaft und hölzern agieren sie zwischen den oft zähen Dialogen. Weder Protagonisten noch Antagonisten kann man so irgendeine Form von Sympathie oder überzeugter Ablehnung entgegenbringen. Auch schwankt die Animationsqualität oftmals sehr stark und erschwert es dem Zuschauer so umso mehr, einen guten Zugang zum Geschehen zu finden. Die guten Deutschen Sprecher holen zwar das Beste aus der gegebenen Situation heraus, das insgesamt sehr sterile und monotone Geschehen können sie aber dennoch nicht retten. So ist „Genocidal Organ“ am Ende zwar ein sehr ambitioniertes Projekt, kann seine Erwartungen basierend auf der Vorlage aber nur selten bis gar nicht erfüllen. 

Die Blu-Ray

Ausgeliefert wird der Film in einem überaus schicken Steelbook mit hübschen Inlay, zur Blu-Ray dazu gibt es auch eine gewöhnliche DVD, welche ausschließlich den Hauptfilm in Standardauflösung zu bieten hat und so als Alternative für alle dient, die gerade keinen Zugang zu einem HD – Abspielgerät haben. Filmbezogenes Bonusmaterial bietet jedoch keine der beiden Scheiben, lediglich ein paar Trailer zu anderen Animationsfilmen sind anwählbar – Schade! 

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                Die tiefsinnige Gesellschaftskritik des Mangas wird oft nur angeschnitten.

In Sachen Bildqualität überzeugt die Blu-Ray im direkten Vergleich zur DVD erwartungsgemäß mit höherer Bildschärfe, weißt aber sonst überraschend wenige nennenswerte Unterschiede auf. Stets wahrnehmbar ist dabei auch ein leichtes, angenehmes Filmkorn, welches dem Film einen etwas annehmbareren Look verleiht, die bereits erwähnte durchschnittliche Animationsqualität, die im direkten Vergleich zu anderen aktuellen Produktion beinahe veraltet wirkt, aber nie wirklich ausgleichen kann. Im Rahmen dieser Gegebenheiten ist die Blu-Ray auch nicht wirklich in die Nähe einer Referenz einzuordnen. Während die DVD beim Ton das übliche Dolby Digital 5.1 – Format wählt, kommt die Blu-Ray mit einer DTS-HD 5.1 Tonspur daher, welche das Lautsprechersystem aber nie wirklich fordert. Besonders im Center sind die Dialoge etwas zu leise, Raumklang ist nur selten wirklich wahrnehmbar. Lediglich die kräftigen Bässe können überzeugen. Die DVD – Tonspur ist qualitativ ähnlich zu bewerten, hier fällt das Gebotene aber nochmal eine ganze Ecke minimalistischer aus. 

Fazit

ava2„Was als vielversprechender und spannender Sci-Fi-Film begann, entwickelte sich für mich schnell zu einer eher enttäuschen Verfilmung einer qualitativ sehr hochwertigen Vorlage, der es über weite Strecken weder gelingt, interessante Charaktere zu präsentieren, noch durch Animationsqualität im Rahmen aktueller technischer Möglichkeiten zu überzeugen. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass sich der Schöpfer der Vorlage deswegen im Grab umdrehen würde, immerhin überzeugt der Film in seinen (wenigen) Actionsequenzen, aber enttäuscht wäre er möglicherweise ja doch, da die kritische Tiefe hier einfach zugunsten schier endloser, übermäßig komplexer Dialoge zu sehr auf der Strecke bleibt. Auch die Heimkinoauswertung ist eher mittelprächtig ausgefallen.“

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