Der Film
Als Thomas den bis auf die verspätete Anna versammelten Anwesenden eröffnet, dass er den künftigen Sohnemann Adolf nennen will, ist das Gelächter erst groß, weicht aber dann zunehmend blankem Entsetzen. Man kann seinen Sohn doch nicht Adolf nennen, findet Stefan, der seine Kinder selbst mit eher ungewöhnlichen Vornamen bedacht hat. Da denkt man doch automatisch an Hitler! Doch alle Überredungsversuche bleiben erfolglos: Thomas ist fest davon überzeugt, dass Adolf die Welt zum Besseren verändern wird. Als nach dem ersten langen Streitgespräch endlich Anna auftaucht, die so gar nicht in die restliche Runde zu passen scheint, ahnt diese nicht, dass Thomas eigentlich nur einen Scherz machen wollte und reagiert unwissend auf Stefan´s Kritik stark feindselig.
Damit brechen unter Gästen auch alle Erklärungsversuchen zum Trotz die letzten Dämme. Nach und nach offenbart man sich hemmungslos, was man wirklich voneinander denkt. Dabei bleibt es nicht nur bei fragwürdiger Namensgebung, sondern auch ein toter Hund, umetikettierte Weinflaschen und bloße Äußerlichkeiten zählen zu allen lange gehüteten Kritikpunkten. Dass danach nichts je wieder so sein wird wie zuvor, sollte allen klar sein. Und selbst der sonst so um Ruhe bemühten Elisabeth platzt irgendwann endgültig der Kragen…
Die Rezension
Mit Der Vorname hat Regisseur Wortmann eine Adaption hingelegt, die mindestens ebenso brüllend komisch und brisant daherkommt wie das französische Original, welches seinerseits auf dem extrem erfolgreichen Theaterstück von Alexandre de La Patelliére und Matthieu basiert. Inhaltliche Unterschiede muss man mit der Lupe suchen, lediglich aktuelle Bezüge wie AfD und Co. sorgen für eine aktuelle und landespersönliche Note.
Im Zentrum des als Kammerspiels vor Bonner Kulisse inszenierten Films stehen ganz klar die Darsteller, die hier abseits der Tatsache, dass sich Janina Uhse irgendwie so gar nicht in den zu Bestform aufspielenden restlichen Cast einfügen will. Mit wenigen Ausnahmen bleibt dementsprechend auch ihre Rolle zu großen Teilen außen vor. Besonders die Chemie zwischen Herbst und Fitz ist grandios, woraus auch die meisten Lacher entstehen. Aber auch Caroline Peters und Justus von Dohnányi ergänzen die Darstellerriege hervorragend. Iris Berben übernimmt eine kleine Nebenrolle als omniliberale Mutter, die zwar nicht persönlich vor Ort ist, dennoch eine tragende Rolle in der Handlung einnimmt.
Das von Claudius Pläging adaptierte Drehbuch begeistert durch präzise Dialoge und ein hervorragendes Gespür für den gegenwärtigen Zeitgeist. Der Versuch der Politisierung misslingt zwar, nimmt aber zum Glück nur sehr wenig Raum in den insgesamt knapp 91 Minuten Spielzeit ein. Der Vorname hat mich bestens unterhalten und mich immer wieder laut lachen lassen, was für eine hiesige Produktion eigentlich eher selten ist. Für mich eine der positivsten deutschen Überraschungen des letzten Jahres. Unbedingt ansehen!
Die Blu-Ray
Der abseits der Dialoge sehr ruhig gehaltener Film überzeugt auch im Heimkino durch ein ruhiges Bild. Die Farbgebung ist bewusst warm gewählt, bewegt sich aber noch in sehr natürlichen Bereichen. Auch bei den Kontrasten gibt es wenig zu meckern, die in der lauschigen Abendstimmung mehr und mehr dominierenden Schwarzanteile sind kräftig bei gleichzeitig guter Durchzeichnung. Das Bild ist durchgehend scharf und präsentiert sich bei den Details zeigefreudig. Die Abwesenheit von Filmkorn lässt darauf schließen, dass Der Vorname vollständig digital entstanden ist, so ganz genau belegen ließ sich das allerdings nicht.
Beste Dialogverständlichkeit ist die Haupterwartung, die man bei einem solchen Film an den Ton stellt. Die wird hier auch kompromisslos gut erfüllt. Neben einer verlustfreien Tonspur im DTS-HD MA 5.1 – Format liegt der Blu-Ray auch eine Stereofassung nebst Hörfilmoption bei. Die Raumklangelemente nutzt der Film aber so gut wie gar nicht aus, das Geschehen bleibt bis auf die zurückhaltende musikalische Untermalung von Helmut Zerlett komplett auf den Frontbereich beschränkt. Für alles andere bietet der Film einfach keinerlei Möglichkeiten, weshalb man sich dazu kaum Kritik erlauben darf.
Relativ knapp sind auch die Extras ausgefallen, denn neben einem knapp vierminütigen Making Of enthält die Blu-Ray hauptsächlich Interviews von Cast und Crew, die zusammen mit dem obligatorischen Trailer zum Film kombiniert nochmal 21 Minuten Laufzeit beinhalten. Sehenswert ist das gebotene Material aber allemal.
Fazit
„Obwohl wir es hier lediglich wie bereits erwähnt mit einer für hiesige Gegebenheiten angepassten Version des französischen Originals zu tun haben, ist Söhnke Wortmann mit der deutschen Version von Der Vorname ein brüllend komisches Kammerspiel gelungen, welches seine präzise Komik dank bestens aufgelegter Darsteller hervorragend an den Zuschauer überträgt. Wer selbst mal in großer Runde zusammengesessen hat und sich dachte, lieber Wein statt Wahrheit, wird die irren Geschehnisse des Abends wohl noch besser nachvollziehen können. Der wunderbar kurzweilige Film überzeugt zum Glück auch im Heimkino, denn die dazugehörige Blu-Ray bietet beste Bild- und Tonqualität und zeigt sich lediglich bei den Extras etwas einfallslos.“
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