BD: „Brawl in Cell Block 99“

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   Quelle Bildmaterial: „Brawl in Cell Block 99, ©Universum Film GmbH. All rights reserved.“

                                Seit dem 26. Oktober 2018 erhältlich als Blu-Ray und DVD

71bTcDXSCuL. SL1200 Dass Schauspieler Vince Vaughn den meisten Filmfans eher als Darsteller in eher deftigen Komödien bekannt ist und dieser auf den zugehörigen Postern aus unerfindlichen Gründen immer ein wenig zurückgelassen schaut, sollte nicht zu sehr davon ablenken, dass sich der Hollywood – Star bereits zuvor und auch seitdem immer mal wieder in anderen Genres bewährt hat. So auch als unfreiwilliger Auftragsmörder in Brawl in Cell Block 99 von Bone Tomahawk – Regisseur Craig Zahler. Der eisenharte Knastthriller geizt dabei nicht mit brutalen Schauwerten. Zu brutal, fanden die hiesigen Jugendschützer und verweigerten der unzensierten Fassung die Freigabe. Mit etwas über einer Minute an Schnitten fehlen hier zwar die heftigsten Spitzen, für schwache Nerven eignet sich aber auch die zensierte Fassung nicht. Für unser Review haben wir beide Versionen herangezogen. 

Der Film

Für den ehemaligen Boxer und Drogendealer Bradley (Vince Vaughn, Hacksaw Ridge) läuft es momentan alles andere als gut. Erst verliert er seinen Job in einer Autowerkstatt, dann entpuppt sich seine Ehefrau Lauren (Jennifer Carpenter, Dexter) auch noch als notorische Fremdgängerin. Acht Monate nach diesen Ereignissen sind die beiden dennoch weiterhin zusammen, zumal Lauren hochschwanger ist. Bradley hat seinen alten Job als Dealer wieder aufgenommen und soll nun für Drogenboss Eleazar einen größeren Deal über die Bühne bringen. Der scheitert jedoch katastrophal – der cholerische Faustschwinger muss für sieben Jahre hinter Gitter. 

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Bereits am zweiten Tag besucht ihn dort ein geheimnisvoller Mann im Anzug (Udo Kier, Blade), der Bradley im Auftrag Eleazar´s vor eine tödliche Wahl stellt: Entweder bringt er für diesen einen gewissen Christopher Bridge um die Ecke, oder er bekommt die Gliedmaßen seines ungeborenen Kindes Stück für Stück mit der Post zugeschickt. Das Problem ist nur, dass besagter Bridge im unmenschlichen Hochsicherheitstrakt 99 eingesperrt ist, wo unter Aufsicht des grausamen Warden Tuggs (Don Johnson, Django Unchained) nur der schlimmste Abschaum einsitzt. Der Weg dorthin führt Bradley über eine Spirale der Gewalt. Und letztendlich erwartet ihn, endlich am Ziel angekommen, eine mehr als böse Überraschung…

Die Rezension

Die stolze Laufzeit von 132 Minuten, zumindest in der unzensierten Fassung, nutzt Regisseur Zahler, um zuerst intensiv alle Charaktere und deren jeweilige Motivationen ausreichend zu vertiefen. Bis es dann richtig rabiat zugeht, vergeht dementsprechend etwas Zeit, die ist allerdings gut investiert. Denn zum einen tut es dem Zuschauer immens gut, Bradley´s inneren Konflikt zwischen seinen erzwungenen Taten nachvollziehen zu können, zum anderen wirkt alles, was danach kommt, dadurch nur noch grausamer. Bradley Thomas ist ein klassischer und doch ungewöhnlicher Antiheld, der mehr Antagonist als Protagonist ist, dabei aber dennoch nicht ganz ohne Sympathie inszeniert wird. Und dieser schwierige Spagat gelingt Vince Vaughn unglaublich gut. Bis zum bitteren Ende muss man aber einiges an Nervenstärke aufbringen, denn selbst in der zensierten Fassung strotz der Film nur so vor brutaler Gewalt und teils ekelerregenden Kulissen. So mag man beim Abspann zwar eine Menge Unwohlsein über das Gesehene verspüren, bleibt aber trotzdem fasziniert zurück. 

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Das Problem der Jugendschützer wird hier extrem schnell deutlich. Da Bradley als hühnenhafter Boxer hauptsächlich mit den Händen zu Werke geht, sind die entsprechenden Szenen äußerst realistisch und mit gewaltigem Impact versehen. Entfernt wurden für die deutsche Version nicht nur zahlreiche überzeichnete Spitzen, wie beispielsweise nah in Szene gesetzte Knochenbrüche, auch die entsprechenden Geräusche wurden entschärft. Und auch der härteste Moment des Films, nämlich ein zermatschter Kopf am Ende, wurde fast komplett aus der hiesigen Fassung entfernt. Auch hat es eine Selbstjustizszene erwischt. Brawl in Cell Block 99 propagiert trotz der widrigen Umstände des Charakters Gewalt als einziges Mittel zum Zweck. Das hat hier nichts satirisches oder gar unfreiwillig komisches, sondern wurde trocken und bitterernst umgesetzt. Es ist lobenswert zu erwähnen, dass der Rechteinhaber versucht hat, via Einspruch doch noch die unzensierte Fassung auf den deutschen Markt werfen zu können, leider hatte man damit aber gegen die mittlerweile durchaus liberalen Behörden hier dennoch keine Chance. Die deutsche Fassung ist zwar in dieser Form auch kein völliger Torso, die Schnitte sind meist allesamt unauffällig gesetzt, allerdings fällt besonders beim Mord an Johnny und im Finale auf, dass etwas fehlt. 

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Für Puristen eignet sich die Fassung entsprechend nicht, anschaubar bleibt der Film jedoch in gekürzter Form dank starkem Hauptdarsteller und einem herrlich ekeligen Setting dennoch. Alle anderen können, sofern sie des Englischen mächtig sind, aber auf Fassungen aus dem Ausland zurückgreifen. Die sind nämlich allesamt unzensiert. Grindhouse – Fans sollten sich Brawl in Cell Block 99 definitiv nicht entgehen lassen, in welcher Form auch immer. Zumal auch Miami Vice – Darsteller Don Johnson richtig klasse in der Rolle des beinharten Knastchefs aufspielt. 

Die Blu-Ray

Für die ebenfalls existierende 4K – Veröffentlichung hat es Deutschland leider nicht gereicht. Wahrscheinlich wollte man die zensierte Fassung hier nicht in Form des gegenwärtig immer noch sehr teuren Mediums anbieten, entsprechend bleibt es bei Blu-Ray und DVD, wobei erstere der Qualität der UHD aber sehr, sehr nahe kommt. Die reguläre HD – Veröffentlichung präsentiert sich dabei im bildschirmfüllenden Format und bietet besonders in Nahaufnahmen eine sehr gute Durchzeichnung bei den Details. Texturen an Kleidung oder andere Dinge wie Wunden und Narben wirken kräftig. Über all dem liegt allerdings eine dicke Decke von künstlichen Farbfiltern, die den Film die meiste Zeit über zu stilistischen Zwecken in düster-ungesunden Blau- und Grüntönen darstellt. Das ist relativ gewöhnungsbedürftig, passt aber ganz gut zum Setting. Das Problem ist hier aber, dass die starke Filterung auf die Gesamtqualität schlägt. Besonders Weitaufnahmen wirken dadurch etwas weich und auch die Kontraste geraten dadurch durcheinander. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn etwas mehr Natürlichkeit hätte dem Bild wirklich gut getan. So bleibt es aufgrund der starken Filterung bei einem eher mittelprächtigen Ergebnis, welches nur wenige Highlights aufbieten kann. 

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Nicht ganz perfekt ist auch der Ton, der sich sowohl in Deutsch als auch in Englisch im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format präsentiert. Der bietet immer mal wieder kurze, aber dafür imposante Raumklangmomente, gibt sich sonst aber eher zurückhaltend im Gesamtgeschehen. Gut gelungen ist dafür die Einbindung des Subwoofers bei den etwas härteren Szenen. Die bekommen dadurch angenehmen Punch und wirken somit noch etwas fieser. Die Stimmverständlichkeit ist aber grundsätzlich hervorragend ausgefallen, mit einem insgesamt etwas präsenteren Raumklang hätte man hier aber noch ein paar Punkte mehr vergeben können. Etwas mager sind auch die Extras ausgefallen, die lediglich aus einem gut fünfzehn Minuten langen Making Of bestehen. Dieses ist aber durchaus sehenswert und bietet viele interessante Einblicke in die Herstellung des Films, vor allem auch über Vince Vaughn als Hauptdarsteller. 

Fazit

ava4„Vorneweg: Zensur ist Mist, egal mit welcher Ambition sie vorgenommen wird und unter welchem Deckmantel man sie fordert. Erwachsenen vorzuschreiben, was in welchem Maße gut für sie ist und was nicht, ist grundsätzlich eine inakzeptable Praxis. Und obwohl Brawl in Cell Block 99 knapp 80 Sekunden an Material missen lässt, bleiben immer noch genügend Härten, um den Film auch in dieser Fassung sehenswert zu machen. Das liegt zum einen am klasse Setting, dem exzellenten Hauptdarsteller und nicht zuletzt auch an der hervorragenden Regie. Craig Zahler ist ein Name, den man sich merken sollte – von diesem Herrn wird man in Zukunft sicher noch einiges hören! Wer auf Grindhouse steht und kein Problem mit dem grundlegenden Stil des Films hat, sollte ihm dringend eine Chance geben. Für mich eine der positiven Überraschungen des Jahres. Schade nur, dass die Heimkinoveröffentlichungen so sehr unter der Überfilterung leiden.“

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