Assassin’s Creed™: Die Ezio Collection im Test

                                            Getestet und verfasst von General M

Mittlerweile können wir uns wohl alle darauf einigen, dass 2016 das definitive Jahr der Reihe zahlloser Remaster ist. Nur wenige davon konnten wirklich überzeugen, darunter Skyrim, Modern Warfare und Co., während viele andere Titel, wie die zuletzt eher lieblose Umsetzung der Arkham – Reihe nicht wirklich mit Lorbeeren beschenkt werden konnten. Grundlegend stoßen Remaster immer auf gespaltene Resonanz. Für manche ist es eine gute Gelegenheit, Spieleklassiker nochmal in hübscherem und flüssigerem Gewand zu erleben, für andere ist es reine Geldmache bei möglichst wenig Entwicklungsaufwand, zumal viele Remaster ja im Original noch gar nicht so alt sind. Die Wahrheit mag irgendwo dazwischen liegen und soll nicht Thema dieses Artikels sein. 

Was wird geboten?

In diesem Jahr machen die Assassinen von Ubisoft mal Pause, um sich neu aufzubauen und dann kommendes Jahr hoffentlich mit frischen Konzepten und Ideen zurück zu kommen. Was gäbe es da besseres, als die Lücke mit Remastern der Ezio – Triloge zu füllen? Immerhin gelten die drei beinhalteten Titel, nämlich Assassin’s Creed 2, Brotherhood und Revelation als bisher beste Abenteuer der Reihe.

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                         Florenz scheint an der Oberfläche ein malerischer Ort zu sein.

Da auch ich großer Fan besagter Trilogie bin, habe ich mich über die Ankündigung durchaus gefreut. Sämtliche DLC’s und Kurzfilme sind an Bord, dafür fallen die eher belanglosen Multiplayer – Modi von Brotherhood und Revelations weg. Zusätzlich sollen sämtliche Spiele aufgehübscht werden und all das in einem ausschließlich für XBOX One und PlayStation 4 erhältlichen Paket zum Preis von knapp 45€. Kann da denn noch irgendwas schiefgehen? Ja, kann es. 

Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.

Man sollte meinen, dass jeder, der sich Gamer schimpft, wenigstens eine Ahnung haben sollte, wovon die Ezio – Trilogie handelt. Experten können diesen Absatz dann getrost überspringen. Für Nichtkenner jedoch: Böse Templer und gute Assassinen bekämpfen sich bereits seit Urzeiten. Die Templerorganisation Abstergo ist in der Gegenwart auf der Suche nach sogenannten Edensplittern, machtvollen Artefakten, die von einer Vorläufer – Zivilisation hinterlassen wurden und quer durch die Weltgeschichte aufgetaucht und dann wieder verschwunden sind. Um diese Artefakte einfacher aufspüren zu können, kidnappen die Templer Nachfahren bekannter Besitzer und lassen diese in einer Maschine namens Animus die genetischen Erinnerungen ihrer Vorfahren erleben, um so an Hinweise zu gelangen. Desmond Miles, sorgloser Barkeeper, ist ein solcher Nachfahre. Im ersten Teil erlebt dieser die Erinnerungen von Altair nach, im zweiten Teil (und dem Beginn der Ezio – Trilogie) im Assassinenversteck der Neuzeit jene von Ezio Auditore da Firenze. Der wird zu Zeiten der Renaissance in Italien geboren und kann als privilegierter Sohn eines Kaufmanns eigentlich den faulen Lenz schieben, abgesehen von gelegentlichen Raufereien mit den Erzfeinden der Familie, den Pazzi. Spätestens jedoch, als Vater und zwei Brüder einem Komplott der mit den Templern verbündeten Pazzi anheim fallen, ist es mit dem Lotterleben vorbei: Ezio wird zum Assassinen, ausgebildet von seinem Onkel und schickt sich an, sämtliche Verschwörer, an dessen Ende ein geheimnisvoller Spanier wartet, zu eliminieren. Dabei begegnet er Charakteren wie Leonardo da Vinci und Lorenzo di Medici. 

15167443 1272630042788724 7443655162029887198 o        Der Templer Umberto Alberti ist maßgeblich für den Tod von Ezio’s Familie verantwortlich.

Brotherhood setzt die Handlung nahtlos fort: Siegesgewiss entspannt Ezio im heimischen Monteriggioni, als plötzlich eine ganze Armee der Borgia anrückt, die Stadt verwüstet und für den Tod eines weiteren Familienmitgliedes verantwortlich ist. Die Borgia, dessen Oberhaupt der geheimnisvolle Spanier aus Teil II ist, ist mittlerweile zum Pontifex aufgestiegen, seine Familie hat das ganze Land ruiniert und geplündert und herrscht mit harter Hand. Allen voran steht Cesare Borgia, ein Sohn des Rodrigo, der als wahnsinniger und ehrgeiziger Armeeführer weiter auf der Suche nach Edensplittern ist. Um die Fehde ein für alle Mal zu beenden, zieht Ezio erneut aus, um Rom zu befreien, die Assassinen wieder stark zu machen und die Borgias auszulöschen. In der Gegenwart sind die Assassinen um Desmond Miles auf der Flucht vor den Templern und finden Unterschlupf in vertrauten Gefilden…

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                               Der sichtlich gealterte Ezio mischt das Osmanische Reich auf. 
 
Zu guter letzt begegnet man in Revelations einem sichtlich ergrauten und reiferen Ezio, der sich auf den Spuren von Altair befindet und dabei nicht nur eine Verschwörung in Konstantinopel aufdeckt, sondern auch sein Herz an eine Buchhändlerin verliert. Aber auch Desmond hat viel zu tun: Der steckt mit seinem Bewusstsein im Animus fest und muss schleunigst einen Weg nach draußen finden – ohne Geist schließlich kein Körper. 

Erzählerisch ist die Reihe absolut gut gealtert und unterhält für zahlreiche Stunden, wenngleich sie abseits der Szenarien mit zunehmendem Spielverlauf eine zentrale Serienschwäche offenbart, nämlich mangelnde Abwechslung im Missionsdesign und die immer kompliziertere Rahmenhandlung. Dafür überzeugen die gewählten Umgebungen auch heute noch, von Florenz über Venedig, von Rom bis Konstantinopel, das Ambiente gefällt auch 2016 noch sehr gut. Aber lohnt sich die aktuelle Fassung für diejenigen, die bereits die PC oder Last Gen – Versionen besitzen? 

Mittelprächtig aufgehübscht

Die alten Teile haben bereits einige Jahre auf dem Buckel, was man den Spielen auch im Remaster jederzeit anmerkt. Zwar steht Revelations technisch immer noch an der Spitze der drei Teile, ist aber dennoch mindestens ebenso angegraut wie Ezio höchstselbst. Ich war bereits etwas nervös, als ich erfuhr, dass für die Remaster dieselbe Firma verantwortlich ist, die auch für die Arkham – Remaster zuständig war. Meine Befürchtungen waren teilweise berechtigt. Zwar laufen alle Teile mit sauberer Framerate von gewohnten 30 Frames, auch die Farbgebung wirkt nun wesentlich besser und intensiver als bei den Originalversionen und ebenso darf man sich über hochaufgelöstere Texturen freuen, sehr viel mehr kann man jedoch nicht erwarten. Stattdessen weißt gerade Teil II eine Menge Fehler auf, die heute noch viel störender wirken als seinerzeit bei der Erstveröffentlichung. Schattenflimmern, aufploppende Objekte en Masse und eine schwammige, teils überempfindliche Steuerung trüben das Geschehen teils merklich. So hat man manches sogar verschlimmert. Gerade die NPC’s sind teilweise potthässlich, wie dieser Vergleich eindrucksvoll beweist:

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                                                     Muss ich wirklich noch mehr sagen?

Ich weiß nicht, was die Aufhübscher vom Dienst geritten hat, aber selbst der Einäugige unter den Blinden sollte bemerkt haben, dass man hier doch vielleicht etwas daneben gegriffen hat. Brotherhood leidet weniger schwer unter all diesen Problemen als Teil II, Revelations scheint sauber umgesetzt zu sein. Ferner leiden die Spiele immer noch unter bekannten Problemen bei der Clipping – Abfrage und lassen gerne mal Passanten und Objekte im Boden verschwinden.

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                                                    Bekannte Fehler wurden nicht bereinigt. 

Unter’m Strich bleibt die Ezio Collection weit hinter ihren Möglichkeiten zurück und bietet leider nur das übliche Plus an Bildschärfe und Co., ohne dabei Fehler auszugleichen oder die Technik zu verbessern. Dafür ist die Vertonung selbstverständlich gewohnt gut, bereits damals gehörte die Reihe zum bestvertonten Genre überhaupt, dank hervorragender Deutscher Sprecher auch in unseren Gefilden. Der grandiose Soundtrack von Jesper Kid tut sein Übriges dazu. Die Frage, ob sich das Remaster also für Besitzer der Urversionen lohnt, lautet wenigstens von meiner Seite aus: „Nein.“ Dafür hat sich einfach viel zu wenig getan. Bedenkt man den augenblicklichen Preis, kommt man als Besitzer einer PS3 oder XBOX 360 wesentlich billiger weg, wenn man sich als Newbie die Heritage Edition für ein paar Euro zulegt. Dort findet man statt drei ganze fünf Titel, allesamt separat auf Discs untergebracht. Übrigens: Auf der XBOX One sind die meisten alten Assassin’s Creed – Teile längst abwärtskompatibel. Zwar erscheint das Remaster nicht für den PC, wäre dort aber sowieso besonders völlig überflüssig. Die Originalversionen laufen dort bereits auf alter Hardware mit 60 Frames pro Sekunde und profitieren stark von den verfügbaren Auflösungen und Mods wie sweetFX, zumal die entsprechenden Fassungen gerade mal 4-8€ in den Stores und Sales kosten und auch Controller – Support bieten. 

Fazit und Wertung

ava2 „Fakt ist, Ubisoft hat abermals eine gute Gelegenheit verpasst, Klassiker der Spielewelt für die aktuelle Generation angemessen umzusetzen. Schon Liberation HD war seinerzeit eher ein Griff in den Ausguss, die Ezio Trilogy reiht sich hier maßlos ein. Die konstant stabile Framerate ist zwar lobenswert, sollte aber Standard sein, besonders bei solch alten Titeln. Etwas detailliertere Texturen? Geschenkt. Die bessere Farbgebung? Keine 45€ wert.  DLC’s und Co.? Machen den Kuchen auch nicht mehr fett. Zwar gehört die Ezio – Saga wirklich zu den besten Teilen der Reihe und kann auch heute inhaltlich überzeugen, aber bewertet wird hier immer noch ein Remaster. Und das kann als solches alles andere als überzeugen. Kurz: Es ist bei der inkonsequenten Aufhübschung, ja teilweise sogar Verschlimmbesserung, einfach nur überflüssig. Schade.“

PRO:

+ Drei Spieleklassiker auf einer Disc
+ Zahllose Stunden Spielspaß
+ Alle DLC’s und Kurzfilme enthalten
+ Auch heute noch gelungene Settings
+ Immer noch hervorragende Vertonung
+ Stabile Framerate
+ Sinnvolle Verbesserungen (Farbgebung, Texturen)

CONTRA:

– Insgesamt inkonsequentes, liebloses Remaster
– Für Besitzer der Urversionen nahezu überflüssig 
– Leidet massiv unter Pop-Up’s (Assassin’s Creed II)
– Schattenflimmern (Assassin’s Creed II)
– Überempfindliche Bedienung
– Altbekannte Bugs wurden nicht behoben
– Stellenweise verschlimmbessert (u.A. NPC’s in Assassin’s Creed II)

                                                    GESAMTWERTUNG:     60%

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