Resident Evil 0 HD Remaster™ – Der Test für PC, PlayStation 4 und PlayStation 3

                                              Resident Evil 0 HD Remaster™
                                         Getestet und verfasst von General M

Von den Anfängen

Ich bin ja der Meinung, dass die bestmöglichen Testberichte immer diejenigen sind, auf die man sich als Tester mit jahrelanger Serienerfahrung berufen kann. Die Resident Evil – Reihe kreuzte meinen Weg schon sehr früh. Damals hatten wir gerade eine gut erhaltene PSOne übernommen und ich war ganz sicher noch nicht alt genug für Titel ab 18 Jahren. Andererseits, auch für Titel ab 16 Jahren. Aber den leidenschaftlichen Gamer hält sowas ja nie ab. Also schleppte man ahnungslose Großeltern in die Videothek und besorgte sich seinen „Stoff“. Und wem ging bei Titeln wie Resident Evil und Dino Crisis als kleiner Bengel nicht ein bisschen einer ab, wenn er vor Spielbeginn folgenden Text lesen konnte: This game contains explicit violence and gore.“ 

Zugegeben, als ich erstmals von Resident Evil hörte, konnte ich damit nur wenig anfangen. Gleiches galt auch für die erste Partie des Erstlings, welcher einen in ein Herrenhaus voller Gefahren, Grusel und Geheimnisse schickte. Zu schwierig empfand ich als kleiner Junge die Rätsel, zu umständlich die Steuerung und der immenwährende Kampf mit den Inventarplätzen brannte sich ohnehin in meine Gedanken ein. Aber die Jahre vergingen und die Reihe mauserte sich zu einem der Top – Titel in Sachen Grusel und Spannung, blieb dabei aber ihren Wurzeln jahrelang treu. Dabei hatten es gerade die ersten Spiele in Deutschland nicht gerade leicht. Der zweite Teil erschien in Deutschland erstmals 1998 wie sein Vorgänger unzensiert mit einer Freigabe ab 18 Jahren, landete aber kurz darauf aufgrund damals bestehender Gesetze trotzdem schnell auf dem Index und durfte somit nicht mehr öffentlich beworben und verkauft werden. Heute ist das zum Glück anders, da Titel mit einer Freigabe nicht mehr indiziert oder beschlagnahmt werden dürfen. Aber zu einer Zeit, wo Videospiele immer realistischer und immer schöner wurden (nach damaligen Maßstäben betrachtet), reichte alleine die übermäßige Vorhandenheit von Blut und Splattern und Gewalt gegen menschenähnliche Gegner aus, um Titel jedweder Art aus den Regalen verschwinden zu lassen. Besonders Resident Evil 3: Nemesis bekam die Konsequenzen dieser Zeit deutlich zu spüren: Sämtliches Blut wurde grau eingefärbt und auch ein ganzer Spielmodus musste weichen. Letzteres ist eine Tradition, die bei der Reihe in Deutschland noch extrem lange beibehalten wurde. 

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Aber die Zeiten ändern sich. Nicht nur werden Spiele heute allgemein etwas milder beurteilt als früher, auch die Erfahrung des Gamers ist gewachsen. Irgendwann war dann auch Resident Evil für mich zu bewältigen, gefolgt von vielen seiner Nachfolger. Zwar stagniert die Reihe mittlerweile qualitativ hinsichtlich neuer Fortsetzungen spätestens seit dem enttäuschenden sechsten Teil, das Franchise wird allerdings trotzdem am Leben erhalten. Das ist nicht nur den immer noch kassenträchtigen Verfilmungen zu verdanken, sondern auch den Neuauflagen der Konsolenklassiker und dem gut umgesetzten Spin – Off „Revelations“. Neuauflagen gibt es mittlerweile wie Sand am mehr. Bei Resident Evil geschieht das bereits seit Gamecube – Zeiten. So diente das Remaster des ersten Teils auf dem Gamecube als Basis für das Remaster aus dem letzten Jahr für PC und Konsolen. Durchaus ein wenig verwirrend, aber damit wollen wir uns nicht aufhalten. Denn interessant ist für uns heute nur eine weitere Neuauflage. Während die Neuveröffentlichung des mittlerweile wieder freigegebenen zweiten Teils im Laufe des Jahres zu erwarten ist, kann der geneigte Spieler mit Resident Evil HD 0 (im Folgenden einfach 0 genannt) zurück an die Anfänge der Reihe reisen und die Geschehnisse kurz dem ersten Teil nacherleben.  Und genau diesem Abenteuer wollen wir uns widmen. 

Zombies on a Train

Fakt ist, Resident Evil ist nichts für Quereinsteiger. Zu verwirrend wäre es, der Geschichte folgen zu wollen, die ihren Anfang vor nun mehr fast 20 Jahren nahm. Für Neulinge ist 0 daher eine gute Gelegenheit, sich mit der Serie vertraut zu machen. Denn wie erwähnt spielt 0 noch vor dem Erstling. Das Bravo Team der Spezialeinheit S.T.A.R.S. wird ausgesandt, um in den Wäldern von Raccoon City einigen grausamen Morden auf die Spur zu gehen. Dabei stürzt jedoch der Einsatzhelikopter ab und die Überlebenden finden sich gänzlich ohne Ausrüstung im Nirgendwo wieder. Darunter befindet sich auch die junge Rekrutin Rebecca Chambers, für die es der erste große Einsatz ist. Auf der Suche nach Hilfe stößt die Gruppe kurz darauf auf einen leeren Gefangenentransporter. Dieser sollte eigentlich den wegen 23 – fachen Mordes verurteilten Billy Coen transportieren – von dem fehlt aber jede Spur. Dafür wurde sämtliches Sicherheitspersonal brutal ermordet. Rebecca macht sich auf die Suche nach dem Flüchtigen und landet wenig später in einem Zug, der sich dann auch prompt in Bewegung setzt. Doch sie ist nicht alleine an Bord. Denn neben dem Flüchtigen befinden sich eine ganze Menge Zombies im Zug. Und wer ist der mysteriöse junge Mann, der die Szenerie zufriedenstellend beobachtet? Doch das ist lediglich der Beginn der Reise. 

Gemeinsam sind wir stark 

Um gegen die Zombies bestehen zu können, gehen der selbstbewusste, aber kühle Billy und die unerfahrene Rebecca eine widerwillige Allianz ein. Dabei unterstützen sich die beiden nicht nur in Sachen Feuerkraft, sondern müssen gemeinsam auch eine Vielzahl von Rätseln lösen. Denn während Billy dank ordentlich Muskelkraft mühelos schwere Kisten durch die Gegend schieben und schwere Maschinen bedienen kann, passt nur Rebecca durch enge Lüftungsschächte oder vermag es dank ihrer Ausbildung, Chemikalien zu mischen und dadurch allerhand nützliche Dinge zu erschaffen.

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Spielerisch birgt das Teamplay sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits kann man jederzeit zwischen beiden Charakteren hin und her schalten, nach Belieben auch Folge- und Wartebefehle erteilen und Gegenstände austauschen, andererseits wirken die gemeinsamen Rätsel oft etwas aufgesetzt. Auch leidet die Atmosphäre ein wenig unter diesem Spielelement, da gerade die Einsamkeit oftmals die Hilflosigkeit unterstreicht, der man in den meisten Resident Evil – Teilen ausgesetzt ist. Die beiden Charaktere könnten zwar unterschiedlich nicht sein, ebenso wenig aber auch kaum klischeehafter. Die unerfahrene Rekrutin, die zunehmend an Selbstbewusstsein gewinnt und der harte Sträfling, der mehr und mehr von seiner Menschlichkeit preisgibt. Dennoch harmonieren die beiden gut miteinander, wenngleich es spielerisch von den besonderen Eigenschaften keinerlei Unterschiede zwischen den Protagonisten gibt.

Kinderkrankheiten

Resident Evil wäre nicht Resident Evil, wenn es nicht seit jeher unter einigen Macken leiden würde, deren man sich bis heute nicht angenommen hat. Da wäre zum einen natürlich die künstliche Intelligenz, die praktisch nicht vorhanden ist. Zugegeben, meistens kämpft man gegen Zombies. Die sind niemals sonderlich intelligent und werden oft nur in großer Anzahl auf engen Korridoren gefährlich. Aber auch die wenigen Bossgegner und sonstiges Getier verhalten sich streng nach Schema F. Und dann ist da noch die Kamera, die nicht minder stur agiert und gerne mal hängen bleibt oder so ungünstig die festgelegte Perspektive ändert, dass man als Spieler nur noch gegen Ecken und Wände laufen kann oder sonstwo stecken bleibt. Zu guter letzt wäre da das gute, alte Inventarsystem. Der Albtraum des Casual – Gamers. Gerade mal 6 magere Plätze stehen jedem der beiden Protagonisten zur Verfügung. Viel zu wenig. Wer Schlüssel und Heilgegenstände mit sich rumschleppen muss, hat oft nur noch wenig Platz für größere Waffen. Oder wenigstens mehr als einer Waffe. Für die muss man selbstverständlich auch noch separat Munition herumschleppen, auch die berühmten Farbbänder zum Speichern brauchen Stauraum. Schon zu Beginn geht einem daher schnell der Platz aus. Statt klassischer Lagerkisten hat man nun zwar die Möglichkeit, jederzeit an jedem Ort Gegenstände wie Waffen und andere Items abzulegen, muss dann aber später entnervt überlegen, wo man Gegenstand A abgelegt hat, der Tür B öffnet und dann mitunter umständlich weite Wege zurücklegen, um den benötigten Gegenstand wieder einzusammeln. Und da das Spiel ohnehin zu viel Backtracking zwingt, ist man schnell nur noch genervter über die zusätzlichen Umwege.  

Halbgares Remaster

Atmosphärisch ist das Spiel ausgezeichnet gealtert. Die vorgerenderten Hintergründe machen heute noch eine detaillierte und imposante Figur und erschaffen in Kombination mit dem auf 5.1 aufgearbeiteten Sound eine beklemmende, düstere und bedrohliche Atmosphäre. Aber auch hochaufgelöste Schatten, Texturen und Anti – Aliasing können das Alter des Spiels nur bedingt verbergen, was besonders den Charakteren und NPC’s jederzeit anzumerken ist. Außerdem hat man sich nicht die Mühe gemacht, auch die Zwischensequenzen in Sachen Auflösung und Qualität zu überarbeiten. Die wurden 1 zu 1 vom Gamecube übernommen und stören das Gesamtbild zusätzlich. Warum man auf eine solche Aufarbeitung verzichtet hat, bleibt schleierhaft.

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Die PlayStation 3 – Version ist technisch ohnehin die Schwächste aller getesteten Versionen. Während PS4 und PC ein flüssiges und scharfes Erlebnis bieten, kämpft die betagte PS3 mit 30 Frames und immer mal wieder auftauchenden kleinen Rucklern. Ferner ist von den zahlreichen technischen Verbesserungen der aktuellen Systeme kaum noch etwas zu sehen. Hochaufgelöste Texturen und Kantenglättung sucht man vergeblich. Wer die Wahl hat, sollte zur Current Gen oder dem PC greifen. Dort bekommt man für jeweils knapp 35€ im Laden nicht nur 0, sondern das Remaster von Teil 1 gleich mit dazu. Lediglich in den entsprechenden Stores kann der Titel einzeln erworben werden. Der Preis ist so oder so aber jederzeit angemessen für das Gebotene. Für ein paar Euronen gibt es noch ein paar zusätzliche Kostüme als DLC, diese haben jedoch keinerlei besonderen Nutzen und dienen lediglich der optischen Verschönerung. Wer es braucht…

Fazit und Wertung

ava „Resident Evil 0 HD Remaster ist inhaltlich heute wie damals einer der  gelungeneren Ableger der Serie, der mit einer wunderbar zeitlosen  Atmosphäre aufwartet. Dennoch wirkt das Remaster an vielen Ecken und  Enden inkonsequent überarbeitet. Abermals hat man es versäumt, sich  neben dem technischen Aspekt auch in Sachen Gameplay der  Modernisierung zuzuwenden. Wahre Fans wird das jedoch nicht  abschrecken. Für Neueinsteiger ist der Titel allemal eine gute Gelegenheit,  das Franchise kennen zu lernen.“    

PRO:

+ Detaillierte Umgebungen
+ Viele klassische Serienmomente

+ Beklemmende Atmosphäre
+ Ordentlicher Umfang zum kleinen Preis
+ Zusätzliche Spielmodi sorgen für Wiederspielwert
+ Technisch sinnvoll verbessert (PC, PS4)
+ Läuft jederzeit flüssig bei 60 Frames (PC, PS4)
+ Guter und stimmiger Soundtrack 

CONTRA: 

– Steife Animationen
– Klischeehafte Protagonisten
– K.I. praktisch nicht vorhanden
– Viel Backtracking
– Nervig wenige Inventarplätze
– Teilweise aufgesetzt wirkende Partnerrätsel
– Frustrierende Kameraführung
– Hin und wieder Ruckler (PS3)
– Profitiert weitestgehend nicht von den technischen Verbesserungen (PS3)

– Kantenflimmern (PS3)

                        GESAMTWERTUNG:            66% (PlayStation 4 und PC)

                                                                       63% (PlayStation 3)

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