
Am 12. Juni 2025 haben die Anwälte der WWE, ihrer früheren Führungspersonen Vince und Linda McMahon sowie der Muttergesellschaft TKO offiziell beim zuständigen Bundesgericht in Maryland beantragt, eine umfassende Missbrauchsklage ehemaliger WWF-Ringhelfer abzuweisen. Der Fall betrifft schwerwiegende Vorwürfe aus den 1980er-Jahren, in denen acht anonyme Kläger, allesamt frühere sogenannte „Ring Boys“, sexuellen Missbrauch durch frühere WWF-Mitarbeiter beschreiben.
Vorwurf: Jahrelanger sexueller Missbrauch durch Mel Phillips und Pat Patterson
Die Klage wurde Ende 2023 eingereicht und benennt insgesamt acht Kläger, die sich durch die Bezeichnung „John Doe“ anonymisieren ließen. Sie berichten übereinstimmend von schwerem sexuellem Missbrauch, der sich zwischen 1979 und 1992 im Zusammenhang mit WWF-Veranstaltungen in mehreren US-Bundesstaaten zugetragen haben soll. Hauptbeschuldigter ist der ehemalige Ringsprecher Mel Phillips. In einem Fall wird auch der frühere langjährige Offizielle Pat Patterson genannt. Beide Männer sind mittlerweile verstorben und werden deshalb nicht offiziell als Angeklagte geführt.
Die Kläger geben an, von Phillips unter dem Deckmantel ihrer freiwilligen Tätigkeit für die WWF zu den Veranstaltungen eingeladen worden zu sein. Dort sei es zu wiederholten Übergriffen gekommen. In mindestens einem Fall wird explizit auch Maryland als Tatort genannt.
WWE, Vince und Linda McMahon weisen Verantwortung zurück
Die Verteidigung argumentiert, dass weder WWE noch die früheren leitenden Personen Vince und Linda McMahon rechtlich für die angeblichen Vergehen haftbar gemacht werden können. Ihre Anwälte machten geltend, dass keine Sorgfaltspflicht gegenüber den betroffenen Personen bestanden habe. Demnach seien die sogenannten „Ring Boys“ keine Angestellten des Unternehmens gewesen und hätten sich außerhalb eines regulären Beschäftigungsverhältnisses bewegt.
Besonders betont wurde, dass Mel Phillips‘ mutmaßliches Fehlverhalten nicht innerhalb des Rahmens seiner beruflichen Tätigkeit als Ringsprecher stattgefunden habe. Nach Ansicht der Verteidigung handelt es sich um Handlungen, die außerhalb des dienstlichen Zusammenhangs lagen, wodurch eine Haftung der WWE ausgeschlossen sei.
Streitpunkt: Zuständigkeit des Bundesstaates Maryland
Ein wesentlicher Teil des Antrags bezieht sich auf die Frage der örtlichen Zuständigkeit. Die Verteidigung bestreitet, dass Maryland der richtige Gerichtsstand für die Verhandlung sei. Vince und Linda McMahon hätten während des angegebenen Zeitraums weder in Maryland gelebt noch von dort aus gearbeitet. Die bloße Durchführung von Veranstaltungen in Maryland begründe nach Ansicht der Anwälte keine rechtliche Zuständigkeit für eine Verhandlung in diesem Bundesstaat.
Dabei spielt eine der jüngsten Gesetzesänderungen in Maryland eine entscheidende Rolle. Der Bundesstaat hatte vor Kurzem die Verjährungsfrist für zivilrechtliche Klagen im Zusammenhang mit sexuellem Kindesmissbrauch aufgehoben. Dies erlaubt es Klägern, auch Jahrzehnte alte Fälle vor Gericht zu bringen. Die Verteidigung versucht jedoch, diese Grundlage mit Hinweis auf mangelnde Verknüpfung zu Maryland anzugreifen.
Klage enthält konkrete Hinweise auf Vorfälle in Maryland
In der Klageschrift wird allerdings ausdrücklich angegeben, dass John Doe 3 zwischen 1983 und 1987 an mehreren WWF-Veranstaltungen in Maryland teilnahm. Dort sei er, ebenso wie in Pennsylvania und weiteren Staaten, wiederholt von Mel Phillips sexuell missbraucht worden. Diese Formulierung widerspricht der Darstellung der Verteidigung, wonach kein direkter Bezug zu Maryland vorliegt.
Alte Aussagen belasten Vince und Linda McMahon
Die Klage stützt sich unter anderem auch auf Aussagen des Journalisten Phil Mushnick aus dem Jahr 1993. Mushnick gab damals eidesstattlich an, Vince und Linda McMahon hätten bereits in den 1980er-Jahren von Mel Phillips’ auffälligem Verhalten gewusst. Vince McMahon habe demnach gegenüber Mushnick erklärt, dass er und Linda sich „seit einiger Zeit bewusst gewesen seien“, dass Phillips ein „unnatürliches Interesse an Kindern“ habe. Obwohl sie ihn deshalb 1988 entlassen hätten, sei er wenig später aus Mitleid wieder zur WWE zurückgekehrt.
Diese Aussage wurde später vom Wrestling-Journalisten Dave Meltzer bestätigt, der an dem ursprünglichen Telefonat mit Vince McMahon beteiligt gewesen sein will. Die Kläger nutzen diese Aussagen, um zu argumentieren, dass das damalige Führungsduo der WWF Kenntnis über potenzielle Gefahren hatte, aber dennoch nicht entschlossen reagierte.
TKO bittet um Streichung aus der Klage
Auch TKO, die neue Muttergesellschaft der WWE, beantragte ihre Entfernung aus dem Verfahren. Die Anwälte betonten, dass TKO erst durch die Fusion mit WWE im Jahr 2023 entstand und weder direkt noch indirekt in die historischen Vorgänge involviert gewesen sei. In der Klageschrift fehle es an Angaben, dass TKO die rechtlichen Verpflichtungen ihres Vorgängers Titan Sports übernommen habe. Daher sei eine Einbindung in das Verfahren unzulässig.
Weiterer Verfahrensverlauf
Der Fall befindet sich derzeit in der Vorbereitungsphase. Die Kläger haben bis zum 28. Juli 2025 Zeit, auf die Anträge der Verteidigung zu antworten. Die Anwälte von WWE, Vince McMahon, Linda McMahon und TKO können bis zum 27. August 2025 ihre abschließende Replik einreichen. Anschließend kann das Gericht eine Anhörung ansetzen, in der beide Seiten ihre Argumente vor dem zuständigen Richter vortragen.
Ein Verfahren mit großer Tragweite für WWE
Der Fall entwickelt sich vor dem Hintergrund bereits bestehender juristischer Belastungen für Vince McMahon. Erst Anfang 2024 war er infolge der schwerwiegenden Anschuldigungen der früheren WWE-Mitarbeiterin Janel Grant im Zusammenhang mit mutmaßlichem Sexhandel und Machtmissbrauch von seinem Posten zurückgetreten.
Die aktuelle Klage hat nicht nur mediale, sondern auch juristische Brisanz. Sie führt die Debatte um Verantwortung, Unternehmenskultur und Opferschutz in der Wrestling-Industrie auf eine neue Ebene. Der Ausgang des Verfahrens könnte weitreichende Folgen für die rechtliche Bewertung historischer Missbrauchsfälle im professionellen Wrestling haben.
Erst nach 40 Jahren wollen die Ring-Boy gegen WWE verklagen? Warum haben sie es nicht früher dem Missbrauch angezeigt? Sie klagen heute nur an weil sie auf das Geld aus sind oder?
Machttrip, Missbrauch, Vergewaltigung, Korruption sollten nicht weggeschaut und verschwiegen werden und besser angezeigt werden. Egal wie gross und mächtig die Leute sind. Vor dem Gesetz sind wir alle gleich.