Getestet und verfasst von General M
Drehen wir die Uhr um ein Jahr zurück: Nachdem WWE 2K19 in unserem ausführlichen Review nicht gerade gut weg kam, zerissen sich unsere Leser darüber regelrecht gegenseitig in der Luft. Und ja, das Spiel hatte nicht durchgehend Schlechtes zu bieten, doch den wenigen guten Aspekten standen nun einmal sehr viel mehr gravierende Probleme gegenüber, die nach wenigen Tagen selbst jenen auffielen, die die Reihe über die letzten Jahre durchgehend durch die rosarote Brille erlebt haben. Publisher 2K zog Konsequenzen und schmiss den Traditionsentwickler YUKES nach über zwanzig Jahren Genreerfahrung kurzerhand aus der Entwicklung für den Nachfolger. WWE 2K20 wird also erstmals ausschließlich von Visual Concepts gestemmt. War das eine weitere schlechte Idee in einem fortlaufenden Zyklus von schlechten Ideen?
Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde mit der PC – Version erstellt.
Die fantastischen Vier
Fünf Jahre Women´s Revolution stecken konzentriert im Showcase und damit einige Stunden Beschäftigung, auch wenn man sich vielleicht lieber einem Thema hätte widmen können, dass die meisten gegenwärtigen WWE-Zuschauer NICHT hautnah erlebt haben. Andererseits werden jene Momente ja dadurch auch etwas greifbarer, weshalb die Geschichte der Four Horsewoman definitiv nicht die schlechteste Wahl darstellt. Spielerisch hat sich dagegen allerdings nichts geändert. Wir folgen vorgegebenen Missionszielen, deren Erfüllung nicht selten in einer Cutscene endet, von der es dann über zur nächsten Aufgabe geht. Wer sich genau an die Objectives hält, bekommt nicht nur die maximale Authenzität geboten, sondern schaltet auch zahlreiche Extras wie Kostüme und Arenen frei. So wird man zusätzlich motiviert, den wahren Begegebenheiten möglichst originalgetreu zu folgen. Leider mangelt es den jeweiligen Vorgaben weiterhin an Abwechslung. Ziele wie „Attackiere Körperteil X“ und „Führe Move Y an Position Z“ aus gehören zu den Standardaufgaben, die sich in nur wenig Varianz schnell als repetive Dauergäste präsentieren.
Da man es hier aber immerhin mit gleich vier verschiedenen Charakteren und deren ganz eigenen Movesets zu tun bekommt, präsentiert sich der Showcase in diesem Jahr zumindest erzählerisch und spielerisch etwas abwechslungsreicher als noch im Vorjahr. Schade nur, dass man die Entrances in diesem Modus komplett abgeschaltet hat und anders als beim Rest keine Option zur Verfügung gestellt bekommt, diese wieder zu aktivieren. Dadurch geht letztendlich ein ordentliches Stück Atmosphäre flöten, denn auch wenn es viele Gamer gibt, die sich an den Entrances schnell sattgesehen haben, gehört es für andere einfach mit dazu.
Pluspunkt Karriere
Normalerweise graut es mir ja jedes Jahr mehr davor, mich in die Karriere von sportbasierten Titeln zu stürzen, weil man ja oft immer die gleiche Story vom aufsteigenden Underdog präsentiert bekommt. Im letzten Jahr präsentierte WWE 2K19 nicht nur genau das, sondern versaute sich die wenigen positiven Momente im Aufbau auch noch mit einem undurchsichtigen Lootbox- und Währungssystem. Nun habe ich knapp 15 Stunden mit dem Karrieremodus von WWE 2K20 verbracht und – Überraschung – das Ding macht richtig viel Spaß! Erstmals in Historie der 2K – Reihe können wir die Geschichte mit einem männlichen und weiblichen Charakter durchleben, die wir zuvor im gewohnt vorbildlich umfangreichen Charaktereditor erstellen.
Und darum geht´s: Bereits seit der High School träumen die ungleichen Außenseiter Red und Tre davon, es in die WWE zu schaffen. Statt aber anschließend erst einmal das College zu besuchen. machen sich die beiden klammheimlich auf nach Kanada, um dort vor der Haustür von Bret „Hitman“ Hart um ein Training in dessen legendärem Dungeon zu bitten. Dummerweise ist der Hall of Famer längst umgezogen und die besten Freunde stehen plötzlich ohne Perspektive in der Pampa herum. Um ihren Traum doch noch verwirklichen zu können, heuern der mehr auf das Showelement fokussierte Tre und die hitzköpfige, aber im Ring hochbegabte Red bei der abgehalfterten Lokalberühmtheit Reilly Flash an, der zumindest einige Grundkenntnisse vermitteln kann und Red sogar in einem Match gegen die aufstrebende NXT-Athletin Peyton Royce unterbringen kann. Dem ersten kleinen Höhenflug folgt allerdings rasch der Absturz, denn das Geld geht zur Neige. Nun muss das dynamische Duo sich via kleineren Auftritten bei den vielen Indypromotions im Land über Wasser halten, wobei natürlich nicht immer alles nach Plan läuft. Aber der Traum von der WWE-Karriere bleibt, auch wenn sich das Vorhaben nicht für alle so entwickelt, wie ursprünglich erhofft…
Was sich auf den ersten Blick relativ generisch liest, entpuppt sich in der Praxis vor allem erzählerisch überraschend stark umgesetzt. Die Geschichte nimmt sich nie wirklich ernst, sondern präsentiert sich mit viel Selbstironie, was eine willkommende Abwechslung gegenüber den sonst vor Selbstglorifizierung der WWE nur so tropfenden Karrieremodi der letzten Jahre darstellt. Es gibt aber nicht nur einiges zu lachen, sondern auch ein paar ruhigere Momente, in denen die Charaktere reflektieren, Pläne schmieden und sich ab und an auch handfeste Streitigkeiten untereinander liefern. Die Hauptfiguren sind solide vertont, auch viele namhafte Wrestler und WWE-Legenden konnten für ihre jeweiligen Gastauftritte vor das Mikrofon geholt werden. Wer sich auf all das konzentriert und dabei die durchgehend potthässliche Aufmachung Nebensache sein lässt, bekommt mit der Karriere von WWE 2K20 tatsächlich eine Menge guter Unterhaltung geboten. Der Mut zu mehr Kreativität und vor allem ganz viel Fantasie zahlt sich hier wirklich aus. Das Ergebnis ist eine wunderbar over the top erzählte Story, die auf erzwungenen Realismus verzichtet, dem üblichen Keyfabe mit viel Humor begegnet und ganz einfach unterhalten will. Und dieses Vorhaben ist in diesem Jahr definitiv gelungen.
Minuspunkt Währungssystem
Wer nicht auf das Element Zufall setzen will, kann den Move seiner Wahl auch direkt gegen VC erwerben, muss dafür allerdings erneut unverschämt tief in die Tasche greifen, zumal das Spiel trotz vieler Möglichkeiten zum Verdienen der virtuellen Währung grundlegend zu wenig davon ausspuckt, was gerade Komplettisten zu extremen Grindphasen zwingt. Allerdings: Pay-2-Win gibt es im klassischen Sinne nicht, denn weder lassen sich für Echtgeld Virtual Credits noch sonstige Inhalte erwerben. Allerdings werden im Rahmen des kostenpflichtigen Season Pass oder auch separat erwerbbare Booster für jede Lebenslage angeboten, die sich angesichts der unverhältnismäßigen Grindeinlagen nahezu verdächtig anbieten. Und das nennt man dann Pay-2-Shortcut, was auch nicht viel besser ist. Früher gab es eine Währung und davon so viel, dass man sich mühelos und in fairem Progress sämtliche Bonusinhalte freischalten zu können. Heute muss man sich mit einem unnötig komplizierten Währungssystem herumschlagen, dass einen durch chronischen Geiz quasi permanent zur einfachen Route verleiten will und als Alternative nur die ewige Wiederholung anbietet. Wirklich fair ist sowas nicht.
Die üblichen Verdächtigen
Letztes Jahr wurde mit den Türmen ein neuer Herausforderungsmodus ins Spiel implementiert, der euch in verschiedensten Szenarien und unter ständig wechselnden Bedingungen vor immer schwierigere Prüfungen stellt. In diesem Jahr gibt es zusätzlich zu den regulären und ausschließlich für die selbsterstellten Spieler erstellten Türmen auch einen separaten Turm, der sich ganz auf die wichtigsten Karrieremomente von „The Big Dog“ Roman Reigns konzentriert. Wie schon im Showcase werden die verschiedenen Auseinandersetzungen von Reigns persönlich im Rahmen zwischendurch eingespielter Videosequenzen untermalt. Die Schwierigkeitsgrade können von Leicht bis Legendär variieren, schwerere Türme belohnen euch aber auch mit mehr Tokens. Das Angebot ist sehr umfangreich geraten und auch Vielfalt wird hier ganz groß geschrieben. Wer wirklich jeden Turm erfolgreich mit Maximalwertung bezwingen will, wird definitiv einige Zeit beschäftigt werden. Für Besitzer des Season Pass oder einem der niederwertigen Pässe soll es weiterhin exklusive Türme geben, außerdem will man mit den sogenannten 2K Originals auch neue Showcase – Episoden und alternative Superstarversionen anbieten. Den Anfang macht ein ganz um „The Fiend“ Bray Wyatt gestaltetes Event, welches im Vorfeld bereits umfangreich beworben wurde und zudem auch Vorbestellern der regulären Edition frei Haus geliefert wird. Da das Paket aber erst Ende des Monats veröffentlicht werden wird, hatten wir noch keine Gelegenheit, uns einen persönlichen Eindruck vom Gebotenen zu verschaffen.
Auf unsere Wertung hat das aber ohnehin keinen Einfluss, weil es sich dabei um optionale Inhalte handelt, die allesamt nicht zur Grundausstattung des Spiels zählen und damit sowieso nicht in die finale Beurteilung einfließen. Anders natürlich die wiederkehrende Road to Glory als umfangreich gestaltete Online-Komponente, in denen ihr eure selbsterstellten Charaktere gegen die anderer Spieler in zahlreichen Modi und täglich wechselnden Events mit unterschiedlicher Stipulation oder Zusammensetzung antreten lassen könnt. Auch hier lassen sich erstmals weibliche Charaktere nutzen. Über die Suchfunktion wählt das Spiel einen eurer Stufe angemessenen Gegner aus. Über das Erfüllen von Challenges und dem Ansammeln von Sternen könnt ihr euch für Pay-Per-Views qualifizieren, verdient nebenbei natürlich auch weiter Erfahrung und Talentpunkte und steigt mit der Zeit stetig im Rang auf. Die Neuerungen halten sich abseits neuer Exportmöglichkeiten in Grenzen, im Grunde wird einem vom Spielprinzip her eine identische Erfahrung zum Vorgänger geboten, was aber leider auch die katastrophalen Server betrifft. Denn egal ob über Road to Glory oder dem regulären Onlinemodus, auch in diesem Jahr kämpft das Spiel durchgehend mit störenden Lags, die einem den Spielspaß ordentlich versalzen können.
Auch im Universe – Modus als einer der zentralen Kernkomponenten des Spiels hat sich auf den ersten Blick nur wenig getan. Klar, ihr könnt jetzt mehr Matches in euren Veranstaltungen unterbringen, es gibt 25 neue Cutscenes und über 3000 neue Sätze für eure Promos, was ja erst einmal ganz ordentlich klingt. Neben einigen anderen Tweaks und Feinjustierungen wird daraus deswegen aber kein komplett neuer Modus – und eben darin liegt das Problem, denn ohne essentielle neue Features, auf die man auch in WWE 2K20 verzichten muss, stagniert der Modus schlicht weiter munter vor sich hin. Es mangelt an Möglichkeiten, die der seit Jahren von den Fans sehnsüchtig zurückgewünschte General Manager – Modus sonst immer geboten hat, nämlich die Competition mit anderen Brands, Draftmechaniken und vielem mehr. All das vermisst man schmerzlichst. Gerade nach dem Brand Split und den Ereignissen der letzten Zeit bietet sich sowas doch geradezu an. Aber leider ist es eben nicht nur dieser Aspekt, in dem das Spiel dem gegenwärtigen Geschehen in der WWE massiv hinterherhinkt. Auch die eigentlich mächtige Creation Suite dümpelt ohne neue Features vor sich hin und zeigt sich auf jeder Ebene inhaltsgleich zum Vorjahr. Weil Visual Concepts zudem nicht genügend Zeit hatte, fehlt gegenwärtig auch noch die Möglichkeit, seine eigenen Belts zu designen. Das soll aber bald via Update nachgereicht werden. Nicht zu rechnen solltet ihr dagegen mit der Create-a-Finisher – Komponente. Die ist weg und wird wohl auch weg bleiben.
So vieles fehlt
Generell wird man das Gefühl nicht los, dass die Macher jedes Jahr per Würfelwurf über die gebotenen Features entscheiden. Da legt man den Fokus mit den 2K Originals schon mehr auf Fantasyelemente, schafft es aber nicht, Klassiker wie das Inferno- oder Buried Alive – Match zurück ins Spiel zu bringen. Arenen wie der Heizungskeller oder die Sumpflandschaft bieten auf den ersten Blick zwar alle Optionen für einen herrlich bekloppten und brutalen Brawl, lassen aber viel Potenzial auf der Strecke, weil viele eigentlich offensichtliche Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung ungenutzt bleiben. Das gleiche Problem betrifft auch die eher klassisch gehaltenen Backstage Brawls. Wo man früher Leute komplett in Getränkeautomaten oder anderen Objekten versenken konnte, ist nun kaum mehr möglich als ein harmloses Reinklatschen ohne großen Knalleffekt. Dadurch geht gerade jenes spaßige Element verloren, welches Fans an diesen Modi über Jahre so geschätzt haben. Generell setzt sich das Angebot an Matchtypen aus den gleichen Kandidaten wie im Vorjahr zusammen, neu hinzugekommen ist lediglich das Mixed Tag Team – Match und das ist nun wirklich alles andere als viel.
Die Reihe hat das gleiche Problem wie die WWE selbst: Jahrelang hat man sich auf der Tatsache ausgeruht, konkurrenzlos zu sein und dementsprechend auch trotz mangelnder Qualität nichts verändern zu müssen. Jetzt hat man Competition im Fernsehen und wenn YUKES tatsächlich ihre eigene Vision umsetzen oder sogar zukünftig zusammen mit AEW kooperieren, wird das auch enorme Auswirkungen auf zukünftige WWE 2K – Titel haben. In diesem Jahr merkt man davon allerdings leider noch gar nichts. Das krasse Gegenteil ist der Fall. Allerdings stehen die Chancen schlecht, dass 2K damit ein weiteres Jahr mühelos durchkommen wird, denn seit Release türmen sich die Kritiken genervter Spieler, die für 60 Scheine oder mehr ein Spiel erworben haben, dass sich abseits der guten Karriere in nahezu allen wichtigen Belangen so konsequent weigert, seit Jahren überfällige Veränderungen vorzunehmen und damit erneut mehr Vollpreisupdate als waschechten Nachfolger darstellt.
Schlechtes, noch schlechter präsentiert
Die größte Kritik muss sich in diesem Jahr aber erneut die völlig veraltete Technik gefallen lassen. Bereits die Vorgänger konnten längst nicht mehr mit aktuellen Standards mithalten, Unmengen von Bugs bei der Kollisionsabfrage und sämtlichen physikrelevanten Aspekten sorgen seit jeher für ein Mischmasch aus unfreiwilliger Komik und nackter Frustration. Wer dachte, dass all das eigentlich nur noch besser werden kann, hat sich gewaltig geirrt. WWE 2K20 ist in der Hinsicht nämlich ein Totalschaden, wie man ihn sich schlimmer kaum ausmalen kann. Sobald Charaktere nämlich mit physikalischen Objekten in Kontakt kommen, sei es die Umgebung, Waffen oder sogar den Kontrahenten, kommt es nahezu im Dauertakt zu verheerenden Aussetzern. Wrestler verheddern sich in total spastisch umherflatternden Ringseilen oder versinken komplett im Boden, Leitern fliegen unkontrolliert durch die Gegend und wenn es richtig übel kommt, zucken vom Referee bis zu den Wrestlern alle im Ring agierenden Figuren teilweise oder komplett zusammengefaltet umher, dass man sich an einen Horrorfilm erinnert fühlt. Noch schlimmer: Unmengen von Angriffen gehen ins Leere oder geraten völlig aus dem Ruder, weil die Physik einfach nicht mehr erkennen kann, wann eine Attacke sitzt und wann nicht.
Für WWE 2K19 hat man zumindest die Beleuchtung etwas überarbeitet, was vor allem den vielen authentischen und oft auch sehr ansehnlichen Entrances zugute kam. Nicht nur, dass davon in WWE 2K20 plötzlich nichts mehr zu sehen ist, auch sonst ist man grafisch wieder einen Schritt zurückgegangen (obwohl man diesbezüglich sowieso längst zehn Stockwerke unter der Erde steht). Zuallerst: Obwohl das Roster wieder extrem umfangreich geraten ist, schwankt die Darstellungsqualität der Wrestler und Wrestlerinnen stellenweise immens. Manche sehen abseits der grausamen, sämtliche Menüs dominierenden Vorschaubilder spätestens beim Entrance extrem gut aus, andere dagegen verfügen kaum über Wiedererkennungswert. Vor allem Legenden wie Edge oder The Rock sehen einfach nur grottenschlecht aus und haben optisch nur wenig mit ihren Vorbildern gemein. Hier hat man wieder mal einfach alles in den Topf geworfen, was gerade da war. Dafür fehlen an anderer Stelle wieder Charaktere, die im letzten Jahr oder im Jahr davor noch enthalten waren, während es gegenwärtig wichtige Wrestler wie WALTER, Marcel Barthel und Fabian Aichner gar nicht erst ins Spiel geschafft haben (höre ich da bereits die DLC – Glocken läuten?!). Und natürlich treten Sasha Banks und Bailey, die momentan beide mit neuem Look auftreten, weiterhin in altbekannter Form auf. In der Masse wird also wieder viel geboten, nur an der Klasse, daran scheitert es weiterhin.
Um den grafischen Rückschritt des diesjährigen Ablegers mal näher veranschaulichen zu können, schauen wir uns einmal eine Szene aus dem Entrance von Roman Reigns an. Der ist ja in diesem Jahr einer der beiden Titelstars und eignet sich als solcher perfekt für einen Vergleich. Dazu haben wir jeweils einen Screenshot aus dem Entrace von 2K19 und 2K20 erstellt und beides gegenübergestellt. Den deutlichsten Unterschied erkennt man umgehend am Gesicht. WWE 2K19 bot feinere, detailliertere Texturen in den Gesichtern, auch die allgemeine Gesichtsform ist näher am Original. Zudem bietet der Vorgänger die bessere Beleuchtung (unabhängig übrigens vom Hintergrund, das haben wir mehrfach überprüft). Und das zieht sich wirklich durch das gesamte Roster. Was gleich geblieben ist, sind die texturarmen, völlig sterilen Umgebungen, die gefühlt zwei Hardwaregenerationen zurück liegen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Wir befinden uns in der Endphase einer ganzen Konsolengeneration, die immerhin seit über sechs Jahren auf dem Markt ist und bald abgelöst wird und trotzdem hat man es in all den Jahren nicht geschafft, es technisch je auf einen halbwegs zeitgemäßen Stand zu bringen. Die gute Nachricht ist: Die Performance geht über alle Systeme in Ordnung und leistet sich nur wenige Aussetzer. XBOX One und PlayStation 4 kämpfen vor allem in Matches mit voller Besetzung erneut mit starken Rucklern, die erweiterten Modelle bleiben auch in überladenen Momenten bei den während der Matches angepeilten 60 Frames pro Sekunde, wobei neben dem PC nur die XBOX One X auch natives 4K und HDR liefert, während die PlayStation 4 PRO zumindest bei der Auflösung leer ausgeht und weiterhin bei Full HD verweilt. Alle Systeme haben aber gemein, dass die Entrances nur in halber Bildrate dargestellt werden, was aber kaum auffällt, auch da die Transition dieses Jahr flüssiger ist. Dafür läuft die PC – Version in diesem Jahr auf gleichem Niveau wie die Konsolen, weshalb wir einheitlich werten können.
Je höher man allerdings die Auflösung dreht, desto schwerwiegender treten die Nachteile der uralten Engine ans Tageslicht. Das Publikum, die miese Haarphysik und alles, was man schon in den letzten Jahren wieder und wieder verflucht hat, bekommt man in WWE 2K20 einmal mehr aufgetischt, nur eben in nochmals hässlicherer Form. Selbst die Menüs wirken im Vergleich zum Vorjahr unübersichtlicher und unattraktiver. Auch die Kommentatoren haben außerhalb der Karriere und im Showcase nicht dazugelernt und spulen die ewig gleichen Sätze ab, wobei es häufig zu völlig unpassenden Kommentaren und vielen Wiederholungen kommt. Übrigens hat man auch ordentlich am Bedienschema gedreht, was nicht bei allen Gamern auf Begeisterung stößt. Mit persönlich hat die veränderte Steuerung allerdings gut gefallen. Gerade das Kontern auf Y, bzw. Dreieck geht deutlich besser von der Hand, als viele momentan beklagen. Die Umstellung wird Veteranen zwar etwas Eingewöhnung kosten, aber gerade Einsteiger kommen mit dem zugänglicheren Bedienschema auf Dauer sicher besser zurecht als in den sperrigeren Vorjahren. Alles in allem hätte man aber auch bei dem bleiben können, was man kannte. Änderungen nur um der Tatsache willen, dass man überhaupt etwas hat, was man als Änderung anpreisen kann…das ist immer so eine Sache. Eine gute Nachricht gibt es aber in Hinsicht auf das kommende Jahr, denn wenn die Nutzungslizenz für YUKES´ Engine ausläuft, MUSS 2K für den Nachfolger mit einer neuen Engine um die Ecke kommen, besonders wenn man den Sprung auf die zeitgleich erscheinende Hardwaregeneration nicht völlig versauen will.
Fazit und Wertung
„In der Karriere liefert WWE 2K20 in diesem Jahr eine der unterhaltsamsten Geschichten, die ich in dem Genre seit langer Zeit erlebt habe. In allen anderen Belangen jedoch versagt das Spiel kläglich. Den gewohnt umfangreichen Werkzeugen zur Erstellung eigener Inhalte und abwechslungsreichen Turmherausforderungen steht Stagnation an jeder noch so kleinen Ecke gegenüber. Nicht nur, dass das Spiel bereits zum Erscheinen weit hinter der Aktualität des gegenwärtigen WWE – Programms zurückliegt, auch technisch wie mechanisch ist der diesjährige Ableger ein tiefer Griff ins Klo, der im Vergleich zum Vorgänger wieder schlechter aussieht, dafür aber so viele spielzerstörende Bugs und Fehler mitbringt, dass selbst hartgesottene Serienjünger wohl kaum noch von sowas wie Spielspaß sprechen können. Desaströs.“
PRO:
+ Umfangreiche, angenehm selbstironisch und humorvoll erzählte Karriere…
+ …die solide vertont wurde und viele Gastauftritte bietet
+ Viele optionale Herausforderungen…
+ …und nahtloser Progress zu allen anderen MeinSpieler – basierten Modi
+ Brauchbar inszeniertes Showcase über die Four Horsewoman
+ Große Auswahl an Türmen für jedweden Anspruch
+ Authentisch umgesetzte Entrances und Chants
+ Gewaltiges Roster
+ Mächtige Editoren, besonders das Charaktertool bietet Unmengen von Optionen
+ Dank umfangreichem Talentbaum hohe spielerische Freiheit bei der Charaktergestaltung
+ Shared Content auch dieses Jahr wieder möglich
+ Viele freischaltbare Inhalte, darunter erstmals zahlreiche neue Waffen
+ Im Universe Modus deutlich mehr Möglichkeiten bei der Promogestaltung
+ Täglich wechselnde Herausforderungen in der Road to Glory
+ Vier fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Überarbeitete Steuerung vor allem für Einsteiger eine sinnvolle Verbesserung
+ Greg Hamilton ist nun endlich auch im Spiel als Ansager vorhanden
+ Gut gewählter Soundtrack
CONTRA:
– Technisch völlig veraltet und grafisch schlechter als im Vorjahr
– Unmengen an Bugs, vor allem bei Physik und Kollisionsabfrage…
– …die den Spielspaß immens beeinträchtigen
– Inhaltlich nicht mehr aktuell
– Nur eine neue Matchart enthalten
– Brawls bieten nette Schauplätze, aber kaum effektvolle Interaktionsmöglichkeiten
– Hässliche Menüs und Vorschaubilder
– Stark schwankende Darstellungsqualität der Superstars…
– …die auch auf das massive Charakterrecycling aus den Vorgängern zurückzuführen ist
– Sterile, texturarme Umgebungen, die wie aus einer anderen Zeit wirken
– Roster und Arenenangebot lassen viele Wünsche offen (z.B. Saudi Arabien – Events)
– Repetive, abwechslungsarme Zielsetzung im Showcase und der Karriere
– Unnötig komplexes Währungssystem
– Knausrige Ausschüttung der Spielwährung zwingt auf Dauer zum Grind
– Schwache, nicht immer korrekte Kommentatoren…
– …die zudem nahezu die gleichen Sätze wie in den Vorjahren abspulen
– Stagnierender Universe – Modus
– Gegenwärtig fehlendes Create-a-Belt – Feature
– Archivmaterial im Showcase leidet unter schweren Kompressionsproblemen
– Onlinemodi weiterhin mit störungsanfälligen Servern
– Ständiges Nachladen zwischen den Optionen in der Karriere
GESAMTWERTUNG: 4.0/10
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