Getestet und verfasst von General M
Es liegt ein gewisses Vergnügen in der Tatsache, dass dieses kleine, aber doch so gepflegte Projekt mit Namen „M-Reviews“ vor fast genau einem Jahr seine Arbeit aufnahm, indem es die PlayStation 3 – Version von WWE 2K16 unter die Lupe nahm. Seitdem habe ich dutzende Reviews und Berichte verfasst und bin dankbar, dass meine Arbeit immer noch solchen Anklang findet. Was, ihr wisst gar nicht, was M-Reviews ist? Dann besucht uns doch mal auf unserer Facebook – Seite und werdet unser Fan!
Karrieristen vor!
Tatsächlich hat man dahingehend das Entwicklerversprechen gehalten und den Karrieremodus überaus sinnvoll erweitert. Besonderer Fokus liegt dieses Jahr auf der besseren Ausarbeitung der Show – Persönlichkeit, einem der großen Kritikpunkte im Vorgänger. Durch den Einsatz der Promo – Engine ist es nun bedeutend einfacher, den Status als Heel oder Face zu kräftigen, indem man während der Promos, Interviews und Co., durch vorgewählte Antworten das Publikum bewusst für oder aber gegen sich aufbringt. Je besser die Reaktionen, desto mehr Glaubwürdigkeit erhält der Charakter in seiner aktuellen Rolle, was sich auch auf den Karrierefortschritt positiv oder negativ auswirken kann. Wer fördert schon gerne Leute, die ihre Rolle nicht glaubhaft rüberbringen können? Generell tut diese Neuerung dem Modus extrem gut, wenngleich die Umsetzung dahingehend im Ziel unbefriedigend ist, da die entsprechenden Promos allesamt nur in Textform auf dem Bildschirm zu lesen sind, während die entsprechenden Akteure dazu lediglich den Mund bewegen und gestikulieren. Das raubt nicht nur Unmengen Atmosphäre und wirkt stellenweise nahezu lächerlich, es erinnert auch an die Zeiten alter Modulkonsolen, wo man sowas nur deswegen auf solche Weise umgesetzt hat, weil man für Tonaufnahmen nicht genug Speicherplatz zur Verfügung hatte. Ein Problem, dass man heute eigentlich nicht mehr haben dürfte.
Davon abgesehen funktioniert die Karriere nahezu exakt so, wie man es aus dem Vorjahr bereits kennt und bietet inhaltlich kaum Neuerungen. Ihr arbeitet euch von Show zu Show, mischt um Titel mit Natürlich wirkt alles etwas struktierter und überdachter, im Ergebnis erlebt man dennoch die gleiche Story vom Rookie auf dem Weg an die Spitze der Liga, die ich in diesem Jahr bereits so oft in all den Sportspielen erlebt habe, das ich es einfach nicht mehr sehen kann. Dass man für so wenig Innovation eiskalt die Showcases gestrichen hat, ist in meinen Augen ein dicker Minuspunkt. Daran ändern auch die gut gemachten Videos nichts, die einen auf der Reise von ganz unten nach ganz oben begleiten. Ohnehin hat es etwas peinlich belustigendes an sich, wenn auf der einen Seite die WWE ständig glorifiziert und mystifiziert wird, auf der anderen Seite aber so getan wird, als wären Leute wie Sami Zayn und Co. als völlige grüne Amateure ohne jede Ringerfahrung in die WWE gelangt.
Erschreckend ist, dass der MyCareer – Modus auf den Last Gen – Fassungen gänzlich fehlt, da also noch weitaus weniger Content vorhanden ist. Dort verbleibt lediglich der WWE Universe – Modus neben den gewohnten Auswahlmöglichkeiten an Exhibitions und Co. – und das für einen Ladenpreis von saftigen 50€!
Besagter Universe – Modus hat ebenfalls eine Handvoll Verbesserungen spendiert bekommen, so gibt es einige bewusst herbeigeführte Beschneidungen an der Matchplatzierung, damit die Kommentatoren bewusster auf das Gezeigte reagieren können. Sehr viel mehr hat sich aber auch hier nicht geändert. Und auch das ist zu wenig. Dafür hat man die Creative Suite deutlich erweitert und bietet mit dem Show Creator ganz neue Features, um sich ganz nach persönlichen Vorlieben und einer ganzen Palette verschiedener Werkzeuge seine ganz eigene Weekly zu basteln. Und natürlich sind auch alle anderen bekannten Modi wieder mit an Bord, vom (teilweise extrem unübersichtlichen) Charakter – Tool bis hin zu Arenen. und Championship – Gestaltern.
Ich bin sauer.
Ein weiteres großes, ja in meinen Augen sogar zentrales Problem ist die größenteils stattfindene Ignorierung des bereits vor Monaten erfolgten Brand Splits der einzelnen WWE – Shows. WWE 2K17 arbeitetet dagegen immer noch mit den alten Sets und Designs und hinkt dem aktuellen TV – Geschehen in diesem Jahr damit so drastisch hinterher wie niemals zuvor. Entweder war die WWE nicht bereit, den Entwickler vorab über die Pläne zu informieren (wobei diese sicher bereits seit sehr viel längerer Zeit feststanden), oder aber der Entwickler war nicht gewillt, das bereits zu dem Zeitpunkt nahezu fertiggestellte Spiel nochmal komplett von neu auf zu gestalten. Wie man es auch nimmt, diese Tatsache ist einfach inakzeptabel. Wie kann man guten Gewissens propagieren, dem TV – Geschehen näher und näher kommen zu wollen, wenn man ein so zentrales Element wie einen Brand Split, gepaart mit neuen Designs und Co. einfach außer Acht lässt? So wird man erst Ende 2017, wenn der nächste Ableger erscheinen wird, in den Genuss einer Umgebung zu gelangen, die dann bereits fast 1.5 Jahre wöchentlich im TV zu sehen ist. Das kann einfach nicht toleriert werden. Hinzu kommt, dass die Kommentatoren natürlich auch wie bekannt noch aus dem Trio JBL/Lawler/Cole bestehen und das sowohl bei RAW, Smackdown und NXT.
Hätte man tatsächlich den Anspruch, den Fans das Maximum an Authenzität zu bieten, hätte man die Courage gehabt, zu sagen: „Dieses Jahr machen wir mal kein WWE – Spiel. Wir entwickeln von Grundauf neu, setzen das Brand Split korrekt um, denken uns neue Storylines aus und bringen dann kommendes Jahr, vielleicht zu WrestleMania ein aktuelles, innovatives neues Spiel.“ Niemand wäre den Entwicklern deswegen böse gewesen, im Gegenteil. Gerade hat ein namhafter Publisher aus Frankreich erst die Entscheidung getroffen, sonst jährlich erschienende Serien mal für ein Jahr auszusetzen, um der konsequenten Abnutzung entgegen zu wirken und sich dann bei Zeiten wieder auf Qualität und Innovation besinnen zu können. Mal ganz ehrlich – kein Titel hat das momentan mehr nötig als die WWE – Reihe. Die Tatsache, dass stattdessen auch weiterhin noch dringend nötige Ressourcen abschöpft werden, um noch eine völlig abgespeckte PS3 – und XBOX 360 – Fassung auf den Markt zu werfen, die nichts weiter bietet als ein Roster – Update und sich seit 2011 technisch nicht weiterentwickelt, grenzt da fast schon an Dreistigkeit, besonders gemessen an deren Preis. Die Current Gen – Fassung steht da kaum besser da, immerhin wird man auch hier jedes Jahr mit knapp 50-60€ zur Kasse gebeten, hat die Wahl zwischen einer Handvoll verschiedener Editionen, die allesamt noch wesentlich teurer ausfallen und dann Inhalte bieten, welche dem Hauptspiel theoretisch generell angehören müssten (besonders hervorzuheben ist hier der aktuelle NXT – Champion Shinsuke Nakamura, der vorerst nur Käufern der Deluxe Edition vorbehalten bleibt), man bietet auch noch einen völlig überteuerten Season Pass an, der neben einer Handvoll Booster für die ganz faulen Spieler wieder nur diverse Wrestler – Packs bringt, die aufgrund ihrem Wert und Stand in den aktuellen TV – Shows grundlegend bereits im Hauptspiel vorhanden sein müssten! Das ist in Relation zu allem einfach nur noch eine Frechheit sondergleichen. Abhilfe schafft hier wohl weiterhin die Community, welche ganz sicher wie gewohnt mit viel Geschick und Liebe zum Detail die zahlreichen Lücken im mit zumeist eher uninteressanten Legenden beladenen Roster kostenlos füllen wird. Trotz allem muss ich sagen, dass ich mich schon ewig nicht mehr über einen so offensichtlich dreisten Versuch geärgert habe, möglichst viel Geld aus den Spielern herauszupressen, ohne dafür auch nur ansatzweise inhaltlich angemessen abzuliefern.
Wieder wirbt man mit dem größten Roster aller Zeiten – gut, das ist keine große Kunst. Immerhin hat man einfach das komplette Roster aus dem letzten Jahr nahezu 1 zu 1 in die diesjährige Version übernommen, hier und da ein bisschen was verändert oder minimal aufgehübscht, die Klamotten angepasst und den Rest, gerade mal eine Handvoll Wrestler, abschließend hinzugefügt. Dass diese sich dann optisch tatsächlich teilweise spürbar vom Rest abheben, nimmt man dabei wieder gelassen in Kauf. Wobei „Schönheit“ ebenfalls anders definiert wird. Gerade die weiblichen Wrestler sehen teilweise einfach nur lächerlich hässlich aus und wirken wie schlechte Karikaturen der Originale. Beim Anblick von Dana Brooke pisst man sich vor Angst sogar fast in die Hose, so sehr erinnert sie an Annabelle, die mörderische Puppe aus den Filmen. Stellenweise sucht man einfach nur nach irgendwelchen Ähnlichkeiten zu den Originalen. Das bringt uns unmittelbar zur Technik.
The same procedure as every year
Was ich im letzten Jahr und im Jahr davor…und im Jahr davor zur Technik sagte, lässt sich grundlegend auch in diesem Jahr 1 zu 1 kopieren und passt damit wunderbar zur scheinbar grundlegenden Entwicklerstrategie der WWE – Macher. Das liegt wie gewohnt daran, dass man auch im Jahr 2016 wieder bequem nach Schema F mit der völlig veralteten Grafik – Engine auffährt, die in ihrer Grundversion bereits 10 Jahre auf dem Buckel hat und damit den Ansprüchen an ein modernes Videospiel technisch, aber auch optisch schon längst nicht mehr gewachsen ist. Man muss sich mittlerweile doch die Frage stellen, ob es Bequemlichkeit oder Frechheit, oder sogar beides ist, was dafür sorgt, dass man als Spieler jedes Jahr wieder mit 50-60€ zur Kasse gebeten wird, nur um dafür immer wieder das gleiche, von Kollisions- und Physikproblemen behaftete Spiel zu erhalten. Klar, man spricht von tausenden neuer Animationen für flüssigeres Gameplay, was sicher gut und sinnvoll ist, aber völlig nutzlos ist, wenn die Technik dahinter gar nicht in der Lage ist, das angemessen zu transportieren, erst recht nicht in dem im Vergleich zum Vorgänger noch weiter verlangsamten Gameplay, was manchmal darin resultiert, dass man sich fragt, ob die Konsole gerade abstürzt, weil sich alles so nach Schneckentempo anfühlt! Man spricht von neuer dynamischer Beleuchtung, die aber lediglich dafür sorgt, dass die Schatten an den Körpern so sehr hin- und herflackern, dass es in den Augen weh tut.
Wir haben all die Macken und Probleme der Vorgänger, nur dass sie dieses Jahr im Vergleich zur nahezu in jeder Hinsicht überlegenen Konkurrenz aller Titel im Sports – Genre, die sich konsequent weiterentwickeln und verbessern, noch deutlicher auffallen als zuvor. Ich weiß, meine Meinung ist den Entwicklern scheißegal, denn ich propagiere sie bereits seit Jahren und es hat sich nichts getan. Warum auch, ich bin nur ein kleiner Reviewer. Aber dennoch müssen sich die Leute bei YUKESS und 2K durchaus der Tatsache bewusst sein, dass so unglaublich viel falsch läuft mit der WWE – Reihe, denn anderenfalls würden die Preise für das Spiel nicht bereits am Releasetag direkt steil nach unten reguliert werden. Warum man daran aber so konsequent nichts ändern will, bleibt schleierhaft. Haare sehen aus ein Teller Spaghetti gemischt mit Teppichproben, es gibt überall Clipping – Probleme, Kantenflimmern und Treppchenbildung, das Klonpublikum ist einfach nur hässlich und die allgemeine Texturarmut wirkt stellenweise einfach nur lächerlich. Dann muss man sich echt die Frage stellen, warum dauernd geladen werden muss, angefangen bei den sterilen Menüs, die an ein Spiel erinnern, welches sich noch im Alpha – Stadium befindet. Wir hören wieder nahezu die gleichen Kommentare, wie bereits in den Vorgängern. Mit dem gleichen Potenzial für Wiederholungen am laufenden Band.
Dann haben wir die K.I.. welche stellenweise dämlich wie ein Scheibe schimmeliges Brot agiert. Entweder schlägt sie konsequent daneben, verhakt sich im Ringpfosten oder den Ringseilen, oder verlässt einfach mal aus Lust und Laune den Ring! Auch der Ringrichter dient als Paradebeispiel für diese Probleme. So musste er beim Auszählen eines Pins erst dreimal im Kreis um den Ring gehen, ehe er mit dem Zählen begann – mit der Konsequenz, dass der Gegner fast 20 Sekunden regungslos am Boden liegen blieb, dann aber auf magische Weise beim 2 – Count wieder aufsteht. Anschließend konnten ihn auch drei Finisher samt Signature Moves nicht dazu bringen, besiegt zu werden. Nach dem Kick Out verblieb er dennoch nahezu 3 Minuten völlig regungslos am Boden, nur um dann nach dem nächsten Finishing Move wieder auszukicken.
Fazit und Wertung
„Wisst ihr was? Ich bin einfach nur sauer. Und stinkwütend. Darüber, dass ich mir all das antun muss. Jahr für Jahr. Normalerweise würde ich sagen, Tester zu sein ist einer der schönsten Jobs, die ein Gamer auf der Welt haben kann. Aber in solchen Momenten tut es einfach nur weh, dass alles hier erleben zu müssen. Den so konsequenten Niedergang einer von mir dereinst so geliebten Reihe. Die Unfähigkeit oder bewusste Willenlosigkeit, Fehler zu beheben, die bereits seit Jahren vorhanden sind. Der dafür dennoch fällig Preis. Die dafür dennoch viel zu geringen Verbesserungen, die zur Last des Wegfalls ganzer anderer Modi fallen, was übrigens schon lange Gang und Gebe zu sein scheint. Wer weiß, vielleicht fehlen nächstes Jahr die Tag Team – Matches, dafür werden aber die Hell in a Cell – Matches optimiert. Und im Jahr darauf gibt es nur noch eine einzige Arena, dafür mehr Bärte im Editor. Jahr für Jahr nimmt man hier was weg, packt es woanders dazu und wiederholt es im Jahr darauf. Ich habe die Schnauze voll davon. Ich will ein stimmiges, aktuelles Gesamtpaket, welches mit aktueller Technik und fairem Preismodell auftrumpft. Was ich nicht will? Sowas wie WWE 2K17. Das ist einfach nur ein frecher Schlag ins Gesicht eines jeden Wrestling Fans und Gamers, der sich aus zig WWE – Titeln jeweils Stücke rausschneiden muss, um am Ende ein halbwegs brauchbares Ganzes zu erhalten. Wenn PC – Spieler dann ein halbes Jahr später das Komplettpaket für 30€ erhalten, dazu 4K und Co., dann ist das für den Konsolenspieler nur noch ein weiterer Schlag, der dieses Mal aber tiefer zielt und dort präzise trifft. Mein Rat, ob er mich nun den Support von 2K kostet oder nicht – Lasst die Finger von dem Spiel und setzt ein Zeichen! Ich setze meines, indem ich dem Spiel konsequent die Wertung verweigere.“
PRO:
+ Grundlegend gelungene WWE – Atmosphäre
+ Mächtige Editoren
+ Kämpfe außerhalb der Arena sind zurück
+ Sinnvoll erweiterter MyCareer – Modus (Promo – System)
+ Eingängige Steuerung
+ Gut gewählter Soundtrack
+ Verbesserte Minigames
+ Authenthisch umgesetzte Entrances
+ Gut gemachte Videosequenzen
+ Umfangreiches Roster
+ Nahezu völlige kreative Freiheit
+ Kostenlose Community – Features
+ VC – System als Basis für zahlreiche Freischaltungen
CONTRA:
– Bietet viel zu wenige Neuerungen
– Karriere erzählt wieder nur die gleiche Geschichte
– Ignoriert Brand Split und setzt auf alte Designs und Sets
– Stumme Promos
– Showcases wurden komplett gestrichen
– Last Gen – Version ohne MyCareer – Modus
– Roster überfüllt mit uninteressanten Legenden
– Lässt aktuell wichtige Akteure vermissen (z.B. die CW – Division)
– Quantität statt Qualität
– Hässliches Klonpublikum
– Allgemein extrem detailarme Texturen
– Sterile Umgebungen
– Inhaltlich grundlegend nicht auf aktuellem Stand (Gimmicks, Roster)
– Extrem viel Recycling (Roster, Arenen, Kommentare)
– Stellenweise potthässliche Wrestler (besonders die Diven)
– Völlig Marode, fehlerbehaftete Technik
– Bugs und Glitches
– K.I. – Probleme
– Schatten- und Kantenflimmern
– Physikprobleme
– Treppchenbildung
– Unverschämte DLC – Politik, die an Abzocke grenzt
– Unangemessener Preis
– Immer wieder nerviges Laden zwischen den einzelnen Modi
– Repetive, ausgelutschte Kommentare
– Unübersichtlicher Charaktereditor