
– Will Ospreay zählt zu den charismatischsten und talentiertesten Wrestlern seiner Generation. In den letzten Jahren hat er sich sowohl in Japan als auch international zu einer Führungsfigur im modernen Pro Wrestling entwickelt. Seit seinem Wechsel zu AEW ist der „Aerial Assassin“ nicht nur sportlich auf höchstem Niveau präsent, sondern nutzt auch öffentliche Plattformen, um unbequeme Wahrheiten auszusprechen – sei es über die Rolle der Fans, den Einfluss sozialer Medien oder den Umgang mit ehemaligen WWE-Stars.
In zwei aktuellen Interviews spricht Ospreay mit bemerkenswerter Offenheit über seine Sicht auf das Business. Dabei wird deutlich: Zwischen Publikumsnähe und Abgrenzung, zwischen Selbstkritik und klarer Haltung gegenüber Neuankömmlingen bei AEW pendelt Ospreay bewusst – nicht, um zu provozieren, sondern um zu definieren, wofür seine Generation von Wrestlern stehen soll.
Der gespaltene Blick auf das Publikum: Zwischen Feedbackkultur und Frust über Oberflächlichkeit
In einem Gespräch mit der Pomo and Kitsch-Show auf YouTube äußerte sich Will Ospreay tiefgründig über die Beziehung zwischen Wrestlern und Fans. Sein Appell: Wrestler müssten lernen, ihre Egos beiseitezulegen und echte Kritik anzunehmen. Nur so sei persönliches Wachstum möglich. Für Ospreay sind Fans nicht nur Beobachter, sondern Kunden und Teil des kreativen Prozesses. „Diese Leute schauen die Shows. Sie investieren Zeit, Geld, Emotion – ihre Meinung hat Gewicht“, erklärte er leidenschaftlich.
Als Beispiel nannte Will Ospreay ein Promo-Segment mit „Hangman“ Adam Page, das er selbst als eines seiner stärksten Auftritte am Mikrofon einschätzt. Trotzdem drehten sich die meisten Reaktionen im Internet nicht um seine Worte, sondern fast nur um seine Frisur. „Ich kann meine Haare nicht kontrollieren. Aber weißt du was? Ich akzeptiere das. Es ist trotzdem eine Form von Kritik. Die Leute schauen hin – und jede Meinung zählt.“ Für Ospreay gehört es zum Beruf, auch unbequeme Rückmeldungen ernst zu nehmen. „Selbstzufriedenheit ist gefährlich“, sagte er. „Wer in diesem Geschäft zufrieden mit sich ist, bleibt stehen und entwickelt sich nicht weiter.“
Widerspruch oder Realität? Ospreay zeigt sich auf Busted Open Radio distanzierter
Doch nur wenige Tage zuvor, bei einem Auftritt im bekannten Busted Open Radio, klang Ospreays Haltung deutlich reservierter. Auf die Frage nach Trollen und Hatern in den sozialen Medien antwortete er, dass ihm diese Stimmen heute kaum noch etwas bedeuteten. Zwar respektiere er Meinungen grundsätzlich, doch die ständige digitale Negativität wolle er nicht mehr an sich heranlassen. „Wenn du meine Arbeit nicht magst, respektiere ich das. Aber es ist eben nur eine Meinung – und viele dieser Leute verstecken sich hinter gesichtslosen Accounts“, erklärte er.
Der Brite machte deutlich, dass echte Anerkennung für ihn von den Fans in der Halle komme. Wenn Tausende aufspringen, chanten und mitsingen, sei das eine unverfälschte, echte Reaktion. „Ich lese den Raum. Ich weiß, wann ich liefere. Und das gibt mir Sicherheit.“ Für Ospreay zählt nicht, was anonymer Online-Kommentar bedeutet, sondern was die Menschen vor Ort fühlen und zeigen.
Diese Differenz in seinen Aussagen ist kein Widerspruch, sondern Ausdruck einer Realität, mit der sich viele Performer konfrontiert sehen: Einerseits ist Social Media heute unvermeidbar, andererseits emotional belastend. Ospreay scheint die Grenze gezogen zu haben: Konstruktive Kritik ja – aber keine Energie mehr für destruktive Stimmen.
Klare Botschaft an WWE-Abgänge: AEW ist keine Notlösung
Neben seiner Haltung zu Fanreaktionen sorgte ein weiteres Interview für Aufsehen. Im Gespräch mit dem Podcast The JJRBTS wurde Ospreay auf die jüngsten Massenentlassungen bei WWE angesprochen. Viele in der Branche erwarteten, dass einige der freigewordenen Talente automatisch bei AEW landen würden. Ospreay stellte dazu unmissverständlich klar: AEW sei keine Auffangstation für entlassene WWE-Wrestler.
Als positives Gegenmodell nannte er Mike Bailey, der sich durch jahrelange harte Arbeit in der Independent-Szene – bei Promotions wie PWG, Impact, GCW und New Japan STRONG einen Platz im internationalen Wrestling erkämpft habe. Für Ospreay ist das der richtige Weg: „Speedball war der Indie-König. Er ist gereist, hat sich bewiesen. Solche Leute wollen wir bei AEW sehen – nicht einfach Leute, die denken, dass sie automatisch aufgenommen werden.“
Er betonte, dass er großes Mitgefühl mit den entlassenen WWE-Talenten habe, stellte jedoch gleichzeitig klare Erwartungen an potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen bei AEW. „Ich möchte, dass sie hinausgehen und anderen Promotions helfen zu wachsen“, erklärte er. „Geh zu NOAH, geh zu STARDOM, geh nach Japan. Bring dort mehr Zuschauer in die Hallen. Dann schauen wir, was als Nächstes passiert.“
Ausnahmen bestätigen die Regel: Wer Qualität bringt, ist willkommen
Trotz seiner kritischen Haltung sprach Ospreay auch anerkennend über einige Ex-WWE-Stars, die sich durch besondere Leistungen ausgezeichnet hätten. Namen wie Swerve Strickland, MVP, Bobby Lashley und Shelton Benjamin nannte er ausdrücklich positiv. „Sie sind nicht einfach nur gute Wrestler. Sie sind etwas Besonderes. Und solche Leute kann AEW immer gebrauchen.“
Ospreay macht dabei einen qualitativen Unterschied geltend: Während viele gute Wrestler auf dem Markt seien, wolle AEW nur diejenigen, die durch Persönlichkeit, Können und Arbeitsmoral herausragen. „Man kann nicht mehr einfach nur gut sein. Wir müssen die Elite sein – im doppelten Sinne.“
Verantwortung für die Zukunft: Independent-Szene als Prüfstein und Sprungbrett
Zum Abschluss betonte Ospreay, dass es heute mehr denn je wichtig sei, dass Topstars auch der Independent-Szene etwas zurückgeben. AEW solle sich nicht zum Exklusiv-Ziel für gescheiterte Karrieren entwickeln, sondern weiterhin das Ziel für bewiesene Exzellenz sein. „Ich glaube, dass die Indies aktuell starke Persönlichkeiten brauchen. Mentoren, die junge Wrestler führen, prägen, inspirieren.“
AEW sollte keine gleichen Fehler machen wie die frühere WCW wo man viele Ex-WWE Wrestlern (Altstars) verpflichtet wurden. AEW ist gegründet und dazu gedacht für die jüngere Talente zu födern die keine Chancen bei WWE die Fuß fassen konnten.
Ist ja leider schon von Anfang an im Gange. Die sollten alle WWE Stars wieder raus werfen und endlich mal Orange Cassidy zum Champion machen.