WWE-Legende JBL gewährte in zwei Interviews tiefe Einblicke in die Persönlichkeit von Vince McMahon und beleuchtete sowohl dessen kompromisslose Haltung in geschäftlichen Belangen als auch seine verletzliche Seite in einer der dunkelsten Stunden der Wrestling-Geschichte. McMahons Prinzipien, die er in alltägliche Handlungen wie einen Handschlag übertrug, sowie sein emotionaler Zustand nach der Tragödie um Owen Hart, zeichnen das Bild eines komplexen Mannes.
Der Handschlag als Symbol der Stärke
In der Sendung Something to Wrestle With erklärte JBL, dass Vince McMahon schon immer großen Wert auf symbolische Gesten wie einen festen Handschlag legte: Ein Ausdruck von Respekt, Professionalität und Stärke. JBL schilderte jedoch, dass McMahon „Dead Fish“-Händedrücke, also lasche, schwache Handschläge, verabscheute.
„Wenn jemand Vince so die Hand gegeben hätte, wäre er wahrscheinlich gefeuert worden“, betonte JBL. „Mitte der 90er Jahre hatten einige Wrestler diese weichen Handschläge, um zu zeigen, dass sie ‚Arbeiter‘ sind. Aber Vince mochte das nicht. Für ihn zeigte ein schwacher Handschlag Schwäche und das konnte er in seinem Unternehmen nicht dulden.“
JBL erinnerte sich an Momente, in denen McMahon ihn direkt korrigierte: „Es gab Zeiten, da habe ich ihm die Hand geschüttelt, und wenn es nicht perfekt war, sagte er: ‚Lass es uns nochmal machen.‘ Und wir machten es nochmal. Vince hasste es, wenn jemand so einen ‚Arbeiter-Handschlag‘ machte, wie er es nannte.“
Für JBL war diese Haltung zunächst befremdlich, doch er erkannte, dass McMahon mit solchen Prinzipien ein Zeichen setzen wollte. „Er wollte, dass du verstehst, dass jede kleine Geste zählt. Es ging nicht nur um den Handschlag, sondern um das, wofür er stand – Stärke und Respekt. Vince glaubte, dass das Schwäche zeigen könnte, selbst in etwas so Alltäglichem wie einem Handschlag.“
Mit der Zeit verschwand der Handschlag als Standardritual im Wrestling, was JBL begrüßte: „Die Leute schauten uns an und dachten: ‚Was machen die großen Kerle da?‘ Es sah albern aus. Ich bin froh, dass das heute keine Rolle mehr spielt.“
Die Tragödie von Owen Hart: Eine erschütternde Nacht für Vince McMahon
Ein anderes, tiefgreifendes Erlebnis, das Vince McMahon von einer völlig anderen Seite zeigte, war die Tragödie bei Over The Edge 1999. JBL, der in der Arena war, als Owen Hart bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kam, sprach über die beispiellose Situation hinter den Kulissen.
„Ich war dort, und es war einfach surreal“, erinnerte sich JBL. „Niemand war darauf vorbereitet. Wir wussten nicht, wie wir reagieren sollten. Aber eines weiß ich sicher: Vince war vollkommen am Boden zerstört.“
JBL schilderte, wie er McMahon an diesem Abend sah: „Ich habe Vince mit Tränen in den Augen gesehen. Er war untröstlich. Er konnte nicht einmal sprechen. Es war, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Owen war nicht nur ein Mitarbeiter; Vince liebte Owen.“
Hinter den Kulissen versuchte Gerald Brisco, Ordnung ins Chaos zu bringen, während McMahon mit der emotionalen Last kämpfte. JBL erklärte: „Gerald Brisco war unglaublich. Er übernahm die Führung in einer Situation, die niemand managen konnte. Vince war normalerweise der Fels in der Brandung, aber an diesem Abend war er einfach nur menschlich.“
Die Entscheidung, die Veranstaltung trotz des tragischen Unfalls fortzusetzen, wird bis heute kontrovers diskutiert. JBL verteidigte jedoch McMahon und das WWE-Team: „Die Leute, die das kritisieren, waren nicht dort. Sie haben nicht gesehen, was vorgefallen ist. Es gab keine Blaupause für eine solche Tragödie. Vince und das Team mussten in wenigen Minuten Entscheidungen treffen, für die niemand je vorbereitet war.“
JBL betonte, dass die damalige Zeit eine andere war: „Vielleicht gibt es heute Protokolle, aber damals hatten wir nichts dergleichen. Wir waren alle geschockt und versuchten, irgendwie damit umzugehen. Ich weiß, dass Vince diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat.“
Ein Mann zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit
„Vince ist Vince“, fasste JBL zusammen. „Er ist ein Perfektionist, ein Anführer und jemand, der alles gibt. Aber er ist auch ein Mensch, und das haben wir an diesem Abend gesehen.“
Mehr als zwei Jahrzehnte später sind die emotionalen Narben bei allen Beteiligten noch immer spürbar. Für JBL bleibt Vince McMahon eine der faszinierendsten und widersprüchlichsten Persönlichkeiten in der Wrestling-Geschichte.
Schwierig… ganz schwierig.
Ich hätte möglicherweise die Veranstaltung damals abgebrochen und den Fans das Geld für die Karte erstattet oder so. Ist halt echt schwierig, wie ich mich entscheiden würde, wenn ich in dieser Situation gewesen wäre.
Dieser Schnellauslöser war damals ja das eigentliche Problem.
Eben, Entscheidungen zu fällen ist schon manchmal schwierig, aber unter Druck ist das nochmal eine ganz andere Ebene.
Nüchtern betrachtet, klar, aus Respekt gegenüber dem Toten, abbrechen, ganz klar. Aber wenn man nur eine sekunde lang an das große ganze denkt, wirds schon kritisch im Hirn…er hat sich damals so entschieden und wird auf Lebzeiten dafür verteufelt, von Leuten die vermutlich noch nie in solch einer Situation waren, und insgeheim darüber froh sind