
Der Tod von Bray Wyatt im Jahr 2023 hat nicht nur die Wrestling-Welt emotional erschüttert, sondern auch ein kreatives Vakuum hinterlassen, das bis heute spürbar ist. Wyatt, mit bürgerlichem Namen Windham Rotunda galt als einer der innovativsten Storyteller seiner Generation.
Mit Charakteren wie „The Fiend“ und dem „Firefly Fun House Bray“ definierte er moderne Wrestling-Erzählkunst neu und vermischte Horror, psychologischen Thriller und Kinderserien-Ästhetik zu einem beispiellosen Mix. Doch wie jetzt durch ein Interview mit Karrion Kross bekannt wurde, existierten noch tiefere, düsterere und emotional komplexere Pläne, die nie das Licht der WWE-Bühne erblickten.
Karrion Kross über gemeinsame Visionen mit Bray Wyatt
In einem Gespräch mit Journalist Adrian Hernandez gab Karrion Kross Einblicke in eine kreative Partnerschaft, die sich abseits der TV-Kameras entwickelte. Gemeinsam mit Bray Wyatt und dem langjährigen WWE-Writer Nick Manfredini arbeiteten sie an Konzepten, die Kross als sowohl verstörend als auch emotional kraftvoll beschreibt. „Ich hatte viele Ideen, die ich auf den Tisch gelegt habe und von denen ich hoffte, dass wir sie umsetzen können. Vielleicht ist in der Zukunft noch Zeit, darauf zurückzukommen“, sagte Kross. Für ihn war es mehr als nur ein kreatives Brainstorming – es war ein Versuch, die dunkle Mythologie rund um The Fiend auf eine neue Ebene zu heben.
Unverfilmte Szene in der Kirche – The Fiend als Beichtender
Eine der wohl stärksten Ideen, die Kross beschrieb, war eine visuell eindringliche Szene, die direkt aus einem Horrorfilm stammen könnte. In dieser Vision sollte Kross in einer dunklen, alten Kirche sitzen, auf einer Kirchenbank, von hinten gefilmt. Er spricht mit jemandem, dessen Gesicht man nicht sieht – ein klassisches Beichtstuhl-Setting. Sein Gesicht bleibt während des gesamten Monologs im Schatten. Erst am Ende der Szene lehnt er sich nach vorn und die Kamera offenbart: Er trägt die legendäre Maske von The Fiend.
„Windham und Nick wollten, dass ich in dieser Szene als eine Art Stimme der Finsternis auftauche. Ich will den Monolog nicht im Detail verraten, weil ich hoffe, dass wir ihn vielleicht doch noch eines Tages verwenden können“, erklärte Kross. Die Szene sollte nicht nur schocken, sondern die Frage aufwerfen, ob The Fiend überlebt hat, und zwar in einer anderen Form, in einer anderen Person oder als Konzept, das sich in neue Hosts einnistet.
Die Idee eines symbiontischen Fiend – Albtraumhafte Transformation
Ein weiteres Element, das Bray Wyatt gemeinsam mit Hollywood-Spezialeffekte-Designer Jason Baker entwickelte, war die Vorstellung eines „symbiontischen Fiend“. In dieser Idee sollte Kross eine körperliche Mutation durchlaufen, bei der ein Teil des Fiend buchstäblich mit seinem Körper verschmilzt. Eine Art dämonischer Parasit – optisch dargestellt durch eine deformierte Maske, die sich über Schulter und Arm erstreckt, wie aus einer Lovecraft’schen Horrorgeschichte.
„Jason sprach davon, mir möglicherweise eine Symbionten-Version des Fiend auf Schulter und Arm zu geben, eine lebendige Maske, die mich beeinflusst. Die Idee war, dass man nie weiß: Spreche ich gerade, oder spricht der Fiend durch mich?“, so Kross. Eine solche Verwandlung hätte neue psychologische Ebenen eröffnet – ein Kampf gegen sich selbst, gegen den Einfluss des Bösen, das sich in einem eingenistet hat.
Ein Kampf gegen das eigene Ich – Bray Wyatts geplanter innerer Konflikt
Bray Wyatt selbst plante laut Kross auch eine tiefere, introspektive Geschichte, in der er seinem eigenen Schatten begegnen sollte – einer dunklen Seite, die er lange verdrängt hatte. Diese Konfrontation hätte eine Metapher für den inneren Kampf gegen Traumata, Wut und Schuldgefühle werden können. „Es ging darum, dass Windham die Seite in sich überwinden musste, der er sich nie stellen wollte“, sagte Kross. Dieses Motiv hätte ein neues Kapitel in Wyatts Erzählwelt aufgeschlagen – zum ersten Mal wäre The Fiend nicht nur als Bedrohung für andere, sondern auch für Wyatt selbst dargestellt worden.
Kross wollte der Antagonist der Wyatt Sicks sein – aus Respekt vor Windham
Während Karrion Kross nie ein Teil der Wyatt Sicks war, sieht er sich selbst als idealen Gegenspieler für die Gruppierung. „Ich habe immer darüber nachgedacht, dass ich mit den Wyatt Sicks den Bösewicht spielen will, den Windham für sie haben wollte. Sie brauchen eine starke Opposition“, erklärte er. Er möchte sich nicht in die Gruppe integrieren, sondern ihr als charismatischer, unberechenbarer Feind gegenübertreten, der ihre Geschichte glaubwürdig fortschreibt, vertieft und herausfordert.
Emotionale Tiefe statt bloßer Gruselfaktor – ungenutztes Potenzial
Kross betonte mehrfach, dass die von ihm und Wyatt entwickelten Ideen nicht einfach auf Schockeffekte oder Horror setzten, sondern auf eine emotionale Verbindung. Es ging darum, Themen wie Schuld, Identitätsverlust, Transformation und inneren Konflikt in das WWE-Universum zu tragen und dabei neue visuelle und erzählerische Wege zu gehen. „Ich hatte auch eigene Ideen, die sehr emotional waren. Wenn wir diesen Weg noch einmal gehen, möchte ich sie unbedingt umsetzen“, so Kross.