Unravel™ – Das Review für PC und PlayStation 4

           
                                                            
                                         Getestet und verfasst von General M

Über zweieinhalb Jahre haben die Entwickler Entwickler von Coldwood daran gearbeitet, ihren Traum von Unravel auf die Bildschirme zu bringen. Seit Gestern steht der Titel um das lebende Garnbündel Yarni auf PC, PlayStation 4 und XBOX ONE zum Download über EA’s Online Dienst Origin, den PlayStation Store oder den XBOX Marketplace zur Verfügung, jeweils ausschließlich in digitaler Form für 19.99€. Ob sich der Traum der Schweden auch traumhaft spielen lässt oder ob dahinter doch ein Albtraum lauert? Der Test klärt es zuverlässig wie immer!

Der rote Faden

Das Spiel startet mit einer sehr melancholischen Szene. Eine etwas betagte ältere Dame sitzt einsam und traurig wirkend in einer Blockhütte und betrachtet ein Fotoalbum. Doch die Bilder darin sind allesamt leer und verzerrt. Nichts ist zu erkennen – der alten Dame sind sämtliche Erinnerungen abhanden gekommen. Sie greift sich ihre Stricksachen und steigt mit langsamen Schritten die Stufen hinauf, als ihr unbemerkt ein Knäuel rotes Garn entkommt und sich langsam über auf dem Weg hinab entrollt. Yarni ist geboren! Der süße kleine Kerl begibt sich daraufhin auf eine zauberhafte Reise mit dem Ziel, die Erinnerungen der alten Dame wiederherzustellen. Als Portale in eine von 11 stimmigen und abwechslungsreichen Welten dienen dazu die überall im Zimmer aufgestellten Bilder.  

Der Mut zum Minimalismus

Unravel lebt dabei nicht von großer Innovation in Sachen Gameplay, sondern vom Mut zum Minimalismus. Eine Formel, die aufgeht! Die Fähigkeiten des niedlichen kleinen Kerls sind mehr als begrenzt. Er kann nicht sehr hoch oder sehr weit springen, auch nicht schnell laufen. Was ihn dennoch so besonders macht, ist die Tatsache, dass er nunmal einfach aus Garn besteht. Mithilfe der Physik schwingen wir an unserem eigenen Lebensfaden wie an einem Lasso, bauen Brücken oder Trampoline oder nutzen den Faden als Zugschnur, um Gegenstände von A nach B zu bewegen. Doch obacht, je mehr Garn wir zurücklassen, desto dünner wird unser kleiner Held.

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Bevor man also am Ende droht, den Faden zu verlieren (seien wir ehrlich, das Spiel bietet so viel Potenzial für Wortspiele!), müssen wir immer mal wieder neues Garn aufsammeln, ehe die Reise weitergehen kann. Dabei dienen uns kleine Nägel als Checkpoints. Um die wird der Faden gespannt und sollte mal etwas schiefgehen, kann man es einfach nochmal versuchen. Zwar droht dem liebenswerten stummen Kerl in manchen Situationen auch ein grausames Ableben, es kann jedoch angesichts der teils kniffeligen Rätsel ebenso durchaus vorkommen, dass man sich hemmungslos verfranst und es daher vorzieht, einen Abschnitt erneut zu wiederholen. Wenn man aber erstmal den Dreh raus hat, wird man von den diversen Rätseln kaum noch überrascht, da sie sich meist in irgendeiner Form immer wiederholen. So macht sich wenigstens diesbezüglich schnell eine gewisse Routine bemerkbar.

Der Wert der Kleinigkeiten

Unravel erzählt dabei eine keineswegs belanglose Geschichte, obwohl das Spiel gänzlich ohne ein gesprochenes Wort auskommt. Wem es gelingt, auch die letzten Erinnerungen mit Leben zu füllen, bekommt am Ende einige so emotionale und schöne Momente präsentiert, dass selbst der größte Eisberg zu schmelzen beginnt.

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Und dann ist da nicht nur die Suche nach den Erinnerungen der alten Dame, sondern auch Yarni selbst, der einem einfach vom ersten Moment an ans Herz wächst. Ihn dabei zu beobachten, wie er eine fremde, für ihn ganz neue Welt erforscht und Angst, Neugierde oder Freude über Dinge empfindet, die für uns großgewachsene Menschen ganz alltäglich sind, ist einfach wunderbar. Yarni erinnert an das Kind in uns, welches dereinst all diese Dinge auf eigene Faust entdeckt hat, deren Schönheit aber womöglich längst vergessen hat. Sei es nur ein Schmetterling. Oder Regen. Obwohl er eigentlich nur aus rotem Garn besteht, wirkt der Charakter oft menschlicher als der Mensch selbst. 

Der Zauber einer Welt

Unravel erinnert zwar in Sachen Gameplay verdächtig an das Spiel Limbo, präsentiert dabei statt einer düsteren und trostlosen Welt eine bunte, wunderschöne, ja gar bilderbuchartige Umgebung, die bis ins Detail liebevoll umgesetzt wurde. Jede der 11 Welten weckt Erinnerungen an eine Reise durch Skandinavien, über Gärten, Wälder bis hin zu verschneiten Landschaften und einem Ausflug ans Meer. Obwohl man sich wie erwähnt irgendwann recht routiniert durch die einzelnen Welten schlägt, bleibt man doch angesichts der malerischen und lebendigen Grafik oft stehen, um einfach einen Blick auf die tollen Landschaften zu werfen. Da brechen Sonnestrahlen durch das Dickicht, Wind bringt Flora und Fauna in Bewegung, ja selbst der Staub, welcher hin und wieder durch die Gegend fliegt, ist wunderschön anzusehen. Ich habe mich lange nicht mehr in einer so lebendigen und detailreichen Welt aufgehalten. 

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Begleitet wird all das von einem ruhigen, aber doch eindringlichen Violinenspiel, welches zwar wunderbar zum Spielgeschehen passt und die Atmosphäre noch mal ein gutes Stück aufwertet, dabei aber kaum Abwechslung bietet. Oft hat man das Gefühl, immer das gleiche Stück zu hören. Die musikalische Untermalung nutzt sich daher wie die Rätsel schnell ab. 

Besser schneidet die Steuerung ab. Sowohl mit Tastatur als auch mit Controller ist die Bedienung gut gelungen, dank gut strukturierten Tutorials bekommt man recht schnell ein Gefühl für Yarnis kleines, aber doch wichtiges Bewegungsrepertoir. Allerdings muss man sich gerade zu Beginn erstmal einigen Frustmomenten stellen. So musste ich eine Schwungpassage wieder und wieder von Vorne beginnen, da Yarni einfach nicht so springen wollte, wie ich es gerne wollte. Aber auch das geht vorbei. 

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Unravel eine faszinierende, emotionale und zauberhafte Erfahrung, die ich nicht missen will. Es sind gerade so mutige und minimalistische Spiele, die mich heutzutage begeistern. Die auf besondere Weise eine Geschichte erzählen, ohne dabei alles in die Luft jagen zu müssen.Mit guten 8 Stunden Spielzeit bietet Unravel darüber hinaus eine mehr als akzeptable Dauer für einen Sidescroller. Weniger groß ist allerdings der Wiederspielwert, da es abseits von ein paar Knöpfen pro Level nichts weiter zu sammeln, zu entdecken oder freizuschalten gibt. Und trotzdem lässt mich das Spiel voller Gefühle und Begeisterung zurück. Etwas, das seit Life is Strange nicht mehr gelungen ist. Hut ab! 

Fazit und Wertung

ava Unravel ist eine faszinierende, emotionale und zauberhafte Erfahrung, die ich nicht missen will. Es sind gerade so mutige und minimalistische Spiele, die mich heutzutage begeistern. Die auf besondere Weise eine Geschichte erzählen, ohne dabei alles in die Luft jagen zu müssen.Mit guten 8 Stunden Spielzeit bietet Unravel darüber hinaus eine mehr als akzeptable Dauer für einen Sidescroller. Weniger groß ist allerdings der Wiederspielwert, da es abseits von ein paar Knöpfen pro Level nichts weiter zu sammeln, zu entdecken oder freizuschalten gibt. Und trotzdem lässt mich das Spiel trotz einiger Unzulänglichkeiten voller Gefühle und Begeisterung zurück. Etwas, das seit Life is Strange nicht mehr gelungen ist. Hut ab!“ 

PRO: 

+ Wunderschön designte Welt
+ Lebendige, abwechslungsreiche Areale
+ Tolle Atmosphäre
+ Liebenswerter Hauptcharakter
+ Emotionale Handlung mit toller Botschaft
+ Spaßiges Spiel mit Physik
+ Gelungene Spielmechanik
+ Gut ausbalancierte Schwierigkeit 
+ ordentlicher Umfang
+ Soundtrack fügt sich perfekt ins Spielgeschehen ein
+ Angenehme Bedienung

CONTRA:

Kaum Wiederspielwert
– Keine freischaltbaren Extras 
– Soundtrack bietet inhaltlich kaum Abwechslung
– Rätsel wiederholen sich oft
– Viel Trial and Error 

                                                       GESAMTWERTUNG:         85%

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