Uncharted: The Lost Legacy – „Spiel´s noch einmal, Chloe!“

                                                Getestet und verfasst von General M

Uncharted 4 gehört wohl zum Besten, was die aktuelle Generation Konsolen bisher hervorgebracht hat. Und obwohl die Abenteuer um Nathan Drake und Co. endgültig auserzählt sind, müssen Fans nicht auf Nachschub verzichten. The Lost Legacy erscheint wieder exklusiv für die PlayStation 4, stammt erneut von den extrem erfolgreichen Machern von Naughty Dog und präsentiert dieses Mal Chloe Frazer, das Sidekick aus den Teilen 2 und 3, in ihrem ersten eigenen Abenteuer. Kann die Standalone – Erweiterung sich mit dem grandiosen vierten Teil messen?

Auf der Suche nach Ganesha´s Stoßzahn

Die Uncharted – Reihe hat sich bisher immer auf eine gewisse Erfolgsformel verlassen, deren Teil auch eine einfach gehaltene Festlegung von Gut und Böse ist. So auch in Lost Legacy, in dem sich die hartgesottene Abenteurerin Chloe Frazer mit der aus dem vierten Teil bekannten Söldnerin Nadine zusammentut, um in indischen Gefilden nach dem Stoßzahn des Ganesha zu suchen. Letzterer ist einer der wichtigsten Gottheiten der Indischen Glaubenskultur und soll ein ordentlichen Sümmchen wert sein. Nein, das Artefakt hat keine Superkräfte, es kann niemanden seinem Willen unterwerfen und Bluetooth (Sorry, der musste sein!) hat es auch nicht. Es geht dem profitorientierten Duo hauptsächlich um´s Geld. Nun, vielleicht nicht so ganz. Immerhin hat bereits Chloe´s Vater nach dem Stoßzahn gesucht und ist zeitlebens daran gescheitert. Als würden tödliche Fallen und knackige Rätsel die Suche nicht schon genug erschweren, gibt es natürlich auch noch den obligatorischen Bösewicht, hier Asav genannt, welcher ebenfalls an dem Artefakt interessiert ist und gleichzeitig eine ganze Heerschar von Söldnern einsetzt, um es in seinen Besitz zu bringen.

asavlostlegacy              Schurke Asav ist ebenfalls hinter Ganesha´s Stoßzahn her, bleibt dabei aber blass. 

Trotz Potenzial bleibt Asav über den Spielverlauf jedoch blass und wirkt stellenweise sogar serientypisch wie ein typischer Alibi – Schurke, der einfach nur deswegen mitmischt, weil das ein Spiel wie dieses eben einen Antagonisten benötigt. Obwohl sich Naughty Dog wie immer viel Mühe mit der Charakterzeichung gegeben hat, gelingt diese auch weiterhin eher bei den Protagonisten, weniger bei den Antagonisten. Den Qualitätsunterschied bemerkt man durchaus, da vor allem der Charakter der Chloe endlich mehr Tiefe und Hintergrund erhält. Es macht viel Spaß, in ihre Rolle zu schlüpfen und tröstet entsprechend darüber hinweg, dass man zum ersten Mal in einem Uncharted komplett auf den ikonischen Nathan Drake verzichten muss.

Neue Heldin = Neues Spiel?

Abgesehen von der neuen Heldin bleibt Lost Legacy den Wurzeln der Reihe nahezu vollständig treu. Grandiose Panoramen wechseln sich mit Kampf- und Schleichpassagen ab, dazwischen wird gehüpft, geklettert und gehangelt bis der Arzt kommt. Natürlich muss man auch nicht auf knackige Rätseleinlagen und eine gewaltige Anzahl von Collectibles verzichten. Zwar setzt Chloe anders als das große Vorbild Drake lieber auf Hinterhältigkeit (was angesichts der leider nicht ganz perfekten K.I. auch nicht weiter schwierig ist), von der Bedienung bis zur Ausführung bleibt aber alles beim Alten. Sogar die freischaltbaren Trophäen, welche sich seit dem ersten Teil nur marginal geändert zu haben scheinen, sind nahezu allesamt gleich geblieben. Dafür kann Chloe Schlösser knacken, da ist Drake ja meistens eher einen Umweg gegangen. Da die Reihe aber grundlegend auf extrem hohem Niveau spielt, ist das trotz auffälliger Mutlosigkeit zur Innovation nur wenig Kritik wert, da die mit 7-9 Stunden Spielzeit nur halb so kurz (aber auch gemessen am Releasetag nur halb so teuer) wie das Hauptspiel andauernde Kampagne trotzdem auf ganzer Linie unterhält und mit all dem begeistert und aufwartet, was Uncharted so gut macht.

uncharted lost legacy review 3         Schleichen wird bevorzugt, aber auch den Waffeneinsatz scheut das Duo keineswegs.

Der Hauch der Innovationsarmut bleibt dennoch beständig haften, da man zwar Einiges geboten bekommt, besonders für das Auge, allerdings doch mit dem stetigen Gefühl voranschreitet, all das in gleicher oder marginal anderer Form bereits aus den Vorgänger zu kennen. Nebenbei ist auch der aus Teil 4 bekannte Multiplayer – Modus enthalten. Besondere Extras gibt es hier nicht, dafür lässt sich mit Lost Legacy nahtlos an den bisher mit dem Hauptspiel erlangen Fortschritt in allen bekannten Modi anknüpfen. 

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         Technisch bleibt das Spiel eine wahre Augenweide. Die Pro – Konsole trumpft doppelt auf. 

Auch technisch baut die Erweiterung ganz auf der in Teil 4 verwendeten Engine auf und gehört immer noch zu den schönsten Konsolentiteln. Die unfassbare Liebe zum Detail hat die Spiele von Naughty Dog seit jeher ausgezeichnet, Lost Legacy bietet hier bei weitem keine Ausnahme. Vom Charakterdesign bis zu kleinsten Änderungen an der Kleidung, den Partikel- und Lichteffekten…hier stimmt wirklich alles. Dabei bleibt es auf sämtliche PlayStation 4 – Versionen bei stabilen 30 Frames im Singleplayer – Modus, die Pro – Variante der Konsole löst hier sogar in nativem 2K auf. Weiterhin agieren die Deutschen Synchronsprecher auf sehr hohem Niveau, wenngleich mit die Originalausgabe noch einen kleinen Tick besser gefallen hat. Sämtliche Sprachen und Untertitel lassen sich aber wie gewohnt im Hauptmenü miteinander kombinieren, so kann sich jeder seine eigene Ausgabe ganz nach Wunsch zusammenstellen.

Obwohl mich Lost Legacy blendend unterhalten hat, kam ich nicht drum herum, mir für die Zukunft einige neue Ansätze zu wünschen. Die Erfolgsformel beginnt langsam, sich minimal verbraucht anzufühlen. So ist es eigentlich auch ganz gut, dass die Drake – Sage mit dem vierten Teil ihr Ende fand, denn gefühlt wurde alles erzählbare erzählt, alles zeigbare gezeigt. Naughty Dog kann und sollte sich nun ganz auf die Zukunft konzentrieren, die unter anderem natürlich die sehnlichst erwartete Fortsetzung zu „The Last of Us“ beinhaltet, aber sicher auch ganz viele neue Projekte, von denen man schon jetzt mit Sicherheit sagen kann, dass sie allesamt Hitpotenzial besitzen. Neben der Spieleschmiede von Guerilla Games weiß kein anderes Unternehmen, vielleicht noch die Santa Monica Studios, derart gut mit der Sony – Hardware umzugehen.

Fazit und Wertung 

ava2 „Uncharted: The Lost Legacy bietet mehr vom Bekannten aus bisherigen Serienablegern. Das jedoch in gewohnt hoher, detailverliebter Qualität. Ich war gerne mit Chloe und Nadine unterwegs und bin mir fast sicher, dass auch andere Charaktere aus dem Uncharted – Universum noch Potenzial für eigene Erzählungen hätten, andererseits beginnt sich die Erfolgsformel langsam aber sicher abzunutzen und es ist gut, dass Naughty Dog nun vorerst die Akte Uncharted schließt und sich auf andere Dinge konzentriert. Fans kommen um die Erweiterung ohnehin nicht herum. Einsteiger sollten sich lieber erst die Vorgänger einverleiben, dem Gesamtverständnis ist das sehr zuträglich.“

PRO:

+ Grandiose und abwechslungsreiche Inszenierung
+ Technisch auf höchstem Niveau
+ Angenehme Vertiefung von Chloe´s und Nadine´s Hintergrundgeschichte
+ Funktioniert eigenständig ganz hervorragend
+ Sehr gute Deutsche Sprecher
+ Motivierende Suche nach Schätzen
+ Ordentlicher Umfang zum ordentlichen Preis
+ Multiplayer des Hauptspiels enthalten
+ Präzise Bedienung

CONTRA:

– Blasser Antagonist
– Lässt Neuerungen in nahezu jeder Form vermissen


                                                      GESAMTWERTUNG:     90%

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