Der Film
Der namenlose Mariner (Kevin Costner, Man of Steel) ist einer jener Einzelgänger, die alleine über den endlosen Ozean schippern und sich mit Tauschgeschäften über Wasser halten. Als Mutant, der den nächsten Schritt in der Evolution darstellt und dank Kiemen und Schwimmhäuten unter Wasser atmen und manövrieren kann, wird er von den gewöhnlichen Menschen verachtet und gemieden. Eine Einstellung, die auf Gegenseitigkeit beruht. Dank seiner einzigartigen Fertigkeiten weiß der Mariner um die Wahrheit, die Ruinen der einstigen Großstädte auf dem Grund des Meeres kennt er nur zu gut. In einer Welt, in der ordinäres Papier und reines Trinkwasser aber mehr wert sind als Gold, kann er sich durch seine Tauchgänge im wahrsten Sinne des Wortes hervorragend über Wasser halten. Als der Mariner in einem der schwimmenden Atolle durch seine Geschäfte die Aufmerksamkeit der argwöhnischen Bewohner erregt und wenig später als Mutant enttarnt in einer Jauchegrube ertränkt werden soll, kommt der Angriff der motorisierten Smoker unter Führung des exzentrischen Deacon (Dennis Hopper, Speed) gerade recht.
Der hat erfahren, dass die junge Enola, ein Mädchen welches kurz nach ihrer Geburt im Atoll angeschwemmt wurde, den Weg nach Dryland kennen soll. Auskunft darüber soll eine Tätowierung auf ihrem Rücken geben, die dummerweise aber keiner entziffern kann. Mithilfe der Ladenbesitzerin Helen (Jeanne Tripplehorn, Criminal Minds) gelingt es, den Mariner zu befreien. Der verspricht im Gegenzug eine Passage nach Dryland für Helen und Enola, richtet auf der Flucht aber verheerende Schäden unter Deacon´s Crew an. Der Misanthrop hat jetzt nicht nur zwei ungeliebte Gäste an Bord seines Bootes, sondern auch die rachsüchtigen Smoker im Nacken, die weiterhin unbedingt Enola in ihre Gewalt bringen wollen. Während munter darüber gestritten wird, ob Dryland tatsächlich existiert oder doch nur ein Mythos ist, kommen sich die ungleichen Reisenden allmählich näher…
Die Rezension
Die Idee zu Waterworld galt 1995 schlicht ambitioniert. Heute kann man schon fast von einem visionären Thema sprechen, dem sich die besten Freunde Kevin Costner und Regisseur Kevin Reynolds nach dem großen Erfolg von Robin Hood – König der Diebe annehmen wollten. Doch das Großprojekt machte bereits während der Dreharbeiten immer negativere Schlagzeilen. Die hundert Millionen Dollar Produktionsbudget wurden schnell deutlich überschritten, alleine der Bau der Kulissen und dem weltgrößten Wassertank (der übrigens immer noch für viele Filme genutzt wird, darunter auch Titanic) verschlang Unsummen. Satte 170 Millionen kostete die Produktion am Ende, Waterworld galt im Entstehungsjahr als teuerster Film aller Zeiten. Das lag nicht nur an den Fixkosten, sondern auch an den immer umfangreicheren Sonderwünschen Costners, stetigen Nachdrehs und immer neuen Änderungen am Skript. Avengers-Regisseur Joss Whedon, der seinerzeit als Skriptdoktor an Bord geholt wurde, bezeichnete das Drehbuch zu Waterworld als eines der desaströsesten, an die er je nachträglich Hand anlegen musste. Die Postproduktion war ebenfalls kostenintensiv, denn der Film musste digital kräftig nachbearbeitet werden, vor allem, um Costners sichtbaren Haarausfall so gut es geht zu verbergen. Kein Witz.
Aber auch abseits davon lief es für das Großprojekt alles andere als rosig. Geldgeber Universal und Hauptdarsteller Kevin Costner waren der Ansicht, dass der Film nur dann Gewinn einbringen würde, wenn er möglichst oft im Kino gezeigt werden würde. Das bedeutete für Regisseur Reynolds, dass er seine geplante Schnittfassung mit knapp drei Stunden Laufzeit massiv kürzen musste. Reynolds weigerte sich und wurde kurzerhand gefeuert, was auch das Ende der Freundschaft mit Costner bedeutete, der den Film anschließend selbst fertigstellte. Eine gute Dreiviertelstunde musste letztendlich weichen, das Ergebnis ist die von massiven Logik- und Handlungslöchern geplagte Fassung, wie sie bei uns und in weiten Teilen der Welt seit Heimkinoauswertung erhältlich ist. Genau diese Fassung wird auch stets im TV gezeigt. Für das amerikanische Fernsehen wurde vor Jahren aber bereits eine neue Fassung erstellt, die einen Großteil des geschnittenen Materials wieder enthält und deutlich runder daherkommt. Dafür wurde hier wieder Nacktheit und Profanität zensiert. Wirklich perfekt ist dieser sogenannte Extended Cut also nicht.
Abhilfe hat hier zum Glück das kleine Label Arrow geschaffen, die den Film sorgsam remastert bereits Anfang 2019 in Großbritannien im Rahmen einer tollen Box erstmals auch im Ulysses Cut veröffentlicht haben, der diese Zensuren wieder rückgängig macht und somit die bestmögliche Fassung in Bild, Ton und Laufzeit darstellt, um den Film so zu genießen, wie er ursprünglich geplant war. Massig Extras gibt es dort ebenfalls zu bestaunen. Universal hat daran ebenfalls mitgearbeitet, übernimmt dafür aber die weltweiten Exklusivrechte an der 4K-Erstveröffentlichung. Da die Box von Arrow ohnehin keine deutsche Sprachausgabe enthält, waren die Erwartungen für den hiesigen Markt also relativ hoch. Zum Film selbst kann man sagen, dass er die Zeit relativ gut überdauert hat, einmal abgesehen von den in die Jahre gekommenen CGI-Effekten. Das Setting ist bis heute einzigartig, der Score von James Newton-Howard einer der besten in der Vita des Komponisten und die Darsteller, vor allem der mittlerweile verstorbene Dennis Hopper als einäugiger Zigarettenprediger, haben sichtbar Spaß an der Sache. Waterworld ist nicht der ganz große Flop, als der er gerne bezeichnet wird, sondern bietet durchaus solide Unterhaltung. Die vielen Schwierigkeiten beim Dreh merkt man ihm aber tatsächlich zu jedem Zeitpunkt deutlich an.
Die UHD
Dass die Probleme um Waterworld nicht weniger werden, wird mit der UHD von Universal leider traurige Gewissheit. Denn die hohen Erwartungen an die Veröffentlichung nach dem tollen Release von Arrow erfüllt der Major zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, wir haben es hier wahrscheinlich mit einer der enttäuschendsten Veröffentlichungen aller Zeiten zu tun. Dabei lesen sich die Eckdaten ja erstmal nicht schlecht, denn für die UHD wurde das 35mm – Originalnegativ des Films komplett neu in 4K abgetastet und präsentiert sich in nativer Form mit erweitertem Farbraum und Unterstützung für HDR10. Leider eben das aber wieder nur in Form der alten Kinofassung. Der Extended Cut befindet sich erstmals bei einer deutschsprachigen Veröffentlichung mit an Bord, dafür aber nur in regulären Full HD und wenig überraschend ohne deutsche Tonspur, sondern lediglich mit Untertiteln. Das ist dann auch nicht der Ulysses Cut, sondern die zensierte TV-Fassung aus den Staaten. Und als wäre das nicht schon ärgerlich genug, hat man die knapp dreistündige Fassung dann auch noch zusammen mit der Kinofassung auf einen Silberling gepresst, was natürlich Bitrate kostet. Die zusätzlich beiliegende Blu-Ray bietet dann abermals nur die Kinofassung und zwar in genau der miesen Qualität, in der sie schon seit Jahren als Katalogtitel angeboten wird. Dass Universal gegenwärtig zu den miesesten Anbietern im 4K-Segment gehört, beweist der Major hier leider wieder mal überdeutlich.
Tatsächlich sieht die Remastered Blu-Ray von Arrow stellenweise sogar besser aus als die 4K-Version von Universal. Die ist in ihren besten Momenten messerscharf und offeriert Details, die man auf der alten Blu-Ray nicht einmal vermutet hätte, verliert sich dazwischen aber auch immer wieder in grob unscharfen Momenten und bietet zudem auch eher schwache Kontraste. Besonders die Schwarzwerte könnten kräftiger sein, stattdessen überwiegt mattes Grau. Die Farbgebung ist ebenfalls ein munteres Hin und Her zwischen Sensation (beispielsweise bei dem genial blauen Ozean) und Totalschaden. Letzteres trifft vor allem auf die unnatürlich orangefarbenen Gesichter zu, generell dominiert der erdige Ton das Geschehen viel zu sehr und überträgt sich auch auf Hintergründe. Gut, die Leute leben alle permanent in der Sonne und sind deswegen nachvollziehbarerweise etwas gesättigter in ihrer Erscheinung, hier driftet die Darstellung aber zu oft ins unnatürliche ab und wirkt einfach nur schlecht nuanciert. Schlimm ist, dass die Remastered Blu-Ray von Arrow all diese Probleme nicht aufweist, was im direkten Vergleich zum beigefügten Extended Cut, der identisch zum Release aus U.K. ist, mehr als deutlich wird. Hier ist das Bild durchgehend angenehmer saturiert, die Schärfe ausgewogener und selbst die Kontraste sind besser. Das abschließende Urteil kann nur lauten: Finger weg von der UHD. Lieber zum günstigeren Import greifen, der ebenfalls regionsfrei ist und in jedem handelsüblichen Player abgespielt werden kann. Der bietet in JEDER Hinsicht mehr, alleine schon wegen des Ulysses Cut.
Immerhin spendiert Universal der deutschsprachigen Veröffentlichung zumindest bei der Kinofassung den gleichen neuen DTS:X-Upmix den auch der Originalton bietet. Hier ist auch der einzige Mehrwert gegenüber Arrow gegeben, denn dort gibt es den Ton maximal in verlustfreien DTS-HD MA – Format. Die neue Abmischung legt vor allem im LFE-Bereich mächtig zu und bietet sensationell wuchtige Bässe, die man für einen knapp 25 Jahre alten Film so gar nicht erwarten würde. Wenn die Smoker auf ihren Benzinschleudern unterwegs sind, röhrt es so heftig, dass die Erde bebt. Aber auch sonst ist einiges los im Raum. Zu einer hervorragenden Stimmverständlichkeit im Center gesellt sich vor allem aus dem hinteren Bereich viel Leben. So entsteht ein tollen Mittendringefühl auf dem endlosen Ozean, das Rauschen des Meeres gerät zum stets präsenten Element und auch der Soundtrack fügt sich bestens in den Mix ein, auch wenn dieser hin und wieder etwas kräftiger erklingen könnte. Explosionen breiten sich ebenfalls gut im Raum aus, auch die Schusswechsel punkten mit viel Wucht und Dynamik. Dafür ist oben kaum was los. Die Deckenebene öffnet den Film atmosphärisch hauptsächlich via Soundtrack etwas mehr Richtung Dreidimensionalität, bietet abseits davon aber kaum einen Mehrwert. Dafür bietet der Film leider auch einfach keine passenden Gelegenheiten. Trotzdem, was die UHD offeriert ist der bereits erhältlichen Blu-Ray in Sachen Klang deutlich überlegen. Wenigstens das.
Die Extras
Ich habe es ja bereits kurz erwähnt: Das Release von Arrow strotzt nur so voller Beigaben, darunter sogar einer ganz neuen Dokumentation über den Klimawandel. Aber auch abseits davon gibt es jede Menge Material, unter anderem Retrospektiven und vieles mehr. Die UHD von Universal dagegen bietet…gar nichts. Weder auf der Blu-Ray noch auf der UHD findet sich irgendwelches Bonusmaterial, hier zählt der Extended Cut als Extra. Was also überall sonst regulär beigefügt wird und daher kaum Erwähnung finden muss, wird hier frecherweise einfach als generöser Bonus angepriesen. Dafür fehlen selbst mir am Ende die Worte.
Fazit
„Als Kind habe ich Waterworld sehr gemocht. Ich erinnere mich gut an die Erstausstrahlung im Free TV, damals noch bei RTL zur besten Sendezeit. Als Erwachsener, der sich mittlerweile überzeugt einen Cineasten nennt, kann ich dem Film immer noch einiges abgewinnen, auch wenn gerade bei der Kinofassung deutlich wird, welche katastrophalen Produktionsbedingungen den Film begleitet haben. Umso größer war die Vorfreude, dass nun nicht nur eine 4K-Version des Films erscheint, sondern erstmals auch der deutlich bessere Extended Cut offiziell seinen Weg nach Deutschland finden würde. Das Ergebnis enttäuschend kompromisslos auf ganzer Linie. In 4K gibt´s wieder nur die löchrige Kinofassung, der immer noch zensierte Extended Cut ist ausschließlich in Englisch und nur in regulärem HD an Bord, bietet aber insgesamt trotzdem das bessere Bild. Das rettet auch der toll aufbereitete Ton (ebenfalls nur Kinofassung) nicht mehr: Waterworld ist in dieser Form, Aufmachung und besonders der Ausstattung eine einzige Frechheit. Glückwunsch, Universal – die Nominierung zum schlechtesten Label 2019 bei den kommenden Year End – Awards ist damit definitiv gesichert! Wer den Film in bestmöglicher Form genießen will, greift zum günstigen Import von Arrow.“
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