UHD: „Tomb Raider“

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                                              Getestet und verfasst von General M 

          Quelle Bildmaterial: „Tomb Raider, ©2018 Warner Bros. Pictures. All rights reserved.“ 
 

                                       Ab sofort als UHD, Blu-Ray und DVD erhältlich. 

91aKiybIykL. SL1500 Nachdem bereits Angelina Jolie zwischen 2000 und 2003 zweimal in die Rolle der in der Videospielwelt kaum wie eine andere Heroine verehrten Lara Croft geschlüpft ist, wurde es nach dem kommerziellen und qualitativen Flop des zweiten Teils lange Zeit ruhig um weitere Kinoauftritte der berühmten Archäologin. Ein ähnliches Schicksal sollte wenig später dann auch die Spielereihe selbst ereilen, die sich nach mehr und mehr repetiven Aufgüssen mit „Angel of Darkness“, mit dem man beim Entwickler alles neu und anders machen wollte, völlig in den Sand setzte. Die Folge waren ganze 10 Jahre Selbstfindung, ehe Crystal Dynamics das Szepter in die Hand nahmen und mit dem schlicht „Tomb Raider“ betitelten Reboot eine ganz neue, erfolgreiche Ära im Bestehen der Lara Croft einläuteten, der eine nicht minder großartige Fortsetzung nachfolgte und deren dritter Teil bereits mit Spannung für diesen September erwartet wird. Neues Spiel, neues Glück – das müssen sich auch die Verantwortlichen bei Warner gedacht haben und mischten aus der Story der letzten beiden Spiele das Drehbuch für einen neuen Tomb Raider – Film. Und genau den könnt ihr ab heute auch im Heimkino erleben. Wir haben den passenden Test dazu. 


Der Film

Sieben Jahre ist es her, seit Lord Richard Croft (Dominic West, „Money Monster“), der bekannte Britische Abenteurer und reiche Unternehmenschef, spurlos bei einer geheimnisvollen Expedition verschwand. Auf Druck von Stellvertreterin Ana Miller (Kristin Scott Thomas, „Mission: Impossible“) soll dessen einzige Tochter Lara (Oscar© – Preisträgerin Alicia Vikander, „The Danish Girl“) den eigenen Vater nun endlich offiziell für tot erklären lassen. Für die rebellische Lara, die mit ihrem Erbe eigentlich nichts zu tun haben will und nie die Hoffnung aufgegeben hat, ihren Vater lebend wiederzusehen, eine schwere Aufgabe. Kurz vor der Unterschrift der entsprechenden Dokumente fällt ihr jedoch ein uraltes Puzzle in die Hände, welches Lara nicht nur auf die Spur ihres Vaters, sondern auch auf die einer ominösen Glaubensgemeinschaft namens „Trinity“ führt, die für dessen Verschwinden maßgeblich verantwortlich zu sein scheint. Kurzerhand packt Lara ihren Rucksack und macht sich auf den Weg zur entlegenenen Japanischen Insel Yamatai. Dort soll sich einer alten Legende nach das versteckte Grab der als bösen Zauberin verschrienen Kaiserin Himiko befinden, deren Kraft Trinity zu kontrollieren sucht. Und eben dort wurde Lord Croft zuletzt gesichtet. 

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Nach einem verheerenden Sturm inklusive Schiffbruch stranden Lara und der abenteuerlustige Kutterkapitän Lu Wen (Daniel Wu, „Geostorm“) dann tatsächlich auf Yamatai, müssen aber schnell feststellen, dass sie dort ganz und gar nicht alleine sind. Mit einem ganzen Heer von Sklavenarbeitern und schwerbewaffneten Söldnern lässt der von Trinity angeheuerte Mathias Vogel (Walton Goggins, „The Hateful Eight“) dort bereits seit geraumer Zeit die gesamte Insel nach dem gut versteckten Grabeingang durchkämmen. Und ist nur zu froh darüber, dass ihm Lara mit Lord Richard´s Tagebuch die nötigen Informationen bringt. Doch Lara gelingt in einem riskanten Manöver die Flucht und trifft schwer verletzt und ganz auf sich gestellt schließlich inmitten des gefährlichen Dschungels auf einen alten Bekannten…  

Die Rezension

Videospielverfilmungen stehen nicht zu Unrecht im schlechten Ruf, qualitativ minderwertige Umsetzungen zu sein – dazu hat Uwe Boll über die Jahre einiges beigetragen. Und trotzdem versuchen es die großen Studios immer wieder. Zuletzt scheiterte erst die Assassin´s Creed – Verfilmung mit Vikander´s Ehemann Michael Fassbender grandios an den Kinokassen. Ob man deswegen bei Tomb Raider eher auf Massentauglichkeit als Treue zum Spiel gesetzt hat? Anders lässt sich dessen Mittelmäßigkeit gemessen an der Vorlage wohl kaum erklären. Tomb Raider scheitert auf der Leinwand nämlich genau an dem, was das Spiel so großartig gemacht hat: An der Story. Dafür hat man sich einfach aus Versatzstücken beider Spiele bedient. Kaiserin Himiko und die Insel Yamatai stammen wie Antagonist Mathias (dort in einer gänzlich anderen Funktion als im Film präsentiert) aus dem ersten Teil, während man den Geheimbund Trinity einfach aus der Fortsetzung entnommen hat. Alles andere hat man einfach unter den Tisch gekehrt, darunter das düstere, brutale Setting und die Vielzahl so bedeutsamer Nebencharaktere. Das Ergebnis ist ein wenig überraschender, bis zur Unkenntlichkeit verwässerter und teenietauglicher Actioner, der schneller wieder aus den Gedanken verschwindet als ein Nacktbild von Angela Merkel. Schade, dass der Norweger Roar Uthaug, der hier für die Regie verantwortlich war und bereits mit „The Wave“ bewiesen hat, dass er das Genre eigentlich beherrscht, hier an der Studiokette von Warner Bros. nicht den Mut gefunden hat, näher an der Vorlage zu agieren. 

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Zugegeben, Alicia Vikander ist einfach nur grandios in der Rolle der Lara Croft, muss sich aber wie alles andere ebenfalls dem miesen Skript unterordnen und hat so kaum Möglichkeiten, die Wandlung des unsicheren Mädchens zur coolen Einzelkämpferin glaubhaft darzustellen. Die kommt nämlich so plötzlich und unerwartet, dass man diese Transition einfach nicht nachvollziehen kann. Darin war auch das Spiel nie perfekt, aber immerhin deutlich besser. Ohnehin nimmt sich der Film viel zu viel Zeit, Lara als schwach und verletzlich darzustellen, dass man erst in der letzten halben Stunde ein wenig das Gefühl hat, es hier mit der Lara Croft zu tun zu haben, die man aus dem tollen Spiel kennt. Dann steht allerdings auch schon der Abspann unmittelbar vor der Tür. Tomb Raider ist aber gerade dann richtig gut, wenn er Elemente wie die Flugzeugszene oder den reißenden Fluss nahezu 1 zu 1 aus dem Spiel kopiert, was nicht ohne Ironie ist. Dazwischen ist eine Menge Leerlauf zu finden, mit erschreckend blassen Nebencharakteren und einer mehr als vorhersehbaren Rahmenhandlung, die man in der Form schon zig mal gesehen zu haben scheint und die sich nichtmal ansatzweise die Mühe gibt, der spannenden und mythischen Handlung seiner Vorlage gerecht zu werden. Besonders leid tut es einem dann für den so talentierten Walton Goggins, dem man partout nicht die Zeit schenken will, seiner Rolle als Mathias einen Hauch von Tiefe zu verleihen. Und auch die Motive von Trinity werden stets nur weit am Rande angeschnitten, um als Prämisse für eine angedeutete Fortsetzung herhalten zu können. Das hätte man sich hier neben den überflüssigen Rückblicken und anderen Dingen, wie beispielsweise dem nahezu überflüssigen Charakter von Daniel Wu gleich komplett sparen können. Als Actionfilm bietet Tomb Raider solide Kost mit einer starken, aber schauspielerisch unterforderten Alicia Vikander, gegen die grandiosen Videospiele säuft er aber klanglos ab. Das kommt davon, wenn man aus einem Spiel ab 18 einen massentauglichen Film ab 12 machen will. Die einzig gute Nachricht ist hier, dass man für die Synchronisation von Vikander nicht auf Nora Tschirner zurückgegriffen hat. Das hat bereits „Rise of the Tomb Raider“ stark aufgewertet.  

Die UHD

Der von uns getesteten UHD liegt der Film in Form einer regulären Blu-Ray als Bonus bei, weswegen wir natürlich die Gelegenheit wahrgenommen haben, auch hier einen genauen Blick zu riskieren. Tatsächlich macht bereits das reguläre HD – Format einen sehr guten Job. Mit Arri ALEXA SXT Plus – sowie ALEXA Mini – Kameras gedreht, liegt sämtlichen Heimkinoveröffentlichungen ein natives 3.4K – Muster zugrunde, welches dann für seine jeweilige Version entweder rauf- oder runterskaliert worden ist. Die Blu-Ray lässt dabei bereits kaum Wünsche oder Kritikpunkte offen, sondern präsentiert Details, Kontraste und Farbgebung im Referenzbereich. Ob es nun die Panoramen von Hong Kong sind oder der dichte Dschungel von Yamatai, jede Einstellung stimmt. Auch in schnellen Szenen leistet sich das Bild keinerlei Aussetzer, sondern bleibt stets stabil und knackig scharf. Die durchgehend warme Farbgebung passt prima zum Geschehen und verleiht der Sache Atmosphäre. Kleine Aussetzer leistet sich die Blu-Ray lediglich in dunkleren Szenen, wie man sie zur Mitte und zum Ende des Films oft zu sehen bekommt. Hier können die gebotenen Schwarzwerte nicht so ganz überzeugen und leiden so an etwas unnatürlicher Blässe. Dennoch, das Endergebnis kann sich absolut sehen lassen. Nimmt man dann die UHD zum Vergleich, stellt man schnell fest, dass die sich eher darum bemüht, mit etwas feineren Nuancen aufzutrumpfen, sehr viel besser kann man es angesichts der exzellenten Blu-Ray ja ohnehin kaum noch machen. Tatsächlich offeriert die 4K – Variante nochmals mehr Details und reizt das vorhandene Master damit bis an den Rand des Möglichen aus. Typisch UHD kommt das Bild hier aber insgesamt ein gutes Stück dunkler daher. Unter Nutzung von HDR10/Dolby Vision sowie dem gewohnten erweiterten Farbraum ergeben sich noch einige weitere kleine Unterschiede im Vergleich zur Blu-Ray. Die Farben kommen hier nochmals kräftiger zur Geltung, was in manchen Momenten dafür sorgt, dass die Farben etwas ZU intensiv ausfallen und sich dann auch mal vom natürlichen Look wegbewegen, was in den jeweiligen Situationen besonders den Gesichtern anzusehen ist. Dennoch, der Mehrwert der 4K – Variante ist im Detail durchaus gegeben, weshalb sich die UHD auch ganz knapp vor der Blu-Ray positionieren kann. 

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Gute Nachrichten gibt es beim Ton zu vermelden, denn sowohl Blu-Ray als auch UHD enthalten eine verlustfreie Dolby Atmos – Spur, die man sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch abrufen kann. So wird´s gemacht, Paramount! But wait, there´s more! Tomb Raider ist nämlich in meinen Augen das erste richtig gute Beispiel einer korrekten Ausnutzung des 3D – Klangs im Heimkino. Während der Filmscore von Tom „Junkie XL“ Holkenborg grundsätzlich von den Höhenlautsprechern begleitet wird und somit über den ganzen Film angenehm präsent bleibt, sind es die vielen coolen Dinge dazwischen, die wirklich für Immersion sorgen, dazu zählen beispielsweise die Fallschirmszene und diverse Elemente im nahenden Finale. Ich will hier nicht zu viele Handlungselemente des Films spoilern, daher fasse ich mich kurz und sage lediglich, wer eine kraftvolle Anlage mit Dolby Atmos – Lautsprechern sein Eigen nennt, bekommt mit Tomb Raider endlich eine tolle Gelegenheit, deren Nutzen zu demonstrieren. Aber auch abseits davon leistet der Ton klasse Arbeit. Die Effektverteilung der Front- und Rücklautsprecher ist exzellent, der Subwoofer darf gelegentlich ebenfalls ordentlich arbeiten und die Stimmen im Center sind zu jeder Zeit prima verständlich. Eine mustergütige Tonspur, die nach den teils desaströsen Tests der letzten Wochen wieder ein Lächeln auf meine Lippen und eine metaphorische Errektion auf meine Ohren zaubert, sofern letzteres denn möglich ist. Das ausschließlich auf der Blu-Ray befindliche Bonusmaterial fällt dafür eher kurz und knackig aus. Vier Featurettes haben es an Bord geschafft. Diese befassen sich unter anderem mit einem Blick auf die filmische Neuausrichtung des Franchises, ebenso aber auch mit der ihr als Basis dienenden Videospielreihe. Wer mehr über Alicia Vikander´s akribische Vorbereitung für ihre Rolle als Lara Croft sehen will, bekommt detaillierte Einblicke in die harten Trainingseinlagen. Abgeschlossen werden die Extras dann mit einem genauen Blick auf die Arbeit des Stuntteams. Viel mehr hätte man hier wohl auch kaum präsentieren können.

Fazit

ava4„Die Rezension zum Tomb Raider – Film hat mich in eine heikle Lage gebracht. Denn einerseits liebe ich die zugehörigen Spiele des Reboots und bin entsprechend enttäuscht darüber, wie wenig davon es am Ende in den Film geschafft hat, zum anderen bin ich von Alicia Vikander in der Rolle der Lara Croft aber dennoch begeistert. Tomb Raider ist in dem Momenten am Besten, in denen 1 zu 1 Szenen aus dem (hauptsächlich) ersten Film kopiert werden. Dazwischen findet das Geschehen kaum Mut, sich seiner Vorlage näher als nötig anzunähern. Das Ergebnis ist ein mittelmäßer Actionfilm, dessen Darsteller nahezu komplett zwischen Unterforderung und Überflüssigkeit hin- und herpendeln und der erst viel zu spät seine Qualitäten aufblitzen lässt. Falls angesichts der eher mauen Kritiken und Einspielergebnisse wirklich noch eine Fortsetzung produziert wird, dann hoffentlich näher an der Vorlage. Alles andere wäre einfach nur schade und nicht nur eine Beleidigung für die Fans der Reihe, sondern auch eine Verschwendung des großen Potenzials einer hervorragenden Hauptdarstellerin. Wer sich Lara´s neues Abenteuer trotzdem nach Hause holen will, kann bedenkenlos zugreifen – sowohl Blu-Ray als auch UHD sind bis auf minimale Schwächen hervorragend.“

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 

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