UHD/BD: „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“

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                „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen, ©2018 Warner Bros. Pictures. All rights reserved.“ 

    Ab. 04. April 2019 erhältlich als UHD, Blu-Ray, Blu-Ray 3D, DVD und Digital Purchase

81vcLdbNdPL. SL1367 Dass es nach den weltweit mehr als nur erfolgreichen Filmen zu Joanne K. Rowling´s Harry Potter – Saga irgendwie weitergehen würde, war natürlich abzusehen. Mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind begann dann 2016 tatsächlich eine neue Reise für die Fans der Wizarding World. Noch lange vor dem Aufstieg von Lord Voldemort legt die neue Saga ihren Fokus auf den Kampf des Tierforschers Newt Scamander und seiner Freunde gegen den fiesen Gellert Grindelwald, der ganz ähnliche Ambitionen verfolgt wie sein geistiger Erbe viele Jahrzehnte später. Mit Grindelwald´s Verbrechen bekam einer der erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2016 Ende letzten Jahres dann auch endlich seine Fortsetzung spendiert. Und genau die erscheint noch in dieser Woche im Heimkino. Natürlich haben wir pünktlich dazu die Zauberstäbe für euch geschwungen. Okay, das klingt jetzt irgendwie komisch. Aber ihr wisst schon…

Der Film

Nachdem der böse Magier Grindelwald (Johnny Depp, Pirates of the Caribbean) einst knapp damit gescheitert ist, mithilfe des mächtigen Obscurial Creedence (Ezra Miller, Justice League) ganz New York in Schutt und Asche zu legen, sitzt ersterer scheinbar sicher verwahrt im Hauptquartier des amerikanischen Ministerium für Hexerei und Zauberei ein und wartet dort auf seine Überführung in´s britische Hochsicherheitsgefängnis. Doch trotz dessen Festsetzung scharren sich immer neue Anhänger um den dunklen Zauberer, dessen erklärtes Ziel weiterhin die Herrschaft der magischen Wesen über die einfachen Muggel (also Menschen ohne jedwede Begabung für Zauberei) ist.

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Als Grindelwald nach einer spektakulären Flucht in Paris Unterschlupf sucht und dort beginnt, seine Getreuen zu versammeln, rekrutiert dessen ehemaliger Freund und Liebhaber Albus Dumbledore (Jude Law, Captain Marvel) zu dessen erneuter Verfolgung ausgerechnet den friedliebenden Tierkundler Newt Scamander (Eddie Redmayne, The Danish Girl), der zuletzt maßgeblich daran beteiligt war, Grindelwald´s Pläne für New York zu vereiteln. Begeistert ist Scamander von der Idee zunächst nicht, als er aber erfährt, dass seine heimliche Flamme Tina (Katherine Waterston, Alien: Covenant) im Auftrag des Ministeriums ebenfalls vor Ort ermittelt und sich möglicherweise in großer Gefahr befindet, reist er ihr trotz allem Zögern kurzerhand nach. Und auch der Muggel Jacob Kowalski, der sich gerade im Clinch mit seiner telepathisch begabten Herzensdame Queenie befindet, ist natürlich wieder mit von der Partie.

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Die Freude über das gemeinsame Wiedersehen ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn neben Grindelwald ist auch Creedence, der immer noch auf der Suche nach seiner wahren Herkunft ist, in Paris aufgetaucht. Als dann auch noch das britische Zaubereiministerium, vertreten von Newt´s entfremdeten Bruder Theseus und dessen Verlobter Leta (Zoe Kravitz, Girls Night Out) mitmischt, ist das Chaos komplett. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Grindelwald zieht seine Schlinge um die beide Welten immer weiter zu und macht dabei auch nicht davor halt, Newt und seine Freunde für seine Zwecke rekrutieren zu wollen. Kann der drohende Krieg zwischen Menschen und Magiern noch verhindert werden? 

Die Rezension

Insgesamt fünf Filme sollen die Abenteuer um Newt Scamander beinhalten, was seitens der Verantwortlichen, vor allem aber natürlich der Drehbuchautorin Joanne K. Rowling, auf langfristige Planung schließen lässt. Um das auf Dauer realisieren zu können, bombardiert einen Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen nur so mit neuen Charakteren, Hintergrundgeschichten und Storyhäppchen, die allesamt den Weg für weitere Fortsetzungen ebnen sollen. Für den Zuschauer kann das bisweilen sehr anstrengend sein, ja geradezu nervig und forciert. In die 134 Minuten Spielzeit wird nämlich derart viel Information gequetscht, dass der Film daran stellenweise zu ersticken droht. Dabei bleiben vor allem die bereits etablierten Hauptfiguren auf der Strecke, die sich bis auf eine Ausnahme kaum nennenswert weiterentwickeln und stattdessen den einzigen Zweck zu haben scheinen, das ganze Drumherum irgendwie voranzutreiben. Dass Wizarding World – Regieveteran David Yates dabei immer wieder den roten Faden verliert, fällt auf und ist der wohl größte Kritikpunkt der Fortsetzung, die es mit über einer halben Milliarde Dollar weltweitem Einspielergebnis immerhin auf Platz 10 der erfolgreichsten Filme des letzten Jahres geschafft hat. 

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Deutlich aus der oft grauen Masse an Charakteren heraus sticht auf positive Weise Johnny Depp als böser Magier Grindelwald. Der spielt hier gleichermaßen so charismatisch und fies auf, dass man sich seiner Präsenz als Zuschauer ebenso wenig entziehen kann wie dessen wachsende Anhängerschaft – auch weil seine Motive sogar nachvollziehbar erscheinen. Dadurch wird die Figur extrem greifbar und funktioniert als Bösewicht sogar noch besser als Lord Voldemort, der Gegenspieler von Harry Potter. Worin der Film aber generell kompromisslos überzeugt sind Tricks und Ausstattung. Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen ist ein visuelles Fest für die Sinne, dass mit spektakulären Effekten und noch schöner in Szene gesetzten magischen Kreaturen aufwartet. Doch was nützt es, wenn einen der Film von Schauplatz zu Schauplatz hetzt, von Figur zu Figur und dabei nie Raum öffnet, um mal durchatmen und das bisher Gesehene verabeiten zu können? Dafür mangelt es einfach zu jeder Zeit viel zu sehr an Struktur. Creedence, Nagini, Leta LeStrange, Theseus Scamander…hier tummeln sich zu viele Charaktere in ihren jeweiligen Subplots herum, dass man ohne Kenntnisse des Vorgängers erst recht keinen Anschluss an die Geschehnisse finden kann. 

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Es bleibt dennoch spannend abzuwarten, wie die Geschichte weitergehen wird. Wie lautete doch die Inschrift auf dem Harry von Dumbledore ausgehändigten Schnatz am Ende der Potter – Saga? „Ich öffne mich zum Schluss“. Genau dieser Satz ist sinn- und stilbildend für die Arbeit von Rowling, weswegen ich keineswegs sagen will, dass all die Erde, mit der man hier für die Aussaat weiterer Fortsetzungen beworfen wird, keinem bestimmten Zweck dient. Dennoch: Weniger wäre mehr gewesen, zumindest im Rahmen der für die zahlreichen, wohl irgendwann sehr handlungsrevelanten Elemente sehr knapp bemessenen Laufzeit. Das ist wirklich das einzige, woran der Film in meinen Augen scheitert und deutlich hinter dem ersten Teil zurückliegt. Wer akzeptieren kann, dass man mit einer schieren Fülle offener Fragen entlassen wird und sich damit wohl wieder zwei Jahre gedulden muss, bis sich der Frage-Antwort-Kreislauf ein weiteres Mal wiederholt, wird mit Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen bis dahin zumindest visuell bestens bedient. 

UHD und Blu-Ray

Um die Wizarding World ein weiters Mal eindrucksvoll zum Leben zu erwecken, haben die Macher auf Arri ALEXA 65 – Kamerasysteme zurückgegriffen, die mit satten 6.5K Ausgangsauflösung aufnehmen. Darauf basierend entstand völlig überraschend für einen derart effektlastigen Film ein Digital Intermediate in echtem 4K. Nach langer Zeit haben wir es hier also endlich mal wieder mit einer UHD zu tun, die in nativer Auflösung daherkommt und nicht nur ein Upscale bietet. Was genau das für das hochpreisige Format bedeutet, wollen wir gleich klären. Zuerst aber nehmen wir uns wie immer der Blu-Ray an, die wie üblich auf Full HD herabskaliert wurde.  Bereits hier wird ein starkes Bild geboten, welches sich oft besonders bei Bildschärfe und Kontrasten in Referenzbereiche vorwagt. Besonders in den ruhigeren Momenten besticht die Blu-Ray durch einen derart grandiosen Detailgrad, dass einem im Rahmen regulärer HD – Veröffentlichungen fast permanent die Kinnlade runterklappt – und zwar sowohl in Totalen, wie auch in den Nahaufnahmen. Der Gewinn, der selbst der Blu-Ray durch das 4K – Master als Vorlage entsteht, ist immens. Die Schwarzwerte sind schon hier nahezu perfekt, die Durchzeichnung in dunklen Einstellungen makellos. Da der Film in seinen hellen Momenten aber bewusst eher auf Grautöne setzt, um das alte Paris stilecht darstellen zu können, bleiben Referenzmomente für die Weißanteile eher eine Seltenheit. Die Farbgebung bewegt sich dementsprechend auch zwischen erdigen, aber immer noch sehr natürlichen Tönen und knallbunten Farben (z.B. bei den Tierwesen und den Effekten im Allgemeinen) stets hin und her. Der Gesamtlook ist aber trotzdem absolut stimmig, was in den richtigen Momenten von einer leichten, unaufdringlichen Körnung immer wieder passend untermalt wird. Lediglich leichte Unruhen in den ersten Minuten fallen hier negativ auf. 

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Spannend wird nun die Frage, ob die UHD hier noch eins drauf setzen kann. Die Antwort: Ja, sie kann. Die 4K – Disc wartet neben dem erweiterten Farbraum nämlich mit Support für Dolby Vision und HDR10 auf. Und genau darin liegen wieder mal die entscheidenen Vorteile. Die hier nochmals kräftigeren Schwarzwerte heben den Film bei den Kontrasten endgültig in den absoluten Referenzbereich. Wahnsinn! Und auch die Farben verfügen über nochmals mehr Punch, besonders das effektreiche Finale ist ein absoluter Augenöffner. Gleichzeitig wirken die Gesichter noch eine Spur natürlicher, wodurch ein nochmals homogenerer Gesamteindruck entsteht. Endgültig vom Hocker haut einen dann aber der Auflösungsmehrwert, welcher der UHD aus seinem nativen 4K – Master entsteht. Hier schlägt die UHD selbst die bereits hervorragende Blu-Ray nochmal um ein ganzes Stück und bietet ein so klares und hochdetailliertes Bild, dass man beinahe das Gefühl hat, dass Bildschirm und Leinwand nichts weiter sind als ein Portal, durch das man als Zuschauer direkt selbst in die magische Welt gelangen kann. Ja, es ist wirklich SO gut. Obwohl es bis zum Jahresende noch etwas hin ist, haben wir mit der UHD zu Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen bereits jetzt einen nahezu sicheren Anwärter auf die beste Heimkinoveröffentlichung des Jahres vorliegen. So oder so aber zumindest eine der besten UHD – Veröffentlichungen aller Zeiten. 

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Dass dem so ist, liegt glücklicherweise auch am Ton, denn Warner hat entgegen meiner Befürchtungen gleichermaßen Blu-Ray wie UHD mit einer englischen UND deutschen Dolby Atmos – Spur versehen. Der Hauptteil des Geschehens verweilt aber auf der regulären Ebene, denn die dreidimensionale Ebene dient hier eher zur Untermalung und setzt nur wenige eigene Akzente. Schlimm ist das aber nicht, denn dadurch öffnet sich dem Zuschauer der Ton als Gesamtes und verteilt sich immersiv im ganzen Raum. Oben ist also generell immer irgendetwas los, aber wenn sich das Geschehen dann doch mal komplett an die Decke verlagert, dann nie ohne Grund (und oft mit ziemlich einprägsamen Ergebnissen). Andererseits bleiben aber auch viele gute Momente für guten 3D – Sound ungenutzt. Das sind zwar nur wenige, aber angesichts der Tatsache, dass die Ebene sonst stets aktiv ist, kommt es einem dann doch umso eigenartiger vor, wenn in erwartungsvollen Momenten schlicht nichts entsprechendes passiert. Auf der regulären Ebene liefer der Ton dann aber kompromisslos ab. Die Effekte kommen nachvollziehbar platziert aus den jeweiligen Lautsprechern, klingen dynamisch und überaus kraftvoll. Dem schließt sich auch der Subwoofer an, die Bässe sind wuchtig und bringen nicht selten auch mal den Boden zum beben. Auch der tolle Soundtrack aus der Feder von James Newton-Howard ist stets präsent, wirkt aber nie aufdringlich. Die hervorragende Stimmverständlichkeit wird von allen anderen Elementen nie gestört. Insgesamt ein fantastisches Mittendrinerlebnis, dass einen immer wieder zusammenzucken und staunen lässt. 

Extras

Etwas zwiespältig verhält es sich hierzulande bei den Extras. Denn der Heimkinoveröffentlichung von Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen liegt ein Extended Cut mit nicht im Kino gezeigten Szenen bei. Den gibt es aber generell nur in Form einer zusätzlichen Blu-Ray, ganz gleich ob man nun die UHD kauft oder nicht. Und auch deutschen Ton sucht man hier vergeblich, geboten wird hier ausschließlich der englische Originalton, den aber immerhin auch im Dolby Atmos – Format. Neben einem alternativen Opening und keineren Dialogerweiterungen bekommt hier besonders die Figur des Creedence deutlich mehr Laufzeit spendiert, was der Charakterzeichnung gut tut. Vor allem das Verhältnis zwischen ihm und Nagini wird hier intensiver herausgearbeitet.

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Durchaus sehenswert also ist sie, die knapp sieben Minuten längere Fassung des Films – und sicher nichts, was man man nicht abschließend noch hätte synchronisieren können. Dass man sich hier dennoch für die einfache Lösung entschieden hat, ist am Ende dann doch wieder typisch Warner. Da die meisten (aber nicht alle) dieser Szenen auch separat als Teil der Deleted Scenes im Bonusmaterial eingesehen werden können, muss man dieser Tatsache aber nicht zu sehr nachtrauern. Die wenigen komplett exklusiven Momente tragen nichts nennenswertes zum Film bei. 

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Der Rest der Extras ist eher Ware von der Stange. Hervor sticht hier allerhöchstens das 50 Minuten lange, in sechs Teile gesplittete Making Of, welches umfangreiches Hintergrundmaterial zum Entstehungsprozess des Films liefert und nahezu keinen Aspekt unbeachtet lässt und natürlich auch mit einer Vielzahl an Interviews mit Cast und Crew aufwartet. Zusätzlich gibt es nochmal 10 Minuten Material, in dem Joanne K. Rowling näheres zum kreativen Schaffungsprozess und der Geschichte von Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen preisgibt (muss ja nicht immer Twitter sein, nicht wahr?). Abschließend begleitet ein Kamerateam die Schauspieler Ezra Miller und Evanna Lynch bei der ersten Sichtung des Filmmaterials, weitere 20 Minuten können dafür veranschlagt werden und auch der Figur des Dumbledore wurde noch ein kurzes Featurette spendiert. Im Vergleich zum umfassenden Making Of ist das alles aber nicht wirklich essentiell, sondern eher als nette Beigabe zu verstehen. 

Fazit 

ava7„Die Regeln einer Fortsetzung: Bessere Story, bessere Schurken, mehr Überraschungen und natürlich muss alles viel imposanter und epischer aussehen. Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen schafft es, die meisten dieser Anforderungen zu erfüllen. Der Film sieht toll aus, die Action ist klasse und Johnny Depp ist als fieser Magier einfach nur grandios. Dafür hapert es an nahezu allem anderen. Man wird förmlich erschlagen mit Charakteren und Handlungselementen, die alle eher auf zukünftige Fortsetzungen ausgelegt sind und nur selten genug Zeit erhalten, sich schon jetzt vernünftig entfalten zu können. Und auch die Hauptdarsteller werden zugunsten der Vorbereitung auf alles, was da noch kommt, kläglich vernachlässigt. So können auch die tollen Tricks und die wunderbare Ausstattung nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es hier eher mit einem Filler zu tun haben, der lediglich ein kleiner Teil der großen Maschine ist. Als solcher betrachtet hat mich der Film gegenwärtig eher enttäuscht zurückgelassen. Was dafür aber auf ganzer Linie überzeugt, ist die Heimkinoveröffentlichung. Blu-Ray und UHD sind jeweils mit Abstand absolute Bildreferenzen und auch der Ton ist qualitativ hochwertig und entspricht aktuellen Standards. Bitter bleibt, dass der groß angepriesene Extended Cut lediglich als Bonus – Blu-Ray im Originalton vorliegt. Immerhin, das umfangreiche Making Of entschädigt abseits der sonst eher generischen Extras wenistens ein bisschen.“

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