Die Reise erweist sich als Höllentrip für alle Beteiligten. Zu der bunt gemischten Truppe aus jungen Soldaten und traumatisierten Veteranen gesellt sich bald die Witwe Rosalee Quaid (Rosamund Pike, Gone Girl), die durch einen Komantschenangriff binnen weniger Sekunden ihren Mann und drei Kinder verloren hat. Später soll die bereits dezimierte Eskorte dann auch noch den verurteilten Mörder Wills (Ben Foster, Inferno) zum Galgen geleiten. Inmitten zahlreicher Gefahren von innerhalb und außerhalb der Gruppe sind selbst Feinde gezwungen, zusammenzuarbeiten, um die Reise lebendig zu überstehen. Doch können Rassismus und brennender Hass ohne weiteres überwunden werden?
Die Rezension
Müsste man den Film ausschließlich nach seinen Bildern bewerten, würden die wunderschönen Panoramen und Lichtstimmungen alleine wohl schon für eine Traumpunktzahl sorgen. Rein visuell ist Scott Cooper´s Abgesang auf den glorreichen Westen nämlich famos in Szene gesetzt und bietet so manches Schmankerl für die Augen. Und in der Theorie stimmen eigentlich auch die inhaltlichen Ansätze. Das große Problem von Feinde – Hostiles liegt letztlich in deren praktischer Umsetzung. Der Film ist einfach krampfhaft bemüht, jedem Dialog und jeder Nahaufnahme irgendetwas tiefsinniges und bedeutsames zu verleihen, so dass sich das Geschehen nach dem dramatischen Auftakt schnell in diesen Bemühungen verliert.
Bei 134 Minuten Laufzeit muss man als Zuschauer einiges an Sitzfleisch aufbringen, um sich durch das stets düstere, ja beinahe depressive Wesen der vielen Charaktere zu kämpfen, die allesamt entweder verbittert, traumatisiert oder einfach nur erfüllt von Zorn sind. Entsprechend mangelt es den Figuren auch an Facettenreichtum. Zwar sorgt Ben Foster zur Mitte hin in der Rolle des Wills für frischen Wind, der einen kurz mal aus der erzeugten Lethargie herausreißt, dann ist es aber auch fast schon zu spät, um die finstere Grundstimmung des Films noch in andere Bahnen zu lenken. Dass der Film dabei auch ein Plädoyer für Toleranz sein soll, vergisst man sehr, sehr schnell, zumal es immer hart zur Sache geht.
Der für seine akribische Vorbereitung bekannte Christian Bale hat hier womöglich sogar etwas zu viel Zeit damit verbracht, sich in seine Rolle einzufügen. Die zeigt zwar Präsenz, agiert aber doch weitestgehend roboterhaft. Wesentlich besser gefallen haben mir da Wes Studi als geheimnisvoller Indianerhäuptling und zuletzt Rosamund Pike, die der gebrochenen Witwe bemerkenswert viel Substanz verleiht. Feinde – Hostiles ist alles andere als ein schlechter Film. Er bietet Drama, fantastische Bilder, toll in Szene gesetzte Shootouts und nimmt sich außerdem viel Zeit für seine Charakteren. Nur von letzterem eben viel zu viel, von allem anderen leider viel zu wenig. Sehenswert ist er dennoch, dieser Apocalypse Now! – Light im Westen.
UHD und Blu-Ray
Im direkten Vergleich zwischen dem 4K – Transfer der UHD und dem 1080p – Master der Blu-Ray lassen sich tatsächlich einige Unterschiede feststellen, die man allerdings ausnahmsweise nicht zwingend dort findet, wo man sie erwarten würde. Bereits die reguläre HD – Veröffentlichung liefert ein insgesamt sehr detailreiches Bild mit gut nuancierter Farbgebung. Nahaufnahmen präsentieren viel Struktur bei den Gesichtern, auch die Hintergründe können sich sehen lassen. Die UHD bietet von all dem jeweils noch ein wenig mehr und hebt nicht nur die Details nochmal ein Stück an, sondern bietet dank des erweiterten Farbraums auch nochmal etwas mehr Punch bei den Farbe, was besonders gut an Kleidung und später auch der Kriegsbemalung sichtbar wird. Wirklich groß sind die Unterschiede hier allerdings nicht.
Wesentlich präsenter treten die bei dunklen Szenen zur Tage. Hier säuft die mit kräftigeren Schwarzwerten ausgestattete UHD im Vergleich zur Blu-Ray fast immer massiv ab und verschluckt Unmengen dort noch sichtbarer Details. Mehr als Teile des Gesichts sind dann kaum mehr auszumachen. Dafür unterliegt die Blu-Ray in hellen Szenen, wo die UHD die besseren Kontraste bietet. Ferner leiden grundsätzlich beide Fassungen immer mal wieder an einem künstlich wirkenden Filmkorn, die das Geschehen besonders bei eben jenen hellen Szenen etwas verwässern. Diesen Effekt hätte man sich dann doch sparen können. Alles in allem bietet die Blu-Ray hier trotz eigener und gemeinsamer Schwächen das bessere Gesamtergebnis. Wirklich referenzverdächtig ist allerdings keine der Veröffentlichungen.
Besser schlägt sich da der Ton, der auf beiden Versionen sowohl auf Deutsch, als auch in Englisch in identischer Form vorhanden ist. Dort sorgen jeweils verlustfreie DTS-HD MA 5.1 -Tonspuren für den Klang. Und der widerum macht seine Sache richtig gut. Von kleinen Windstößen bis zu effektvollen Schießereien deckt der Ton eine umfangreiche Bandbreite ab und schafft es, diese wunderbar und wuchtig auf die jeweiligen Lautsprecher zu verteilen. Dabei entsteht ein gutes Gefühl von Immersion, dem man sich gerne hingeben möchte. Neben der guten Räumlichkeit können auch die Bässe glänzen, zudem schmiegt sich der tolle, oft an Red Dead Redemption erinnernde Soundtrack von Komponist Max Richter immer sehr unaufdringlich, aber trotzdem wahrnehmbar um das Gesamtgeschehen herum. Kleines Manko ist hier trotz allem die gelegentlich etwas leise Abmischung der Stimmen aus dem Center. Bei den Extras darf man sich neben vier kurzen Interviews über eine in drei Teile aufgesplittete Dokumentation mit insgesamt knapp 60 Minuten Laufzeit freuen, die sich intensiv mit der Produktion des Films auseinandersetzt. Die ist sehr sehenswert und informativ ausgefallen, bietet allerdings leider keine deutschen Untertitel. Auf der DVD wurde die Doku übrigens komplett gestrichen.
Fazit
„Der Western ist längst nicht tot. Nur wünscht man sich im Falle von Feinde – Hostiles, dass er sich gelegentlich weniger mit den insgesamt sehr facettenarmen Charakteren befasst, sondern viel mehr mit allem drumherum. Wäre Regisseur Scott Cooper dies gelungen, hätte der Film sicher das Zeug zu einem modernen Klassiker gehabt. So jedoch bleibt es bei einem „nur“ sehenswerten, aber teils sehr zähen Erlebnis, welches den Zuschauer trotzdem mit tollen Panoramen und einem wunderbaren Soundtrack entschädigt. Blu-Ray und UHD sind beide nicht perfekt, angesichts der extrem dunklen 4K – Version geht die Wertungstendenz hier aber eher Richtung Blu-Ray. Die Doku in den Extras ist zusätzlich sehr interessant, nur leider nicht mit Untertiteln versehen.“
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