Der Film
Und tatsächlich kalbt die Elefantendame wenig später, aber der Nachwuchs fällt hauptsächlich durch seine überdimensionierten Ohren auf. Obwohl vor allem Holt´s Kinder den Minirüssler schnell ins Herz schließen, unternimmt Medici alles nur erdenkliche, den optischen Makel irgendwie zu kaschieren. Doch es hilft alles nichts: Die erste Vorführung des kleines Elefanten gerät zum Desaster. Die Zuschauer lachen ihn aus, rufen ihn Dumbo und bewerfen ihn mit allerlei Gegenständen. Weniger lustig findet das die Mutter, die irgendwann wütend im Publikum randaliert, wobei mit dem tyrannischen Dompteur auch ein Toter zu beklagen ist. Während Medici gezwungen ist, Dumbo´s Mutter zu verkaufen, entdecken Holt´s aufgeweckte Kinder, dass der kleine Elefant dank seiner großen Ohren fliegen kann. Nicht nur Medici wittert DIE Sensation, sondern auch der fiese Vergnügungsparkbesitzer Vandevere (Michael Keaton, Birdman) setzt alle Hebel in Bewegung, um die Attraktion exklusiv für sich gewinnen zu können. Da Medici schon länger unter finanziellen Schwierigkeiten leidet, einigen sich beide auf eine fragile Partnerschaft.
Zusammen mit Vandevere´s bisheriger Starattraktion, der französischen Trapezkünstlerin Colette (Eva Green, 300: Rise of an Empire), soll eine ganz neue, unvergleichliche Nummer entstehen. Doch Dumbo, der seine Mutter immer mehr zu vermissen beginnt, ist vor der übergroßen Bühne schnell heillos überfordert. Als er entdeckt, dass Mrs. Jumbo unter unwürdigen Bedingungen in Vandevere´s Dreamland vorgeführt wird, ist an weitere Auftritte sowieso nicht mehr zu denken. Für den skrupellosen Parkbesitzer ist klar: Die Mutter muss endgültig verschwinden – und Medici´s Leute gleich mit. Die entschließen sich zu einem verzweifelten Befreiungsversuch, um beiden Elefanten die Freiheit schenken zu können…
Die Rezension
Momentan produziert Disney seine Remakes gefühlt am Fließband. Zusammen mit Dumbo erschienen mit Aladdin und dem König der Löwen in diesem Jahr bereits drei Neuverfilmungen nach bekannten Klassikern der alterwürdigen Trickschmiede. Kein Wunder also, dass das übersättigte Publikum sich genau überlegt, für welchen Film es Kinotickets lösen will und für welchen nicht. Der im Vergleich zu den übrigen Realverfilmungen eher unbekannte Dumbo wurde genau davon Opfer, denn bei einem Budget von 170 Millionen Dollar spielte der Film weltweit gerade mal 353 Millionen Dollar ein, was für die Verantwortlichen kaum als großer Erfolg gewertet werden kann. Ein bisschen muss man das aber auch dem Film selbst anheften. Denn obwohl wir es hier auf audiovisueller Ebene eindeutig mit einem ganz klassischen, kunterbunten Burton zu tun haben, mangelt es dem Film vor allem erzählerisch an Höhepunkten. Weder die Familie Holt, noch Vandervere oder gar Trapezkünstlerin Colette kamen im Original von 1941 vor. Dass die simpel gestrickte Story der Trickvorlage als Realfilm unmöglich genügend Potenzial für knapp 112 Minuten Spielzeit bieten würde, muss den Verantwortlichen früh klargeworden sein.
Um den fliegenden Elefanten wurde also eine ganze Menge Füllmaterial hinzugedichtet. Und darin liegt auch das Problem, denn als solches fallen die meisten Rollen und Handlungselemente auch beinahe durchgehend auf. Es mangelt dem Film an Überraschungen, Charaktertiefe und nicht zuletzt auch an den vielen tollen Songs, die das Original so wunderbar kurzweilig und unterhaltsam gemacht haben. Darüber können auch die toll animierten Effektsequenzen nicht hinwegtrösten und ebenso wenig letztlich auch nicht der unendlich putzige, digital erschaffene Dumbo. Der gleichnamige Realfilm ist eine hübsch anzusehende, aber inhaltsarme Blase, die sehr viel früher platzt, als man es sich als Zuschauer wünschen würde.
Ich glaube auch nicht, dass Regisseur Tim Burton, der sonst gerne subtile Kritik und surreale Elemente vermischt, mit dem Ergebnis unter den ständigen Konformitätsanforderungen seitens Disney allzu glücklich sein kann. Zwar lässt Burton eine Menge altbekannter Regulars auffahren, darunter eben Danny DeVito und Michael Keaton, angesichts des vorhersehbaren Ablaufs des Films entpuppt sich all das aber für langjährige Fans des Kaliforniers ebenso als Finte wie die erneute Zusammenarbeit mit Hauskomponist Danny Elfman, dessen musikalischer Beitrag so generisch und repetiv wirkt, dass man den eigentlichen muskalischen Stil des Oscar©-Preisträger kaum noch herauszuhören vermag. Wer dafür übrigens in der Stammbesetzung fehlt, ist neben Johnny Depp auch Helena Bonham-Carter. Da die sich aber nun bereits vor längerer Zeit von Lebenspartner Burton getrennt hat, der nun stattdessen mit Eva Green angebandelt hat, muss auf Vetternwirtschaft trotzdem nicht gänzlich verzichtet werden. Schade, dass hier wirklich auf jedweder filmischen Ebene so viel Potenzial verschwendet worden ist. Mein Tipp: Lieber beim Original bleiben.
UHD und Blu-Ray
Dumbo wurde vollständig digital unter Zuhilfenahme dreier verschiedener Kamerasysteme von Arriflex gefilmt. Trotz maximalen Output von 5K entschied man sich aber dann später doch wieder für das übliche 2K Digital Intermediate, alleine schon um den vielen digitalen Effekten angemessen Rechnung tragen zu können, die nunmal gegenwärtig nicht höher gerendet werden. Die UHD stellt also einen weiteren Vertreter der nur auf 4K hochskalierten und nicht nativ auflösenden Veröffentlichungen dar, muss sich aber deswegen natürlich noch längst nicht schlecht schimpfen. Aber sehen wir uns wie immer zuerst die Blu-Ray an. Was hier vor allem aus der Nähe betrachtet auffällt, ist der wohl nachträglich hinzugefügte Filter, der permanent für ein ganz feines Rauschen sorgt, um vor allem die Zeit in welcher der Film spielt stilistisch besser untermalen zu können. Bei der Farbgebung wird aber dann wieder die Handschrift des Regisseurs überdeutlich. Dumbo setzt auf eine fein abgestimmte Mischung aus erdigen Brauntönen, die große Teile des Bildes, darunter auch die Hauttöne dominieren, sowie knallig warme Primärfarben, die besonders in Effekten und Kostümen immer mal wieder eindrucksvoll durchstrahlen. All das setzt bereits die Blu-Ray ansehnlich um, und auch die Schärfe geht in Ordnung. Besonders in Nahaufnahmen darf man sich hier schon um ein sensationell detailliertes und knackiges Bild freuen, welches abseits davon aber immer mal wieder etwas weicher wirkt. Bei den Kontrasten haben wir es vor allem bei hellen Szenen wieder mit den zuletzt fast schon regulären Überstrahlungen zu tun, an denen viele Veröffentlichungen der letzten Zeit mal mehr, mal weniger stark gelitten haben. In dunklen Szenen bekommt man dafür die bessere Durchzeichnung geboten, zum Preis eher schwacher Schwarzwerte.
Vergleicht man all das nun mit der UHD, lassen sich durchaus Unterschiede ausmachen. Denn zum einen verpufft das feine Rauschen der Blu-Ray dank höherer Auflösung hier fast vollständig und offeriert alleine dadurch schon ein ruhigeres Bild. Neben dem erweiterten Farbraum ist zudem ausschließlich Support für HDR10 an Bord. In der Praxis bedeutet das, dass die im Gegensatz zur Blu-Ray durchgehend dunkler wirkende UHD mangels Dolby Vision auch nicht imstande ist, sensationelle Schwarzwerte zu präsentieren. Die Unterschiede sind daher auch viel eher bei hellen Szenen auszumachen. Die Überblendungen der Blu-Ray werden nahezu vollständig beseitigt, was oft zu komplett anderen Impressionen führt, weil Tageszeiten viel mehr voneinander abgegrenzt werden. Wenn es dann aber mal finster wird, gehen der UHD Farbkraft sowie Abstufen bei den Schattierungen verloren, dafür wirkt das Bild aber auch hier neutraler. So bieten beide Formate wieder mal ganz eigene Vor- und Nachteile, der Kauf verkommt zur Frage des persönlichen Geschmacks. Was man aber sagen kann ist, dass die UHD vor allem sichtbar feinere Texturen bietet als die Blu-Ray, dafür driftet die nochmals kräftigere Farbgebung teilweise in unschöne Extremen ab, die besonders Hauttöne noch unnatürlicher wirken lassen. Beide Formate haben ihre Daseinsberechtigung, aber wirklich überragend ist am Ende keine.
Dass Disney konsequent an komprimiertem Dolby Digital Plus – Format festhält, wenn es um den deutschen Ton geht, sollte mittlerweile all unseren Lesern bekannt sein. Manche der dazugehörigen Veröffentlichungen konnten dann aber doch positiv überraschen. Ein Trend, der von Dumbo leider harsch unterbrochen wird. Dort bekommen wir es nämlich nicht nur mit all jenen Problemen zu tun, an denen die Heimkinoveröffentlichungen seitens Disney im HD-Segment und darüber sonst immer leiden (nämlich eine durchgehend zu leise Grundabmischung und schlappe Effektdynamik, sondern wirft auf den Haufen einfach nochmal ein paar Ärgernisse obendrauf. Was man hier abgeliefert hat, ist wahrscheinlich eine der schwächsten deutschen Tonspuren der letzten Jahre. Es mangelt komplett an Kraft, egal ob im Center, den Rears oder dem Subwoofer. Und das so sehr, dass ich anfangs dachte, irgendwas wäre mit meinem Reciever nicht in Ordnung. Dabei bietet der Film durchaus Potenzial für ein gutes, audioimmersives Erlebnis. Was dann aber letztlich aus den Boxen tönt, wirkt von Anfang bis Ende so krass zurückhaltend und mau, dass man das Gefühl hat, den Film trotz hochwertiger Anlage ausschließlich durch die Lautsprecher eines uralten Fernsehers zu erleben. Und das kann es einfach nicht sein, zumal man das miese Ergebnis nicht nur Käufern der Blu-Ray, sondern auch denen der fast doppelt so teuren UHD aufzwingt. Für mich ein herber Schlag ins Gesicht der zahlenden Kundschaft.
Die UHD bietet übrigens exklusiv englischen Originalton im Dolby Atmos – Format. Wer wenigstens hier Verbesserungen erwartet, wird ebenso enttäuscht, denn auf regulärer Ebene klingt der Ton genauso schwach wie schon im Deutschen. Auf der Deckenebene ist da schon deutlich mehr los, dort wird die Effektbandbreite um einiges präsenter dargestellt und macht auch in den richtigen Momenten Gebrauch von den Möglichkeiten des Formats. Das miese Gesamtergebnis kann aber auch dadurch nicht mehr gerettet werden, zumal Zuschauer ohne ausreichende Englischkenntnisse davon ja sowieso nichts haben und der Film selbst eher an ein jüngeres Publikum gerichtet ist, die da erst Recht in die Röhre schauen. Der geringe Mehrwert der UHD ist dementsprechend also völlig zu vernachlässigen.
Die Extras
Wie so oft bei Disney finden sich die Extras auch dieses Mal ausschließlich komplett auf der Blu-Ray wieder. Ganz uninteressant sind die aber nicht, denn neben neun zusätzlichen (aber nicht essentiell wichtigen Szenen darf man sich über einige amüsante Gags und Pannen vom Dreh freuen. Separat dazu werden auch die vielen Querverweise zur Trickvorlage nochmal genau beleuchtet und auch das Musikvideo zum Abspanntitel von Arcade Fire hat es auf den Silberling geschafft. Eher theoretisch wird es dann beim Rest, der sich ausgiebig den fantastischen Kulissen und der hervorragenden Ausstattung von Dumbo widmet. Der titelgebende Elefant bekommt natürlich ebenfalls noch ein eigenes Featurette spendiert und wer mehr über die hochkarätige Besetzung erfahren will, bekommt dank Interviews von Cast und Regisseur auch dazu noch etwas geboten. Im Grunde wird also alles von Belang abgedeckt.
„Dumbo sieht zwar aus wie ein Burton, aber weder fühlt er sich wie einer an, noch klingt er wie ein solcher. Die Restriktionen seitens Disney, aus der mit vielen kritischen Tönen versehenen Vorlage einen düsteren und doch moralisch sauberen und kinderfreundlichen Film machen zu müssen, waren wahrscheinlich einfach zu groß. Was hätte sein können, wenn der Regisseur komplett freie Hand bei der Umsetzung gehabt hätte, werden wir wohl nie erfahren. Dank toller Ausstattung und Tricks bekommt man dafür zumindest optisch einiges geboten. Am Ende ist das aber doch zu wenig, um aus Dumbo einen guten Film zu machen. Blu-Ray und UHD bieten beim Bild eigene Vor- und Nachteile, dafür schießt der Major beim Ton komplett den Vogel (bzw. den Elefanten) ab – und das sogar so sehr, dass selbst die grundsolide Bonusausstattung nichts mehr zu retten vermag. Liebe Verantwortliche: Wenn ihr den Leuten beim Sound schon so lustlose Abmischungen präsentiert, warum dann nicht konsequent sein, einfach komplett auf Ton verzichten und stattdessen nur noch Untertitel anbieten?“
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