Triple H über die Magie des modernen Wrestlings, den Unterschied zu AEW, Charaktere, Donald Trump und den Erfolg der WWE Live-Events

Triple H steht im Anzug im Ring

Triple H, Chief Content Officer der WWE, hat in mehreren aktuellen Interviews und Auftritten ausführlich über die kreative Ausrichtung des Unternehmens gesprochen. Im Podcast „All In“ erklärte er, dass die WWE ihre Shows nicht nach dem Prinzip plant, welche Matches sportlich am spektakulärsten sind, sondern nach der Qualität der Geschichten, die sie erzählen kann. Der Fokus liege nicht auf der technischen Leistung, sondern auf Emotionen, Charakterentwicklung und der Verbindung zum Publikum.

Triple H zog in diesem Zusammenhang den Vergleich zur UFC und erwähnte Conor McGregor als Beispiel. McGregor ziehe Fans an, weil sie die Persönlichkeit und den Mythos um ihn verfolgen, nicht nur seine sportlichen Leistungen. Dieselbe Dynamik gelte auch für das Wrestling. WWE sei im Kern eine Erzählplattform, in der der Protagonist und der Antagonist eine Geschichte verkörpern, die die Zuschauer emotional anspricht.

„Was die Leute kaufen, ist dieser Personenkult. In unserem Geschäft ist es genauso. Wir erzählen Geschichten. Die Leute in unserem Geschäft verstehen das manchmal falsch, aber wir schreiben die Shows nicht nach dem Motto: ‚Das wird ein großartiges Match.‘ Wir schreiben sie nach den Geschichten, die wir erschaffen können. Der Protagonist und der Antagonist, wie funktionieren die miteinander? Wir erzählen Geschichten, die bei den Menschen Anklang finden, weil sie sie vielleicht in ihrem eigenen Leben erlebt haben. Eine Art fantastische Version davon.“

Partnerschaft mit Talenten statt kreative Reibungen

Auf dem „All In Summit“ wurde Triple H gefragt, ob es zwischen ihm und den Talenten zu Spannungen komme, wenn kreative Ideen abgelehnt werden. Er stellte klar, dass die Zusammenarbeit mit Wrestlern keine Quelle von Konflikten sei, sondern ein gemeinsamer Prozess.

„Es entsteht keine Reibung. Es entsteht eine Partnerschaft, und das liebe ich. Einer meiner Lieblingsaspekte meiner Arbeit ist es, mich mit Talenten in einen Raum zu setzen und zu fragen: ‚Wo wollen wir hin? Wie wollen wir dorthin gelangen?‘ Es geht nicht um das Gespräch: ‚Ich will der Champion sein.‘ Das will jeder. Die Frage ist: ‚Was ist deine Geschichte und wie erzählen wir sie, und wer von den anderen Talenten hat eine Geschichte, die deiner entgegensteht, um eine großartige Geschichte zu erzählen?‘“

Triple H betonte, dass sich die Erzählweise im Laufe der Jahrzehnte verändert habe. Früher sei es einfach gewesen, Charaktere wie Ivan Koloff zu präsentieren, der als Kanadier einen Russen verkörperte, weil dies in der Zeit des Kalten Krieges zum politischen Klima passte. Heute wisse das Publikum durch das Internet zu viel über die realen Personen, um solche Rollen dauerhaft glaubwürdig zu halten.

Deshalb sei es notwendig, Realität und Fiktion zu vermischen, um Spannung zu erzeugen. „Heute muss man sein reales Leben mit der Figur, die man spielt, vermischen und diese Grenze mit der vierten Wand verwischen: ‚War das echt? Mögen sich diese Typen wirklich nicht?‘“, erklärte Triple H. Wenn Zuschauer nicht mehr unterscheiden können, ob etwas echt oder gespielt ist, entstehe die „Magie des modernen Wrestlings“.

Ein aktuelles Beispiel für dieses Konzept ist laut Triple H die Netflix-Serie „WWE UNREAL“, die einen Blick hinter die Kulissen gewährt und zugleich zeigt, wie stark sich Realität und Storyline in der WWE überschneiden.

Der Wandel von klassischen Gimmicks zu glaubwürdigen Charakteren

Triple H sprach außerdem darüber, warum traditionelle Gimmicks, wie sie in den 1980er- und 1990er-Jahren typisch waren, heute kaum noch funktionieren. In der Vergangenheit sei es gängig gewesen, Stereotype und politische Spannungen in Charakteren darzustellen. Figuren wie der Iron Sheik oder Nikolai Volkoff basierten auf realen geopolitischen Konflikten und sollten patriotische Emotionen wecken.

Heute sei das Publikum jedoch aufgeklärter und sensibler. Triple H erklärte, dass die Darstellung von Klischees nicht mehr zeitgemäß sei, da Zuschauer nicht nur mehr wüssten, sondern auch kritischer reagierten. „Wenn man jemanden in eine bestimmte Schublade steckt, ein Großteil der Welt würde dagegen rebellieren – und zwar nicht auf positive Weise“, sagte er.

Er betonte, dass die WWE keine politischen Debatten führen oder provozieren wolle. Das Ziel sei es, Unterhaltung zu bieten. „Das Besondere an der WWE ist, dass wir ein unterhaltsames Spiegelbild der Welt sind. Es soll Spaß machen. Es soll Unterhaltung sein. Es soll fantastisch sein. Es soll Ihnen ermöglichen, drei Stunden lang zu einer Veranstaltung zu kommen, einfach abzuschalten und Unterhaltung und eine Art Darstellung der Welt um Sie herum zu genießen.“

Donald Trump und The Rock – zwei charismatische Persönlichkeiten mit WWE-Wurzeln

In derselben Podcast-Folge äußerte sich Triple H auch zu Donald Trump und dessen Verbindung zur WWE. Er erklärte, dass Trump in der Welt des Sports Entertainment erfolgreich war, weil er keine Angst hatte, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.

„Donald Trump war in unserer Welt der WWE sehr gut, weil er es akzeptierte, er selbst zu sein. Er hatte kein Problem damit, sich manchmal zu blamieren und in Verlegenheit zu bringen. Er hatte kein Problem damit, alles zu zeigen und einfach er selbst zu sein.“

Triple H hob Trumps Charisma hervor und verglich seine Fähigkeit, Menschen anzuziehen, mit der von Dwayne „The Rock“ Johnson. Beide hätten verstanden, dass Authentizität und Selbstbewusstsein entscheidend seien, um ein Publikum zu begeistern. „Er ist charismatisch. Er ist überlebensgroß. Er scheut sich nicht, zu sagen, was er denkt – egal, ob richtig oder falsch.“

Der kreative Unterschied zwischen WWE und AEW

Ein weiterer zentraler Punkt in Triple Hs Aussagen war der Vergleich zwischen WWE und AEW. Er machte deutlich, dass WWE als Sports Entertainment auf Erzählungen aufbaut, während AEW stärker den sportlichen Wettbewerb betont.

Triple H sagte: „Wir erzählen Geschichten. Ich bin weniger – und die Leute in unserer Branche verstehen das manchmal falsch –, aber ich schreibe die Shows nicht nach dem Motto ‚Das passt gut zusammen‘. Wir schreiben sie nach den Geschichten, die wir erschaffen können.“

Er führte aus, dass bei WWE nicht die Matchqualität, sondern die Charakterdynamik und die emotionalen Spannungen im Mittelpunkt stehen. Bei AEW würden Matches oft allein deshalb gebucht, weil sie sportlich reizvoll seien, nicht weil sie aus einer laufenden Geschichte hervorgingen. Diese Kritik zielte indirekt auf AEW-Präsident Tony Khan, dem häufig vorgeworfen wird, seine Shows ohne klare narrative Struktur zu planen.

Triple H erklärte, dass WWE bewusst langfristige Erzählbögen entwickelt, um das Publikum emotional zu binden. Dieses Prinzip habe sich seit den Tagen von Vince McMahon bewährt und sei das Fundament des heutigen Erfolgs.

Live-Events als Herzstück des WWE-Erfolgs

Ein weiterer Themenschwerpunkt war der aktuelle Erfolg der WWE-Live-Events. Trotz der Kritik an gestiegenen Ticketpreisen infolge der TKO-Übernahme zeigte sich Triple H hochzufrieden mit den weltweiten Verkaufszahlen.

Während des „All In Summit“ sprach er über den Rückgang klassischer TV-Formate und den gleichzeitigen Boom von Live-Events und Streaming. Er betonte, dass der Kern des Erfolgs im unmittelbaren Erlebnis vor Ort liege. „Unsere Live-Events – also unser Ticketverkauf und unsere Live-Event-Erlebniszahlen – sind unglaublich. Und das weltweit.“

Als Beispiel nannte er die jüngsten Veranstaltungen in Frankreich. Dort habe WWE an einem Wochenende in Lyon und Paris vor insgesamt über 50.000 Zuschauern performt, darunter ein Premium Live Event und eine RAW-Ausgabe in derselben Arena. Diese Shows hätten sogar Rekorde gebrochen und internationale Aufmerksamkeit erzeugt, die mit Großkonzerten wie Taylor Swifts „Eras Tour“ vergleichbar sei.

Triple H erklärte, dass solche Touren und die wöchentlichen Shows enorme logistische Anforderungen bedeuteten, die das WWE-Team jedoch gewohnt sei. „Wir sind direkt in die USA zurückgekehrt. Es ist also jede Woche dieselbe Menge an Live-Inhalten.“

Er machte deutlich, dass es im Wrestling keine Off-Season gebe und der konstante Live-Betrieb ein entscheidender Teil der Markenidentität sei. Auch wenn Ticketpreise steigen, sei das kein exklusives WWE-Phänomen, sondern eine Entwicklung in der gesamten Unterhaltungsbranche. WWE konkurriert mit sämtlichen Freizeitangeboten, von Konzerten bis zu Sportereignissen, und positioniert sich erfolgreich in diesem Umfeld.

Triple H über die Zukunft der WWE

Zum Abschluss fasste Triple H seine Vision für die Zukunft des Unternehmens zusammen. Er betonte, dass die WWE durch Storytelling, charismatische Figuren und globale Live-Erlebnisse weiterhin neue Maßstäbe setzen wolle. Trotz Kritik an Preisen und kreativen Entscheidungen sei WWE erfolgreicher denn je und wachse auf allen Ebenen – von Live-Events über digitale Plattformen bis hin zu internationalen Märkten.

6 Kommentare

  1. Da bin ich Tony Khan dankbar, denn ich will genau das sehen. Ich liebe das Wrestling und die Qualität des Wrestlings muss für mich gegeben sein.

  2. Sehe ich auch so. Das man das mit gutem Storytelling verbinden kann hat die wwe damals ja auch bewiesen. Hört sich seltsam an…da ich quasi riesen WWE Fan bin,schau ich quasi AEW. Das kommt der WWE in deren Glanzzeiten näher als die WWE sich heutzutage selbst

    • Was würdet ihr denn als die „Glanzzeiten der WWE“ bezeichnen? Ich schau jetzt seit fast 40 Jahren WWE und nie war das Wrestling – gerade in den Weeklys – besser als jetzt. Ja es gibt was zu bemängeln, ich sehe leider viel zu viele blasse Wrestler, die einem John Cena wirklich hinterhertrauern lassen, viele Storys verlaufen im Sande und für die meisten Champs gibt es kaum gute Herausforderer. Kurzum zu wenige echte Superstars und leider auch viele Verletzte. Aber eins kann ich mit all meiner Erfahrung sagen: Früher war absolut nicht alles besser!

    • Genau das meine ich nämlich auch. Gutes Storytelling schließt ja nicht aus, dass man hochwertige Matches liefern kann. Die Aussage von Hunter ist mir leider vollkommen unverständlich.

  3. Gute Matches sind emotionales Junk-Food im Vergleich zu guten Geschichten. Kommt beides zusammen – super. Kann es aber nur, wenn Geschichten Raum haben. Und den haben sie nicht, wenn man 4-Stunden Cards voller Multimen-Matches, zig Titeln, Stunts am Fließband und Gewalt bis zur Abstumpfung bookt, die dann noch ohne Atempause zugebrüllt werden. Ohne Spannungsbogen keine Geschichten.

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