Secret of Mana™ – „Früher war alles besser…“

                                             Getestet und verfasst von General M

In der Woche, in der man sich dank der Veröffentlichung der 100. Bravo Hits ohnehin schon steinalt fühlt, veröffentlicht Square Enix auch noch das Remake eines Kindheitsklassikers. Skandalös! Und dennoch…die Erinnerungen an die erste Bravo Hits (nämlich die Nummer 13) weckt ebenso wie die Erinnerung an den SNES – Klassiker von 1993 viele positive Erinnerungen. Und damit stehe ich nicht alleine: Bis heute taucht Secret of Mana mit großer Sicherheit stets in den Top 100 der besten SNES – Spiele auf und kann seit einer Weile in seiner Urform auch auf der Mini – Variante erneut erlebt werden, auch auf Mobilgeräten steht der Titel zur Verfügung. Das Remake bleibt der Handlung dabei treu, verfrachtet Altbekanntes aber in eine gänzlich neue 3D – Umgebung und hat darüber hinaus noch einiges mehr zu bieten. Was genau das ist und ob das Remake tatsächlich einen Mehrwert darstellt, erklärt unser Testbericht. 

Am Anfang war das Schwert

Hätten Randi und seine Freunde doch nur auf den Rat des Dorfälteresten gehört, als er sagte: „Bleibt weg vom Wasserfall!“ Auf der Suche nach einem sagenumwobenen Schatz ignorieren sie den Rat des Alten jedoch getrost und tollen munter auf einem nicht sehr sicheren Baumstamm herum. Das Unausweichliche passiert: Randi rutscht ab und stürzt in die Tiefe. Als er am Boden des Wasserfalls dann sein Bewusstsein wiederfindet, entdeckt er gefangen im Stein tatsächlich ein uraltes Schwert und nimmt es an sich. Damit beginnt eine ganze Reihe von Problemen für den Jungspund, galt das Schwert doch als magischer Beschützer des Dorfes, welches jetzt von Monstern aller Art heimgesucht wird. Die Dorfbewohner sind sich schnell einig und verbannen den ohnehin nicht im Dorf geborenen Randi mitsamt Schwert, welches ein Reisender schnell als das legendäre Mana – Schwert identifiziert. Acht Energiequellen gilt es aufsuchen, die Kräfte des Schwertes zu erneuern und der Welt damit Frieden zu geben. Ganz anders sieht die Sache allerdings das böse Imperium, welches unter der Fuchtel des finsteren Magiers Thanatos steht und dessen Ansichten von Frieden natürlich in eine ganz andere Richtung gehen. Zum Glück muss sich Randi dieser Herausforderung nicht alleine stellen, da sich ihm im weiteren Spielverlauf die Charaktere Popoi und Primm als Verbündete anschließen. Fortan begibt sich das ungleiche Trio auf eine abenteuerliche Reis. Die beiden Alliierten dürfen übrigens jederzeit von Mitspielern übernommen werden, ganz gleich ob auf PC oder PlayStation 4, einfach Controller einstöpseln und los geht´s. 

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        Rutschige Baumstämme sind ernste Gefahren, die zu großen Abenteuern führen können.

Soweit die Geschichte von Secret of Mana, welche ihren Ursprung allerdings bereits zuvor auf dem Original Game Boy nahm. In europäischen Gefilden ist der Vorgänger allerdings nur wenigen unter dem Titel „Mystic Quest“ bekannt, in den U.S.A. hat man den Titel einfach in die Final Fantasy – Reihe eingegliedert. Dennoch fungiert Secret of Mana als eigenständiges, in sich abgeschlossenes Spiel, wenngleich besonders die seitdem erschienenden Nintendo Handhelds zahlreiche Fortsetzungen und Spin Off´s spendiert bekamen. So ganz vom Hocker gehauen hat die eher generische Geschichte schon damals keinen. Besonders Charakterentwicklung und deren erzählerische Tiefe bleiben stark hinter anderen Genreklassikern der damaligen Zeit zurück und wirken heute erst recht oberflächlich, ja beinahe uninteressant. 

Remake ohne Seele

Und dennoch war das Original ein Achtungserfolg, der sich vor allem dank seiner tollen Inszenierung, welche seinerzeit alles aus der SNES – Konsole herausgeholt hat sowie dem grandiosen Kampfsystem einen festen Platz in zahlreichen Spielerherzen auf der ganzen Welt verdient hat. Das Remake lässt all das vermissen, was hauptsächlich der erzwungenen Dynamik geschuldet ist, welche das alte, noch richtungsbasierte Angriffssystem durch ein 360 Grad – Free Spin – System ersetzt und so bereits beim ersten Bosskampf für Frustmomente sorgt. Angriffsradien und Flächeneffekte sind nun nämlich nicht mehr klar definiert, gerade letztere treffen einen oftmals aus heiterem Himmel. Das ganze Geschehen ist im Vergleich zum Original sehr viel unübersichtlicher, sehr viel hektischer geworden, gleiches gilt für die Menüführung. 

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                       Das freie Kampfsystem stellt einen klaren Rückschritt zum Original dar.

Die in Kreisform angeordneten Menüs wurden im Vergleich zur Vorlage drastisch verschlimmbessert, die Navigation zwischen Angriffen und Items ist besonders wärend der Kämpfe unfassbar fummelig ausgefallen, ferner nehmen sie nun nahezu den gesamten Bildschirm ein, was das Mikromanagement weiter erschwert. Hinzu kommt, dass sich das Original stets die zuletzt ausgeführten Angriffsmuster merken konnte, was einen einfacheren Abruf auf Knopfdruck ermöglichte. Dieses Feature fehlt im Remake komplett, weshalb man gezwungen ist, sämtliche benutzerdefinierten Kommandos wieder und wieder mühsam auszuwählen. Angesichts der Tatsache, dass ein Remake stets das Ziel haben sollte, Stärken noch stärker darzustellen und dabei Schwächen möglichst auszumerzen, ist es erschrecken, wie sehr die Neuauflage von Secret of Mana an diesen Zielen vorbeidüst. Stattdessen macht es Gutes schlechter und Schlechtes schlimmer. In Sachen Gameplay und Komfort ein absoluter Rückschritt zum nunmehr 25 Jahre alten Original. 

Bunter ist nicht besser

Auch die technische Seite ist ein zweischneidiges Schwert. Das neue Grafikgerüst soll das noch auf Sprites basierende Original in ein modernes Gewand hüllen. Das Ergebnis hat aber eher Mobile Game – Charakter und erleidet somit das gleiche Schicksal wie die eher mittelprächtigen Neuauflagen der alten Final Fantasy – Teile. Klar, an die Vorlage hat man sich gehalten, die zahlreichen Gebiete haben Wiedererkennungswert. Aber es mangelt ihnen dabei dennoch an Seele. Gleiches gilt für die Charaktere, die irgendwie so gar nicht in das neue Setting passen wollen und sich optisch wie Fremdkörper anfühlen. Beinahe kommt es einem so vor, als hätte ein Team die Charaktere designt, während sich ein anderes um die Spielumgebung gekümmert hat. Am Ende hat man beides vermengt, ohne sich groß darum zu kümmern, ob es optisch überhaupt harmoniert. Das Original wirkt bis heute einfach runder, geschmeidiger, stimmiger. Sogar die Effekte hatten mehr Wirkung als im Remake. 

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        Das neue 3D – Gewand hat qualitativ allenfalls Mobile – Charakter, aber keine Seele mehr.

Da spielt es am Ende überhaupt keine Rolle mehr, ob wichtige Zwischensequenzen gänzlich neu animiert wurden, ebenso wenig nützt die (eher mittelprächtige) englische Vertonung, welche zum Glück auch jederzeit per Knopfdruck auf Japanisch umgestellt werden kann. Und auch die auf Wunsch zuschaltbare, durchaus hörenswerte Neuorchestrierung der Spielmusik rettet  das Remake nicht. Schade, aber das Remake ist für mich nicht nur ein Schuss in den Ofen, sondern auch ein Tritt in die Kronjuwelen meiner Kindheit. Und der tut verflucht weh.

Fazit und Wertung 

ava2 „Shadow of the Colossus hat eindrucksvoll vorgemacht, wie ein nahezu perfektes Remake aussehen muss. Secret of Mana beweist nun eindrucksvoll, wie man es nicht machen sollte. Unübersichtliche Menüs, eine Vielzahl kleiner Features des Originals einfach rausgeschmissen und ein dank mittelprächtiger 3D – Umsetzung insgesamt seelenloses Spiel mit Mobile – Charakter, welches selbst das funktionelle Kampfsystem durch wuselige und bisweilen unberechenbare 360 Grad – Mechaniken ruiniert. Was die Macher einem echten Klassiker der SNES – Ära angetan haben, an welchem so viele Kindheitserinnerungen hängen, ist einfach eine Schande.“

PRO:

+ Angemessener Umfang
+ Geschmeidige Bildraten
+ Neu animierte Schlüsselsequenzen bringen etwas Abwechslung ins Geschehen
+ Hörenswerte, rein optionale Neuorchestrierung der Spielmusik
+ Mitspieler können jederzeit beitreten
+ Budget – Preis

CONTRA:

– 3D – Engine raubt dem Klassiker jedweden Charme
– Maue Effekte
– Charakterdesign fügt sich nicht so recht in die Umgebung ein
– Unübersichtliche Menüführung
– Verschlimmbessertes Kampfsystem mit erzwungener Dynamik und Frustmomenten
– Befehle müssen stets umständlich manuell wiederholt werden
– Lässt viele Feinheiten des Originals vermissen 
– Charaktere bleiben blass
– Geschichte ohne große Überraschungen und Twists
– Holpriger Start, da zu Beginn viel Backtracking vonnöten ist
– Kein freies Speichern

                                                   GESAMTWERTUNG:     48%

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