Red Faction: Guerrilla – Re-Mars-Tered – „Hammerzeit“

                                                 Getestet und verfasst von General M 

                                   Ab sofort erhältlich für PC, PlayStation 4 und XBOX One

81GBCr7bDcL. SL1500 Als mir im Mai via Pressemitteilung überraschend mitgeteilt wurde, dass Publisher THQ Nordic, der ja nicht müde wird, seinen teilweise aus vielen älteren Titel bestehenden Medienkatalog auch für moderne Systeme anzupassen plant, ein Remaster für das 2009 erschienende Red Faction: Guerilla zu veröffentlichen, überkam mich ein kleiner Anfall von Nostalgie. „Red Faction, das war doch diese Shooter – Reihe mit der voll zerstörbaren Umgebung auf dem Mars! Von der habe ich ja ewig nichts gehört!“ Schade eigentlich, denn der erste Teil war seinerzeit ein Klassiker auf PC und PlayStation 2, der allerdings wie seine Fortsetzungen allesamt nur zensiert in Deutschland veröffentlicht wurde und zusammen mit dem Rest erst 2016 auf Initiative des Publishers vom Index geholt werden konnte. Seitdem sind sämtliche Spiele der Reihe auch hierzulande unzensiert erhältlich. Mit „Guerrilla“ hat man sich den wohl einzig brauchbaren Titel für ein Remaster herausgepickt, denn Teil 1 würde heute wohl nur als vollständiges Remake funktionieren, während die Teile „2“ und „Armageddon“ schon damals nur schlechte Kritiken eingefahren haben. Die Neuauflage hört auf den wunderbar zweideutigen Namen „Re-Mars-Tered“ und ist bereits seit dem 3. Juli für alle oben aufgelisteten Plattformen erhältlich, wobei PC – Besitzer, die das Original zu diesem Zeitpunkt in ihrer Steam – Bibliothek hatten, ein kostenloses Upgrade erhalten haben. Und eben jenes wollten wir gemeinsam mit den Konsolenfassungen testen, leider machten uns unvermeidliche Abstürze dort schon ganz zu Anfang einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Entwickler haben mittlerweile nachgebessert, also steht dem Test auch nichts mehr im Wege. 

Rote Revolution 

Die Story ist dabei leicht erklärt und knüpft an die Handlung des ersten Teils an. Nachdem die Revolutionäre der „Red Faction“ unter der Führung von Eos und dem Minenarbeiter Parker die ausbeuterischen Leute der Ultor Corp. mithilfe der herbeigerufenen Earth Defense Force (EDF) vom Mars vertrieben haben, unterdrücken nun eben jene EDF die Marsbewohner auf ihre ganz eigene Weise einfach munter weiter.

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Fünfzig Jahre nach diesen Ereignissen steht der Mars komplett unter deren Kontrolle, die Arbeiter werden wie Arbeitssklaven behandelt. Ausgerechnet in dieser aufgeheizten Stimmung trifft Alec Mason auf dem Mars ein. Der will sich dort als Bergarbeiter verdienen und nichts mit den idealistischen und rebellischen Tendenzen seines ebenfalls dort tätigen Bruders zu tun haben, gerät aber nach dessen Ermorderung gleich zu Spielbeginn dennoch mitten in den Trubel einer neuen Revolution und landet letzendlich doch beim Wiederstand. Klar, die Geschichte dient hauptsächlich als Alibi dafür, in den folgenden Spielstunden hemmungslos alles in Konfetti zu verwandeln, was nicht niet- und nagelfest ist. Alles verpackt in eine selbst nach damaligen Maßstäben seicht verpackte Handlung mit generischen Bösewichten. Aber es ist auch davon auszugehen, dass sich noch nie jemand ein „Red Faction“ zugelegt hat, weil er auf der Suche nach einer packenden Story gewesen ist.  

Explosive Spielwiese

Fortan gilt es, der EDF den kontrollierten Boden abzujagen und auch diese letztendlich vom roten Planeten zu jagen. Da die gut ausgebildeten und schwer bewaffneten Feinde im direkten Kampf hemmungslos überlegen wären, verlassen sich die Aufständischen hauptsächlich auf Guerillataktikten und Sabotageaktionen. Sprengstoff und Vorschlaghammer sind die bevorzugten Waffen der Red Faction im Kampf gegen die fiesen Unterdrücker. Statt sich den Soldaten in offensiven Feuergefechten zu entledigen, gehen die Wiederstandskämpfer mit List an die Sache. Das Zerstören von Kontrollstrukturen, allgemeinem EDF – Eigentum sowie die Unterstützung der lokalen Kämpfer erhöht Mason´s Ruf bei der Red Faction. So werden weitere Hauptmissionen immer erst freigeschaltet, wenn man ein gewisses Maß an Zerstörung/Hilfseinsätzen ausgeführt hat. Der Aufwand wird allerdings belohnt, denn je mehr Kontrolle man der EDF entreißt, desto eher sind die Arbeiter bereit, sich Mason im Kampf anzuschließen. Und gegen Verbündete ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden, nicht wahr? Außerdem geben die meisten Aktivitäten bestimmte Kontingente an Bauschrott, mit denen man an der Werkbank Upgrades und neue Waffen erwerben kann. 

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Dank der GeoMod – Engine lassen sich Strukturen und Gebäude in tausend Fetzen blasen, was sogar gelegentlich auch als taktische Komponente im Kampf genutzt werden kann. Eine zur rechten Zeit gesprengte Brücke schneidet herbeigerufene EDF – Verstärkung vom Weg ab und verschafft uns wertvolle Zeit zur Flucht. Aber auch eine einstürzende Decke kann einem eine Übermacht feindlicher Soldaten vom Hals halten. Zwar ist und bleibt die Suche nach immer ausufernder Zerstörung der Kernantrieb des Spiels, dieser kann das Geschehen aber nicht über die gesamte Zeitspanne retten. Denn irgendwann hat man sich auch ein wenig sattgesehen an einstürzenden Bauten, Brücken und Co., dann verkommen besonders die letzten Spielstunden zu einem zähen Akt. 

Das Remaster

Für das Remaster wurde besonders die Qualität der Texturen ordentlich nach oben geschraubt, auch Beleuchtung und Schatten erstrahlen gemessen an der Originalversion in nie gekanntem Glanz. Dennoch gelingt es „Guerrilla“ kaum, sein Alter zu verbergen. Angefangen bei den hemmungslos angestaubten Rendersequenzen bis hin zur Animationsqualität der Figuren kann das Spiel auch in der Version 2018 abseits der noch immer extrem gut gelungenen Physikeffekte kaum einen Blumentopf in Sachen Grafik gewinnen. Auch die K.I. bewegt sich immer noch auf Kanonenfutter – Niveau. So suchen die gegnerischen Truppen zwar Deckung, agieren aus dieser heraus aber wenig klug und stellen außerhalb höherer Schwierigkeitsstufen kaum eine wirkliche Bedrohung für den Spieler dar. Das extrem arcadelastige Gameplay ist somit wirklich nicht viel mehr, als ein großer, rot-brauner Spielplatz für Zerstörungsfanatiker. Aber gerade deswegen ein durchaus unterhaltsamer, der für ein paar Stunden Hirn aus – Action durchaus empfohlen werden kann, zumal der Preis für das Gebotene absolut fair ist. Gerade mal 15€ werden für die PC – Version fällig, falls man nicht in den Genuss des kostenlosen Upgrades kommen konnte.

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Auf den Konsolen werden jeweils 25€ fällig. Dort läuft das Spiel übrigens mindestens in nativem Full HD bei stabilen 60 Frames pro Sekunde. PlayStation 4 Pro sowie die XBOX One X bieten zudem einen 4K – Modus, der aber nicht nativ daherkommt, sondern lediglich hochskaliert und dann leider auch einige unschöne Einbußen bei der Performance birgt, besonders bei Explosionen größerer Strukturen. Auf dessen Nutzung sollte also verzichtet werden. Schade, denn die leistungsstarken Systeme sollten durchaus in der Lage sein, diese Dinge zu stemmen. Das gelingt bisher aber leider nur dem PC, der nativ in 4K auflöst und keinerlei Einbrüche bei der Bildrate verzeichnet, sofern sich genügend Rechenleistung unter der Haube befindet. Unter Bugs und Problemen bei der Kollisionsabfrage leiden aber alle Versionen. Übrigens ist auch der Mehrspielermodus wieder an Bord, allerdings sind die Server nahezu durchgehend gähnend leer. Abseits technischer Verbesserungen sucht man neue Features aber vergeblich, denn bis auf die DLC – Pakete des Originals ist hier wirklich alles beim Alten geblieben. Dazu gehört glücklicherweise auch die solide, sehr einfache Bedienung, ganz gleich ob man nun mit Maus und Tastatur oder einem Controller ins Feld ziehen möchte. 

Fazit und Wertung 

ava3„Die Marsabenteuer von Alec Mason als zeitlos zu bezeichnen, ginge zu weit. Mit einem Klassiker der Videospielgeschichte haben wir es hier definitiv nicht zu tun, sehr wohl aber mit einem kurzweiligen, unterhaltsamen Spielplatz für Zerstörungswütige, dessen Spielprinzip sehr an die alte Ubisoft – Formel erinnert: Eine offene Welt, zahlreiche Nebenaktivitäten und ohnehin gibt es immer irgendetwas zu tun. Hier mangelt es aber zu sehr an einer guten Story und spannenden Charakteren, auch stören kleinere Bugs das zunehmend repetive Spielgeschehen. Das Remaster kann sich aber auf allen Plattformen sehen lassen und nimmt sinnvolle Verbesserungen an der überholten Technik vor. Die wird dadurch zwar auch nicht zeitgemäß, zum günstigen Budgetpreis ist das Präsentierte aber doch allemal ausreichend, um viele Stunden Kurzweil zu bieten. Kann man sich guten Gewissens mal ansehen.“

Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: Red Faction: Guerrilla – Re-Mars-Tered enthält weder Mikrotransaktionen noch fragwürdige Pay-2-Win – oder Lootbox – Mechaniken. Eine Abwertung gibt es daher diesbezüglich nicht. 

PRO: 

+ Spaßige Zerstörungsorgien am laufenden Band
+ Technisch mit einigen sinnvollen Verbesserungen
+ Zahlreiche Haupt- und Nebenmissionen…
+ …die oftmals mehrere Herangehensweisen bieten
+ Frei erkundbare Gebiete
+ Insgesamt akzeptabler Gesamtumfang
+ Enthält funktionsfähigen Mehrspielermodus des Originals
+ Fairer Budgetpreis
+ Eingängige Bedienung mit allen Eingabegeräten

CONTRA:

– Trotz Verbesserungen insgesamt nicht mehr zeitgemäße Grafik
– Uninteressante Alibi – Geschichte
– Hässliche Rendersequenzen
– Zweckmäßige K.I. mit Aussetzern 
– Viele kleine Bugs, gelegentlich aber auch verheerende Abstürze
– Gameplay wird mit zunehmendem Spielverlauf repetiv
– PlayStation 4 Pro und XBOX One X mit herben Einbrüchen im 4K – Modus

                                                  GESAMTWERTUNG:      75%

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