Observer: System Redux – „Cyberpunk Reloaded“

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                                                   Getestet und verfasst von General M

81XptGMU0GS. SL1500 Wer sich selbst als „Professioneller Angstmacher“ vorstellt, arbeitet mit großer Wahrscheinlichkeit entweder bei der BILD, oder bei der polnischen Spieleschmiede Bloober Team. Das aufstrebende Team, welches uns zuletzt mit dem grundsoliden The Medium einmal mehr das Fürchten gelehrt hat,  ist mittlerweile eine achtsame Größe in der Entwicklerbranche. Aus diesen fähigen Händen entstammt auch Observer. Erstmals Ende 2017 für PC und Last Generation veröffentlicht, entführt das Horror-Adventure in eine düstere Zukunft mit Cyberpunkeinschlag. Die verbesserte Version kommt mit dem Beinamen System Redux daher und ist nun auch erstmals in physischer Form erhältlich. Zeit für einen erneuten Besuch. Aber für wen lohnt der überhaupt?

         Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX Series X aufgenommen. 

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Spiel´s noch einmal, Dan

Die grundlegende Geschichte von Observer: System Redux bleibt identisch zum Original. In der Rolle des 2019 verstorbenen Rutger Hauer, welcher der Figur des desillusionierten Polizisten Daniel Lazarski Stimme und Aussehen leiht, gruseln und rätseln wir uns auf der Suche nach dem entfremdeten Sohnemann durch einen wenig einladenden Häuserblock in einem dystopisch anmutenden Polen des Jahres 2084. Nach einer verheerenden Seuche, der sogenannten Nanophage, hat ein großes Industriekonglomerat die Macht im Lande an sich gerissen und Junkies aller Art in dreckigen Slums zusammengepfercht. Weil körperliche Modifikationen aller Art längst zum normalen Zukunftsalltag gehören, können sich die Ordnungshüter wenn nötig sogar in den Verstand von Verdächtigen und Verstorbenen hacken, um ihre Ermittlungen voranzutreiben. Doch selbst mit dieser Technik ausgestattet ahnt Lazarski nicht, welche Grauen ihn in den verwahrlosten Fluren und  Appartements erwarten…

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Alles beim Alten also? Nicht ganz, denn die Macher haben das Spiel nicht nur mit drei neuen Nebenfällen erweitert und offerieren euch damit Zugang zu bisher verschlossenen Türen innerhalb des Komplexes, auch am Balancing wurde gefeilt. So wurden die im Original noch etwas frustanfälligen Schleichpassagen entschärft, ferner muss man nun regelmäßig zur Stimulanz greifen, damit die Sicht nicht komplett in Pixelchaos und andere Störungen untergeht. Freilich, nichts davon hätte nicht auch als kostenloser Patch nachgereicht werden können und ist für sich gesehen keine dreißig Euro wert. Gerade auch, weil der Bonuscontent schnell abgearbeitet ist und Negativpunkte wie die allgemein kurze Spielzeit, eine lustlose Performance von Rutger Hauer sowie die sich schnell abnutzenden Gruseleffekte im Rahmen der repetiv anmutenden Areale auch in System Redux erhalten geblieben sind. Die stimmungsvolle, von Klassiker wie Blade Runner inspirierte Atmosphäre kann diese zahlreichen Schwächen nicht allesamt ausbügeln. 

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Wesentlich fleißiger war das Team da schon in Sachen Grafik. Ausschließlich für die Version auf XBOX Series X|S, PlayStation 5 und PC wurde nicht nur eine ganze Palette neuer Effekte mit optional verfügbarem Raytracing hinzugefügt, auf Konsolen der aktuellen Generation wurden zudem Auflösung und Performance deutlich nach oben geschraubt, allerdings ist das Spiel dort erst nach zahlreichen Patches seit Veröffentlichung der digitalen Version Ende letzten Jahres gut spielbar. Einige Restprobleme bestehen jedoch weiterhin. Besonders die Echtzeitreflektionen entpuppen sich als horrende Leistungsfresser und sollten nicht zusammen mit der Option für natives 4K aktiviert werden. Dann nämlich kommt es selbst bei der leistungsstarken neuen Konsolenhardware immer wieder zu teils drastischen Bildrateneinbußen. Mit zusätzlich aktivierter dynamischer Auflösungsskalierung fallen die zwar nicht mehr ganz so heftig aus, ein durchgehend flüssiges Erlebnis bei maximal möglichen 60 Bildern pro Sekunde erreicht Observer: System Redux dann aber weiterhin nicht.

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Unser Tipp: Komplett auf Raytracing verzichten. Das kostet weniger Atmosphäre als erwartet und offeriert eine flüssige Performance ohne Kompromisse bei der Auflösung. Bis man beides ohne Abstriche wirklich miteinander vereinbaren kann – das ist mittlerweile offensichtlich – wird es mindestens noch eine Konsolengeneration dauern. Auf der schwächeren XBOX Series S fehlt die Option für 4K übrigens komplett. 1080p sind dort das Maximum, dafür gibt es auch hier die Optionen für Raytracing und dynamische Skalierung. Hier empfiehlt es sich ebenfalls, auf das leistungshungrige Zusatzfeature zu verzichten, damit das Spiel nicht zur Ruckelorgie verkommt. Der PC bleibt diesbezüglich weiterhin konkurrenzlos. Alle anderen sollten sich gut überlegen, ob sich das Upgrade trotz reichhaltiger Beigaben im Rahmen der physischen Version wirklich lohnt. 

Fazit und Wertung

profilbildapril„Ein paar Gameplaytweaks und eine kleine Handvoll neuer Fälle sind leider zu wenig, um Observer: System Redux spielerisch eine zweite Chance einzuräumen. Visuell legt der Titel vor allem auf XBOX Series X, PlayStation 5 und leistungsstarker Rechenknechte ordentlich zu. Dafür dreißig Euro zu verlangen ist in meinen Augen aber besonders angesichts von Smart Delivery und Co. nicht angemessen, zumal die Implementierung von Raytracing zu viele Kompromisse bei Performance und/oder Auflösung kostet, um auf Konsolen richtig glänzen zu können. Dennoch: Auch in verbesserter Form ist und bleibt Observer eine eindrucksvolle atmosphärische Erfahrung, die man als Fan von Blade Runner und Co. gespielt haben sollte. Zahlreiche anhaltende kleine und große Schwächen sorgen aber dafür, dass man weiterhin nicht von einem Referenztitel sprechen kann.“

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PRO:

+ Stimmige Atmosphäre
+ Verbesserte bzw. komplett neu hinzugefügte Effekte
+ Drei neue Nebenfälle
+ Stimulanznutzung endlich relevant
+ Schleichpassagen nun deutlich weniger frustrierend

CONTRA: 

– Schockeffekte nutzen sich schnell ab
– Abwechslungsarmes Herumirren zwischen Fluren und Appartments  
– Gelangweilt agierender Hauptdarsteller
– Raytracing aufgrund teils starker Leistungseinbrüche auf Konsolen quasi unbrauchbar
– Als reines Upgrade zu teuer

                                             GESAMTWERTUNG:     6.5/10

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