NHL 20 – „Risse im Eis“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

81uOWvMqVVL. SL1500 Über die letzten Jahre hat Eishockey zumindest hierzulande eine ähnliche Wandlung durchgemacht wie American Football. Mehr und mehr Menschen erfreuen sich am Geschehen auf dem Eis und strömen ganzjährig in die herrlich kühlen Hallen (was bestimmt nicht nur daran liegt, dass wir einen extrem heißen Sommer hinter uns haben). Mit der traditionsreichen NHL – Reihe bietet EA Sports für alle Interessenten auch das passende Spiel an, welches natürlich auch in diesem Jahr neben FIFA und Co. nicht in einer aktuellen Version fehlen darf. Ob die Macher den konsequenten Weg der Verbesserungen fortführen, oder sich nach den Neuerungen des Vorjahres nun doch wieder Stagnation breit macht, haben wir für euch geklärt.

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Näher am Puck

Nehmen wir die Sache mal vorneweg: Auch in diesem Jahr schafft es die Reihe nicht, anders als FIFA und Madden endlich den Sprung auf die hauseigene Frostbite Engine zu schaffen. Das NHL 20 einmal mehr auf die betagte Ignite Engine setzt, sieht man überdeutlich, besonders auf XBOX One X und PlayStation 4 PRO, die das Spiel in nativem 4K ausgeben, aber aufgrund des nicht mehr zeitgemäßen Grafikgerüsts komplett ohne Support für HDR auskommen müssen. Ein Umstand, der natürlich auch die Basismodelle trifft, die aber dafür in nativem Full HD bei gleichermaßen geschmeidigen 60 Bildern pro Sekunde performen. Um dem Zahn der Zeit dann aber doch etwas entgegen zu wirken, haben die Macher dank komplett überarbeitetem Broadcastpackage trotzdem für ein bisschen frischen Wind gesorgt. 

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Dank komplett neuen Overlays und Punktetafeln wird die allgemeine Präsentation nun deutlich zeitgemäßer und erinnert mehr an gegenwärtige Fernsehstandards. Einfach, weil alles viel mehr in Bewegung ist und weniger statisch wirkt. Goals lassen sich jetzt angemessen auf Knopfdruck zelebrieren, während zur Halbzeit cineastisch anmutende Recaps dafür sorgen, dass sämtliche Highlights der Runde nochmal anständig zur Schau gestellt werden. Die könnt ihr jetzt sogar online mit euren Freunden teilen. Zumindest diesbezüglich ist der Sprung in die Gegenwart endlich gelungen, auch wenn es natürlich keinen vollwertigen Ersatz für eine wirklich aktuelle Engine darstellt. Immerhin finden mit NHL 20 nun endlich auch Signature Moves ihren Weg ins Spiel, welche besonders prominente Spieler umso mehr als solche erkennbar machen. Auch die alten Kommentatoren hat man komplett ersetzt, was sich als gute Idee entpuppt, denn das neue (ausschließlich englischsprachige) Team kommentiert das Geschehen auf dem Eis viel dynamischer und unterhaltsamer, bleibt aber ebenso wenig von Aussetzern verschont wie deren Vorgänger. Eine Verbesserung ist es aber trotzdem allemal. 

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Dazu gibt es über fünfundvierzig neue Spieleranimationen, die nicht nur für sauberere Übergänge und mehr Tempo sorgen, sondern vor allem auch die Spieldynamik nochmals anheben. Dadurch spielt sich NHL 20 deutlich flotter als seine eher trägen Vorgänger, was definitiv einen großen Pluspunkt darstellt. Auch einem der größten Kritikpunkte der letzten Jahre, nämlich der fehleranfälligen Goalie – K.I., hat man sich angenommen. Die analysieren nun via Algorhytmus eure Offensive und stellen sich dementsprechend darauf ein. So wird es deutlich schwerer, ja fast unmöglich, den gegnerischen Torhüter immer wieder mit den gleichen Moves auszutricksen. Ein paar Fehler sind allerdings geblieben, denn der Goalie ist weiterhin nicht aller Probleme Herr und hat gelegentlich Schwierigkeiten damit, den Puck nach dem Stopp auch zu halten.

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So kam es während unseres Tests immer wieder zu Situationen, in denen die schwarze Scheibe zwar am Goalie abgeprallt ist, danach aber trotzdem einfach unter dessen Beinen ins Tor gerutscht ist. Das muss dringend nachgepatcht werden! Dafür sorgt der virtuelle Torhüter immerhin dafür, dass der Puck nach erfolgreichem Catch abwechslungsreicher zurück aufs Feld gelangt. Die zahlreichen Optimierungen sind mehr als willkommen und heben NHL 20 trotz insgesamt weiterhin veralteter Technik mehr in Richtung jener hochatmosphärischen Präsentation, wie sie die großen Brüder aus gleichem Hause nunmehr schon seit Jahren zu bieten wissen. Hier gilt: Besser spät als nie, wobei der Sprung auf ein komplett neues Grafikgerüst weiterhin überfällig bleibt und auch durch die vielen guten Optimierungen kaum kaschiert werden kann. Dafür wartet das Spiel einmal mehr mit kompletter NHL-Lizenz auf und bietet auch wieder Unmengen an Legenden sowie Alumni-Teams. Wer mit NHL 20 zum ersten Mal den Fuß auf das virtuelle Eis setzt, kann sich zudem einmal mehr über umfangreiche Tutorials freuen, aber auch Profis können dank unterschiedlicher, aber fair ausbalancierter Schwierigkeitsgrade direkt dort loslegen, wo sie im Vorjahr aufgehört haben. 

Nachschub für CHEL

Die erstmals vor zwei Jahren eingeführte World of CHEL darf natürlich auch in diesem Jahr nicht fehlen, zumal sich der Onlinehub mit all seinen Challenges und den zahlreichen Möglichkeiten zur spielerischen sowie optischen Gestaltung seines erstellten Spielers als extrem beliebt bei den Fans entpuppt hat und auch uns seit jeher überzeugen konnte. In NHL 20 ist all das ebenfalls wieder möglich, wobei ihr aber einmal mehr komplett von vorne beginnen müsst, denn bereits existierende Charaktere aus den jeweiligen Vorgängern lassen sich nicht übertragen. Die motivierende Hatz nach neuen Perks zur maximalen Individualisierung eures bevorzugten Spielstils im Tor oder auf dem Feld macht nämlich immer noch extrem viel Spaß. Es gibt tonnenweise neue Herausforderungen zu bewältigen und das Arsenal an kosmetischen Extras ist ebenso wie die Auswahl an Arenen größer denn je. Mit Echtgeld gibt es hier zum Glück nichts davon, denn die Lootboxen gibt es ausschließlich bei genügend erlangten Erfahrungspunkten. 

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Zu den klassischen Spielvarianten der ONES und THREES gesellen sich nun jeweils die Eliminatormodi. Somit verfügt nun auch NHL 20 über eine eigene Art der Battle Royale. Insgesamt einundachtzig Spieler treten entweder im 1 vs 1 vs 1 oder 3 vs 3 gegeneinander an. Das Ziel: Punkten, die Gegner rauswerfen und der letzte verbliebene Spieler auf dem Eis zu sein. Das klingt auf dem Papier nach einer verdammt guten Idee, entpuppt sich aber in der Praxis als extrem schlecht durchdachte Implementation. Das große Problem ist nämlich, dass sich über beide Modi Spieler untereinander absprechen können, die sich dann natürlich gegen die verbliebenen Spieler verbünden und diese dann gnadenlos und völlig untervorteilt aus dem Spiel werfen. Solange die Macher das nicht reguliert bekommen, ist der neue Modus eine extrem frustrierende Angelegenheit, denn unter den vielen Spielern befindet sich fast immer jemand, der bescheißt. Und das kann´s echt nicht sein. 

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Immerhin hat man auf das Feedback der Spieler gehört und bietet mit NHL 20 auch die Option an, ONES abseits der World of CHEL solo zu spielen. Der Onlinezwang entfällt dadurch, aufgefüllt wird stattdessen mit K.I. – Spielern oder auf Wunsch auch mit Freunden am selben Bildschirm. Maximal vier Spieler erlaubt NHL 20 auch in diesem Jahr an einem System, sofern der gewählte Spielmodus das unterstützt. 

Und jährlich grüßt die Mikrotransaktion

Im Hockey Ultimate Team gilt es einmal mehr, sich aus möglichst guten Karten ein optimales Team zusammenzustellen und dieses dann erfolgreich gegen andere Spieler und deren Decks antreten zu lassen oder sich durch Einzelspielerseasons zu kämpfen. Hier ist eigentlich alles wie gehabt geblieben, mit der Ausnahme, dass die letztjährig in FIFA 19 eingeführten Squad Battles nun auch auf dem Eis Einzug gefunden haben. In regelmäßigen Abständen erwarten euch damit neue, besonders knifflige Herausforderungen, deren Absolvieren euch aber auch höherwertigere Belohnungen einbringt. Mit dem Ultimate Team ziehen leider auch die Mikrotransaktionen ins Spiel ein, denn aufgrund der zähen Grindingmechaniken, die euch spätestens dann erwarten, wenn euer Team auf regulärem Weg einen Durchschnitt von etwa 80 erreicht hat.

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Dass dieser Wert nicht einmal ansatzweise ausreicht, um mit der lebendigen Konkurrenz aus aller Welt mithalten zu können, ist natürlich klar. Da NHL 20 aber bewusst knausrig in der Ausschüttung der Ingamewährung Münzen ist, bleibt euch als Alternative zum unverhältnismäßig langen Grinding nur die Abkürzung über zusätzliche Echtgeldkäufe. Wer genug investiert, spart sich nicht nur eine Menge Zeit, sondern kommt über die Premium Packs schnell an eine ganze Palette überlegender Spieler. Da die aber wie alles andere ebenfalls nur zufällig ausgegeben werden, muss man hier zusätzlich neben Pay-2-Shortcut und Pay-2-Win auch mit einer starken Glücksspielkomponente leben, egal wie sehr man seitens EA auch versucht, Alternativbezeichnungen wie „Überraschungsmechaniken“ dafür zu etablieren. Scheiße bleibt eben Scheiße, egal ob man sie mit Lametta dekoriert oder nicht. Und deswegen werten wir das Spiel auch in diesem Jahr konsequent um 10 Punkte ab. Mehr aus dem Grund nicht, weil sich all das anders als zuletzt in NBA 2K20 nicht durch fast jeden Modus zieht. 

(Fast) Alles wie gehabt

Nimmt man die Gameplayoptimierungen und die verbesserte Präsentation auf dem Eis weg, bleibt die Spanne an wirklichen Neuerungen in diesem Jahr extrem gering. Der EASHL – Modus, der im letzten Jahr erstmals als kompetive Onlinekomponente eingeführt wurde, leidet immer noch unter der gleichen miesen K.I. wie zuvor. Solltet ihr also nicht imstande sein, euer Team komplett mit Freunden zu füllen, erwartet euch wahrscheinlich Niederlage um Niederlage im Kampf gegen die gnadenlosen Computergegner, da eure Mitspieler noch immer einfach ihre zugedachten Positionen verlassen und somit Tür und Tor für die gegnerische Offensive öffnen.

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Im Grunde unverändert präsentiert sich auch Be a Pro, wo ihr als Rookie den üblichen Weg nach an die Spitze der NHL nachspielt, ohne dabei aber irgendeine Form von Story mit auf den Weg zu bekommen. Der Modus bleibt das schwarze Schaf der Reihe, die gerade in diesen Aspekten im Vergleich zur Konkurrenz tonnenweise Aufholbedarf hat. Ähnlich innovationslos auch der Franchisemodus, der aber zumindest Verbesserungen beim Scouting mitbringt und die Spielerwerte nun basierend auf ihren aktuellen Leistungen permanent aktualisiert. Auch das Simulieren geht nun wesentlich zügiger von der Hand. Wirklich neu ist das überarbeitete Coachingsystem. Anstatt nämlich einen x-beliebigen Trainer anzuheuern, müsst ihr nun darauf achten, dass sich dessen Ansichten und Anforderungen auch mit dem Gebotenen als kompatibel erweisen. Wie im wahren Leben nützt der beste Trainer nichts, wenn er nichts hat, mit dem er basierend auf seiner persönlichen Philosophie arbeiten kann. 

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Seltsamerweise kann man Coaches nicht von anderem Teams abwerben, auch muss man den Trainern horrende Summen bieten, um diese überhaupt erst garantiert verpflichten zu können. Erschwerend hinzu kommt, dass man oft gezwungen ist, neues Spielerpersonal auf gut Glück anzuheuern um zu sehen, ob die überhaupt mit dem Coach zurechtkommen. Vorher angezeigt bekommt man mögliche Harmonien und Disharmonien nämlich nicht. Das System braucht dringend noch einige Verbesserungen, denn im gegenwärtigen Zustand bleiben zu viele Fragen offen, durch die einfach permanent Fallstricke entstehen, die man mit ein bisschen mehr Feintuning komplett hätte vermeiden können. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 oTrotz zahlreicher sinnvoller Gameplayoptimierungen stagniert die Eishockeyreihe in diesem Jahr spürbarer vor sich hin als jemals zuvor. Denn während der technische Sprung in die Moderne weiterhin ausbleibt und der Hang zu Echtgeldkäufen weiterhin die dominante Kraft im Ultimate Team bleibt, will weder der neue Eliminatormodus in der World of CHEL, noch das neue Coachingsystem im Franchise so recht überzeugen. Beides zeigt sich nämlich in seiner nicht zu Ende gedachten Umsetzung als extrem frustanfällig. Be a Pro säuft angesichts der storylastigen Inszenierungen der Konkurrenzkarrieren völlig ab und auch andere wichtige Baustellen wie EASHL bleiben unbeachtet. Dank starkem Rosterumfang, schnellerer und dynamischerer Spielweise sowie besserer Torwart – K.I. legt NHL 20 zwar auf dem Eis kräftig zu, vernachlässigt dabei aber nahezu alles andere.“

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PRO:

+ Spürbar beschleunigtes Gameplay
+ Viele neue Animationen sorgen für geschmeidigere Übergänge
+ Gewohnt detailverliebt in Szene gesetzte Spieler
+ Sinnvoll verbesserte Torwart – K.I. 
+ Gewohnt motivierend gestaltete World of CHEL
+ Überfällige, gelungene Modernisierung der allgemeinen Präsentation
+ Hoher Mannschaftsumfang dank dickem Lizenzpaket
+ ONES lassen sich nun auch offline spielen
+ Neues Kommentatorenduo sorgt für viel frischen Wind
+ Für Einsteiger und Profis gleichermaßen geeignet
+ Zugängliche, präzise Bedienung
+ Kraftvolle, atmosphärische Klangkulisse
+ Gute Musikauswahl

CONTRA:

– Technisch insgesamt nicht mehr auf der Höhe der Zeit
– Extrem frustrierende, da betrugsanfällige Eliminatormodi
– Belanglose, zum Vorjahr nahezu identische Be a Pro – Komponente
– Schlecht durchdachtes Coachingsystem macht mehr falsch als richtig
– Mieses Balancing im EASHL
– Insgesamt zu viel Recycling bei gleichzeitig nur sehr wenigen Neuerungen
– Kommentatoren mit vereinzelten Aussetzern
– Pay-2-Win, Pay-2-Shortcut und Glücksspielmechaniken dominieren Ultimate Team
– Keine deutsche Lokalisierung

  
                                              GESAMTWERTUNG:     6.7/10
                                                                               (um 10 Punkte abgewertet von 7.7)

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